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Öfen wann frühstens öffnen??

Verfasst: Sonntag 4. Juni 2006, 16:28
von SpiritStar
Hallo,

ich bin noch relativ neu im Keramikbereich.
Ich habe mir einen Pyrotec Toplader Brennofen mit 56l gekauft.
Ich habe auch einen Scandia 160l Ofen.
Mein Scandia benötigt für einen Glasurbrand bis 1060°C ca. 6-8 Stunden
und ca. 12-14 Stunden zum Abkühlen.

Der Pyrotec braucht ca. 4 Stunden bis auf 1060°C und zum Abkühlen auf 50°C ca. 22 (!) Stunden - und genau das ist mein Problem! :(
Wann macht Ihr Euere Öfen auf? Es wird immer gesagt dass ein zu frühes aufmachen zu Problemen führen kann - welcher Art? Einige sagen es geht
auf die Spiralen - wie stark??

Glasurrisse etc. sind mir egal, da ich eher einzelne Kunstobjekte herstellen möchte.

Bin für jeden Tip dankbar. :D

Viele Grüße an alle

SpiritStar

Verfasst: Montag 5. Juni 2006, 19:30
von Pit
0fen abends anmachen und früh auf. so läuft es bei mir. denke das du ab 200°C problemlos öffnen kannst. die spiralen sollten kenen schaden nehmen wenn es unter 650°C ist. oder eben das es nicht mehr glüht. aber das wäre für keramik und platte zu früh.
jedenfalls rate ich davon ab bei topladern einen stein oder ähnliches unter den deckel zu legen, um nur einen spalt weit zu öffnen. der ofendeckel wird bedingt durch die bauweise extrem belastet.
da dein ofen nicht all zu groß ist, denke ich du kannst problemlos schon bei 300 grad öffnen. warte bis es auf 80°C ungefähr runter ist und räume dann aus...

Verfasst: Dienstag 6. Juni 2006, 05:27
von Abrasol
Hab' ich früher auch so gemacht - hatte aber eigentlich immer geplant am späten Nachmittag fertig zu werden mit glasieren. Wegen zuvielen Kaffeepausen, unerwarteten Anrufen oder ähnlichem wurde es dann aber meist Abend :wink:

Ich mußte noch beim 300 Liter Toplader manuell umschalten, jeweils von Stufe eins bis Stufe drei und dann bis zur Endtemperatur...

"Nachtbrennen" hat aber den Nachteil dass man eventuell nicht so gut schläft...

Ich habe (trotz dem recht schweren Ofendeckel beim 300 L Toplader) immer einen Keil zum schnelleren Abkühlen unter den Deckel geshoben (auch beim Anheitzen von Schrühbrand, wenn ich nicht ganz sicher war dass alles trocken genug war). Das war ein Keil aus einem Feuerfesten Stein geschnitten, ähnlich in Form und Grösse wie sie Lastwagen benutz(t)en, wenn sie am Hang parken! Der Trick dabei ist, dass die Auflagefläche recht groß und eben ist, und dass man die Höhe, wie weit man den Deckel öffnen will, bestimmen bzw. variieren kann. Was wichtig bei dieser Vorgehensweise ist, ist dass man den Ofendeckel sehr vorsichtig und sachte auf den "Keil" niederlässt. Die Belastung des Deckels, sowie des "Charniers" muss man je nach Ofentyp selbst einschätzen und entscheiden ob man dies tun will oder nicht. Bei kleineren Öfen (mit leichterem Deckel) ist es natürlich weniger belastend als in etwa bei großen Öfen dieser Bauweise. Wenn ich mich recht erinnere habe ich auch bei zirka 300 Grad (manchmal +) angefangen den Keil unter den Deckel zu schieben, um ihn dann nach einer halben Stunde weiter zu Schieben (vorher natürlich den Deckel wieder sachte anheben und runterlassen)!

