Detailfrage zum Aufbereiten von wildem Ton

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Tongrube
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Detailfrage zum Aufbereiten von wildem Ton

Beitrag von Tongrube »

Hallo zusammen,
gern würde mit dem lokalen Ton experimentieren, den ich aus meiner Kindheit kenne: (hell)graue Brocken mit orangenen einsprengseln, von denen ich mir einbilde, dass es sich um Eisenoxid handeln dürfte.
Planmäßig auf die Suche konnte ich mich noch nicht machen, bin aber heute zufällig über ein paar dieser Brocken gestolpert (fast im wörtlichen Sinne). An dem Fund haftete aber noch etwas Mutterboden und die aufgeschlämmte Masse ist jetzt eher braun, als grau. Ich gehe davon aus, dass es sich um lehmigen Oberboden mit Humusanteil handelt. Nun meine ich zu wissen, dass dieses Material relativ viel Wasser binden kann. Im Gemüsebeet ist das super, im Ton befürchte ich, dass diese Stoffe beim Trocknen stark schwinden und damit Probleme verursachen könnten.

Trifft diese Befürchtung zu, will ich die also möglichst raus haben?

Falls ja: wie stelle ich das an?

Schöne Grüße
Tongrube
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Bertram
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Re: Detailfrage zum Aufbereiten von wildem Ton

Beitrag von Bertram »

Sieh halt zu, dass du sauberen Ton "erntest". Mit einem Spaten die obere Humusschicht entfernen, dann hast du nur sauberes Material.
Stell dir vor es kommt etwas tolles dabei heraus und du weist nicht, wie viel Prozent Mutterboden da nun dabei waren. :)
Nein - mache es richtig und versuche gleichbleibende, nachvollziehbare Bedingungen zu schaffen.
Mutterboden sollte nicht annähernd so viel schwinden, wie der Ton.
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Tongrube
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Re: Detailfrage zum Aufbereiten von wildem Ton

Beitrag von Tongrube »

Hallo Bertram,
Danke für die Hinweise! Ja klar: der Plan ist, das vernünftig an zu gehen. Das o.g. war ein echter Zufallsfund und nur ein paar Handvoll und ich dachte für erste Experimente nehm ich das Material mit.
Hab schon ein bisschen was gelernt dabei, u.a. dass dieser Ton allein zumindest als Drehmasse nichts ist, dazu ist er selbst nach einem Sieb #60 viel zu kurz, u.a. weil er einen relativ hohen Anteil eines feinen, schwarzen Sandes enthält. Hab jetzt mal ein Probestückchen mit in einen Schrühbrand gegeben und bin gespannt, wie es danach aussieht. Trockenschwindung waren 3%.
Ich finde das alles megaspannend :)!
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Bertram
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Re: Detailfrage zum Aufbereiten von wildem Ton

Beitrag von Bertram »

Mit einer Kugelmühle würdest du um einiges weiter kommen. Mit der bekommt man einiges klar und erspart sich viel Handarbeit.
Wo soll die Reise hin gehen? Nie und nimmer lohnt es sich, eine Produktivmasse daraus her zu stellen. Bevor es eine Drehmasse wird, ist es leichter mit dem Ton zu pressen, modellieren oder zu gießen.
Ich sehe solche Massen eher als Dekorationsmaterial. Lehmglasur als aller erstes, aber eben auch als Teil einer Glasur.

Du musst den Ton vollkommen zurück trocknen. Am besten vorher grob zerkleinern. Dann mit viel Wasser aufschlämmen. Mit kleiner werdenden Sieben den Ton separieren. Dann zurücktrocknen, bzw so viel Wasser abziehen, bis eine Engobe entsteht. Man muss schauen, was man am Ende für eine Maschenweite benötigt. Manchmal soll weniger ja mehr sein, Muss man mit Experimenten fest stellen.
Sollte man es als Glasurbestandteil nehmen wollen/müssen, musst du es komplett trocknen. Sonst kannst du es ja nicht wiegen, für ein festes Rezept.
Welche Brennmöglichkeiten mit bis zu welcher Temperatur hast du? Unter 1200°C sehe ich eher weniger attraktive Anwendungsmöglichkeiten. 50:50 mit Holzasche zum Beispiel, dann bleibt es Natur pur. :shock:
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Tongrube
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Re: Detailfrage zum Aufbereiten von wildem Ton

