Glasierfehler, die ich mir nicht erklären kann ...

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Brigitte
Beiträge: 7
Registriert: Samstag 29. September 2007, 08:35
Wohnort: Malchow

Glasierfehler, die ich mir nicht erklären kann ...

Beitrag von Brigitte »

Ich habe diverse Probleme beim Glasieren und brauche Hilfe.
Alle Teile, die ich glasiert habe zeigen die gleichen Fehler.
Der Deckel der Butterdose und das Unterteil dazu standen direkt auf der Brennplatte.
Ich habe die Teile bereits jemanden gezeigt, der war bei den Fehlern aber auch sprachlos.

Ich habe den gleichen roten Ton für alle Teile benutzt.
(Fuchs GR, 1000°C bis 1100°C für Gießkeramik)
(Fuchs R2505 1000°C bis 1250°C für Aufbaukeramik)

Schrühbrand bei 800 °C 5min Haltezeit.
Glasur vulkanrot (A1121 von Jäger) auf 1kg Glasurpulver 0,8l Wasser
Glasur tiefblau (A1135 von Jäger) auf 1kg Glasurpulver 0,8l Wasser

Alle Teile 2x getaucht für je ca. 10 Sekunden
Glasurbrand bei 1150°C (nach Anzeige der Ofensteuerung) 15min Haltezeit.


Brigitte

Stellvertretend für alle Teile, habe ich hier ein paar Teile Fotografiert.

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bento
Beiträge: 13
Registriert: Samstag 17. November 2007, 02:02
Wohnort: Münster

Beitrag von bento »

kannst du die fehler vielleicht noch versuchen in Worte zu fassen? Auf den Fotos erkenne ich so direkt nur das "Abzundern / Abrollen" der roten Glasur! Was ist bei der blauen Glasur der Fehler?
Zum "Abzundern / Abrollen" kann ich folgende Erfahrung berichten:
Bei Glasuren mit hohem Calciumborat-Anteil kommt es häufig zu diesem Effekt, besonders dann, wenn die frisch glasierten Gefäße im Glasurbrand schnell hochgeheizt werden. Dann "zundert" die Glasur vom Scherben und es entstehen solche "Glasurinseln". Das ist das spezielle Phänomen des Calciumborats. Generell kommt es zum Abrollen, wenn die Glasur eine hohe Oberflächenspannung aufweißt. Oder war dein Scherben vorm Glasieren vielleicht verschmutzt? Fett oder Staub? Dann gibt´s sowas auch! Bitte um weitere Ideen!
Gruß bento
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Brigitte
Beiträge: 7
Registriert: Samstag 29. September 2007, 08:35
Wohnort: Malchow

Beitrag von Brigitte »

Hallo Bento, hallo Harry,
danke für Eure schnelle Antwort.

Ich hatte mich absichtlich mit meinen Mutmaßungen zurückgehalten, da ich fachlich
kaum präzise Antworten geben könnte.

Die blauen Teile sollten eigentlich komplett dunkelblau sein (wie am unteren Rand).
Einen Fettfilm und Staub kann mit großer Sicherheit ausgeschlossen werden.
Das der Ton nur bis 1100°C geeignet sein soll, ist mir ehrlicherweise erst heute
beim Zusammenstellen der Daten richtig bewußt geworden.

Schrühbrand:
Bis 600°C Aufheizen mit 100°C je Stunde, 5 min Haltezeit, weiter auf 800°C mit 150°C je Stunde
5 min Haltezeit, ungeregeltes Abkühlen.

Glasurbrand:
Bis 300°C Aufheizen mit 150°C je Stunde, 5 min Haltezeit, weiter auf 1150°C ungeregelt mit max. Leistung,
15 min Haltezeit, ungeregeltes Abkühlen.