Handschuhe nicht vergessen und die Nase nicht zu weit vorstrecken beim ersten Begutachten der Ware :wink:

Verfasst: Dienstag 6. Juni 2006, 12:05
von hilka
Hallo zusammen,

ich habe festgestellt, wenn ich den Ofen sofort nach dem Abkühlen öffne
(kleiner Pyrotec-Ofen), dann entstehen schon mal Glasurrisse. Denn sofort nach dem Öffnen ist noch alles ok und wenn ich dann etwas später die gebrannten Tonteile entnehmen will, sind Risse entstanden. Ist das nun Zufall, oder sollte man lieber noch viel länger warten mit dem Öffnen?
Gruß
hilka

Verfasst: Dienstag 6. Juni 2006, 12:10
von Abrasol
Hilka,

Bei welcher Temperatur bitte, - was heißt "nach dem Abkühlen"???

Verfasst: Dienstag 6. Juni 2006, 12:57
von Pit
@hilka: ich denke du kannst diese risse schon reduzieren, durch späteres öffnen des ofens. doch befürchte ich das die risse dann nach und nach später ohnehin entstehen. "klingelt" deine keramik zum beispiel noch etwas wenn du sie aus dem ofen genommen hast? ich denke wenn keramik und glasur optimal aneinander angepasste wärmeausdehnungen haben - schadet es der keramik nicht, wenn sie auch etwas eher dem ofen entnommen wird.
passen glasur und scherben nicht zusammen, so entstehen die risse später im gebrauch. letztenendes aber für die dichtheit der keramik unerheblich, da ja bekanntermaßen der scherben dicht gebrannt sein muß dafür (dichtheit).

bei den ofendeckel habe ich genau das "keilen" gemeint @abrasol. die stelle wo deckelsteine und scharnier mittels sehr langer schrauben miteinander verbunden sind - geht doch ganz gern kaputt. denn egal was du unterlegst - du reduzierst die auflagefläche des deckels. das gewicht des deckels ändert sich aber nicht. das heisst: an den auflageflächen bzw. am scharnier liegt mehr gewicht an. bei einem keil teilst du also das gewicht durch zwei. klar dein keil hat mehr auflagefläche als ein stein oä. aber am scharnier liegt sofort das halbe deckelgewicht an. genauso beim offen stehen lassen des ofens, wenn er nicht benutzt wird.
vom werk her steht da der deckel etwas nach hinten gekippt. das belastet diese verbindung ebenso (nur halt in die andere richtung).
am besten den ofen so an der wand platzieren das der deckel völlig senkrecht steht, wenn der ofen auf ist. und dann an der wand eine vorrichtung (zB haken) befestigen, damit der deckel nicht aus versehen zuknallt. zumindest für werkstätten ohne viele verschiedene mitarbeiter würde ich das empfehlen.
habe wie gesagt mal in so nem zubehörhandel gearbeitet. der deckel ist der schwachpunkt an topladern...

Verfasst: Dienstag 6. Juni 2006, 16:25
von Abrasol
@Pit,

Stimmt so weit dass es die oder eine Schwachstelle am Toplader war (und scheinbar immer noch) ist. Deshalb habe ich ja nur bedingt angeraten diese "Technik" einzusetzen. Dürfte dennoch von Fabrikat und Grösse abhängen. Aber es wundert mich zudem, dass man diesen Mängel immer noch nicht behoben hat.

Und doch: Den ersten 300l Toplader hatte ich (schätze einmal) 1984 angeschafft und der Deckel war extrem schwer und das Scharnier eher unterdimensioniert (bzw. etwas schwach auf der Brust). Ich habe den Deckel trotzdem bei jedem Brand (immer vorsichtig) wie beschrieben gekeilt, und das immerhin 8 Jahre lang. Die Schrauben hatten nach dieser Zeit tatsächlich etwas Spiel und ich wurde immer vorsichtiger - aber immerhin! :wink:

Es ist aber (mit der zusätzlichen Info, dass die neueren Fabrikate an der Stelle nicht verstärkt worden sind, bzw. immer noch dieselbe Schwachstelle aufweisen) tatsächlich nur bedingt zu empfehlen!

