Transparentglasur mit Risse

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Stjerne
Beiträge: 2
Registriert: Montag 13. November 2006, 12:26

Transparentglasur mit Risse

Beitrag von Stjerne »

Hallo zusammen,

mein Problem ist folgendes: Ich mache Keramik mit rotem Ton, anschließend engobiere ich und brenne diese transparente Glasur bei 1060° ein. Soweit - sogut. Nun habe ich nach dem Brand festgestellt, dass meine Keramik nicht dicht ist. Die Transparent-Glasur hat viele Risse (die oft erst sichtbar werden wenn die Keramik mit Wasser in Kontakt kommt) und durch diese Risse gelangt die Feuchtigkeit in den Scherben.
Ich habe die Temperatur auf 1100° erhöht, da wurde es etwas besser allerdings auch nicht zufriedenstellend.
Nun bin ich etwas ratlos und hoffe auf einige Antworten von euch die mir weiterhelfen könnten!
Grüße von Stjerne
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Günter
Site Admin
Beiträge: 524
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Beitrag von Günter »

Bei der Temperatur ist es leider fast unmöglich, wasserdichte Keramik zu brennen - kommerziell erhältlicher Ton ist bei dieser Temperatur grundsätzlich noch porös und Glasur eigentlich immer haar rissig. Das kann man auch nur mit sehr viel Experimenten und einiges an Kenntnissen ändern.
Tipp: die Tonmassen von Creaton (Hersteller Goerg&Schneider) brennen bereits bei 1150°C dicht, weil sie "Sintermehl" enthalten (damit ist wohl einfach gemahlenes Glas gemeint). Wenn du bereit wärst bei dieser Temperatur zu brennen und entsprechende Glasuren zu verwenden, könntest du deine Produkte wesentlich verbessern. Zusätzlich soll dieser Ton auch sehr gut dreh fähig sein.
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Pit
Beiträge: 386
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Beitrag von Pit »

die dichtigkeit von ton wird geprüft, indem ein gebranntes stück ton gewogen wird, danach in wasser getaucht wird (die zeit weis ich nicht) und dann erneut gewogen. bei gewichtszunahme von unter 3% gilt es wohl als dicht.
und genau so stell dir das dicht werden bei deiner keramik vor. vergiss die glasur. glasur hat nichts mit dem dicht sein von keramik zu tun. der scherben muss dicht sein!
bei 1100°C wäre schwarzer Ton der erste "dicht-werd-kandidat".
wenn die glasur nicht mehr temp. mitmacht erhöhe die haltezeit. 1100°C und 90 min halten- bewirken da auch schon einiges mehr.
transparente glasur kann man ja auch noch dünner machen. da sieht man weniger die risse (falls überhaupt). auch glaube ich das eine dünnere glasurschicht mehr zum abdichten beitragen kann, als eine dicke.
ansonsten wie günther sagt: höher brennen. ich nehme 1135°C und halte 60 minuten. ist dicht...
Stjerne
Beiträge: 2
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Beitrag von Stjerne »

Ich denke auch dass es an meinem Ton liegt und nicht an der Glasur, denn da habe ich schon einiges ausprobiert. Dünner habe ich auch schon glasiert, da sieht man die Risse zwar weniger, aber die Keramik ist trotzdem auch nicht dicht (oder zumindest soweit dicht, dass der Standring nicht feucht ist)
Die Masse von Creaton werde ich mal ausprobieren, vielleicht klappt das ja. Und eine Glasur die nur bis 1100° durchhält (laut Hersteller) macht auch 60 oder sogar 90 Minuten tempern mit?
Es ist halt auch so dass die Farben bei höheren Temperaturen oft "ausgebrannt" aussehen, also an Intensität verlieren. Aber das wäre dann wahrscheinlich noch das kleinere Übel...
Carstens
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Registriert: Freitag 3. Februar 2006, 20:35
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Glasur und Haarrisse

Beitrag von Carstens »

selbstverständlich kann man bei 1060° problemlos unendlich viele Glasuren auf poröse Scherben haarrissfrei aufbringen. Damit wird zwar der Scherben nicht dicht, der Topf aber schon.
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Pit
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Beitrag von Pit »

