Glasuren

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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L.eninha
Beiträge: 3
Registriert: Mittwoch 7. Februar 2024, 19:35

Glasuren

Beitrag von L.eninha »

Ich leite ein offenes Töpferangebot in einem soziokulturellen Zentrum.
Ich bin auf der Suche nach Ideen, die Arbeitszeit für Brennen und co etwas zu verkürzen..
Ich habe mich gefragt, ob es auch Glasuren gibt, welche auf feuchten bzw luftgetrocknetem Ton aufgetragen werden können und somit nur einen Brand benötigen

Hat jemand hiermit Erfahrungen?

Bin über Ideen Dankbar.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1239
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Glasuren

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Leninha,

Da kann ich dir einen guten Vorschlag machen!
Habe selbst jahrelang Kurse gegeben und wollte ebenfalls einen Brand sparen,
Nicht nur wegen der Energie, sondern weil sonst mein Stundenlohn ins Unermessliche gesunken ist, bis ich all die Werke der Kursteilnehmer zweimal im und aus dem Ofen hatte.
Oft ist es ja auch ein Problem des Lagerplatzes. Außerdem brauchen die Leute dann nicht so lange auf ihre Kunstwerke zu warten.

Du kannst eine Sinterengobe machen, aus sieben Gewichtsanteilen weißen Tonmehls oder Porzellan (trocken) und neun Gewichtsanteilen Wollastonit. Bei 1180° schmilzt sie zu einer sehr schönen seidenmatten Oberfläche, die auch gut für Gebrauchsgegenstände geeignet ist. Man brennt dann halt etwas höher als normalerweise im Hobbybereich, dafür nur einmal.
Diese Sinterengobe kannst du gut mit Farbkörpern nach Geschmack ein färben. Als Richtlinie kann man sagen: etwa ein kleiner Joghurtbecher angerührte Engobe in der Konsistenz etwas dicker als trinkjoghurt und dazu ein halber gestrichener Teelöffel Farbkörper, eher weniger. Das ist sehr unwissenschaftlich, reicht aber für den Kursbetrieb auf jeden Fall aus. Die Farbkörper kann man untereinander mischen um Zwischentöne zu bekommen.
Je nachdem was man möchte, kann man Pastellfarben machen in dem man einfach weniger Farbkörper rein tut.
Außerdem ist diese Engobe um einiges billiger als die üblichen Glasurtöpfchen von Botz. Ich habe immer einen Eimer voll Grundengobe angerührt und je nach Bedarf Mengen davon heraus genommen und Farbkörper dazu gerührt. Es ist gut, die Farbkörper vorher etwas in ein wenig Wasser zu lösen, und nass hinzu zu fügen, damit es keine Farbklümpchen gibt. Zwar ist kein Kleber drin, aber durch den hohen Tonanteil greift sich die Engobe nicht ab.

