Wie der Betreff hergibt, habe ich mich hier neu im Forum registriert und wollte den Anlass nutzen um mich kurz vorzustellen. Ich wohne mit meiner Familie in der Gegend von Kaiserslautern und konstruiere Kunststoffbauteile für die Automobilindustrie.
Nach einem Umzug letztes Jahr sind mir die rötlichen Ackerböden hier in der Gegend aufgefallen. Bei einem Spaziergang habe ich mal genauer nachgesehen und schnell festgestellt, dass der Boden recht tonhaltig ist. Sofort war mir klar das ein Einstieg in die Töpferei sicherlich auch meinen Kindern Spaß machen wird. Meine Überlegung dabei war, nach Möglichkeit alles recht einfach zu halten und vieles selbst zu machen. Wir haben also Tonbrocken gesammelt, gemahlen und gesiebt. Parallel haben wir aus einem 200L Fass einen Holzofen gebaut, der - isoliert mit Keramikfasermatte - auf etwa 1050 - 1100°C läuft. Inspiration hierzu habe ich auf YT gefunden. Gleichzeitig habe ich mir auch die Basics über Glasuren angeeignet und mir einen Excel-Rechner gebaut, um Rezepturen in die Segerformel zu überführen (und umgekehrt).
Bei meinen Recherchen bin ich natürlich auch über dieses Forum gestolpert und habe seit einiger Zeit teilweise mitgelesen. Und weil bei meinem Projekt bisher nicht alles lief wie gewünscht oder erhofft, würde ich gerne bei der ein oder anderen Fragestellung auf das Wissen und den Erfahrungsschatz der Community zugreifen.
Vielleicht noch kurz zu dem aktuellen Stand meines Projektes: Da der lokale Ton bei meinen Ofentemperaturen weich wird und stark aufbläht, habe ich mir kommerzielle Aufbaumasse beschafft, die (wenn dünnwandig ausgeformt und langsam aufgewärmt) recht zuverlässig funktioniert. Naja, und weil der lokale Ton von hier beim Brennen weich wurde hatte ich gehofft, mit Asche eine erste simple Glasur improvisieren zu können. Dazu habe ich verschiedene Mischungsverhältnisse mit einem Tonanteil von 30 - 70% ausprobiert. Leider ohne Erfolg.
Als nächsten Schritt würde ich gerne über wenigstens eine funktionierende Glasur verfügen, bevor ich die Formgebung des Tons optimiere um es wirklich nutzbar zu machen (Tassen, Müsli-Schüsseln, etc.). Aktuell formen wir noch alles frei aus der Hand.
Weil es sich anbietet hier noch eine erste Frage. Um den Schmelzpunkt meiner Ton-Asche-Mischung zu senken habe ich Fritten mit möglichst hohem Bor-Anteil als Beimischung ins Auge gefasst (Natriumborsilikatfritte D 90158, Alkaliborsilikatfritte D 90167, Calziumborsilikatfritte 3134). Wäre das der richtige Ansatzpunkt oder gibt es naheliegendere Maßnahmen? Meine Ofentemperatur ist durch die Bauart vorgegeben und lässt sich nicht wirklich kontrollieren, von daher gehe ich davon aus das die Zusammensetzung Glasur-Mischung mein wichtigster Einflussfaktor ist. Ich bin gespannt auf euren Input.
Beste Grüße
Christian
Ich möchte mich kurz vorstellen
Re: Ich möchte mich kurz vorstellen
Hallo Christian,
Deine Fragen nach der Vorstellung sind wohl etwas untergegangen.
Welchen Aufbauton verwendet ihr? Welche Farbe hat der lokale Ton? Kannst Du die Ergebnisse der ersten Glasurproben beschreiben oder besser noch Fotos hochladen? Wie waren die Glasurrezepten genau?
