Tonprojekt in Ecuador

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josef_ecuador
Beiträge: 2
Registriert: Dienstag 17. Oktober 2006, 23:37

Tonprojekt in Ecuador

Beitrag von josef_ecuador »

Hallo alle miteinander!

Ich bin gerade in Ecuador und seit kurzem bin ich mitten in Planung/Ausführung eines Keramikprojekts für eine Schule für behinderte Kinder. Was ich mit dem Ton zu tun habe ich meine Begeisterung fürs Material, eine besondere Ausbildung hab ich keine. Meine Basisinfo bezieh ich großteils aus dem Netz.

Ich könnte möglichts viele Links zu den Themen gebrauchen:

Gasofenbau

Tontherapie mit behinderten Kindern

Glasuren

Töpferscheibe bauen

Töpfern auf ner Töpferscheibe

Also wie ihr seht hab ich noch viel vor...

Bisher habe ich einen Hochdruckgasregler den Schlauch und das dazugehörige Ausgangsteil gekauft. Ich hoffe man kommt mit Propangas auf ausreichend hohe Temperaturen.
Den Ton aufzutreiben war schwieriger als erwartet: Letztendlich bin ich in einem Ziegelwerk fündig geworden. Die haben mir gleich 20 kg geschenkt aber schon die fertige Mischung für die Ziegelherstellung und somit schlechte Qualität. Beim nächsten Mal frage ich sie dann gleich nach dem Rohton und werde den dann mit Sand aus dem Flußbett vermischen (wenn das eurer Meinung nach ne gute Idee ist).
Was mir noch fehlt ist der Ofen: Habe aber schon eine Firma gefunden, die Schamotte und Hochtemperaturwolle aus Kolumbien importiert. Ein Ziegel kostet aber über 3 DOllar - das kommt mir relativ viel vor. Die Rolle kostet für 3m 170 DOllar. Aufgrund umwelttechnischer Überlegungen favoriere ich eher einen Schamottofen: Kann ich die Steine vielleicht selber herstellen oder bin ich da wiederum auf den Importeur angewiesen?

Mir stünde der alte Motor einer Waschmaschine zur Verfügung um eine Töpferscheibe zu bauen. Es gibt hier im Forum schon eine Anweisung wie man das macht aber die Links und Bilder sind offline.

FÜr jegliche Anleitungen zu diesem oder den anderen Themen bin euch sehr dankbar! Wenn ihr irgendwelche Ideen, Einwände oder eigene Erfahrungen habt die ihr mir mitteilen wollt, dann postet mir bitte!

Josef, derzeit in Pedro Carbo, Ecuador


PS: Wenn das Projekt einmal ins Laufen gekommen ist könnten wir hier einen Voluntär mit Ausbildung im Bereich Keramik gebrauchen - also falls ihr Lust habt schreibt mir mal. Die Kosten für Unterkunft und Verpflegung werden normalerweise gedeckt. Spanischkenntnise wären natürlich von Vorteil.
Abrasol
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Beitrag von Abrasol »

Holla Josef,

¿Que tal?

Falls du die "Anleitung" von der Drehscheibe aus meinem Bericht aus Thailand meinst, dann kann ich dir neue noch detailgetreuere Bilder schiessen, habe heute morgen eine gebrauchte erstanden. Das jetzt einmal spontan und auf die Schnelle. Mit den anderen vielen Fragen kann ich eventuell auch teilweise weiterhelfen.

Was den Brennofen anbelangt: kennst du Papieröfen? Guckst du mal hier http://www.papierofen.de/
Bevor die einen kostspieligen Brennofen baust, kannst du sicherlich damit herumexperimentieren.

Hier ein Link zu Wali Hawes Experimenten - den kann man übrigens auch für Fragen anhauen (hab' ich mehrmals gemacht) und er spricht und schreibt sogar fliessend Spanisch, - was natürlich für dich von Vorteil sein dürfte wenn's um "articulos y ingredientes muy tipicos" geht. :wink:

Wali Hawes - http://www.walihawes.com/kilns/pottery_kilns.php

Sagt bescheid wenn du Detailaufnahmen von der Töpferscheibe brauchst.
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ralf burger
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alles selbst gemacht...

Beitrag von ralf burger »

Hallo,
ich habe da mal ein Buch gesehen:
"The self-relient potter"
(bin mir ob der Schreibweise leider momentan unsicher)
Da wird eigentlich fast alles was oben gefrag wird beschrieben.
Bei Interesse schau ich nochmal nach wer es verlegt hat.

