Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

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Tongrube
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Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von Tongrube »

Hallo zusammen,

in den letzten Wochen habe ich mich intensiv mit dem Thema Glasuren und Glasurrohstoffe befasst. Ich habe dazu ganz klassisch gelesen, habe viel bei glazy.org geschaut, den Online-Glasurrechner entdeckt und weitere Informationsquellen genutzt - hier habe ich natürlich auch geschaut. Das Eine oder Andere meine ich inzwischen zu verstehen und natürlich habe ich hunderte Glasurrezepte gefunden. Aber ich bin blutiger Anfänger und bin immer noch unsicher, wie ich es angehe.

Gesucht ist eine Grundglasur für Kegel 7-10 (wenn möglich bei Kegel 7 schon komplett ausschmelzend aber stabil bis Kegel 10). Sie soll oxidierend gebrannt werden und soll weiß aber nicht strahlend weiß, sondern kann/soll eher mit ganz leicht grauem Einschlag sein. Es wäre schön, wenn sie auf dunklem Ton an den Kanten leicht bricht bzw. den Ton durchscheinen lässt. Die Oberfläche soll nach dem Brand seidenmatt bis glänzend sein.

Ich möchte sie fürs Erste auf geschrühte Keramik aufbringen und danach die Oberfläche noch mit Oxiden bemalen (Eisen-, Kobalt-, Kupfer-). Vorbild ist ein bisschen das, was Simon Leach macht. Mir ist dabei klar, dass er Einbrand in Reduktionsatmosphäre macht und das mit geschrühten Scherben im Elektroofen nicht kopiert werden kann. Aber darum geht es auch garnicht, eher ums Üben. Trotzdem wäre es natürlich schön, wenn dabei schonmal was halbwegs Brauchbares entstehen würde.

Als Rohstoffe möchte ich gern möglichst einfache und wenige verwenden und möglichst keine Fritten (sollte bei den angepeilten Temperaturen ja schon gehen). Mit Fertigglasuren möchte ich möglichst garnicht erst anfangen.

Am liebsten wäre mir eine Glasur für zwei Brennverläufe: einmal bis 1220°C-1230° zzgl. 25-30min Haltezeit (roter, leicht schammotierter Ton mit 1250°C max) und einmal für 1260°C zzgl. 25-30min Haltezeit (Wittgert 11).
Ersterer Brennverlauf sollte nach meinem Verständnis etwa Kegel 7-8 ergeben, letzterer Kegel 10.

In der engeren Wahl habe ich vier Glasurrezepte.

Das aktuellere von zwei Rezepten für eine Grundglasur von Simon Leach selbst lautet wie folgt:

Flint (Quarz) 29,0%
Kaolin 20,0%
Custer Feldspar -> Kalifeldspat 28,5%
Kreide 13,5%
Talkum 8,0%
Bentonit 1,0%

Das ist aber für Kegel 10 optimiert und wird wohl bei Kegel 8 nicht (richtig) ausschmelzen.
Etwas weniger Temperatur (Kegel 8) braucht lt. Onlineglasurrechner seine seidenmatte Glasur für Schalen, etc.:

Kaolin 25%
Kreide 25%
Feldspat 25%
Flint 25%

Bei glazy.org hatte ich den Eindruck, dass die MM13 von Caro-K aus Belgien (Nr. 19471) für meine Zwecke funktionieren könnte.
Hier im Forum hatte ich noch eine Glasur von user Hannz gefunden, die sehr interessant klingt.

Bei allen vier Glasuren macht mir allerdings der hohe Ton- bzw. Kaolinanteil etwas Sorge, da dieser beim Galsieren geschrühter Stücke offenbar Glasurrisse hervorrufen kann, weil der Scherben schon geschrüht ist, der Ton in der Glasur aber noch nicht. Keine Ahnung, wie relevant das ist.

Jedenfalls stehe ich da nun und weiß nicht, welches Rezept ich für die ersten Glasurversuche nehmen soll. Falls sich wer Kundiges erbarmen mag...

Schönes Wochenende

Tongrube
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Bobbl
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von Bobbl »

versuch alle und du wirst deine Schlüsse daraus ziehen, das ist das Wichtigste !
Der Weg ist das Ziel !
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Tongrube
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von Tongrube »

Mir dämmert allmählich, welchen Denkfehler ich gemacht habe :lol: ...