Verfasst: Dienstag 6. Juni 2006, 16:31
von hilka
Ich habe einen Toplader mit Starkstrom, der eine Regelung hat, die auch die Temperatur anzeigt. Mein kleiner Toplader aber hat leider keine Temperaturanzeige. Er zeigt also nur an, wann die Teile abgekühlt sind. Was heißt denn eigentlich: Scherben und Glasur passen nicht zusammen? Woran merkt man das, außer daß Risse entstehen? :lol: :oops: Ich nehme normalen Aufbauton und Fertigglasuren, die ich genau nach Anweisung auftrage, und ich richte mich genau nach der Temperaturangabe.
Gruß
Hilka

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2006, 13:27
von Pit
@hilka...#wenn etwas heiß wird, dehnt es sich aus und umgekehrt wenn etwas erkaltet zieht es sich zusammen.
doch in der keramik ist dann aus dem glasurpulver eine glasschicht geworden und auch der geschrühte scherben ist anders (bestenfalls dicht oder je was gewünscht ist). jedenfalls beim erkalten kann es passieren, das sich glasur und scherben unterschiedlich viel zusammenziehen. sie haben einen unterschiedlichen wärmeausdehnungskoeffizient (richtig?). die bekannten klassiker: scherben zieht sich mehr zusammen - dann kommt es zu glasurabplatzern. denn für die glasurschicht ist auf dem weniger werdenden stück kein platz mehr. der andere fall sind die glasurrisse. also wenn sich die glasur mehr zusammenzieht als der scherben.
was dagegen man jeweils tun kann wird ja hier in den unterschiedlichsten threads besprochen. passt dann aber besser in das glasur-forum...

Verfasst: Mittwoch 7. Juni 2006, 13:57
von Abrasol
Liege ich richtig mit der Annahme, dass man sich bei Kraqueléglasuren, die sich diesen Effekt ja zunutze machen, - diese "beabsichtigten Glasurrisse" durch verfrühtes öffnen des Ofens beeinflussen kann?

Glaube mich an sowas erinnern zu können...

Bei hilka dürfte diese aber keine Rolle spielen, da der Ofen unter 100° haben dürfte, wenn die von ihr erwähnte "Anzeige" aufleuchtet.

@hilka, es schadet sicher nichts wenn du dir ein paar Tonproben besorgst und deine Glasur einmal auf anderen Tonsorten testet. Für einen Laien bietet es sich an, entweder den Ton oder die Glasur zu wechseln. Jenachdem was einem lieber ist, bzw. auf was man am ehesten verzichten kann. :wink:

Verfasst: Donnerstag 8. Juni 2006, 11:21
von hilka
Hallo Pit und Abrasol,
vielen Dank für Eure Antworten. Ich werde mal einige Proben machen. Jedenfalls finde ich es echt gut, wie Ihr Euch Gedanken macht, anderen zu helfen. Überhaupt finde ich es gut, dass man im Kalkspatz im allgemeinen so hilfsbereit ist. :D
Liebe Grüße
hilka

