Glasur überdecken
Glasur überdecken
Hallo, wie werde ich eine hässliche Glasur wieder los? Ich habe eine große Skulptur glänzend farbig bemalt und bei 1050 Grad gebrannt. Das Ergebnis gefällt mir überhaupt nicht… kann ich das irgendwie kaschieren? Weiße Engobe? Porzellanschlicker? Wer hat Erfahrung? Vielen Dank für ein paar Tipps, Vera
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Maria Ortiz Gil
- Beiträge: 1027
- Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14
Re: Glasur überdecken
Hallo vauka,
was dir da passiert ist, kommt von der typischen Vorgehensweise von jemandem, der eine Keramik macht, ohne sich vorher genug mit den Grundlagen der keramischen Technologie beschäftigt zu haben. Nimm es als Etappe im Lernprozess.
Gebrannte Glasuren "wird man nicht wieder los", weil es Glase sind, die sich in der Schmelze mit dem Ton verbinden, zum Glück, sonst könnte man sie nicht zweckmäßig einsetzen.
Damit diese Glase einen bestimmten Effekt erzielen, müssen viele Komponenten genau zusammenspielen: Rezeptur, Temperatur, die Art des Auftrags und die Farbe des Tones.
Es ist überhaupt nicht verwunderlich, dass eine Glasur, die man zum ersten mal benutzt, nicht so wird wie man sie sich vorgestellt hatte. Deshalb muss man vorher Proben machen. Auch wir Professionellen Keramiker müssen Proben machen.
Und natürlich probiert man nicht auf dem allerschönsten Stück aus, sondern auf weniger „wichtigen“ oder auf extra vorbereitete Probeplättchen.
Eine Glasur mit einer anderen zu überdecken ist prinzipiell möglich, aber etwas kompliziert, da der Ton nach dem Glattbrand (Glasurbrand) nicht mehr porös ist, und deshalb das Glasuranmachwasser nicht einziehen kann, so dass das Glasurpulver, anstatt außen drauf zu bleiben, am glatten Glaskörper herunterrutscht.
Es gibt aber die Möglichkeit das Stück so heiß zu machen und dann in die etwas dicker angerührte Glasur zu tauchen, so dass das Anmachwasser sofort verdampft und das Pulver dann doch auf der Oberfläche bleibt. 150 Grad sollten es schon sein. Diese pulvrige Glasurschicht greift sich aber extrem leicht ab, wenn man das Stück anfasst.
Abgesehen davon, vermischt sich die untere Glasurschicht in der Schmelze mit der oben drauf liegenden und ergibt somit eine neue Rezeptur. Das Ergebnis kann nicht vorausgesagt werden, es sei denn, mann hat, wie oben beschrieben vorher Proben gemacht, bei denen man genau den Vorgang schon mal durchführt, das wäre in deinem Fall also: erst mit der dir nicht so gefälligen Glasur brennen, dann heiß machen und eine andere darüber legen.
Decken wird eine Glasur die andere wohl kaum, es sei den, die zweite ist sehr dunkel. Du kannst aber nicht wissen, ob dann nicht Blasen oder sonst irgendwelche unerwarteten Fehler entstehen, bevor du es nicht ausprobiert hast, weil sich beide Rezepturen ja vermischen.
Du schreibst, dass du eine große Figur gemacht hast. Groß ist immer relativ.
Möglicherweise kann man sie nicht in die zweite Glasur tauchen, zumal sie dann sehr heiß ist und man deshalb genau überlegen muss, wie man sie überhaupt anfassen kann.
Ich rate dir, die Figur so zu lassen wie sie ist und diese Erfahrung als wertvoll an zu sehen, denn wenn du diese Zusammenhänge begriffen hast, bist du schon ein Stück weiter im Verständnis der Keramik.
Dann kannst du immer noch weitere Figuren machen, die dann vielleicht gelingen. Es ist halt leider alles nicht so einfach, wie es vielleicht im Hobby-Laden angeboten wird.
schönen Gruß
Maria
was dir da passiert ist, kommt von der typischen Vorgehensweise von jemandem, der eine Keramik macht, ohne sich vorher genug mit den Grundlagen der keramischen Technologie beschäftigt zu haben. Nimm es als Etappe im Lernprozess.
Gebrannte Glasuren "wird man nicht wieder los", weil es Glase sind, die sich in der Schmelze mit dem Ton verbinden, zum Glück, sonst könnte man sie nicht zweckmäßig einsetzen.
Damit diese Glase einen bestimmten Effekt erzielen, müssen viele Komponenten genau zusammenspielen: Rezeptur, Temperatur, die Art des Auftrags und die Farbe des Tones.
Es ist überhaupt nicht verwunderlich, dass eine Glasur, die man zum ersten mal benutzt, nicht so wird wie man sie sich vorgestellt hatte. Deshalb muss man vorher Proben machen. Auch wir Professionellen Keramiker müssen Proben machen.
Und natürlich probiert man nicht auf dem allerschönsten Stück aus, sondern auf weniger „wichtigen“ oder auf extra vorbereitete Probeplättchen.
Eine Glasur mit einer anderen zu überdecken ist prinzipiell möglich, aber etwas kompliziert, da der Ton nach dem Glattbrand (Glasurbrand) nicht mehr porös ist, und deshalb das Glasuranmachwasser nicht einziehen kann, so dass das Glasurpulver, anstatt außen drauf zu bleiben, am glatten Glaskörper herunterrutscht.