(Die) Basisglasuren schmelzen klar aus, wenn sie korrekt gebrannt werden und das helle Grau der Gefäße von Simon Leach ist die Farbe des reduzierend gebrannten Scherbens, nicht die der Glasur.
Die von mir erwähnte mattweiße Glasur, die ich auf Glazy.org fand, ist dann wohl tatsächlich nicht richtig ausgeschmolzen, wie ein Kommentator dort vermutete.

Will ich Weiß, muss ich entweder weißen Ton verwenden, wir von Hannz vorgeschlagen, oder entsprechend färbende/deckende Oxide zufügen.

Also weiter schlau machen und Glasurtest-Stücke drehen...
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Ursula28
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von Ursula28 »

Hallo,
wenn Du es einfacher haben möchtest, allerdings ist es nicht das Weiss wie im Reduktionsbrand, suche Dir eine gute transparente Glasur mit einem großen Schmelzintervall und färbe sie mit Zinnoxid( 5-10%) oder Zirkonsilikat ? % ein. Das ergibt in der Regel eine glz. weisse Glasur.
Gruß Ursula
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Tongrube
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von Tongrube »

Vielen Dank Ursula! Ein großes Schmelzintervall haben Glasuren, die wenigstens zwei oder drei entsprechende Oxide als Flußmittel enthalten, richtig?
Schöne Grüße
Tongrube
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Ursula28
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von Ursula28 »

... das würde ich nicht so pauschal sagen. Was hast Du denn mit der Glasur vor? Willst Du darauf malen?
Gruß Ursula
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Tongrube
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von Tongrube »

Das würde ich gern ausprobieren, ja: mit Eisenoxid- bzw. Kobaltoxid-Farbkörper.

Edit:

Am Anfang scheint das Schwierigste zu sein, zu wissen, was man eigentlich will. Deshalb nochmal anders:

Zum Einen suche ich eine Basisglasur für weißgraue Steinzeugmasse, die ich nach dem Aufbringen der Glasur mit Farbkörper bemalen und das ganze dann bis Kegel 10 brennen kann.

Zum anderen suche ich eine weiße Glasur für eine rote Steinzeugmasse für den Brand bei Kegel 6-8. Kein "Badewannenweiß", sondern eher etwas in eine Richtung, die ich dem Bereich "Shino" zuordnen würde. Sowohl von der Oberfläche/Textur, wie auch von der Optik/Farbe wünsche ich mir etwas "lebendiges", keine Oberlfäche, die an (Sanitär-)Porzellan erinnert.

Leider kann ich absehbar "nur" in Oxidation brennen.

Sollte es eine Basisglasur geben, die beides her gibt, weil das Schmelzintervall groß genug ist und sie durch Zugaben hinsichtlich Farbe und Opazität abgewandelt werden kann, wäre das toll - aber je länger ich darüber nachdenke, desto mehr bekomme ich den Eindruck, dass ich eigentlich nach zwei unterschiedlichen Glasuren suche.

In dem Falle würde ich mich erstmal auf eine bemalbare Basisglasur für Kegel 10 konzentrieren.
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Ursula28
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von Ursula28 »

Hallo, bei der Shino Variante kannst Du mit geringen Mengen an Eisenoxid zu der weissen Glasur dich nähern..... und dann steigern...
Weil Du je eine lebendige Glasur suchst , schau doch bei glazy.org nach einer lebendigen farbigen Variante, und lässt die Farbträger weg...
Mit welchen Büchern abrbeitest Du denn?
Gruß Ursula
leckerpott
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von leckerpott »

Also ich biete einen Onlinekurs an, wo ich helfe Glasurrezepte zu verstehen und zu bewerten, die Beschreibung findet man auf meiner Webseite unter courses. Der Kurs ist auf deutsch. Ich will hier nicht schamlos Eigenwerbung machen, aber es werden Grundlagen erklärt, die ich nicht mal eben hier erläutern kann.