Dankeschön!, dünnes Pinseln?, Anworten von Pyrotec

Verfasst: Dienstag 20. Juni 2006, 00:22
von SpiritStar
Hallo,

ich wollte mich auch mal für die vielen sehr netten und guten Antworten
bedanken. Ich habe mittlerweile selbst mit Pyrotec gesprochen und
die haben Euere Aussagen bestätigt.
Es hieß zwar dass die Heizspiralen ein kleines bisschen mehr beansprucht werden durch das frühere Öffnen, aber das wäre wohl kaum merklich.
Und bei einen Preis von ca. 130,00 € für einen neues Heizspiralensatz
ist mir das auch ehrlich gesagt egal!
Die Leute bei Pyrotec meinten, dass Toplader grundsätzlich durch den Kamineffekt ganz gut für eine Sturzkühlung geeignet sind. Der sehr sehr nette Herr am Telefon sagte mir auch dass er den Ofen auch manchmal schon ab 300°C öffnet und einen Stein/Keil unter den Deckel legt, damit er schneller abkühlt, da es im unteren Temperaturbereich doch Hitzestau ab Deckel gibt. Ich Öffne meinen Ofen jetzt so ab ca. 200-250°C und das funktioniert eigentlich sehr gut.
Die Sache mit den verstellbarem Keilen werde ich mir auch überlegen.
Wobei Ich mir wahrscheinlich ein verstellbares Teleskop Alu oder Eisenprofilteil basteln/Schweissen werde dass ich unter den Deckelgriff stellen kann und das den Griff genau aufnimmt - damit kann ich den Druckpunkt auf die Schamotsteine des Ofens verringern - wenn ich dann noch 1-2 Keile dazwischenschiebe, dann wird der Deckel zusätzlich entlastet. - Weiß zwar nicht ob das wirklich notwendig ist, aber ist vielleicht nicht schlecht. Zumal ich noch demnächst noch einen großen gebrauchten 300l Kittec Ofen habe werde - bei dem was wohl doch ziemlich sinnvoll ist.
Naja wie auch immer, nochmals ein dickes liebes Dankeschön an Alle.
:D :D


Ähm, es fällt mir gerade noch eine Frage ein - ab wann wird eigentlich der Brand im Elektroofen reduzierend? Bei welchen Stoffen?
In wieweit ist Restfeuchtigkeit in der Keramik schädlich für den Ofen?
Übrigens meinte der Verkäufer meines Pyrotec Ofens, das man eventuell in den Deckel auch ein Loch bohren könnte und einen Ofenstopfen einsetzten könnte um Feuchtigkeit abziehen lassen zu können, ohne den
Ofen zu öffnen! - Weiß aber nicht ob das so gut ist...? :?

Außerdem würde es mich noch interessieren (ist mir fast peinlich!) wie man beim Bemahlen der Keramik superfeine Striche hinbekommt!
Denn selbt ein 1er Pinsel ist mir zu grob...?? :oops:

Ich wünsche Euch allen auf jeden Fall weiterhin superviel Freund und
Spaß bei Euerem schaffen. Und nochmals Danke für die Antworten.

Spirit Star :D :D

Was meinst Du genau?

Verfasst: Dienstag 20. Juni 2006, 00:40
von SpiritStar
Hallo Abrasol,

ich wollte nochmals genau nachfragen, was Du genau meinst - mit folgendem Satz:
Abrasol hat geschrieben:"Nachtbrennen" hat aber den Nachteil dass man eventuell nicht so gut schläft...

Lärm?, Hitze?, E-Smog? ...Ähm, ich interessiere mich grundsätzlich für alles und daher die neugierige Frage... wenn Du möchtest... vielleicht...
Oder aber... - Vorweg auf jeden Fall gleich mal ein dickes Dankeschön für deine Mühe :wink:

Viele Grüße und alle Gute

Spirit Star :D :D

Verfasst: Dienstag 20. Juni 2006, 08:11
von Abrasol
Hallo SpiritStar,

Der eventuell "unruhige" Schlaf war eher emotionell gemeint, auch wenn das wohl individuell verschieden sein dürfte. Wer kann es sich schon ganz verkneifen zwischendurch mal nach dem Ofen zu sehen? Ich zumindest bin (trotz Routine) immer etwas unruhig, einmal ganz abgesehen von der Sicherheit. :wink:

Verfasst: Mittwoch 21. Juni 2006, 03:49
von SpiritStar
Hallo Abrasol,

haste natürlich recht...! - Daran habe ich nun nicht gedacht, schlafe
gerade sowieso fast nie... aus verschiedenen Gründen... :wink:


Hoffe Ihr schlaft zumindest alle tief und fest ... um diese Uhrzeit! -
Zumindest bin ich meist der einzige Benutzer zu dieser späten Stunde.
Habe zur Zeit einen etwas komischen Rhythmus! - Gehe meist morgens um 5:00 Uhr erst ins Bett und stehe um 9:00 Uhr wieder auf!
Naja, wie auch immer - heute gehe ich 'schon' um 4:00 Uhr ins Bett!


Also - Viele Grüße an Alle

Spirit Star :D :D