Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

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mik
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Registriert: Dienstag 16. Juli 2019, 22:30

Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von mik »

Hallo in der Gruppe ich wollte fragen ob der Rohstoff Bariumsulfat, Bariumcarbonat und Zinkoxid für Essgeschirr tauglich ist.
beste Grüße Mik
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1276
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Barium ist hoch giftig, erst recht für dich in der Verarbeitung, für das Abwasser und für die sonstige Umwelt.
Wieso möchtest du es überhaupt verwenden?
Jens Adam
Beiträge: 140
Registriert: Donnerstag 31. August 2017, 14:22

Re: Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von Jens Adam »

Ich finde, dass man diese Frage nicht so pauschal beantworten kann. Wasserunlösliche Bariumverbindungen (Bariumsulfat) sind ungiftig für den Menschen. In glänzenden Glasuren mit weniger als 10% Barium liegt das Barium normalerweise gebunden als Bariumsilikat vor. Problematisch sind matte, unterfeuerte oder Kristallglasuren, da diese meist nicht säurefest sind und dann Metallionen aus der Oberfläche herausgelöst werden können. Zinkoxid ist in vielen Glasuren enthalten. Es kommt immer auf die dabei entstehende Glasur an, ob die Inhaltsstoffe nach dem Brand noch giftig sind.
Aus diesem Grund wird auch eine Prüfung der Blei-, Cadmium- (und seit ein paar Jahren auch) Kobaltlässigkeit der fertigen Glasur verlangt, aber es gibt kein Verbot der Verwendung der Rohstoffe. (Ich rate trotzdem von Blei/Cadmium ab).
Zink in Glasuren kann die Kristallbildung fördern, mattieren (>10%), aber auch die Oberflächenhärte, die chemische Widerstandsfähigkeit und den Fluss verbessern (<8%).
Sowohl Barium als auch Zink kann in Glasuren die Farbigkeit stark beeinflussen.
Barium sollte in Geschirrglasuren nur verwendet werden, wenn die Glasur säurefest ist.
Da Deine Frage sehr allgemein gestellt ist (keine Brenntemperatur angegeben, keine Angaben zu der zu entwickelnden Glasur) gehe ich davon aus, dass Du noch wenig Erfahrung mit der Glasurherstellung hast. Ich würde Dir daher raten, Dir erst die Grundlagen anzulesen (Wolf Matthes) oder zumindest bewährte Glasurrezepte (glazy.com u.Ä.) für Geschirr zu verwenden bevor Du loslegst.
Yaki
Beiträge: 138
Registriert: Donnerstag 7. Januar 2016, 13:09

Re: Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von Yaki »

Ergänzend möchte ich als Beispiel die Glasur Nr. 417 von Wolf Matthes nennen. Sie enthält sogar 17,9% Bariumcarbonat und ist bei SK 6a/7 gebrannt, geschirrtauglich.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1276
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

@jens@yaki
Natürlich stimmt es so wie ihr sagt, aber ich wollte mir all die Erklärungen ersparen, an jemanden der offensichtlich noch so unbedarft fragt, bevor man genauer weiß worum es geht und halte es trotzdem noch mit Jens:
„(Ich rate trotzdem von Blei/Cadmium ab).“

Es gibt so viele andere Möglichkeiten für schöne und gute Geschirr-Glasuren, anstatt diese giftigen Rohstoffe weiterhin zu kaufen, zu hantieren und zu lagern, ohne dass man sm Ende garantieren kann, dass Reste sachgemäß entsorgt werden.

Deshalb noch mal meine Frage an Mik:
Aus welchem Grund fragst du danach?
mik
Beiträge: 30
Registriert: Dienstag 16. Juli 2019, 22:30

Re: Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von mik »

Hallo Maria
Vorerst mal danke an alle das ihr mir versucht brauchbare Antworten zu geben.
Erstmal noch zu meiner Person, ja ich bin kein profi töpfer, allerdings beschäftige ich mich mit dem Tema ca. 10 jahre, ich brenne im hochbrand bis seger kegel 7- 11 in einen kleinen gasofen nich nur für testzwecke und in meinen Sasukenei-Ofen.
Was die Glasuren betrifft verwende ich viele verschiedene Holzasche Glasuren, unter anderem bevorzuge ich Farnasche Glasur wo ich sehr schöne ergebnisse habe, auch aus dem Buch von Wolf Matthes Keramische Glasuren Teil 1 und 2. Aus dem buch habe ich eine Farnascheglasur mit 21 % zinkoxid allerdings ist hier nix angegeben ob essgeschirrtauglich oder nicht. Bei der anderen Farnascheglasur gehört eben bariumsulfat dazu. Von wo ich jetzt die Glasur habe weiss ich jetzt nicht genau, aber auch aus irgend einem Buch. Diese Farnascheglasur mit den Bariumsulfat ist eine sehr schöne silbermetallische Glasur daher wollte ich auch für diese Glasur wissen ob sie eventuell essgeschirrtauglich wäre. Falls nicht auch kein problem da ich sonst auch viele schöne Feldspatglasuren mit Asche habe die auch sehr brauchbar sind .
Zum händling von Rostoffen ist mir schon klar das diese nich gesund sind so arbeite ich immer mit einer richtigen Maske und auch die restbestände kommen bei mir sicher nicht in die Umwelt es wird alles aufgefangen und später ordnungsgemäss entsorgt.
Da ich in Österreich lebe ist es sowieso unmöglich irgenwelches Essgeschirr zuverkaufen allerdings wollte ich mir die Freude an diesen schönen Hobby nicht durch Gesetze und Paragraphenreiter verderben lassen, da bin ich schon zu tief in der Materie.
schöne Grüße an alle hier Mik
mik
Beiträge: 30
Registriert: Dienstag 16. Juli 2019, 22:30

