Glasur für Brenntemperatur 1150 Grad?

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Ton&Töne
Beiträge: 3
Registriert: Sonntag 21. Januar 2024, 14:47

Glasur für Brenntemperatur 1150 Grad?

Beitrag von Ton&Töne »

Hallo an alle!
Ich bin hier ganz neu und auch beim Töpfern noch eine Anfängerin. Ich habe erst im Sommer 23 damit angefangen, und mir wäre es tatsächlich lieber gewesen, zunächst Erfahrungen bei Kursen zu sammeln, und eine Brennmöglichkeit bei einem Töpfer zu haben. Beides ist in meiner abgelegenen ländlichen Gegend nicht möglich. Und als ich im Herbst einen wenig genutzten Nabertherm N150 Brennofen geschenkt bekam, den ich in unserem Keller aufstellen konnte, war für mich klar, dass ich nun meinen eigenen Weg gehen muss.
Seitdem habe ich mich schon viel belesen, habe viele Videos geschaut, und merke, dass immer mehr Fragen auftauchen, je mehr ich mich ins Thema einarbeite.
1. Fakt ist, ich möchte Geschirr (Teller, Schalen usw.) aber auch Deko herstellen.
2. Ich würde sehr gern den bisher genutzten schwarzen frühsinternden Ton von Witgert nutzen, und diesen bei 1150 Grad brennen
3. Ich würde meine getöpferten Teile gern glänzend weiß glasieren, sodass die Optik durch das leichte Durchscheinen des schwarzen Tons leicht antik wirkt.

Und nun kommt mein Problem:
Ich finde kaum oder keine Glasuren (außer die Botz Pro), die für diese Brenntemperatur passen, entweder sind sie für einen Temperaturbereich bis 1080 Grad oder ab 1180 Grad gedacht.

Die Brenntemperatur von 1150 Grad ist damit nicht abgedeckt, und da ich noch Anfängerin bin, bin ich mir unsicher, inwieweit man eine der beiden Glasur-Arten trotzdem verwenden kann, bzw. mit welchen negativen Konsequenzen.
Bei den Pulverglasuren gab es wohl eine Glasur mit immerhin einer Brenntemperatur bis 1100 Grad, aber momentan traue ich mich an Pulverglasuren noch nicht heran, bzw. bräuchte Beratung, welche Hilfsmittel (Glasurkleber/Stellmittel) da noch mit dazu passen und gehören.

Ich habe schon einmal mit zwei anderen Glasuren bei 1150 Grad brennen lassen
Die Glasur Botz Pro Opalweiß wurde auf schwarzem Ton sehr durchscheinend. Und von der Oberfläche nicht wirklich glatt.
Eine andere markenlose Glasur einer bekannten Töpferin war nach dem Brennen bei 1150 Grad matt und hatte viele kleine nadelstichartige Löcher, vom zu dicken Auftrag oder vom Ausgasen des schwarzen Tons?
Auch nicht mein angestrebtes Ergebnis..

Ich würde gern den frühsinternden Ton weiter verwenden, und mir schwebt für meine Brennergebnisse eine Optik wie auf dem Foto im Anhang vor, also der schwarze Ton darf schon durchscheinen, aber die weiße glänzende Glasur soll trotzdem sehr gut sichtbar bleiben, und eine glatte Oberfläche wäre mir auch sehr wichtig. Ist das bei dieser Brenntemperatur und bei schwarzem Ton überhaupt möglich?

Von der Töpferin des Objektes auf dem Foto weiß ich, dass sie schwarzen StreinzeugTon verwendet und bei 1250 Grad brennt.
Diese hohe Brenntemperatur möchte ich nicht dauerhaft, denn mein Brennofen N150 hat nur eine Höchstbrenntemperatur von 1280 Grad, die man ja nicht ständig ausreizen sollte, wie ich gelesen habe.
Daher frage ich jetzt hiermit nach einer Lösung für meine geplante Glasur-Brenntemperatur von 1150 Grad an.
Bobbl
Beiträge: 155
Registriert: Donnerstag 12. August 2010, 09:43

Re: Glasur für Brenntemperatur 1150 Grad?

Beitrag von Bobbl »

Ton&Töne
Beiträge: 3
Registriert: Sonntag 21. Januar 2024, 14:47

Re: Glasur für Brenntemperatur 1150 Grad?

Beitrag von Ton&Töne »

Oh, vielen Dank!
Genau diese Nadel im Heuhaufen der Glasuren hatte ich bisher übersehen! Habe sie gleich bestellt und werde es damit probieren.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1027
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Glasur für Brenntemperatur 1150 Grad?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Ton&Töne,

willkommen im Forum!
Du brauchst dich vor Pulverglasuren nicht zu fürchten, denn eigentlich sind sie viel einfacher im Gebrauch, vor allem bekommst du damit viel gleichmäßigere Oberflächen durch Eintauchen oder Begießen.
Auch braucht nicht jede Pulverglasur Stellmittel oder Glasurkleber, also nicht jede Glasur setzt sich ungünstig auf dem Eimerboden ab, dass man Stellmittel zusetzen müsste.
Und Glasurkleber benötigt man eigentlich dann, wenn man eine Deko-Technik macht, bei der die pulvrige Oberfläche sich vor dem Brand beim Anfassen nicht abreiben oder wegbröseln darf.
Da du aber einfach nur eine weiße Glasur verwenden möchtest, sollte das kein Problem sein.

