giftigkeit Glasur

Dies ist das Forum für Glasuren, Dekorprobleme, Oberflächenbehandlung etc.
Antworten
Teresa65
Beiträge: 6
Registriert: Sonntag 22. September 2019, 09:40

giftigkeit Glasur

Beitrag von Teresa65 »

hallo,
ich habe in Forum viele ERklärungen zum Giftigkeit im Bezuf auf Verkauf von Geschirr, aber ich möchte aber nicht verkaufen sondern das Geschirr selber nutzen.
Ich brenne 1230 bis 1250 und benutze Rezepte mit Oxide (Cobalt, Eisen Cupfer, Chrom...) gemischt mit Transparente Glasur. Bei der Mischung und Anwendung der Glasur nehme ich alle notwendige Sicherheitsmassnahmen (nass wischen, Maske, Handschuhe).
Meine Frage ist: werden die hergestellte Produkte gesundheitsschädlich, wenn man sie zum essen/trinken nimmt? Werden die Oxide nicht in der Glasur fixiert, wenn man sie hochbrennt?
Danke!
Teresa
Benutzeravatar
Feli
Beiträge: 13
Registriert: Donnerstag 20. April 2017, 20:11
Wohnort: Wien/Österreich

Re: giftigkeit Glasur

Beitrag von Feli »

Liebe Teresa, es kommt auf die Zusammensetzung der Glasur an. Das Verhältnis Alkali zu Erdalkali sollte c.a. 0,3:0,7 sein, damit die giftigen Substanzen nicht einfach durch Säuren und Laugen aus der Glasur gelöst werden. Alkali sind Natrium, Kalium, Lithium (durch Feldspat eingeführt), Erdalkali sind Kalium, Magnesium, Barium, usw. (durch z.B. Kreide, Dolomit etc eingeführt). ich empfehle den Onlinekurs von Matt und Rose Katz auf ceramic materials workshop. Hier kannst du mal reinschnuppern: https://www.youtube.com/channel/UCX2HmY ... 1TByPVcckQ.
Viel Erfolg! Liebe Grüße, Feli :)
www.felikeramik.at
Benutzeravatar
Günter
Site Admin
Beiträge: 535
Registriert: Freitag 11. Juli 2003, 23:32
Wohnort: Klein Luckow

Re: giftigkeit Glasur

Beitrag von Günter »

Hallo
ich hatte gehofft, dass es hier eine einfache Antwort gibt, aber leider, nein; für 100% Sicherheit müsstest du deine Glasuren testen (lassen).
Aussage eines Experten (Hr. Sommer von BSZ): auch in Steinzeugglasuren kann die Löslichkeit von Schwermetallen in säurehaltigen Medien vorhanden sein. Eisen und Mangan sieht er als unkritisch an. Kobalt jedoch nicht - wenn auch natürlich kein Vergleich zur Giftigkeit von Blei und Cadmium.
Und: es wird eine Verordnung behördlicherseits in Deutschland vorbereitet, die analog zu Blei einen Grenzwert von Kobaltlässigkeit in Glasuren festlegt - keine Ahnung, wie hoch der sein wird, aber bis 0,1mg/Liter gilt als unbedenklich.
Jedes Land hat auch eigene Regelungen: in Österreich zB. gibt es Grenzwerte für Kobalt, Barium, Zink und Antimon.

Testverfahren: Es geht immer um säurehaltige Lebensmittel bei diesen Tests! Das klasische Testverfahren für Blei ist 4% Essigsäure 24 Stunden auf die Glasur einwirken lassen und dann wiegen, was herausgelöst wurde - was natürlich nur ein Labor kann. Eigenes Testverfahren: Essigessenz (ist saurer) einen Tag im Gefäss stehen lassen, wobei einzelne Stellen mit einem hochwertigen Klebefilm abgedeckt werden. Wenn sich nach den 24 Stunden Einwirkung optische Unterschiede zwischen den abgedeckten und den nicht abgedeckten Stellen zeigen, dann ist was mit der Glasur passiert und man sollte einen Test in einem Labor machen lassen.
Generell gilt aber: das sind alles minimale Gefahren - wenn wie beschrieben bei der Verarbeitung sauber gearbeitet wird, dann ist der Hauptrisikofaktor ausgeschlossen und solange ihr nicht eine Cola nen Tag in der Tasse stehen lasst und sie dann noch trinkt oder die Salatsosse tagelang in der Schüssel bleibt ... kein wirkliches Problem.

