Gips und Archäologie

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Maria Ortiz Gil
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Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Gips und Archäologie

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Eine Archäologin, die zu buddhistischen Tonfiguren aus der Zeit von 300 bis 900 n.C. forscht, hat mir eine Frage gestellt, die vielleicht jemand von euch beantworten kann, der mit Gips arbeitet.

Diese Figuren, zum Teil lebensgroß, wurden aus Einzelteilen in Gipsformen gemacht und man hat sogar passende Formen dazu gefunden. Der Gips dieser Formen enthält ziemlich viel Sand-Anteile und die Frage lautet, ob das zu irgend einem Zweck hinzu gefügt worden sein könnte, oder ob diese Sande im Gegenteil schon im Gips vorhanden gewesen sein könnten und die Formenmacher sich nur nicht die Mühe gemacht, oder keine Möglichkeit hatten, den Sand zu entfernen, bevor sie den Gips für die Form angesetzt haben. Eine Theorie wäre, dass die Form durch den Zusatz von Sand stabiler sei. Stimmt das so? Gleichzeitig würde sie nicht so viel Wasser aufnehmen, was ja auch damals schon ungünstig war. Hatten sie vielleicht einfach keinen besseren Gips?
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Gips und Archäologie

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo nochmal,
Fällt wirklich niemandem etwas dazu ein, weshalb man Sand in den Gips zugesetzt haben könnte, bzw welche Wirkung das bei den Formen hat?
carboncookie
Beiträge: 173
Registriert: Donnerstag 15. März 2018, 22:31

Re: Gips und Archäologie

Beitrag von carboncookie »

Ich kann dazu keine wissenschaftliche Antwort geben, sondern nur meine Vermutungen beisteuern.

Über Vorkommen, Häufigkeit oder Reinheit von Gips in dieser Epoche oder Gegend kann ich nichts sagen... diese Frage ist bestimmt in einem Forum für Geologen besser aufgehoben.

Meine Gedanken beziehen sich rein auf die Gipsformen selbst. Ich kann keinen großen Nutzen von Sand in der Gipsmischung erkennen. Für mich ergeben sich da eher Nachteile. Es würden sich bei jeder Nutzung der Gipsform kleine Sandkörnchen ablösen, die dann am Tonkörper haften bleiben. (Jeder der schon einmal in einer Notlage Elektrikergips für eine Gipsform verwendet hat, wird wissen was ich meine.)
Das bedeutet, dass sich die Gipsformen schneller abnutzen, und dass feine Details sehr schnell verloren gehen. Die Oberfläche des Tonkörpers muss eventuell auch nachbearbeitet werden. (Außer man will genau diesen Effekt im Ton haben.)

Zwecks Stabilität der Gipsform habe ich auch meine Zweifel. Mit der Zugabe von Sand wird die Form zwar etwas härter, aber reine Gipsformen sind eigentlich stabil genug, somit halte ich das nicht für notwendig. Die Form müsste schon sehr, sehr groß sein um mehr Stabilität zu brauchen. Gleichzeitig werden die Formen mit Sand noch schwerer was wieder einen Nachteil bedeutet. Eventuell trocknen die Formen bei der Herstellung ein wenig schneller, wenn Sand in der Mischung ist, aber so ein großer Vorteil wäre das für mich nicht.

Die Wasseraufnahme ist sicher ein wenig vermindert, aber funktionieren würden solche Gipsformen trotzdem.

Der einzige "Vorteil" der mir einfällt ist, dass man die Gipsmischung mit Sand etwas strecken kann. Sollte Gips also wirklich Mangelware gewesen sein, wäre das für mich die einzige logische Erklärung.

Ich finde die Thematik aber sehr spannend und hoffe, dass noch jemand etwas dazu beitragen kann!

Lg, Barbara
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Gips und Archäologie

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Vielen Dank Barbara, für die ausführliche Antwort! Ich leite sie gleich weiter. Ich denke, dass darin schon wertvolle Information drinsteckt.

Schönen Gruß!
Maria
madame Alexis
Beiträge: 251
Registriert: Mittwoch 9. März 2005, 17:06

Re: Gips und Archäologie

Beitrag von madame Alexis »

Hallo,

Ich habe einige Jahre auf archäologischen Grabungen gearbeitet. Hier in Deutschland ist Gips da nie ein Thema gewesen, ich hätte es auch in die Neuzeit gesteckt...
Grabungsfunde aus Keramik sind sehr oft mit Sand (auch mit anderen Zuschlagstoffen) gemagert. Allerdings ist nicht so ganz klar, ob der Sand zugefügt wurde oder sowieso schon im Ton vorhanden war. Der Ton also aus der Grube entnommen wurde, von Steinen ect. gereinigt wurde und als Endergebnis hat man dann eben eine Tonmasse mit Sand. Vielleicht wurde das mit dem Gips aus den natürlichen Lagerstätten ebenso gemacht oder man hat seine Erfahrungen mit der Keramik in die Gipsarbeit übertragen. Ich denke aber eher, das es nicht möglich war, den Gips von allem Sand zu befreien. Interessant wäre auch zu wissen, ob diese Methode über einen längeren Zeitraum angewendet wurde oder nur kurzzeitig. Und ja, es ist auch eine interessante Frage für die Geologen.

Grüße,
Alex
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Gips und Archäologie

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Danke auch dir, Alex, für die Einschätzung!
Ich leite es auch gleich weiter.
Yaki
Beiträge: 121
Registriert: Donnerstag 7. Januar 2016, 13:09

Re: Gips und Archäologie

Beitrag von Yaki »

https://www.gips.de/fileadmin/user_uplo ... h_2013.pdf

Insgesamt 108 Seiten. Auf Seite 14 steht etwas zu Sand.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Gips und Archäologie

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Yaki,
Dir auch vielen Dank für den Link!
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