Falls du mal damit anfangen willst, könntest du Zinnoxid in eine Transparentglasur geben, das ergibt auch ein deckendes weiß. Die Zugabemenge kenne ich nicht auswendig, aber ich würde mal schätzen, dass man mit 5 % anfängt und dann schaut ob es mehr oder weniger sein muss. Diese %-Angaben beziehen sich immer auf das Trockengewicht. Der dunkle Ton wird sowieso immer mehr oder weniger durchscheinen und, welche Glasur auch immer drauf liegt, beeinflussen.

Dass man etliche Proben machen muss, bis man das hat was einem so vorschwebt, ist ganz normal. Der Vorteil einer selbst angesetzten Glasur ist, dass man sie wiederholen kann und nicht darauf angewiesen ist, dass der Händler sie immer im Sortiment hat. Gerade wenn man Serien machen möchte ist das nicht zu unterschätzen.

Schönen Gruß und viel Spaß beim Töpfern und Musizieren
Maria
Ton&Töne
Beiträge: 3
Registriert: Sonntag 21. Januar 2024, 14:47

Re: Glasur für Brenntemperatur 1150 Grad?

Beitrag von Ton&Töne »

Vielen herzlichen Dank, liebe Maria, für deine ausführliche Antwort! Diese Option werde ich mir merken, wenn es mit der anderen Glasur nicht klappt!
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Bertram
Beiträge: 86
Registriert: Sonntag 28. Juni 2020, 22:26

Re: Glasur für Brenntemperatur 1150 Grad?

Beitrag von Bertram »

Da hast du dir ja als Anfängerin nicht die einfachste Aufgabe ausgesucht. Ich kenne nun diesen Ton nicht, halte aber deine Temperaturvorstellungen für zu hoch. Gerade wenn schwarze Keramik beidseitig glasiert ist, neigen solche Stücke gern zur Blasenbildung. Abhilfe schafft dann eine Temperaturabsenkung. Falls die neue extra gekaufte Glasur da mitspielt. Wenn ich schwarzen Ton brenne, so gehe ich auf 1110 Grad bei 10 Minuten Haltezeit. Und dieser Ton ist dann schamottiert. Unschamottiert könnte sicher niedriger brennen.
Mit Glasuren kommt man immer mal in den Zwischenbereich, wo Angebote knapp sind. Da muss man sich selber helfen.
Wer logisch denken kann, ist schon mal gut dabei. Warum nicht mal eine 1050er Glasur mit einer 1150er mischen? Dafür braucht man keine Spezialkenntnisse. Nur etwas Fantasie. Oder eben wie Maria sagte: einfärben. Auch wenn ich das 7x günstigere Zirkonsilikat zum weiß färben bevorzuge (10%). Mit Kaolin und Quarz kann man Glasuren temperaturstabiler machen, so dass durch Zugabe von 10% Kaolin durchaus auch eine 1050er Glasur auch bei 1120 Grad noch passt. Anders herum ist es schwieriger. Durch Zugabe einer niedriger schmelzenden Substanz, kann man den Schmelzpunkt einer Glasur herabsetzen. Zum Beispiel eine "Fritte". Da wäre ich aber mit 10% vorsichtig. Muss man immer testen.
Und wenn testen, dann mach eine Reihe und nicht nur einen Test pro Ofen.
Klar verändert man so die Originalglasur und auch deren Optik. Aber nicht immer nur zum schlechten oder ersichtlichen.
Vergiss Streichglasuren. :) Zeitaufwändig, teuer, Ergebnisse... nun man muss auf fleckig stehen. Was du für Pulverglasuren brauchst sind Eimer und ein Glasursieb. Gerade wenn man einfärbt mit Farbkörper oder Rohstoffen. Ich rühre alle Glasuren mit der Hand auf, da bekommt man ein Gefühl dafür wie flüssig sie ist. Dauert seine Zeit, bis man das kann. Man könnte auch eine Spindel nutzen. Pi mal Daumen am Anfang: 1kg Glasur : 1l Wasser. Im Glasierprozess habe ich dann aber Salatlöffel, mit denen ich die Glasur immer wieder umrühre und am absetzen hindere.

Puh, wieder rein gesteigert. So viel wollt ich nicht schreiben. Ab zum Mittag. :schleck:
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Tongrube
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Registriert: Freitag 16. September 2022, 11:46
Wohnort: Dortmund

Re: Glasur für Brenntemperatur 1150 Grad?

Beitrag von Tongrube »

Ist aber sehr freundlich von Dir. Hoffe, es hat geschmeckt ;-)...
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