Zu den Einzelheiten: warum willst du keine Fritte verwenden? Nach meinem Verständnis wird es schwer sonst eine gut ausgeschmolzene Glasur zu bekommen bei 1250. Ich verwende teilweise Fritten obwohl ich bis 1310°C brenne.

Und eine weitere, bittere Erkenntnis: wir wollen alle einfach eine schöne, stabile Glasur, die unserer Ästhetik entspricht. Wir haben unterschiedliche Tonsorten, Brennkurven und Materialien etc. Eine Anforderung wie "das Weiß sollte einen besondere Einfärbung haben" sind in diesem Stadium trügerisch einfach. Es gibt Leute, wenn sie vorher nicht aufgeben, haben dann bei Versuch 808 die richtige weiße Glasur gefunden. Nicht umsonst gibt es so viele Rezepte, die alle nicht magisch sind. Man sieht diesen Prozess nur meist nicht, gerade auf social media, weil es ja heißt dass man 807 mal "versagt" hat. Und was nützt es dir, wenn du das nur mit Materialien aus Neuseeland hinkriegst oder so. Aus meiner Sicht, mit vielen Glasurtests auf dem Buckel, ist es am sinnvollsten sich grundlegend auszustatten und zu schauen, was man mit diesen Materialien hinkriegt. Ich benutze kein einziges Glasurrezept unverändert mittlerweile (nach vielen, vielen Tests, die alle vergeblich waren). Von da kann man dann weitertesten. Und dann kann man seine Anforderungen noch mal anpassen ggf. Dafür ist es sinnvoll zu wissen, wie man eine gut zusammengesetzte Glasur erkennt. Das hat mich mehrere Jahre gekostet, weil man das Verständnis erst aufbauen muss (wenn man denn will). Leicht verfügbar ist das Wissen ebenfalls nicht.
Also nicht: ich suche die magische, richtige Rezeptur, die genau für mich passt (Überraschung: gibt es meist nicht), sondern erst verstehen und Ressourcen sparen und dann kann mich sich immer noch verrückt testen.

Wenn du keine Lust hast dich mit der Chemie auseinanderzusetzen bleibt dir immer noch das Testen bis was Schönes rumkommt. Ich hatte nach ca. 30 Tests aus Büchern oder Webseiten, die ALLE nicht so aussahen, wie auf dem Bild, dann keine Lust mehr. Aber ich spreche das keinem ab, am Ende hat da jeder seine eigene Art mit umzugehen.

Meine weiße Glasur ist gekauft, eigentlich für den Niedrigbrand (1100°C), ist bei 1270°C unterbrannt und brennt erst über 1280°C schön und Messerspur frei aus. Die Oberfläche sieht auch bei 1250°C schon ausgeschmolzen aus, aber macht halt die Langzeittests der Spülmaschine nicht mit, ist also "unsichtbar" unterbrannt. Auch bei zu dickem Auftrag bleibt sie selbst bei 1280°C nicht komplett ausgeschmolzen also rauh. Wie gesagt, das sind nur meine Erfahrungen und in keinem Fall allgemeingültig.

Die Anforderung "bemalbar" verstehe ich nicht wirklich, jede Glasur ist bemalbar. Hast du schon konkrete Tests, wo das nicht ging oder wo du Fehlerbilder hattest?
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Tongrube
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von Tongrube »

Ursula28 hat geschrieben: Dienstag 15. November 2022, 12:53 ...
Weil Du je eine lebendige Glasur suchst , schau doch bei glazy.org nach einer lebendigen farbigen Variante, und lässt die Farbträger weg...
Mit welchen Büchern abrbeitest Du denn?
Gruß Ursula
Hallo Ursula,
ach herrjeh, ich sehe echt den Wald vor lauter Bäumen nicht! Ja natürlich, danke für den Augenöffner! Und danke für den Tip in Richtung Shino!

Zum Einstieg habe ich mir "Ton und Glasur verstehen und anwenden" von Rhodes/Hopper in der deutschen Version zugelegt. Zum Vertiefen habe ich "The practice of stoneware glazes" von Daniel de Montmollin hier liegen, das ist mir aber noch zu hoch.


Hallo leckerpott,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort, das finde ich sehr nett! Wo finde ich denn Deine Webseite? Im Profil finde ich nur eine Adresse für pn.