Die Idee mit Fritten den Schmelzpunkt zu senken (wenn die Glasur nicht ausgeschmolzen war) ist richtig, für eine funktionierende Glasur musst Du allerdings auch noch den Wärmeausdehnungskoeffizienten (WAK) von Glasur und Ton beachten. Dein Ton sollte für Geschirr bei 1100° dicht brennen, also eine Wasseraufnahme von <=2 haben. Da gibt es nur früh sinternde Massen, von jedem Hersteller etwa eine, die wieder spezielle Probleme mit sich bringen. Aber es klingt ja so als hättet ihr Freude am Experimentieren, da müsst ihr dann auch Geduld mitbringen.
Viel Erfolg auf jeden Fall,
Jens
Deine Fragen nach der Vorstellung sind wohl etwas untergegangen.
Welchen Aufbauton verwendet ihr? Welche Farbe hat der lokale Ton? Kannst Du die Ergebnisse der ersten Glasurproben beschreiben oder besser noch Fotos hochladen? Wie waren die Glasurrezepten genau?
Die Idee mit Fritten den Schmelzpunkt zu senken (wenn die Glasur nicht ausgeschmolzen war) ist richtig, für eine funktionierende Glasur musst Du allerdings auch noch den Wärmeausdehnungskoeffizienten (WAK) von Glasur und Ton beachten. Dein Ton sollte für Geschirr bei 1100° dicht brennen, also eine Wasseraufnahme von <=2 haben. Da gibt es nur früh sinternde Massen, von jedem Hersteller etwa eine, die wieder spezielle Probleme mit sich bringen. Aber es klingt ja so als hättet ihr Freude am Experimentieren, da müsst ihr dann auch Geduld mitbringen.
Viel Erfolg auf jeden Fall,
Jens
Re: Ich möchte mich kurz vorstellen
Hallo Jens,
danke für deinen Beitrag.
Unser lokaler Ton ist rötlich, was sicherlich auf einen hohen Gehalt an rotem Eisenoxid zurückzuführen ist. Gebrannt in einem Anzündkamin mit Kohle hat er eine Farbe wie jeder handelsübliche Blumentopf. Im unserem Ofen war es ihm dann aber deutlich zu heiß. Wir haben also erst einmal auf 10 sf 40 von Witgert gewechselt (Steinzeugmasse, 40% Fein-Schamotte, max. 1200°C, rot).
Zum Experimentieren mit den Ascheglasuren habe ich beides, saubere Buchenholzasche und Nadelholzasche genutzt. Ton und Asche habe ich mit 0.2 mm gesiebt. Die Mischungen waren nach Gewichtsprozent 30 Ton / 70 Asche, 40 Ton / 60 Asche, ... , 70 Ton / 30 Asche. Ich habe jeweils nur 2 Gramm gemischt und als trockenes Pulver in kleine getöpferten Ronden mit Mulde gefüllt und so gebrannt. Weder bei den Mischungen mit der Buchenholzasche noch der Nadelholzasche hat sich etwas getan; die Pulverküchlein sind nach dem Brennen bei der kleinsten Berührung zu Staub zerfallen.
Ich habe auch noch Mischungen mit 50% Ton und 50% Asche (mal Buchenholzasche und mal Nadelholzasche) mit etwas Wasser angerührt (Konsistenz etwa wie Sahne) und auf kleine bereits gebrannte Versuchsteile aufgepinselt. Hierbei ist die Glasur zu einer rauhen Beschichtung versintert, die sich mit etwas Druck stellenweise abreiben lässt. Ich habe da mal ein Teil fotografiert, weiß aber noch nicht wie ich das Bild hier reinbekomme. Ich bin in der Hinsicht kompletter Neuling und war zuvor noch in keinem anderen Forum angemeldet.
Danke für die Bestätigung, dass wir mit Fritten den richtigen Ansatzpunkt haben. Ich habe hier hauptsächlich einen hohen Boranteil ins Auge gefasst um den Schmelzpunkt abzusenken. Gibt es hier noch effektivere Schmelzpunkt-Senker?
Bezüglich dem WAK würde ich erst einmal schauen eine Glasurmischung zum Schmelzen zu bringen, und je nachdem ob es zum Abplatzen oder Rissbildung auf unserem eingesetzten Ton kommt, überlegen was als nächstes in die Glasur mit reinkommt (oder die Glasurbestandteile anders balancieren).
