Seladonglasur brennt nicht glänzend, bleibt matt und rauh

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Gertrud
Beiträge: 4
Registriert: Mittwoch 31. Januar 2018, 22:48

Seladonglasur brennt nicht glänzend, bleibt matt und rauh

Beitrag von Gertrud »

Guten Tag
Ich wälze seit Monaten ein Brennproblem, versuche und versuche aber ohne Erfolg. Ich wende mich nun an euch Wissende in der Hoffnung auf Hilfe.
Ich habe eine Seladonglasur regelmässig angewendet und erfolgreich bei 1250° auf Porzellan glänzend gebrannt.
Jetzt geht plötzlich seit Monaten gar nichts mehr beim Brennen. Ich bin total ratlos. Habe schon verschiedene Brände versucht, aber immer habe ich dasselbe Resultat: Die eine Seite des Gefässes oder das ganze Gefäss ist matt und rauh oder nur die eine Seite wird glänzend, die andere Seite ist matt und rauh. Habe mir sogar einen neuen Rohdeofen gekauft, aber das Resultat ist dasselbe: Eine Seite matt-rauh, andere Seite glänzend. Sind meine Brände zu heiss oder zu wenig heiss? Oder muss ich am Rezept etwas ändern? In den Büchern und unter Suche im Kalkspatz-Forum konnte ich keine Hilfe finden. Kann mir jemand von euch helfen? Ich bin euch unendlich dankbar. Ich verarbeite Porzellan Limoges.

Was habe ich erfolglos mit gleichem Resultatversucht:
1.
Schrühbrand 80° bis 650° / 120° bis 980° / 30 Minuten Haltezeit
Glasurbrand langsam: 120° bis 600° / 150° bis 1240° / 30 Minuten Haltezeit
Resultat: Glasur auf der einen Seite des Gefässes matt-rauh, auf der anderen Seite glänzend oder total matt-rauh.

2.
Schrühbrand 100° bis 600°, Skip bis 980°, 10 Minuten Haltezeit
Glasurbrand: 100° bis 600°, Skip bis 1230° / 30 Minuten Haltezeit
Resultat: Glasur auf der einen Seite des Gefässes matt-rauh, auf der anderen Seite glänzend oder total matt-rauh.
Ortonkegel 5.5, 6, 7 gesetzt: Liegen alle flach

3.
Schrühbrand: 100° bis 600°, Skip bis 1000°, Haltezeit 10 Minuten
Glasurbrand: 150° bis 650° / 10 Minuren Haltezeit bei 650°/ 120° bis 1230° / 30 Minuten Haltezeit
Resultat: Glasur auf der einen Seite des Gefässes matt-rauh, auf der anderen Seite glänzend oder total matt-rauh.
Ortonkegel 5.5, 6, 7 gesetzt: Liegen alle flach

Herzlichen Dank und viele Grüsse GERTRUD
Jens Adam
Beiträge: 83
Registriert: Donnerstag 31. August 2017, 14:22

Re: Seladonglasur brennt nicht glänzend, bleibt matt und rauh

Beitrag von Jens Adam »

Hallo Gertrud,
ist die Glasur gekauft oder selbst angesetzt? Falls gekauft: den Händler/Hersteller anfragen, ob sie die Rezeptur geändert haben. Anderenfalls: könntest Du die Rezeptur hier einstellen? Vielleicht hast Du Dich beim Ansetzen vergriffen und einen falschen Rohstoff eingewogen? Hast Du einen Rohstoff nachgekauft (und der Händler hat, eher unwahrscheinlich, falsch abgepackt)?
Klingt eher nach zu kaltem Brand als zu heiß. Kannst Du Fotos hochladen? Weißt Du noch, wo im Ofen die Gefäße standen? (Temperaturgefälle zu einer Seite/zum Rand hin, auch wenn das unwahrscheinlich ist, da Du einen neuen Ofen hast und mit Kegeln brennst)
leckerpott
Beiträge: 158
Registriert: Dienstag 21. Mai 2019, 10:19
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Re: Seladonglasur brennt nicht glänzend, bleibt matt und rauh

Beitrag von leckerpott »

Hallo Gertrud,

typischerweise würde ich sagen: matt/rauh ist unterbrannt, glänzend ist an- oder ausgeschmolzen. Warum du in unterschiedlichen Öfen eine so verschiedene Temperaturverteilung haben solltest ist mir allerdings ein Rätsel.