Wir (Grit Uhlemann und ich) versuchen aber am Ball zu bleien und auch im Töpferblatt noch was zu schreiben - denn wenns eine Verordnung zur Koblatlässigkeit gibt, wird das einen Haufen Töpfer betreffen.
Viele Grüße Günter
Teresa65
Beiträge: 6
Registriert: Sonntag 22. September 2019, 09:40

Re: giftigkeit Glasur

Beitrag von Teresa65 »

danke Feli, danke Günter für die Erklärungen!
Teresa
Teresa65
Beiträge: 6
Registriert: Sonntag 22. September 2019, 09:40

Re: giftigkeit Glasur

Beitrag von Teresa65 »

hallo hier bin ich nochmals,
Ich versuche schon den Ratio R2O:RO 0,3:0,7 einzubehalten, aber das kappt nicht immer. Heißt das, dass folgendes Rezept (z.B.) https://glazy.org/calculator?id=9792 mit R2O:RO 0.25: 0.75 im Prinzip nicht sicher für den Eigenverbrauch von Geschirr wäre? Die Tests, die Ihr vorschlägt, werde ich selbstverständlich durchführen.

Bezüglich das Ratio 0,3-0,7 habe ich noch eine Frage:
wenn ein Rezept im Stull-Chart in einem Bereich liegt, wo Risse zu erwarten wären aber die Glasur auf Cone 6 gebrannt wird, gilt auch die Erwatung von Risse? Das Stull-Chart wurde für höhere Temperaturen kalkuliert, für Cone 10-11, deswegen frage ich. Ich brenne aber auf 1230. Entschuldigt bitte, wenn das schon wo anders geantwortet ist, ich konnte das nicht finden...

Und das bringt mir zu meiner letzten Frage, die sich auf das Ratio R2O:RO 03:0,7 bezieht: gilt diese Empfehlung für alle Temperaturen, oder nur für Hochbrannd? Manche Keramikern schlagen einen Ratio von 0,2-0,8 für Cone 6... Was soll ich davon halten?

Schwierige Fragen... zumindest für mich, da ich keine ausgebildete Keramikerin bin. Je mehr ich mich informiere, desto mehr Fragen tauchen auf. Ich habe vor kurzem mit der Keramik als Hobby angefangen und finde es sehr spannend!!!

Danke für Eure Antworten :)
teresa
leckerpott
Beiträge: 158
Registriert: Dienstag 21. Mai 2019, 10:19
Kontaktdaten:

Re: giftigkeit Glasur

Beitrag von leckerpott »

Wenn du eine Glasur bei 1230 °C brennst, die für cone 10 konzipiert ist, bleibt die Glasur recht wahrscheinlich unterbrannt und das Glas schmilzt nicht vollständig aus.

Ich kann an dieser Stelle auch nur den Glasuren-Onlinekurs von ceramicmaterialsworkshop empfehlen, der cone 6 workshop hilft schon viel weiter.

Ich persönlich sehe mich überhaupt nicht in der Lage diese Bedenken und/oder Fragen auszuräumen ohne das statistisch signifikant zu untersuchen.
Wer kann sich schon hinstellen und Dir persönlich Sicherheit deiner Glasur garantieren, weil du dich an ein Rezept gehalten hast und dieses Rezept sich an ein bestimmtes Verhältnis der Rohstoffe hält? Die Rohstoffe allein werden schon eine riesige Variabilität mit reinbringen, der Ton ebenso. Vielleicht macht am Ende 5% in dem Verhältnis tatsächlich einen Unterschied aus, vielleicht auch nicht. Wer kann das schon mit Sicherheit sagen?
https://leckerpott.de
Geza
Beiträge: 11
Registriert: Freitag 4. März 2016, 13:55

Re: giftigkeit Glasur

Beitrag von Geza »

Hallo
Habe in der Such Funktion nichts genaueres gefunden, dachte das passt hier rein.
Habe eine Frage zum Chromoxid und dessen Handhabung.
Es heisst ja überall Chrom ist sehr giftig.
Nun habe ich von einem befreundeten Keramiker einen Haufen Oxide bekommen und wollte die hoch giftigen besonders lagern bzw gar nicht erst im Studio.

Jetzt war ich mir bei Chromoxid nicht ganz sicher also bisschen gegoogelt...
Es gibt das hochgiftige chrom 6 oxid das aber in glasuren nicht viel zu suchen hat
Chrom 4 oxid das unter anderem als schleifmittel verwendet wird (also wohl nicht hochgiftig)
Und dann eben das chrom 3 oxid, das grüne pulver das als Pigment und eben auch in glasuren verwendet wird - das laut allen Infos die ich finde ungiftig ist!

