Grosse Blasen in Glasur

[soulkitchen]

Hallo ihr Lieben,

Ich habe nach dem Glattbrand lediglich am Gefäßboden (der Rest der Glasur ist beispiellos, keine Nadelstiche, kein Laufen, keine verbrannten Stellen.) große Blasen mit dünner Glasschicht bedeckt und ordentlich Gas drin (Tinnitus immernoch )(sh. Bild im Anhang).
Schrühbrand bei 1000 Grad da recht viel Mangan drin ist, Glattbrand bei 1020, Aufheizen bis 500 Grad in 4 h.
Haltezeit 20 Min.

Ich habe die Theorie, dass die Stücke speziell am Boden noch zu feucht waren, da ich vorher eine aufgetragene Glasur wieder abgewaschen habe und die Gefäße sehr viel Wasser aufgenommen haben und dann keine Zeit hatten diese Restfeuchtigkeit abzugeben, bevor die Glasur anfing zu schmelzen. Kann das sein?
Ich würde die Gefäße nochmal neu brennen, ich habe hier gelesen 80° C unter der Endtemperatur nochmal eine Haltezeit von 20 Min einzulegen hilft die Blasen gleichmässig ausschmelzen zu lassen?

Ich freue mich über eure Hilfe.

[Maria Ortiz Gil]

Hallo Soulkitchen,

was meinst du mit "noch ordentlich Gas drin und Tinnitus"?
Ist es, das die Glasur noch Geräusche macht und knackt?

In den Blasen ist garantiert kein Gas drin und sie platzen deshalb nicht. Was man hört sind wahrscheinlich Haarrisse, die wegen der Spannungen in der dick aufliegenden Glasur plötzlich aufbrechen.

Es sieht aus, als ob eine stark laufende Glasur zu hoch gebrannt wurde, die deshalb auf dem Grund der Schale dick aufgelaufen ist und eben wegen zu hoher Temperatur aufgekocht ist.
Oder die beim Glasieren nicht schnell und gut genug aus der Schale geschüttet wurde, so dass sich unten eine Pfütze gebildet hat.

Mit dem nassen Boden beim Glasieren hat das bestimmt nichts zu tun, denn bevor die Glasur ausschmilzt ist das Wasser lääääääängst verdampft.

Versuche mal 20 Grad weniger, eine kürzere Haltezeit oder eine andere Stelle im Ofen, bei der es erfahrungsgemäß nicht so heiß wird.

Schönen Gruß
Maria

[soulkitchen]

Hey Maria,
danke dir.
Ich habe die Blasen manuell geöffnet und der Knall war so laut, dass mir fast das Ohr geplatzt ist.
Die Glasur läuft nicht, wirklich sehr zuverlässig, sie ist ausserhalb komplett dort geblieben wo sie aufgetragen war.
Haarrisse gibt es keine, also dieses Klingeln der Objekte ist es nicht, ich musste auch wirklich jede Blase öffnen und jede knallte und explodierte ein bisschen.
Die Glasur ist bei 1020 am Minimum, sie ist für 1020-1080 gemacht.
Beim Glasieren war die Glasur max. 1-2 sec drin und dann habe ich sie ausgegossen.
Die Gefäße waren wirklich komplett mit Wasser vollgesaugt als ich sie glasiert habe, das war sicher nicht sehr intelligent. Und hatten danach nur 2h zum Durchtrocknen. Ich habe so riesige Blasen noch nie gehabt.

Ich habe gerade auch zu Kristallwasser gelesen, das entweicht noch bei 1000 Grad, dann wäre das jetzt aber mal entwichen für den nächsten Brand

Ich brenne sie nochmal und berichte. Danke schonmal.

[Maria Ortiz Gil]

Ok, das die Gefäße so nass waren, kann eine Erklärung sein:
der Scherben ist dann voller Wasser und kann das Glasurwasser nicht merh aufnehmen, weil die Poren schon besetzt sind.
Die Glasurkörnchen bleiben deshalb nicht liegen und werden nicht mit dem Glasurwasser in die Poren der Schrühware mit rein gezogen, sondern sie laufen ab und bilden auf dem Grund der Schale einen See.
Auf der Außenseite laufen sie genau so ab, landen aber auf dem Tisch und etwaige dickere Ränder am Fuß des Gefäßes werden beim Abwischen der Böden mit beseitigt.

