KeramikerInnen in der Tradition von Bernard Leach in Deutschland?
Verfasst: Sonntag 16. April 2023, 21:15
Hallo zusammen,
es fällt mir schwer, mein Anliegen in Worte zu fassen und ich fürchte, dass sich der eine oder die andere vor den Kopf gestoßen fühlen könnte. Darum möchte ich vorweg sagen, dass es mir nicht darum geht, zu provozieren, sondern eher Menschen zu finden, die ähnlich ticken und von denen ich vielleicht lernen oder mit denen ich mich austausche könnte.
Meine Kernfrage ist: gibt es Keramikerinnen oder Keramiker, Töpferinnen oder Töpfer in Deutschland, die in der Tradition von Leach und Hamada arbeiten?
Um zu verdeutlichen, was ich meine (und was mich fasziniert), ist vielleicht ein wenig "name dropping" hilfreich: ich meine TöpferInnen, die so arbeiten wie zB. Richard Batterham, John Jelfs, Jim Malone, Phil Rogers oder Lisa Hammond in England oder Warren McKenzie u.a. in den USA.
Die Objekte sind Alltagswaren oder Formen, die sehr eng an diese angelehnt sind, die durch ihre scheinbare Einfachheit bestechen und doch hoch komplex sind und damit an eine jahrhundertealte Tradition anknüpfen (soweit mein mickriger Versuch, meine Faszination in einen Satz zu pressen).
Die Kritik und die Galerien nennen das dann "anglo-asiatische Tradition" und nach ungefähr 100 Jahren darf man ihnen diesen Titel wohl gönnen.
Allein: ich habe bisher fast niemanden in Deutschland gefunden, der oder die Vergleichbares macht. Norbert Hombergen in Essen wäre evtl. jemand (kenne ich nur die homepage) und ich besitze eine Tasse einer Töpferei aus Süddeutschland, die ich leider nicht mehr wiederfinde, die in die Richtung geht. Aber sonst fand ich nicht viel und ich habe bereits stumpf über die Listen auf den Seiten von Töpfermärkten (Aussteller) oder Verbänden gesucht.
Überspitzt gesagt (und hier fängt der Fettnäpfchenteil an: bitte meine Worte nicht auf die Goldwaage legen!) scheint es v.a. zwei Fraktionen zu geben: eine macht Kunst im eigentlichen Sinne, also Objekte, die keinen Gebrauchswert im alltäglichen Sinne haben oder Gebrauchskeramik, die v.a. gefällig ist. Dann noch einige - mir fallen Jan Kollwitz oder Hendrik Schöne ein - die sich dezidiert an japanischer Keramik orientieren.
Liegt das daran, dass es für Gebrauchskeramik, die das benötigt, was Jim Malone in einem Interview als "acquired taste" bezeichnet (ich würde das mal mit "geschultem Geschmack" übersetzen), in Deutschland schlicht keinen Markt gibt - und das die professionellen TöperInnen, die mit soetwas in den 1970er Jahren angefangen haben (als das Buch und der Ansatz von Leach hier populär gewesen sein müssen) solche Arbeitsweisen wieder aufgegeben haben, weil sie wirtschaftlich überleben mussten?
Oder daran, dass man - auch seitens der Akademien - das standing der (Studio-)Töpferei v.a. über den Weg in die reine Kunst (also eher in Richtung Skulptur, etc.) pushen wollte und will, sich der Ansatz von Leach hier also nie durchsetzen konnte?
Oder machen die o.a. Künstler und ihre Galerien einfach das bessere/zeitgemäßere Marketing; will sagen: es gibt hier jede Menge solcher Künstler und Betriebe, diese sind nur einem lokalen Markt/besser informierten Publikum bekannt und eben nicht so einfach zu finden?
Man könnte einfach einwenden, es sei nunmal eine englische Tradition (stark von asiatischer Töpferei beeinflußt) aber ich meine eher den grundsätzlichen Ansatz, der von Leach formuliert wurde, weniger oder notwendigerweise die konkrete Ausdrucksweise, die der Ansatz im englischsprachigen Raum gefunden hat (und die bei näherem Hinsehen bei allen Parallelen ja durchaus unterschiedlich ist).
Hoffe, ich habe nicht laut "Jehova" geschrien und werde gesteinigt: ich weiß einfach noch viel zu wenig und würde mich über nachsichtige Antworten sehr freuen!
