Glasur hat Löcher und zieht sich zusammen

[Monili]

Hallo ihr Töpferprofis,

ich bin recht neu auf diesem Gebiet und hoffe daß ihr mir helfen könnt. Ich habe heute meine Sachen vom glasurbrand abgeholt und die enttäuschung war riesengroß! Die Glasuren haben auf fast allen Teilen Löcher, aber nicht wie geplatzte blasen, sondern wie wenn die Glasur an einigen Stellen "weggeschmolzen" wäre oder sich zusammengezogen hätte. Ich kann das schlecht beschreiben, aber hier seht ihr Fotos.



Alle Glasuren habe ich vorher schon einmal erfolgreich verwendet, allerdings wurden sie woanders gebrannt. kanns am Ofen liegen, bzw. an der Temperatur? Der Ofen meiner Freundin hat lt. ihrer Aussage "keine so genaue" Steuerung und sie hat auch keine Anleitung dazu...
Sind übrigens alles nagelneue Flüssigglasuren von botz, 2 -3 Mal sehr sorgfältig aufgetragen mit dem Pinsel.
Bitte helft mir, ich bin ganz frustriert
Danke
Monili

[cheval]

Dieses "Zusammenziehen" von Glasuren kann viele Ursachen haben, die am einfachsten zu behebenden wären:

Der Scherben war nicht sauber, sprich Staub, Fett...auf dem Scherben -> nach Möglichkeit immer vermeiden
Zu dicker Glasurauftrag -> Glasur dünner auftragen
Zu schnelles Trocknen (der Glasur), zu schnelles Hochheizen im Ofen -> glasierte Stücke langsam trocknen lassen, Brennprogramm anpassen

Es kann aber auch schlichtweg sein, daß die Glasur eine zu hohe Oberflächenspannung hat (auch im Vergleich zum Scherben) was bei Botz-Fertig-Streich aber sehr unwahrscheinlich ist, in diesem Fall müßte man den Glasurversatz anpassen. Sehr schwer, wenn man die genaue Glasurzusammensetzung nicht kennt und für den Laien kaum machbar.

[Monili]

Hallo cheval,

danke für deine Antwort.
Ich bürste meine Schrühteile immer ab, bevor ich glasiere, manchmal spüle ich sie auch mit klarem wasser. ich glaube daran liegt es nicht.
Meinst du mit "Zu dicker Glasurauftrag", daß die gesamte Glasur zu dick (also vielleicht zu oft aufgetragen) war oder die einzelnen Schichten zu dick?
Wie verhindere ich denn, daß die Glasur zu schnell trocknet, gerade bei ersten Auftrag saugt ja der Scherben immer blitzschnell alle Feuchtigkeit auf.
Meine Freundin meinte, ihr Ofen heizt in ca. 7 einhalb Stunden auf 1050 Grad, wäre das zu schnell?
Liebe Grüße

Monili

[emden]

Die Brennkurve ist ok so. Ich würde meine Sachen nicht abbürsten, so entsteht eine Staubschicht, die zu Glasurrollern führt. Das Abwaschen mit klarem Wasser kann da helfen, aber es muß sorgfältig getrocknet werden. Fett durch Handcreme, etc. kann auch zu Glasurabrollern führen, sieht aber hier nur bei der roten Glasur so aus, als wenn dies der Fall wäre. Ich tippe auf Feinstaub.

[whoopie]

Ich hatte mal was Ähnliches mit einer Terracolor-Fertigglasur... da hatte ich es auch zu gut gemeint beim Auftragen.
Als ich sie dann später mal etwas dünner aufgetragen hab, war alles ok.

Aber das ist nur eine der möglichen Ursachen.

LG,
Silvia

[isarwinkler]

Die Brennkurve ist ok so. Ich würde meine Sachen nicht abbürsten, so entsteht eine Staubschicht, die zu Glasurrollern führt. Das Abwaschen mit klarem Wasser kann da helfen, aber es muß sorgfältig getrocknet werden. Fett durch Handcreme, etc. kann auch zu Glasurabrollern führen, sieht aber hier nur bei der roten Glasur so aus, als wenn dies der Fall wäre. Ich tippe auf Feinstaub.

Da sich Feinstaub kaum vermeiden lässt, blase ich jede Keramik vor dem Glasieren mit Druckluft ab. Natürlich durch das geöffnete Fenster, damit ich den Teufel nicht mit dem Belzebub austreibe und mit Feinstaubmaske zur Sicherheit. Damit habe ich hervorragende Erfahrung gemacht, auch wenn die Keramik mal sechs Wochen in der Werkstatt stand. Den Kompressor habe ich aus Lärmgründen nicht in der Werkstatt stehen, es lohnt sich wirklich ein langer Schlauch!

Schönes Wochenende - bei uns strahlt die Sonne,

Gernot

[cheval]

Das "mit klarem Wasser abwaschen" könnte auch eine Ursache sein, sowas macht man doch nicht.
Der Scherben saugt sich dabei voll und auch, wenn man das Teil dann noch so gut trocknet, richtig Glasur annehmen (so wie es sollte) wird es nie wieder.
Wenn man mit Fertigstreichglasuren arbeitet fällt einem das aber beim Glasieren nicht auf, weil die in der Regel soviel Kleber intus haben, das die Glasur oberflächlich trotzdem haftet. Nach dem Brennen kann man dann aber oft so hübsche Glasurfehler bestaunen.

Im Freien abpusten, so wie Gernot, ist immer noch die beste Methode. Da bin ich auch der Meinung, ein Kompressor lohnt
Sonnige Grüße, auch von hier

[Kerakules]

Hallo Monili,

wie schon oben beschrieben soll der verglühte Scherben mit Pressluft abgeblasen werden. Wenn nicht vorhanden, dann zumindestmal abgepustet. Diesen Arbeitsschritt macht man unmittelbar vor dem Glasieren. Bei größeren Verschmutzungen wie Dreckspritzer usw. einfach mit einem feuchten Schwamm drüberwischen. Die Teile mit Wasser abzuwaschen ist nicht immer die richtige Lösung, da diese danach rückgetrocknet werden müssen.

Auf deinen Fotos abgebildete Glasurfehler sind eindeutige Abläufer. Dein Glasurauftrag sieht sehr stark aus. Dies ist die Ursache für die Fehler. Wenn du deine Glühware in die Glasur tauchst, hast du 2 Möglichkeiten:
- die Dichte der Glasur herabsetzen indem du die Glasur mit Wasser verdünnst.
- oder die Verweilzeit des Scherbens in der Glasur verkürzen. Einfach schneller tauchen.

Ich finde aber die erste Möglichkeit sicherer und komfortabler.

Viel Erfolg!
Kerakules

[Monili]

Hallo ihr Lieben,

danke für eure vielen Tipps und Antworten! Ich werde das in Zukunft beherzigen und meine Teile abpusten.
Ich denke inzwischen auch, daß es an zu dickem Glasurauftrag lag - zumindest bei der Spitze. Ich hab halt öfter das Problem daß man den Ton drunter durchschimmern sieht und das finde ich nicht so schön, also hab ich diesmal dicker aufgetragen...
Fingerspuren könnten es auch sein, wobei es bei einem Teil an einer Stelle ist, wo ich mit den Fingern garnicht hinkomme.
Eine Frage habe ich aber noch:
Kann ich die Teile retten?
Bei einem hab ich drüberglasiert, nochmal gebrannt -> das Loch war wieder da an genau der selben Stelle!
Liebe Grüße
Monili