Titandioxid wird als Weißmacher in allem von Wandfarbe bis Gummibärchen eingesetzt. Seid einiger Zeit gibt es Bedenken, dass es in Lebensmitteln Krebs erregend sein könnte aber als Glasurrohstoff ist es nicht besonders bedenklich (bis auf die lausige Energiebilanz bei der Herstellung).
Es wirkt als starkes Trübungsmittel und ab einer bestimmten Zuschlagmenge auch kristallisierend. Wer effektvolle, lebendige Glasuren herstellen will, kommt an Titandioxid nicht vorbei. Schon 2 - 5% Zusatz zu einer transparenten Glasur können diese bis zur Unkenntlichkeit verändern. Dazu braucht man aber ein langsames Abkühlen. Vor allem schlecht isolierte Toplader aus weicher Schamotte halten die Temperatur im kritischen Bereich nicht lange genug, als dass Titankristalle effektiv wachsen könnten. Der ideale Wachstumsbereich liegt irgendwo zwischen 1100C und 900C°. Der ideale Wachstumsbereich für Erdalkali-Silikate fängt aber erst bei ca. 850C an. Je nach Glasur Rezept muss man also nach Kompromissen suchen. Was in der Glasur geschieht, hängt aber natürlich vom Lösungsverhalten der Glasur ab. In Alkali Glasuren wird wesentlich mehr Zuschlag benötigt. Titan wird effektiver und funktionaler als Trübungsmittel, wenn es mit Erdalkalien kombiniert wird. Vor allem mit Magnesium. Kühlt es allerdings zu langsam, oder ist zu viel Titandioxid vorhanden, dann wachsen die Kristalle so dicht, dass sie unsichtbar werden. Die Glasur wird mit Mikrokristallen überhäuft und völlig opak und stumpf, der eigentliche Effekt geht verloren. Die richtige Brennkurve heraus zu finden ist deshalb oft schwieriger, als das richtige Rezept zu haben.
Obwohl es als Pulver reinweiß aussieht, ist Titandioxid doch verunreinigt und färbt immer ins gelbliche. Eine rein mit Titandioxid getrübte Glasur wird nie strahlend weiss. Kombiniert man es mit Zinn entstehen unter Umständen erstaunlich gelbe Glasuren. Ich Hab das bei eigenen Tests zufällig festgestellt. Was genau da passiert ist mir aber nicht klar und ich hab dazu auch noch nichts genaueres lesen können, außer Berichte von anderen die es auch beobachtet haben.
Im höheren Brennbereich ist Titandioxid auch ein aktives Flussmittel, man sollte also seine Brennplatten bei Experimenten ausreichend schützen. Es kann auch in sehr rauen Oberflächen resultieren wenn die Kristallisation zu stark ist. Des weiteren verändert es die meisten färbenden Oxide stark. Vor allem Kupfer, welches oliv bis graugrün wird, und Kobalt, welches knallgrün werden kann. Viele nutzen diesen Mechanismus um reizvolle Effekt Glasuren herzustellen, die je nach Auftragsstärke zwischen blau und grün hin und her changieren.
Titandioxid kommt so wie wir es verwenden in der Natur nicht vor sondern wird aus Erzen wie Ilmenit gewonnen. Rutil ist eine verunreinigte Zwischenform, die je nach Abbaugebiet auch Spuren von Chrom und Nickel enthält. Vor allem besteht es aber zu rund 40% aus Eisen. Es resultiert in noch spannenderen Effekten, denn die Kristalle, die Titan bildet sieht man in einer weißen Glasur wesentlich schlechter, als in einer leicht gefärbten. Kombiniert man es mit Zink und Strontium\Barium können die schönsten Glasuren entstehen, die es meiner Meinung nach gibt. (Siehe John Tiltons matte Kristallglasuren). Richtig spannende Ergebnisse liefert es auch in Kombination mit Lithium. Dabei entstehen echte Mattglasuren. Also solche, die wie Wasser laufen können und trotzdem steinmatt erstarren. Für Geschirr und Gebrauchskeramik ist das natürlich nicht wirklich geeignet.
Viel Spaß beim Experimentieren. Wenn du noch nie mit Titandioxid oder Rutil gearbeitet hast, dann hast du was verpasst, dann wird es jetzt erst richtig lustig.