Beitrag von Tongrube »

Hallo Bertram,
wo die Reise genau hin geht, weiß ich noch nicht: das heraus zu finden soll Ziel des kommenden Jahres sein.
Fakt ist, dass ich gern Steinzeug herstellen möchte und bei den Glasuren - ich nenne es mal: mit möglichst archaischen und möglichst wenigen Zutaten arbeiten möchte. In der Tat auch mit (gewaschener) Asche als Glasurbestandteil; ich heize mit Holz und sammle gerade fleißig....
Mittelfristig ist also ein Gas- oder Holzbrennofen angesagt. Eine Kugelmühle wäre toll, stellt für mich aber eine größere Investition dar und ich verdaue gerade den Kauf meines ersten Elektroofens (der zum Schrühen ja in jedem Falle weiterhin seine Berechtigung haben wird). Für erste Gehversuche kann der 1260°C auch dauerhaft (max. 1320°C) - aber halt nur oxidierend und man hört desöfteren, dass von Ascheglasuren im E-Ofen grundsätzlich abgeraten wird (ohne dass mir bisher klar wäre, warum genau eigentlich).
Wie dem auch sei: ich werde mich in Geduld üben müssen. Für keramisches Arbeiten ja quasi die Grundvoraussetzung, habe ich inzwischen den Eindruck :-).
Der Ton, den ich da gefunden habe, wäre wahrscheinlich wirklich besser als Engobe oder Glasurbestandteil geeignet. Vielleicht sogar so, wie er jetzt ist. Ich habe mir jede Menge Probeplättchen gedreht, die gerade geschrüht werden und werde damit demnächst mal herum spielen....
Fakt ist aber, wie Du schon sagst: wenn ich den dauerhaft einbauen will, muss ich mir auch fürs Glasieren oder engobieren eine halbwegs verlässliche Quelle suchen.
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Bertram
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Re: Detailfrage zum Aufbereiten von wildem Ton

Beitrag von Bertram »

Klingt gut.
Halte den Elektroofen dennoch für geeignet. Allerdings sind für mich dann erst die Temperaturen ab Kegel 8 interessanter. Notfalls mal bei einem Kollegen bei 1280, 1300 mit einstellen. Ein Becher genügt. Eine Lehmglasur - viel weniger Zutaten kann man ja kaum haben. Es gibt nur einen Test - schmilzt sie aus. WEnn nein - was muss man beimischen, dass es klappt? Sind also 2 Zutaten. Und gute Voraussetzungen sogar für einen einmaligen Brand. Stromkosten sparen, Glasurkosten sparen. Kilopreise von unter einem Euro sind locker möglich. Kreide, Quarz, Dolomit, Ton, Talkum, Feldspat kosten nicht viel in großen Einheiten. Asche und Lehm ist kostenlos und kann schon 50% der Glasur bilden.
Bei der Holzasche rate ich dir dringend , sie nicht zu waschen. Einfach an einem regnerischen Tag draußen trocken durchsieben.Maske hat ja jeder notfalls auch noch liegen. Haushaltssiebe genügen. Gibt da verschiedene Maschenweiten. Dadurch erreichst du eher die dir gesetzten Ziele mit dem archaischen Look. Besonders im E Ofen wo ja in dem Sinne sonst nichts weiter passiert. Man bekommt eher "Punkte" im Glasurbild. Sozusagen Effekte die das perfekt glatte aufbrechen. Zudem geht es wesentlich schneller als Asche schlämmen.
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Tongrube
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Re: Detailfrage zum Aufbereiten von wildem Ton

Beitrag von Tongrube »

Hallo Bertram,
nochmal vielen Dank! Werde berichten - wenn es Berichtenswertes gibt.
LG Tongrube
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