Schöne Grüße
TG
PS: im Anhang habe ich noch zwei Bilder der erwähnten Tasse hinzugefügt. Vielleicht kennt ja jemand die Töpferei und kann mir helfen, sie wiederzufinden.
es fällt mir schwer, mein Anliegen in Worte zu fassen und ich fürchte, dass sich der eine oder die andere vor den Kopf gestoßen fühlen könnte. Darum möchte ich vorweg sagen, dass es mir nicht darum geht, zu provozieren, sondern eher Menschen zu finden, die ähnlich ticken und von denen ich vielleicht lernen oder mit denen ich mich austausche könnte.
Meine Kernfrage ist: gibt es Keramikerinnen oder Keramiker, Töpferinnen oder Töpfer in Deutschland, die in der Tradition von Leach und Hamada arbeiten?
Um zu verdeutlichen, was ich meine (und was mich fasziniert), ist vielleicht ein wenig "name dropping" hilfreich: ich meine TöpferInnen, die so arbeiten wie zB. Richard Batterham, John Jelfs, Jim Malone, Phil Rogers oder Lisa Hammond in England oder Warren McKenzie u.a. in den USA.
Die Objekte sind Alltagswaren oder Formen, die sehr eng an diese angelehnt sind, die durch ihre scheinbare Einfachheit bestechen und doch hoch komplex sind und damit an eine jahrhundertealte Tradition anknüpfen (soweit mein mickriger Versuch, meine Faszination in einen Satz zu pressen).
Die Kritik und die Galerien nennen das dann "anglo-asiatische Tradition" und nach ungefähr 100 Jahren darf man ihnen diesen Titel wohl gönnen.
Allein: ich habe bisher fast niemanden in Deutschland gefunden, der oder die Vergleichbares macht. Norbert Hombergen in Essen wäre evtl. jemand (kenne ich nur die homepage) und ich besitze eine Tasse einer Töpferei aus Süddeutschland, die ich leider nicht mehr wiederfinde, die in die Richtung geht. Aber sonst fand ich nicht viel und ich habe bereits stumpf über die Listen auf den Seiten von Töpfermärkten (Aussteller) oder Verbänden gesucht.
Überspitzt gesagt (und hier fängt der Fettnäpfchenteil an: bitte meine Worte nicht auf die Goldwaage legen!) scheint es v.a. zwei Fraktionen zu geben: eine macht Kunst im eigentlichen Sinne, also Objekte, die keinen Gebrauchswert im alltäglichen Sinne haben oder Gebrauchskeramik, die v.a. gefällig ist. Dann noch einige - mir fallen Jan Kollwitz oder Hendrik Schöne ein - die sich dezidiert an japanischer Keramik orientieren.
Liegt das daran, dass es für Gebrauchskeramik, die das benötigt, was Jim Malone in einem Interview als "acquired taste" bezeichnet (ich würde das mal mit "geschultem Geschmack" übersetzen), in Deutschland schlicht keinen Markt gibt - und das die professionellen TöperInnen, die mit soetwas in den 1970er Jahren angefangen haben (als das Buch und der Ansatz von Leach hier populär gewesen sein müssen) solche Arbeitsweisen wieder aufgegeben haben, weil sie wirtschaftlich überleben mussten?
Oder daran, dass man - auch seitens der Akademien - das standing der (Studio-)Töpferei v.a. über den Weg in die reine Kunst (also eher in Richtung Skulptur, etc.) pushen wollte und will, sich der Ansatz von Leach hier also nie durchsetzen konnte?
Oder machen die o.a. Künstler und ihre Galerien einfach das bessere/zeitgemäßere Marketing; will sagen: es gibt hier jede Menge solcher Künstler und Betriebe, diese sind nur einem lokalen Markt/besser informierten Publikum bekannt und eben nicht so einfach zu finden?
Man könnte einfach einwenden, es sei nunmal eine englische Tradition (stark von asiatischer Töpferei beeinflußt) aber ich meine eher den grundsätzlichen Ansatz, der von Leach formuliert wurde, weniger oder notwendigerweise die konkrete Ausdrucksweise, die der Ansatz im englischsprachigen Raum gefunden hat (und die bei näherem Hinsehen bei allen Parallelen ja durchaus unterschiedlich ist).
Hoffe, ich habe nicht laut "Jehova" geschrien und werde gesteinigt: ich weiß einfach noch viel zu wenig und würde mich über nachsichtige Antworten sehr freuen!
Schöne Grüße
TG
PS: im Anhang habe ich noch zwei Bilder der erwähnten Tasse hinzugefügt. Vielleicht kennt ja jemand die Töpferei und kann mir helfen, sie wiederzufinden.