Das einzige worauf man achtgeben musst ist, dass die Kursteilnehmer sie dick genug auftragen, sonst wird es einfach zu unregelmäßig und nicht schön und die Enttäuschung ist dann vorprogrammiert. Dazu muss man die Engobe mit WEICHEM VOLLEM Pinsel, den man seitlich anlegt, nass in nass zweimal über einander tupfen. Die zweite Schicht kommt immer erst drauf, wenn die erste getrocknet ist, Was sehr schnell der Fall ist. Man sollte mit dem Pinsel nicht streichen, sondern nur tupfen, denn sonst fegt man Die Engobe-Körnchen Von der Stelle weg und das Ergebnis wird unregelmäßig. Die Kursteilnehmer müssen lernen auf den Pinsel zu achten, denn es hat keinen Sinn mit leerem Pinsel zu tupfen. Da gibt es am Anfang so eine gewisse Trägheit bei den meisten. Und sie müssen natürlich auch, wenn sie den Pinsel ein tauchen, alle paar mal umrühren. Wenn man es Ihnen aber gut erklärt, dann klappt es. Ich habe das sehr oft mit Erstklässlern gemacht und sie haben das bald verstanden und gut gemacht. Ich hatte für jede Farbe eine Tupperdose mit einem Löffel darin und jedes Kind hatte so einen Plastikdeckel von einem Honigglas, diese mit dem etwas höheren Rand, in das es sich einige Löffel der gewünschten Farbe einfüllen konnte. Wenn nicht alles in dem Deckel verbraucht wurde, haben die Kinder es in die richtige Tupperdose wieder zurück gegossen und mit dem Pinsel dass Deckelchen ausgeputzt. Daneben stand ein Eimer mit Wasser, Indem der Deckel für die nächste Farbe mit dem Pinsel ausgewaschen werden konnte. Was sich auf dem Grund des Eimers sammelt kann man für dunkle Farben verwenden, zum Beispiel für die berühmte Elefantenfarbe. Das ergibt nämlich immer so eine Art grau braun. Am besten ist es aber, man macht vorher Probefleckrn auf einem Teller oder einer Art Fliese, damit die Kinder eine Vorstellung haben wie die Farbe später wird. Auf diesem Probenteller kann man auch das schlechte Beispiel zeigen, nämlich wenn man unregelmäßig tupft und zu dünn. Dann können sich die Kursteilnehmer wirklich eine Vorstellung davon machen warum es wichtig ist, die Engobe dicker aufzutragen. Normalerweise reichen zwei Schichten.
Manchmal gibt es das Problem bei hellen Farben, dass man sie kaum vom Untergrund unterscheiden kann wenn sie angetrocknet sind. Deshalb ist es günstig immer ein abgegrenztes Stück fertig zu machen, zum Beispiel bei einer Katze erst den Kopf fertig machen, dann die Beine fertig und so weiter. Sonst kann es passieren dass Lücken in der Engobe zurückbleiben oder manche Stellen nur einmal getupft werden.

Das zu bearbeitende Stück stand immer auf einem Brettchen, damit es nicht angefasst werden musste. Nur das Brettchen wurde bewegt ind suf dem Tisch gedreht. Das hat den Vorteil, dass nicht so viel abbricht, denn schließlich ist es ja Rohware die relativ zerbrechlich ist. Aber selbst wenn etwas abbricht kann man es sehr gut wieder mit Wassertröpfchen etwas einweichen, aufrauhen und anschlickern. Wenn die Stelle trocken ist, kann man sie wieder mit Engobe bedecken. Die Bruchstelle sieht man dann praktisch nicht mehr. Das klappt zumindest sehr gut mit dem so genannten Schulton.

Ich fand es war eine Riesen Erleichterung so zu arbeiten. Die Botz-Töpfchen Muss man sorgfältig am Rand säubern, damit sie richtig zu verschließen gehen, sonst trocknet die Glasur ein, das dauert Zeit, Die man meistens nicht bezahlt bekommt. Pulverglasuren greifen sich meistens ab und die Kinder haben sie dann an den Fingern und bald im Mund. Vom doppelten Ofen setzen und wieder ausräumen ganz zu schweigen.

Vielleicht ist diese Methode auch etwas für dich.
Schönen Gruß,
Maria
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Günter
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Re: Glasuren

Beitrag von Günter »

Hallo, grundsätzlich ist "Einmalbrand" eine Technik, die wesentlich älter als das heutzutage übliche Schrühen ist (das kam erst mit der Keramikindustrie auf). Aber es sind halt völlig andere Glasuren: die primitivsten sind Lehmglasuren, die hauptsächlich aus speziellen Tonen besteht, die bei niedrigen Temperaturen schmelzen. Auf jeden Fall muss die Glasur wesentlich mehr tonige Anteile haben, weil die Sachen viel mehr schwinden und die Glasur muss das ja auch. Das läuft eigentlich auf das hinaus, was Maria geschildert hat, wenn du nicht völlig neu mit Glasurrezepten experimentieren willst.
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