Dass die Blasen so laut knallen ist echt erstaunlich.

[soulkitchen]

Das klingt sehr plausibel. Danke, Maria. Meinst Du beim erneuten Brand schmelzen sie wieder aus? Wäre echt schade um die Gefässe, sind sonst sehr schön geworden.
Hier sieht man auch zb am Gefäss ganz unten, dass die Glasur nicht opaque sondern superdünn ist,wo zuviel Wasser im Scherben war. Und es ist auch nur ein Dip, die Glasur wird bei dickerem Auftrag nur schöner, leicht bläulich.

[soulkitchen]

Und unterkocht ist sie aber nicht, oder? Für mich sieht sie gut ausgebrannt aus. Mir fiel ein, dass eine Schale nicht sonderlich nass war beim Glasieren und dennoch diese Blasen am Grund hat. Aber auch die konnte nicht komplett trocknen bevor sie gebrannt wurde und hat einen recht dicken Boden.

[Maria Ortiz Gil]

Hallo Soulkitchen,

Bei mir hat das nie geklappt, wenn ich Blasen durch nochmaliges Brennen weg bekommen wollte, im Gegenteil, meistens wurde es noch schlimmer. Aber das wird von Fall zu Fall unterschiedlich sein.

Ich habe noch mal darüber nachgedacht, dass du geschrieben hast, das Kristallwasser würde noch bei 1000 Grad entweichen.
Wenn deine Gefäße beim Glasieren und Ofensetzen noch zu nass waren, dann hat dieses Wasser aber nichts mit dem Kristallwasser zu tun, denn das ist im Tonmineral gebunden und braucht deshalb eine höhere Temperatur um zu entweichen. Das Anmachwasser der Glasur verdampft ganz normal bei 100 Grad. Insofern sollten diese Blasen nicht direkt mit dem nassen Scherben beim Brand zu tun haben, eher mit dessen Auswirkungen beim Glasieren.

Schönen Gruß
Maria

[Maria Ortiz Gil]

Noch mal über das Kristallwasser und ob es jetzt ganz raus ist oder nicht.

Das geht doch beim Schrühen sowieso schon raus, und nicht erst beim Glattbrand. Deshalb, und damit die Ware das Glasieren und das Glasuranmachwasser übersteht schrüht man doch überhaupt nur.

[soulkitchen]

Hey Maria, ich denke ich weiss jetzt was das Problem war, der Ton ist überfeuert und zudem manganhaltig und damit anfällig für Blasenbildung bei zuviel Temperaturzufuhr.
Die Glasur ist unterfeuert und nur grün, bei 1030 geht sie eher ins blau als ins grün.
Zum Kristallwasser:
Das Kristallwasser des Tons entweicht beim Schrühbrand. Beim Glattbrand entweicht zwischen 450-600°C noch Kristallwasser aus natürlichen Boraten, Borax, Gerstley Borat/Kalziumborat, deshalb hatte ich das auch in Erwägung gezogen.
Das führt manchmal bei zu schnell gefeuerten, noch nassen glasierten Stücken zu Crawling, grad bei borhaltigen Glasuren.
Ist bei mir allerdings unwahrscheinlich, da ich selbst beim zweiten Brand mit Haltezeit bei 100°C für 3h das gleiche Problem habe.
Ich habe aber eine niedrigere Endtemperatur gewählt und es wurde ein wenig besser, die blasen wurden kleiner oder verschwanden komplett.
Der schwarze Ton ist bei 1020 schon sehr am Limit. Also möglicherweise ist es das. Jetzt feuere ich ein 3. Mal mit noch niedriger Endtemperatur und hoffe dass die Glasur es mitmacht. Ich berichte, falls jemand Interesse an den Irrwegen der Kilnexperimente hat