@Carstens - was nutzt es wenn der topf dicht ist? wie lange bleibt er es denn, wenn der scherben darunter porös ist? Glasur reißt früher oder später... Allein durch temperaturunterschiede in den jahreszeiten, durch einfüllen von heißem wasser, direkte sonneneinstrahlung ist der topf irgendwann temperaturschwankungen ausgeliefert. verbunden damit sind minimale ausdehnung oder schwindung. die ersten haarrisse kommen...
oder wasser dringt beim abwaschen durch den unglasierten standring ein. das taugt alles nichts, solange man den scherben nicht dicht bekommt. nur hersteller von billiger keramik sehen den leuten auf dem markt ins gesicht und sagen: "klar ist das dicht, ist doch alles ausglasiert". es wäre zu wünschen das die leute solche keramiker mal die rechnung für ein versautes möbelstück per anwalt zukommen lassen. produkthaftung heißt das wohl...
hille
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Beitrag von hille »

Ich kann auch nur sagen, daß Pit absolut recht hat. Wenn's dauerhaft dicht sein sein soll, muß der Ton dicht gebrannt werden, da kommt man nicht drum rum.
Hille
Carstens
Beiträge: 43
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Haarrisse

Beitrag von Carstens »

natürlich habt Ihr recht. Wenn die Glasur nicht richtig sitzt, kann sie eben
Haarrisse bekommen. Wenn der Scherben dann porös ist, läuft es auch
durch. Wenn mal die Frage erörtert werden sollte, wie geht eine
haarrissfreie Glasur bei 1040°, bin ich wieder dabei.
KaoLin
Beiträge: 6
Registriert: Mittwoch 6. Dezember 2006, 12:24

Beitrag von KaoLin »

guten tag zusammen.
also die haarrisse kommen durch einen unterschiedlichen WAK (wärmeausdehnungskoeffizienten) von glasur und scherben. in diesem fall ist der WAK der glasur zu groß (die glasur zieht sich stärker zusammen, als der scherben) - die folge sind deine haarrisse. gründe können u. a. sein: zu hoher gehalt an einerwertigen netzwerkwandlern in deiner glasur, oder es liegt an einem zu hohen restquarz gehalt (eventuell mit modifikationswechsel quarz -> cristobalit).

du sprachst am anfang von engobieren und transparentglasur. engobierst du den scherben und trägst danach noch eine transparentglasur auf, oder meintest du mit engobieren das glasieren?

wenn du jetzt mal dein rezept nennst, dann könnte ich dir eventuell verbesserungsvorschläge machen (natürlich ohne garantie).

haarrissfreiheit ist weniger von der temperatur, als vom ausfließen der glasur abhängig. mit sinkender temperatur sollte also der fritteanteil (einer passenden fritte für den temperaturbereich) der glasur gesteigert werden, damit der schmelzpunkt sinkt.

gruß, ich.
adelfos
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Beitrag von adelfos »

Es ist ein leidiges Problem mit der rissfreien Niedrigbrandware.
Wie KaoLin schon schrieb ist der Wärmeausdehnungskoeffizient des Scherbens an die Glasur oder umgekehrt anzupassen.

Haarrisse sind nicht immer die Ursache von Zugspannung denn auch eine leichte Druckspannung führt zu Rißbildung, manchmal, so wie es mir passierte, erst nach 2-3 Jahren. In dem Fall gibt es aber kleine Warnungen wie vereinzelt auftretende Glasurabsprengungen an Werkstückkanten, selten bei getöpferter Ware aber bei ausgeformten Werkstücken.

Stjerne arbeitet mit einem roten Ton welcher nach meinen Erfahrungen wesentlich eher zu einem dichten Erzeugnis führt - eine "passende" Glasur vorausgesetzt - wie eine weissbrennende Kalksteingutmasse.

Ich würde Ton- und Glasurlieferanten nach den jeweiligen Wärmeausdehnungskoeffizienten befragen und dann die Glasur (ist meist einfacher) entsprechend anpassen.
Bernhard, [url=https://clayart.gr]TINOS CERAMICS[/url]
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