Es gibt aber die Möglichkeit das Stück so heiß zu machen und dann in die etwas dicker angerührte Glasur zu tauchen, so dass das Anmachwasser sofort verdampft und das Pulver dann doch auf der Oberfläche bleibt. 150 Grad sollten es schon sein. Diese pulvrige Glasurschicht greift sich aber extrem leicht ab, wenn man das Stück anfasst.
Abgesehen davon, vermischt sich die untere Glasurschicht in der Schmelze mit der oben drauf liegenden und ergibt somit eine neue Rezeptur. Das Ergebnis kann nicht vorausgesagt werden, es sei denn, mann hat, wie oben beschrieben vorher Proben gemacht, bei denen man genau den Vorgang schon mal durchführt, das wäre in deinem Fall also: erst mit der dir nicht so gefälligen Glasur brennen, dann heiß machen und eine andere darüber legen.
Decken wird eine Glasur die andere wohl kaum, es sei den, die zweite ist sehr dunkel. Du kannst aber nicht wissen, ob dann nicht Blasen oder sonst irgendwelche unerwarteten Fehler entstehen, bevor du es nicht ausprobiert hast, weil sich beide Rezepturen ja vermischen.
Du schreibst, dass du eine große Figur gemacht hast. Groß ist immer relativ.
Möglicherweise kann man sie nicht in die zweite Glasur tauchen, zumal sie dann sehr heiß ist und man deshalb genau überlegen muss, wie man sie überhaupt anfassen kann.
Ich rate dir, die Figur so zu lassen wie sie ist und diese Erfahrung als wertvoll an zu sehen, denn wenn du diese Zusammenhänge begriffen hast, bist du schon ein Stück weiter im Verständnis der Keramik.
Dann kannst du immer noch weitere Figuren machen, die dann vielleicht gelingen. Es ist halt leider alles nicht so einfach, wie es vielleicht im Hobby-Laden angeboten wird.
schönen Gruß
Maria
Re: Glasur überdecken
Und noch ergänzend: Plastiken werden ganz oft durch Glasur nur verschandelt. Durch den Versuch, da noch was zu retten, wird es aber höchstwahrscheinlich noch schlimmer.
Re: Glasur überdecken
Danke für die ausführliche Belehrung, Maria!
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Maria Ortiz Gil
- Beiträge: 1027
- Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14
Re: Glasur überdecken
Hallo Vera,
Ich war noch gar nicht darauf eingegangen, dass du gefragt hattest, ob man über eine Glasur auch weiße Engobe oder Porzellanschlicker legen könnte.
Ich habe das aus Spaß mal gemacht, um zu sehen was passiert. Ganz dünnen Porzellan Schlicker über einer grün transparenten glänzenden Glasur, aber gleich übereinander getaucht und nicht mit der beschriebenen heißmach Methode. Die Oberfläche sah ein wenig aus, als würde verkrumpeltes Butterbrotpapier drauf liegen, das an manchen Stellen Blasen geworfen hat. Diese Blasen konnte man ganz leicht aufbrechen, darunter kam die grüne Glasur zum Vorschein. Dieser Effekt könnte theoretisch interessant sein, wenn man es schaffen würde, Lage und Verteilung der Blasen zu beeinflussen, was mir aber kaum machbar erscheint.
Bei anderen Materialien und Auftragsstärken ergeben sich sicherlich andere Effekte, von denen voraussichtlich erst mal keines faszinierend sein wird, aber es könnte ein interessantes Forschungsfeld sein. Schließlich entstehen alle verblüffenden Effekte aus gelenkten Fehlern.
Schönen Gruß
Maria
Ich war noch gar nicht darauf eingegangen, dass du gefragt hattest, ob man über eine Glasur auch weiße Engobe oder Porzellanschlicker legen könnte.
Ich habe das aus Spaß mal gemacht, um zu sehen was passiert. Ganz dünnen Porzellan Schlicker über einer grün transparenten glänzenden Glasur, aber gleich übereinander getaucht und nicht mit der beschriebenen heißmach Methode. Die Oberfläche sah ein wenig aus, als würde verkrumpeltes Butterbrotpapier drauf liegen, das an manchen Stellen Blasen geworfen hat. Diese Blasen konnte man ganz leicht aufbrechen, darunter kam die grüne Glasur zum Vorschein. Dieser Effekt könnte theoretisch interessant sein, wenn man es schaffen würde, Lage und Verteilung der Blasen zu beeinflussen, was mir aber kaum machbar erscheint.
Bei anderen Materialien und Auftragsstärken ergeben sich sicherlich andere Effekte, von denen voraussichtlich erst mal keines faszinierend sein wird, aber es könnte ein interessantes Forschungsfeld sein. Schließlich entstehen alle verblüffenden Effekte aus gelenkten Fehlern.
Schönen Gruß
Maria
Re: Glasur überdecken
Ich habe mal probiert auf eine fleckig gewordene Glasur Eisenoxid und Kupferoxid aufzutragen. Nach dem nochmaligen Brand kam es zu sehr schönen wenn auch etwas dunklen Effekten.
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