Re: Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von mik »

Hallo Jens natürlich war die Frage erstmal sehr Oberflächlich, aber irgendwie muss ich anfangen.
Also zu deiner Frage ich brenne im Hochbrand segerkegel 7-11 im Holzofen und Gas. Das Rezept meiner Glasur hab ich aus einen Buch aus welchen weiss ich nich mehr.
Rezept Farnascheglasur
23 %Farnasche
36% kali feldspat
21% zinkoxid
5% Bariumsulfat
5% Quarz
5% titanoxid
3% bentonit
3% kupferoxid,

Vielleicht kannst Du mir Jens zu der Glasur was sagen was Essgeschirrtauglichkeit angeht bei segerkegel 7-9

Gruß Mik
Jens Adam
Beiträge: 140
Registriert: Donnerstag 31. August 2017, 14:22

Re: Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von Jens Adam »

Wahrscheinlich nicht für Essgeschirr geeignet. Zu viel Kupfer, Zink, Barium. Das wird eine vermutlich türkise, blaugrüne Steinzeugglasur, welche wie wohl die meisten türkisen (ungefritteten) Glasuren nicht auf Geschirr gehört. Die Gefahr das durch saure Speisen Kupfer bzw Barium rausgelöst werden ist vorhanden und müsste im Labor untersucht werden. (Auch wenn das nicht vorgeschrieben ist). Den manchmal beschriebenen Essigtest halte ich nur dafür geeignet um einen Hinweis zu erhalten wie spülmaschinenfest eine Glasur ist.
Falls Du gerne experimentierst:
23 % Farnasche
36 % Kalifeldspat
12–15 % Zinkoxid
5 % Strontiumcarbonat
10 % Quarz
5 % Titanoxid
3 % Bentonit
1 % Kupferoxid
Du wirst vermutlich die Haltezeit erhöhen müssen oder noch NaFsp einbringen müssen damit die Glasur bei 1250° ausschmilzt.
Gruß, Jens
mik
Beiträge: 30
Registriert: Dienstag 16. Juli 2019, 22:30

Re: Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von mik »

Hallo Jens danke für deine Antwort und das Rezept, ich hab leider kein Strontiumcarbonat, bin jetzt nicht sicher ob das Hobbytöpfer überhaupt bekommen, aber egal ich bin mit meinen Rezept ganz zufrieden, das sie nicht essgeschirrtauglich ist naja kann ich verkraften, dachte mir eh schon sowas ähnliches. Du hast recht meine Glasur ist auf einen Scherben schön blau grün, aber auch wiederum auf einen anderen eher dunkelgrün, habe auf beiden Scherben einen gelblichen Slip aus ton.
Gruß, Mik
Maria Ortiz Gil
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Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Mik,

danke für die Antwort, dann weißt du mehr über Glasuren als ich.
Ich finde deine Experimente sehr interessant und wünsche dir viel Erfolg! Und wenn es so ist, dass du deine Töpfe nicht verkaufst und gut mit den Rohstoffen um zu gehen weißt, dann ist ja alles ok. Schön, dass du das klar gestellt hast. Ich hoffe, du bekommst mit den Aschen noch viele andere interessante Ergebnisse, auch ohne Giftstoffe.

Schönen Gruß!
Maria
Jens Adam
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Re: Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von Jens Adam »

Hallo Mik,
Strontiumkarbonat hat ähnliche Eigenschaften wie Bariumkarbonat, ist aber ungiftig. Du bekommst es auch als Privatkunde im Keramikbedarfshandel, zB. bei BSZ für 8€/kg.
Schönen Gruß, Jens
mik
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Re: Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von mik »

Jens Adam hat geschrieben: Samstag 23. August 2025, 16:18 Hallo Mik,
Strontiumkarbonat hat ähnliche Eigenschaften wie Bariumkarbonat, ist aber ungiftig. Du bekommst es auch als Privatkunde im Keramikbedarfshandel, zB. bei BSZ für 8€/kg.
Schönen Gruß, Jens
Ok danke 😊 das muss ich mir dann mal ansehn, kann man das Bariumkarbonat 1 zu 1 ersetzen mit dem Strontiumkarbonat
Schönen Gruß Mik
mik
Beiträge: 30
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Re: Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von mik »

Maria Ortiz Gil hat geschrieben: Samstag 23. August 2025, 15:23 Hallo Mik,

danke für die Antwort, dann weißt du mehr über Glasuren als ich.
Ich finde deine Experimente sehr interessant und wünsche dir viel Erfolg! Und wenn es so ist, dass du deine Töpfe nicht verkaufst und gut mit den Rohstoffen um zu gehen weißt, dann ist ja alles ok. Schön, dass du das klar gestellt hast. Ich hoffe, du bekommst mit den Aschen noch viele andere interessante Ergebnisse, auch ohne Giftstoffe.

Schönen Gruß!
Maria
Danke Dir ich bleibe dran oft sind ja die Standartascheglasuren wenn man sie hoch brennt auch sehr schön und eben ungiftig
Schönen Gruß Mik
Jens Adam
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Re: Essgeschirrtauglichkeit von Rohstoffen

Beitrag von Jens Adam »

Hallo Mik,
wie ich ja schrieb: ähnlich. Barium erzeugt mehr Tiefe, eventuell Wolkenbildung, brillantere Farben. Senkt den WAK stärker als Lithium, wirkt daher stärker gegen Craquelee.
Gruß Jens
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