Wärmerückgewinnung

Hier sollen Fragen und Probleme mit Brennöfen, egal ob Gas, Strom oder Holz, etc., gestellt und beantwortet werden.
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Vallo
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Wärmerückgewinnung

Beitrag von Vallo »

hallo,

wir sind am überlegen, ob wir nicht mit einem Kreuzstromwärmetauscher die Ofenabwärme (Elektroofen) für unsere darüberliegende Wohnung zum Heizen verwenden können.
Jetzt git es allerdings verschiedene Problematiken zu beachten.

1. In der ersten Aufheizphase des Ofens will man ja eigentlich gerne die Abluft raushaben, also einen Lufttausch mit der Außenluft vornehmen. Dies würde mit einem Kreustromwärmetauscher gehen, dann hätte man auch die Wärme noch in der Werkstatt und gute frische erwärmte Luft drin. Macht im Winter durchaus Sinn.

2. Im Sommer macht diese Lösung keinen Sinn, da wäre einfach ein Austausch der Luft mit Außenluft super, also vielleicht nur ein Gebläse ohne Wärmetausch?

3. Wenn die die Abluft weg ist und der Ofen langsam abkühlt macht dann der Kreuzstromwärmetauscher gekoppelt mit der Wohnung Sinn, also nicht mehr ein Austausch mit der Außenluft, sondern eine Koppelung mit der Wohnung.

Es gibt also viele unterschiedliche Ansätze, die sich teils wiedersprechen und man will ja nicht 3 unterschiedliche Anlagen installieren. Hat denn jemand hier schon Erfahrungen und etwas im Einsatz oder kennt jemand einen Haustechniker, der sich darauf spezialisiert hat die richtige umsetzbare Lösung zu finden?

Besten Dank
vallo
hille
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Re: Wärmerückgewinnung

Beitrag von hille »

Hallo vallo, ich kann dir zwar technisch nicht weiterhelfen, aber ich frage mich, wie oft du wohl brennst und welche Leistung dein Ofen hat.
Jens Adam
Beiträge: 118
Registriert: Donnerstag 31. August 2017, 14:22

Re: Wärmerückgewinnung

Beitrag von Jens Adam »

Hallo vallo,
solche Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung gibt es schon. Sinnvoll angewendet werden sie im Neubau bei stark wärmegedämmten Häusern um durch die Zwangslüftung Schimmel zu vermeiden und gleichzeitig nochmal etwa 12% Wärme einzusparen. Wirkungsgrad der Anlage ist mit über 90% sehr gut, Sommerbeipass für einen schwachen Kühleffekt gibt es auch.
Im Bestand ist das schwieriger (teurer).
Abgesehen von der erforderlichen Luftdichtheit des Gebäudes muss man die Lüftungsrohre unterbringen, man braucht eine Vorwärmung der angesaugten Luft auf über Null Grad, damit das Kondenswasser im Wärmetauscher nicht einfriert. Man braucht eine Nachwärmung nach dem Wärmetauscher um etwas wärmer als die Raumluft in die Räume einblasen zu können, anderenfalls würde man die Luftbewegung als unangenehm empfinden.
Das gibt es so alles vorgefertigt zu kaufen, baut Dir ein Lüftungsbauer auch ein, braucht aber eben Platz und kostet.
Dazu kommt, dass Ofenluft in der Aufheizphase korrosiv ist. Die größeren Lüftungsrohre sind aus verzinktem Wickelblech, der Wärmetauscher selbst ist aus Kunststoff,. der Lüftungsmotor liegt in der Zuluft, könnte man eine Lösung finden.
Der Aspekt, den hille anspricht, ist sehr pragmatisch. Lohnt das in irgendeiner Form? Wieviele Brände pro Woche mit welcher Heizleistung hast Du? Als Gegenpol: welche Heizleistung hat die Heizung eurer Wohnung, wie hoch ist Euer Jahresheizenergieverbrauch? Wenn der Ofen im Winter brennt kommt jetzt schon ein Teil der Wärme in der drüberliegenden Wohnung an (Fußbodenheizung :-) ), der Zugewinn durch eine Anlage ist also noch geringer.
Das eingesetzte Geld/Arbeit wäre wirtschaftlich gesehen vermutlich besser in eine Solaranlage/bessere Wärmedämmung der Wohnung/Beteiligung an einer Wind- oder Solargroßanlage eingesetzt. (Ich nehme an, dass der Umweltaspekt bei Deinen Überlegungen eine Rolle spielt)
Gruß, Jens
Vallo
Beiträge: 68
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Re: Wärmerückgewinnung