Ciao
Ralf
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Günter
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Beitrag von Günter »

Wenn ich fragen darf: was willst du denn überhaupt herstellen??? Erstens bedingt die Ware auch die von dir benötigte Ausrüstung (vor allem den Ofen) und zweitens ist die Frage, obs was zum verkaufen sein soll oder als purer Selbstzweck für die Arbeit mit Kindern...
Wenns zum Verkauf gedacht ist: bitte bedenke wirklich sorgfältig, ob für deine Produkte auf Dauer ein Markt besteht und das Keramikprojekt auch ohne dich weiterlaufen wird/kann. Denn du wirst wohl nicht ewig dortbleiben...
Zur Literatur: Die drei Bücher "The Self-Reliant Potter: Refractories and Kilns/ Forming Techniques/ Glazes" von Henrik Norsker sind bestimmt eine Fundgrube für dich, weil genau für die Arbeit in Entwicklungsländern geschrieben, aber leider schon lange vergriffen. Ich hab sie in meinem Bücherregal - aber werd sie dir auch nicht einfach so schicken. Wenn du irgend einen anderen Vorschlag hast, bin ich aber gern zur Hilfe bereit.
josef_ecuador
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Registriert: Dienstag 17. Oktober 2006, 23:37

Tonprodukte

Beitrag von josef_ecuador »

Hallo!

Vielen Dank für die schnellen Antworten!

Ich hab mir schon Gedanken über die Vermarktung gemacht. Es gibt hier ein Zentrum das Kunsthandwerk nach Österreich schickt (derzeit vor allem aus Palmstroh) das gerne das Sortiment ausweiten will. Die Kinder, die Freude an der Keramik haben und sich damit leicht tun, könnten nach Beendigung der Ausbildung dann in dieses Projekt integriert werden.

Ich persönich möchte aber hauptsächlich den internen Markt ansprechen (Dinge um die halbe Welt schicken find ich nicht gut) und in der Schule gibt es eine Verkaufsfläche mit Regalen wo man anbieten könnte. Das Zentrum hat auch in der nahe gelegenen Millionenstadt ein paar Verkaufsgelegenheiten. Natürlich muss das Ganze beworben werden.

Die Qualität der Keramik sollte möglichst hoch sein, damit könnte man dann auch Käufer finden, denn die sonstigen hiesigen Erzeugnisse sind meist wirklich schlecht oder gar nicht gebrannt. Ein bisschen Brainstorming zur Produktfindung hab ich schon gemacht:

Weihnachtskrippen,
Sonnenuhren,
Dufthäuschen,
Heiligenfiguren in denen man Kerzen hineinstellen kann,
Namensschildchen für die Haustüre,
Blumenvasen,
Dekorationsgegenstände (Staubfänger)
Instrumente zur Klangherstellung (zum Blasen, Klopfen...)
WC-Schilder
Seifenhinaufleger für die Dusche
...

Ein großes Problem stellt die überstarke und spottbillige Konkurrenz aus China dar. Ich hoffe das wir durch originelle und kulturspezifische Produktgestaltung (zB ein dunkelhäutiges Brautpaar aus Ton für die Hochzeitstorte) und dem sozialen Charakter einen Wettbewerbsvorteil gewinnen können.

Was hält ihr davon? Vielleicht liest das auch jemand der Erfahrung hat mit der Arbeit mit behinderten Kindern und schon weiß welche Dinge man herstellen (und verkaufen) kann und welche nicht.

PS: Ich freu mich über noch mehr Links...
hille
Beiträge: 1198
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Beitrag von hille »

Hallo Josef,
nachdem du schreibst, dass du keine keramische Ausbildung hast und dass es auch bei euch ein breites und spottbilliges Keramikangebot aus China gibt, denke ich, dass du vielleicht davon abkommen solltest, unbedingt mit der Töpferscheibe arbeiten zu wollen, zumal du die ja auch noch bauen müsstest. Die Produkte, die du dir so vorstellst, lassen sich doch alle prima mit Aufbautechniken herstellen. Ausserdem denke ich, dass das freie Arbeiten den Kindern viel mehr entgegenkommt, gerade bei der Förderung der Motorik. Töpfern an der Scheibe, dass lernt man nicht so eben mal, es erfordert viel Übung und ich will es mal Körperbeherrschung nennen. Außerdem scheinen sich die von dir aufgetriebenen Tone, glaub ich, auch nicht dazu zu eignen. Mit Ziegelmasse könnte modellieren aber gut möglich sein. Getöpfertes, das nicht auf der Scheibe gedreht ist, ist ja keinesfalls minderwertiger, es ist einfach anders. Und da ja deine Gedanken schon in die Richtung gehen, dass euer Angebot eben "anders" sein muß, als die Importware...
Ich habe ein wenig Einblick in die Behindertenarbeit, hier wird normalerweise eben auch frei gearbeitet aber manchmal auch Gießkeramik hergestellt. Die Gießkeramik finde ich persönlich meist völlig entbehrlich, aber ich habe mir selbst (als Keramikerin) schon von Behinderten modellierte Figuren gekauft, weil sie einfach klasse waren. Und das ist bei der Vermarktung mit Sicherheit auch wichtig, dass ihr die Stücke mit Stolz und Selbstvertrauen anbietet. Ich wünsche euch viel Mut und Erfolg
Hille
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