Aus dem Bauch heraus hätte ich vermutet dass die Wasseraufnahme bei glasiertem Geschirr nebensächlich ist. Was ist der Grund warum man von max. 2% Wasseraufnahme ausgeht? Hängt das mit Quell- und Schrumpfungsvorgängen im Ton zusammen, die auf Dauer die Glasur verschleißen?
Und klar, Experimentieren erfordert Geduld. Aber wir lernen bei jedem Brand dazu - und wenn auch nur, wie man es besser nicht machen sollte. Und es gäbe ja noch kommerzielle Glasuren, wenn es anders so gar nicht funktionieren will... Aber ich würde echt lieber eine recht simple Glasur entwickeln an der ich die Stellschrauben wirklich kenne.
Beste Grüße
Christian
danke für deinen Beitrag.
Unser lokaler Ton ist rötlich, was sicherlich auf einen hohen Gehalt an rotem Eisenoxid zurückzuführen ist. Gebrannt in einem Anzündkamin mit Kohle hat er eine Farbe wie jeder handelsübliche Blumentopf. Im unserem Ofen war es ihm dann aber deutlich zu heiß. Wir haben also erst einmal auf 10 sf 40 von Witgert gewechselt (Steinzeugmasse, 40% Fein-Schamotte, max. 1200°C, rot).
Zum Experimentieren mit den Ascheglasuren habe ich beides, saubere Buchenholzasche und Nadelholzasche genutzt. Ton und Asche habe ich mit 0.2 mm gesiebt. Die Mischungen waren nach Gewichtsprozent 30 Ton / 70 Asche, 40 Ton / 60 Asche, ... , 70 Ton / 30 Asche. Ich habe jeweils nur 2 Gramm gemischt und als trockenes Pulver in kleine getöpferten Ronden mit Mulde gefüllt und so gebrannt. Weder bei den Mischungen mit der Buchenholzasche noch der Nadelholzasche hat sich etwas getan; die Pulverküchlein sind nach dem Brennen bei der kleinsten Berührung zu Staub zerfallen.
Ich habe auch noch Mischungen mit 50% Ton und 50% Asche (mal Buchenholzasche und mal Nadelholzasche) mit etwas Wasser angerührt (Konsistenz etwa wie Sahne) und auf kleine bereits gebrannte Versuchsteile aufgepinselt. Hierbei ist die Glasur zu einer rauhen Beschichtung versintert, die sich mit etwas Druck stellenweise abreiben lässt. Ich habe da mal ein Teil fotografiert, weiß aber noch nicht wie ich das Bild hier reinbekomme. Ich bin in der Hinsicht kompletter Neuling und war zuvor noch in keinem anderen Forum angemeldet.
Danke für die Bestätigung, dass wir mit Fritten den richtigen Ansatzpunkt haben. Ich habe hier hauptsächlich einen hohen Boranteil ins Auge gefasst um den Schmelzpunkt abzusenken. Gibt es hier noch effektivere Schmelzpunkt-Senker?
Bezüglich dem WAK würde ich erst einmal schauen eine Glasurmischung zum Schmelzen zu bringen, und je nachdem ob es zum Abplatzen oder Rissbildung auf unserem eingesetzten Ton kommt, überlegen was als nächstes in die Glasur mit reinkommt (oder die Glasurbestandteile anders balancieren).
Aus dem Bauch heraus hätte ich vermutet dass die Wasseraufnahme bei glasiertem Geschirr nebensächlich ist. Was ist der Grund warum man von max. 2% Wasseraufnahme ausgeht? Hängt das mit Quell- und Schrumpfungsvorgängen im Ton zusammen, die auf Dauer die Glasur verschleißen?
Und klar, Experimentieren erfordert Geduld. Aber wir lernen bei jedem Brand dazu - und wenn auch nur, wie man es besser nicht machen sollte. Und es gäbe ja noch kommerzielle Glasuren, wenn es anders so gar nicht funktionieren will... Aber ich würde echt lieber eine recht simple Glasur entwickeln an der ich die Stellschrauben wirklich kenne.
Beste Grüße
Christian