Ich sammel' in solchen Fällen Daten: welche Seite des Gefäßes, kann man da ein Muster erkennen? Immer die Seite zur Mitte zeigend oder so ähnlich. Ich würde versuchen mal bis 1260C zu brennen, zum Beispiel oder die Haltezeit erhöhen.

Hattest du in den früheren Bränden auch schon Segerkegel drin?
Hat sich seit den früheren Bränden irgendwas verändert, z.B. der Ton oder so?
https://leckerpott.de
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Seladonglasur brennt nicht glänzend, bleibt matt und rauh

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Zu bedenken wäre auch, ob an der Art des Glasurauftrags etwas verändert wurde. Angenommen die Glasur setzt sich im Eimer schneller ab als früher weil der PH-Wert des Anmachwassers gekippt ist, und angenommen, die Gefäße werden beim Glasieren seitlich getaucht, dann könnte es sein, dass die Glasur auf einer Seite weniger dick aufliegt.
Ich komme darauf, weil es doch recht unwahrscheinlich ist, dass ein neuer Ofen, der doch eine gute Temperaturverteilung haben dürfte, den gleichen Fehler reproduziert.
leckerpott
Beiträge: 158
Registriert: Dienstag 21. Mai 2019, 10:19
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Re: Seladonglasur brennt nicht glänzend, bleibt matt und rauh

Beitrag von leckerpott »

Ja, stimmt. Guter Punkt. Da kann man mal nach dem Glasieren (vor dem Brennen) mit der Nadel reinkratzen an verschiedenen Stellen um die Dicke besser einschätzen zu können.
https://leckerpott.de
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Seladonglasur brennt nicht glänzend, bleibt matt und rauh

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Oder, falls es das wäre, die Glasur wieder viskos machen, zB mit den berühmten 2% Bentonit, und vor allem immer gut von unten aufrühren.
Gertrud
Beiträge: 4
Registriert: Mittwoch 31. Januar 2018, 22:48

Re: Seladonglasur brennt nicht glänzend, bleibt matt und rauh

Beitrag von Gertrud »

Tausend Dank für die raschen und guten Antworten. Ich denke auch, dass es der Ofen nicht sein kann, weil neu. Heute habe ich mich erinnert, dass ich früher Audrey Blackman Porzellan verarbeitete und irgend einmal auf Limoges PT298B gewechselt habe. Wann weiss ich nicht mehr. Jetzt teste ich das mal: Audrey Blackman mit der besagten Glasur darauf. Ich mische die Rezepte selbst. Ich werde euch das Ergebnis mitteilen. Brauche etwas Zeit.
Gertrud
Beiträge: 4
Registriert: Mittwoch 31. Januar 2018, 22:48

Re: Seladonglasur brennt nicht glänzend, bleibt matt und rauh

Beitrag von Gertrud »

Hallo alle! Ihr seid alle absolute Spitze. Alle eure Antworten treffen zu. Ich habe mit kleinen Zylindern und konischen Bechern viele Tests gemacht und die Lösung gefunden.
1) Meine Glasur war zu dünn (Dichte 37) und dann geschah genau das, was Maria beschreibt. Auf der Eintauchseite wurde noch Glasur abgestreift und diese Seite blieb dann matt und rauh. --> Glasur muss dichter sein.
2) Ich brannte zu kalt. Jens und leckerpott lagen richtig. Mich haben die Ortonkegel getäuscht. Auf der Jäger-Homepage habe ich jetzt gelesen, dass diese 20°-25° früher fallen als angeschrieben. Somit brannte ich mit Kegel 7 tatsächlich nur 1230° und das war zu kalt. Jetzt habe ich die Brennkurve auf der Homepage von Jäger angewendet mit 1250° Endtemperatur und 30 Minuten Haltezeit und den Ortonkegel 8 gesetzt und siehe da: Alle Proben brannten schön glänzend in schöner Farbe. Der Ortonkegel mit korrigierter Falltemperatur von 1255° fiel schön mit der Nase auf dem Boden ohne Krümmung. Ich bin glücklich.
3) Die Porzellanmarke hat keinen Einfluss auf das Brennergebnis.

Die Brennkurve von Jäger braucht etwas viel Strom. Da übe ich noch, um das ev. zu senken. Tausend Dank euch allen für die professionellen Antworten. Ich bin euch unendlich dankbar. Herzliche Grüsse und allen wünsche ich ein friedliches und gesundes neues Jahr.
Gertrud
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