Natürlich ist mit allen oxiden Vorsicht geboten, doch bei manchen eben mehr als bei anderen.
Also kann ich es jetzt guten Gewissens in dem 3 Kilo Beutel im Regal liegen lassen? :roll:

Vielen Dank
Schöne Grüße
Geza
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: giftigkeit Glasur

Beitrag von Laborfuerdesign »

Also mal zu dieser R2O:RO Ratio... ich glaube, das ist durch die Funktion in Glazy zu einer Art Selbstläufer geworden und wird etwas mißverstanden. Erst war diese goldene Ratio der Garant gegen Haarrissigkeit, inzwischen ist es Garant für die perfekt beständige Glasur. Soweit ich das verstanden habe, stammt diese Angabe ursprünglich aus dem Mastering Cone Six Glazes Buch von Ron Roy und John Hesselberth. Wer das Buch aber gelesen hat, wird bemerkt haben, dass die Autoren nie wissenschaftlich belegen, wie sie zu dieser Ratio gekommen sind. Ich glaube, das war eher als grobe Richtschnur oder Anhaltspunkt gedacht. Eine ihrer erfolgreichsten Glasuren aus dem Buch, die beliebte HCSM, hält sich nicht an die Regel, ist aber mit dem vielen Calcium an Bord superhart. In einem seiner neueren Videos erklärt John Britt, dass er diesen Wert für recht beliebig hält und bezweifelt, dass es ausserhalb davon keine beständigen Glasuren gibt. Es macht ja auch keinen Sinn, dass diese Ratio zufällig eine praktische ganze Zahl ist. Warum nicht 2.8 : 7.2 oder irgendwas anderes ungerades? Ich will nur sagen, ich würde mich nicht an dieser "magischen Zahl" festbeißen, sondern die fertige Glasur auf dem jeweiligen Ton, mit dem jeweiligen Auftrag nach dem jeweiligen Brand etc. beurteilen.
Benutzeravatar
Feli
Beiträge: 13
Registriert: Donnerstag 20. April 2017, 20:11
Wohnort: Wien/Österreich

Re: giftigkeit Glasur

Beitrag von Feli »

Liebe Laborfürdesign,

Natürlich schließt diese Empfehlung nicht aus, dass es auch andere Wege zu stabilen Glasuren gibt - welche sind das?
Ich kann das Video von John Britt dazu nicht finden - schickst du mir bitte den Link?

Seger hat schon die Ratio 03:07 verwendet.

Das empfohlene Verhältnis liegt nicht genau bei 03:07 sondern im Bereich c.a. 02:08 bis c.a. 03:07. Es ist O.K. unter 02 zu kommen. Viel mehr als 03 empfiehlt sich aber nicht. Das scheint mir und eine brauchbare Richtlinie zu sein, zumal Wolf Matthes ebenfalls einen möglichst geringen Anteil an Alkalimetalle empfiehlt.

Wissenschaftliche Untersuchungen dazu gibt es wohl auch, von Matt Katz z.B.. In seinem Workshop wird das alles sehr genau beschrieben. Und ja, er ist Amerikaner ;)

Natürlich immer voraus gesetzt, dass die Glasur gut ausgeschmolzen ist. Dafür muss für z.B. Kegel 6 Zink (Bristol) oder Bor beigefügt werden.

Dass die Ratio 3:7 wegen Crazing Vermeidung gefunden wurde ist mir neu. Man lernt nie aus.


Gruß aus Wien :)
Feli
www.felikeramik.at
Laborfuerdesign
Beiträge: 176
Registriert: Samstag 3. September 2016, 16:21

Re: giftigkeit Glasur

Beitrag von Laborfuerdesign »

Meine Antwort war an Theresa65 gerichtet. Ihr müsstest du sagen, dass eine Ratio von 0.25: 0.75 auch ok sein kann, denn genau das war ihre Frage. Ihr müsstest du auch sagen, dass diese Ratio allein nichts über Haarrissigkeit aussagen kann... denn auch das tauchte in ihrer Frage auf. Wenn du öfter bei Facebook oder anderswo im amerikanischen Sprachraum mitliest, dann wirst du sicher gemerkt haben, dass viele Hobbyisten sich an dieser Ratio als Indikator für "crazing" festbeissen. Ein Missverständnis, wie ich im einleitenden Satz gesagt hatte. Ansonsten würde ich dir den Link zu dem John Britt Video gerne schicken, aber das Video ist nicht nach diesem Thema benannt, es wird nur während des Clips irgendwann erwähnt. Ich kann also nicht gezielt danach suchen und mich leider nicht erinnern, welches seiner vielen Videos es war.

Lg
Rebecca
Antworten