Die Grundlagen zu lernen und zu verstehen, halte ich absolut für sinnvoll. Ich versuche das gerade anhand von Literatur (s.o.) und einer Volesungsreihe, die ich auf youtube fand: "Understanding Pottery" mit dem leider letztes Jahr verstorbenen Phil Berneburg. Bisher scheinbar wenig beachtet, halte ich diese Videoreihe schlicht für großartig.

Das tue ich einmal, um die Grundlagen zu verstehen (das möchte ich einfach gern, auch wenn man sicher auch so fröhlich und zufrieden töpfern kann), zum anderen um eben möglichst nicht 876 verschiedene Tests machen zu müssen, um auch nur eine vernünftige Ausgangsbasis zu finden. Natürlich gehe ich nicht davon aus, dass ich, wenn ich die Grundlagen verstanden habe, überhaupt nicht mehr testen muss. Deshalb stelle ich gerade fleißig test tiles (wörtlich: Testkacheln; wie heißt das eigentlich auf Deutsch?) her. Ich hoffe einfach, dass ich schneller brauchbare Ergebnisse hinbekomme.

Aber natürlich würde ich gern richtig loslegen und habe gedacht, es schadet ja nicht, hier mal zu fragen, in der Hoffnung, jemand kennt eine einfache Rundumsorglosglasur (und mag sie dann auch noch teilen) und ich betreibe den Aufwand erstmal völlig unnötigerweise. Und das war ja auch gut so, denn es hat mich in der Tat weiter gebracht - wenn auch auf ganz andere Weise, als zunächst gedacht.

Auf social media im eigentlichen Sinne (fb, instagram, tiktok und wiesiealleheißen) bin ich übrigens bewußt nicht unterwegs.

Mit Fritten möchte ich nicht arbeiten, weil ich gern mit möglichst naturbelassenen Glasurrohstoffen arbeiten möchte, nicht mit deren absolut reinen und genau planbaren Nachbauten.
Mit "Bemalen der Glasur" meine ich: dünnen Farbkörper mit dem Pinsel nach dem Glasurauftrag vor dem Glattbrand.

Schöne Grüße
Tongrube
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leckerpott
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von leckerpott »

Genau das war mein Punkt: es gibt meiner Meinung nach keine Rundumsorglosglasur, sonst wäre ich schon reich ;).
Es kommt nämlich auf die individuellen Kriterien an und die Umgebung, die nun mal jeder anders für sich definiert und auch verfügbar hat.
Ich habe mich sehr stark bemüht um objektive Kriterien bei Glasuren, nur am Ende festzustellen, dass mein Glasurwissen eben einen bestimmten Zeitpunkt zeigt und eben die Sachen, die ich bisher von Menschen zu dem Thema gelernt habe und die ich selber getestet habe etc. Selbst mit ähnlichen Quellen kann man auch wieder unterschiedliche Schlüsse gezogen haben. Ohne jetzt zu philosophisch zu werden, es gibt so viele Theorien zu Glasuren (und Ton) wie es Töpfermenschen gibt.

Wenn man englisch gut versteht kann ich alle Kurse von CMW (ceramic materials workshop) empfehlen, das war für mich der erste Ort, an dem ich die Grundlagen verstanden habe. Glasurbücher habe ich viele, empfehlen kann ich keins, aber vllt ist es für mich auch nicht das richtige Medium für ein so komplexes und theoretisches Thema. Nach drei Sätzen zu den Vorkommen von Siliziumdioxid in der Erdkruste ist meine Konzentration aufgebraucht. Jeder findet den eigenen Weg und das ist auch gut so.

Jede Glasurrezeptur, die ich anfangs probiert habe, war eine gut gemeinte, nette Geste von jemandem, der das Rezept veröffentlicht hat, die aber einfach unter meinen Bedingungen nicht funktioniert hat, wahrscheinlich mit mehreren, unterschiedlichen Quellen für "Fehler".

Wenn man dann die "Wunderglasur" Nr 23 probiert und dann auch wieder nicht weiß, was man mit dem Ergebnis machen soll, nur weiß, dass es anders aussehen sollte, fängt man vielleicht langsam an an dem System zu zweifeln, war zumindest bei mir so. Es hat ja keine absichtlich Quatsch in die Glasurrezepturen geschrieben, das ist jedes Mal ein gut gemeinter Ratschlag, wie man das so hinbekommen KANN.