Mir war aufgefallen, dass bei Teilen mit einer hohen Wandstärke (Proben ca. 10mm dick ) die Glasur "besser" aussah = dem Bild im Katalog eher entspricht.
Da es sich bei den Proben aber nicht um den Gießton handelt, sind sie dafür mutmaßlich nicht repräsentativ.
Das schnelle Aufheizen beim Glasurbrand war voreingestellt. Mangels Erfahrungen habe ich es als richtig angenommen und so die Einstellungen belassen.
Meine Vermutung war eine zu hohe Endtemperatur, ich wollte beim nächsten Glasurbrand ein paar Kegel dazustellen, um die Temperatur kontrollieren zu können.

Gruß Brigitte
Ima
Beiträge: 212
Registriert: Sonntag 28. Januar 2007, 12:42
Wohnort: Idar- Oberstein

Beitrag von Ima »

Ich weiß ja nicht, wie dickflüssig deine Glasur ist, aber 2 mal tauchen mit jew. 10 Sekunden? Das scheint mir zuviel !

Kann es sein, dass dadurch die Teile zu nass wurden und dann beim Austrocknen (Hochbrennen) im Ofen sich Blasen bilden, diese dann eine Abrollung der Glasur an der Innenseite hervorrufen?

Ich tauche nur einmal und wenn der Scherben "satt" ist, ist genug Glasur drauf.
Manche Glasuren dürfen aufgrund der Inhaltstoffe nicht so dick aufgetragen werden, sonst verhalten sie sich in der euthektischen Phase gegenteilig zu dem erwarteten Resultat.

Nur so ein Gedanke von mir!

Ima
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Brigitte
Beiträge: 7
Registriert: Samstag 29. September 2007, 08:35
Wohnort: Malchow

Beitrag von Brigitte »

Hallo Ima,

danke für Deinen Tip.
Ich habe heute morgen bei Jäger angerufen und mit den Leuten dort über meine Probleme geredet.
Offensichtlich kommen mehrere Ursachen in Frage.
Auch das mehrfache Tauchen wurde angesprochen.
Ich werde jetzt den Ratschlägen folgen und einiges ändern.
Mal sehen was herauskommt.

Gruss Brigitte
bbina
Beiträge: 32
Registriert: Samstag 7. Juli 2007, 18:36
Wohnort: Südhessen

Beitrag von bbina »

Hallo Brigitte,

sagst du uns, was Jäger als mögliche Ursachen vermutet hat? Ich wäre sehr daran interessiert, denn mir passieren ja ständig solche Patzer :roll:

bbina
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Brigitte
Beiträge: 7
Registriert: Samstag 29. September 2007, 08:35
Wohnort: Malchow

Beitrag von Brigitte »

Hallo bbina,

erstmal vorweg, die Mitarbeiter bei Jäger waren sehr hilfsbereit
und haben sich viel Zeit für meine Probleme genommen.
Ich habe versucht die Glasurfehler möglichst präzise zu beschreiben,
das da genug Spielraum für freie Interpretation bleibt ist allen klar.
Ich habe die Möglichkeit die Teile nach Jäger zu schicken,
zusammen mit ein paar noch nicht glasierten Teilen.
Das werde ich machen, wird aber ein paar Tage dauern.
Ich werde mich mit dem Ergebnis melden.
Die Vermutungen von Jäger decken sich mit denen von Harry und bento:

- 800°C ist zu wenig beim Schrühbrand, die Scherben sind wie ein Schwamm,
nehmen viel Wasser auf und können, wenn dann auch noch 2x getaucht
wird, die Glasurschicht wieder an- oder ablösen.
- Da der Scherben viel Wasser aufgenommen hat, ist es möglich, daß
die Teile beim Glasurbrand noch nicht trocken sind. Der austretende Wasserdampf
löst die Glasurschicht ab. Je schneller hochgeheizt wird destso größer das Risiko.
- Fett oder Staub verhindern einen Glasurauftrag

Vorgeschlagene Lösungen:

- bei 950°C Schrühen
- Glasurleim einsetzen
- nur 1x tauchen zum Glasieren
- Brennkurve des Glasurbrandes ändern (langsamer hochheizen)

Gruß Brigitte
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