Beitrag von Vallo »

euch vielen Dank,
also wir heizen hier mit Gas Brennwertkessel ca. 1800 Kubikmeter Gas pro Jahr, Photovoltaik haben wir bereits auf dem Dach.
Wir brennen ca. 2 Öfen die Woche mit einem jährlichen Verbrauch von 12.000 kWh für die Öfen.
Kann man das irgenwie umrechnen wieviel Heizleistung das entspricht, wenn wir da die Abwärme nutzen würden?
vallo
hille
Beiträge: 1231
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Wärmerückgewinnung

Beitrag von hille »

O.k., das ist schon eine Hausnummer. Als wir unser Häuschen noch mit Nachtspeicheröfen geheizt haben, war das unser Heizstrom Jahresverbrauch. Da kann ich verstehen, dass du dir Gedanken machst.
Aber ich denke auch, das große Problem bei Nutzung der Ofenabluft ist das mit der Korrosion. Wenn ich bedenke, wie schnell meine Aluflexrohre immer durchrosten... In unserem mittlerweile sanierten und gedämmten Häuschen haben wir auch eine Wohnraumlüftung, wie Jens sie beschrieben hat, aber da würde ich niemals die Ofenabgase einleiten. (Übrigens funktioniert das Anwärmen der Außenluft normalerweise mit der warmen Luft aus dem Innenraum über einen Wärmetauscher, falls es jemanden interessiert, für die gestellte Frage ist das irrelevant)
Und dann ist ja gar nicht so viel Energie in der Abluft vom Brennofen. Ich denke, das meiste ist Wärmeabstrahlung vom heißen Ofenkörper. Wie man das außerhalb des Brennraums nutzen könnte, dazu habe ich keine Idee.
Jens Adam
Beiträge: 118
Registriert: Donnerstag 31. August 2017, 14:22

Re: Wärmerückgewinnung

Beitrag von Jens Adam »

1800m³ entsprechen ganz grob 18000kWh. Eure Brennenergie von 12000kWh (erscheint mir recht viel, 60kWh für Glatt-und Schrühbrand bei einem lose gesetzten 200l Ofen, mal 2 mal 50 ist 2400kWh pro Jahr bzw umgekehrt bei Euch 120kWh pro Glatt und Schrühbrand) wird zu 100% zu Wärme, die erst an den Brennraum und dann an die Umgebung abgegeben wird. Die könnt ihr von Oktober bis März nutzen, also 6000kWh. Einen Teil nutzt ihr jetzt schon als Fußboden und Brennraumheizung, eine Teil werdet ihr wegen des Wirkungsgrads nicht nutzen können, bleiben etwa 5000kWh pro Jahr als grobe Schätzung.
Wenn ihr das als Direktheizung nehmt, ohne Speicher, vielleicht 2500.
Wenn man die korrosive Ofenluft mal ignoriert wäre technisch am einfachsten wohl eine kleine Wärmepumpe (Lärm?), mit einem Heizregister in Eurer Wohnung. Die hat zwar einen schlechteren Wirkungsgrad (etwa 1:7), ist aber in einem Tag eingebaut.
Müsstest Du mal Wärmepumpen im Netz suchen.
Jens
Jens Adam
Beiträge: 118
Registriert: Donnerstag 31. August 2017, 14:22

Re: Wärmerückgewinnung

Beitrag von Jens Adam »

@hille: Du hast natürlich recht, für vallo ist die Vorwärmung nicht relevant. Für alle anderen Nutzer schon; wenn die Außenluft genug Minusgrade hat wird die Innenluft im Wärmetauscher so weit runter gekühlt, dass das Kondenswasser gefriert. In Deutschland inzwischen selten, meistens ist ein elektrisches Heizregister vor dem Wärmetauscher eingebaut, was notfalls die Temperatur etwas anhebt.
Die Wärmestrahlung vom Ofen trifft auf umgebende Flächen (Wände, Decke) und wird nach und nach in Konvektionswärme (warme Luft) umgewandelt bzw nach außen abgestrahlt.
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