Ich habe schon auf meinen Glasuren was aufgemalt, ging ohne Probleme. Da magst du dann aber vllt auch lieber Farboxide nehmen, Farbkörper sind genauso "verarbeitet" wie Fritten. Das ist Dir natürlich selber überlassen und alles, aber ich finde in der Navigierung von so komplexen Geschichten kann man jede Hilfe annehmen, die einem geboten wird. Aber gut, ich bin auch immer für das Daten sammeln, je mehr desto besser. Da kann ich Materialien, die irgendwann mal auf ihre chemische Zusammensetzung getestet wurden, sehr schätzen. Für mich sind das weniger Variablen. Aber da gönne ich jedem den eigenen Weg.

Ich habe meine Webseite mal in meinem Profil hinterlegt.
https://leckerpott.de
Ursula28
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von Ursula28 »

Hallo, es gibt verschiedene Wege, Glasuren zu entwickeln.
1. durch aufwendiges Rechnen mit der Segerformel
2. empirisches entwickeln von Glasuren. Heißt: Beobachten, Auswerten und Schlüsse ziehen. Das bedeutet, Kenntnisse nutzen was welcher Rohstoff in einer Glasur bewirkt. Selbst wenn in einer Rezeptur immer die gleiche Prozent Angabe für Kobaltoxid enthalten ist, ist das Blau nicht immer gleich. Ist z.B. das blau ins Violett gehend, ist davon auszugehen,das in der Grundglasur Mg Magnesium enthalten ist. Wichtig ist das Wissen, welche Rohstoffe was in meiner Glasur bewirken. Türkis farbene Glasur benötigen ein Alkalisches Mileu. Wie ist es denn mit diesen Rezepten:
https://glazy.org/recipes/7003
https://glazy.org/recipes/103026
Ich wiederhole mich noch einmal, die Rezepte vom Emanuel Cooper sind gut anzuwenden.
Gruß Ursula
Laborfuerdesign
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von Laborfuerdesign »

Hallo,
Sorry, ein gutes Rezept ganz ohne Fritte hab ich nicht für eine weisse Glasur. Aber mich würde echt interessieren, wie sich denn der Witgert 11 bei 1260C mit 30 min Haltezeit macht. Ich weiss der Ton ist bis 1300C ausgeschrieben aber ich habe vor kurzem meine Brennteperatur auf 1250C mit nur zehn Minuten Hlatzeit hochgesetzt und kriege jetzt erste Probleme mit Verzug. Nun würde ich gerne wissen, ob das an der Herstellung der entsprechenden Stücke liegt, oder ob der Ton schon Probleme hat. Würde mir echt helfen, deine Erfahrung zu hören. :-)

Danke

PS das beste Weiss das ich je hatte ist Folk Art Guild White. Es lässt sich über die Menge an Zinn wunderbar in der Deckkraft anpassen und über die Menge an Kaolin kann man den Glanz steuern. Extra 10% Kaolin zum Versatz ergeben bei Kegel 7 ein sehr schönes seidenmatt. Es lässt sich ganz toll bemalen, da Pinselstriche und Oxide "eingefroren" werden und nicht laufen. Durch die Zugabe von Eisenoxid lässt sich das Weiss ins Creme brechen und die Glasur entwickelt tolle rötliche Kanten wo dünn. Sie ist nicht sehr lebendig aber mit Spot Ton oder Bemalung oder Struktur ist das ok. Sie lässt sich auch problemlos und vorhersehbar färben. Leider ist sie durch die Fritte und das Zinn sehr teuer.
(bei den Tassen ist Innen ist eine andere Glasur, da die mattierte Version Besteckabrieb annimmt... und zu teuer für Innen ist ;-) ) Auf den Tellern sieht man das rötliche vom Eisenoxid mehr.

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Tongrube
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von Tongrube »

leckerpott hat geschrieben: Dienstag 15. November 2022, 15:06 ...
Ich habe schon auf meinen Glasuren was aufgemalt, ging ohne Probleme. Da magst du dann aber vllt auch lieber Farboxide nehmen, Farbkörper sind genauso "verarbeitet" wie Fritten.
Hallo leckerpott,
vielen Dank für das feedback und die vielen Tips! Ich meine tatsächlich selbst angerührte Mischungen aus zB 25% Eisenoxid und 75% rotem Ton, sehr dünn aufgeschlämmt, die im englischen als "wash" bzw. "stain" bezeichnet werden, keine fertigen "Farbkörper" - das war die Übersetzung für "stain", die ich in meiner Liste mit keramischen Fachbegriffen (en/de/fr) fand. Klassischer Fall von Rückübersetzung :lol: .
leckerpott hat geschrieben: Dienstag 15. November 2022, 15:06 Das ist Dir natürlich selber überlassen und alles, aber ich finde in der Navigierung von so komplexen Geschichten kann man jede Hilfe annehmen, die einem geboten wird. Aber gut, ich bin auch immer für das Daten sammeln, je mehr desto besser. Da kann ich Materialien, die irgendwann mal auf ihre chemische Zusammensetzung getestet wurden, sehr schätzen. Für mich sind das weniger Variablen. Aber da gönne ich jedem den eigenen Weg.
Ich verstehe, was Du meinst aber meine Herangehensweise ist da tatsächlich etwas anders: ich verspreche mir gerade durch die "Verunreinigungen" in den natürlichen Rohstoffen lebendigere Oberflächen. Ritzhärte und/oder Spülmaschinenfestigkeit spielen hingegen erstmal eine untergeordnete Rolle.
Ursula28 hat geschrieben: Dienstag 15. November 2022, 15:08 ...
Wie ist es denn mit diesen Rezepten:
https://glazy.org/recipes/7003
https://glazy.org/recipes/103026
Ich wiederhole mich noch einmal, die Rezepte vom Emanuel Cooper sind gut anzuwenden.
Gruß Ursula
Hallo Ursula,
vielen Dank nochmal für die Erläuterungen! Konkret zu den Vorschlägen: beide sehen auf den Bildern klasse aus, die Erste arbeitet allerdings wiederum mit einer Fritte.
Die Zweite scheint für reduzierenden Holzbrand bei Kegel 8-10 ausgelegt zu sein: kann es sein, dass die nur dann so schön wird, wenn Bestandteile der Holzasche sich mit der Glasur mischen? Oder meinst Du, die wäre vielleicht einen Versuch im E-Ofen wert? Wenn ich die hinsichtlich der Rohstoffe "übersetze" komme ich auf:

30% Kalifeldspat
25% Ballclay
25% Spodumen
8% Nephelin Syenit
7% Waschsoda (Natriumcarbonat) und
5% Kaolin

Hat wer Lust, mir zu erläutern, was in dem Rezept bewirkt, dass die Glasur zumindest halb-opak ist?

Schließlich: der Hinweis auf die Glasuren bzw. das Glasurenbuch von Cooper ist klasse! Ich fand es für einen kleinen Euro sogar auf Deutsch und werde es mir mal zu Gemüte führen. Wenn die Glasuren gut zu übertragen sind, ist da bestimmt was dabei, das als Ausgangsbasis dienen kann!

Schöne Grüße
Tongrube
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Tongrube
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Re: Hilfe bei der Entwicklung einer weißen Basisglasur für Steinzeug

Beitrag von Tongrube »

Laborfuerdesign hat geschrieben: Mittwoch 16. November 2022, 13:04 ... mich würde echt interessieren, wie sich denn der Witgert 11 bei 1260C mit 30 min Haltezeit macht. Ich weiss der Ton ist bis 1300C ausgeschrieben aber ich habe vor kurzem meine Brennteperatur auf 1250C mit nur zehn Minuten Hlatzeit hochgesetzt und kriege jetzt erste Probleme mit Verzug. Nun würde ich gerne wissen, ob das an der Herstellung der entsprechenden Stücke liegt, oder ob der Ton schon Probleme hat. Würde mir echt helfen, deine Erfahrung zu hören. :-)
Hi Laborfürdesign,
sorry, aber wie ich oben schrieb, stehe ich noch ganz am Anfang und kann leider noch nicht mit Erfahrungen dienen. Aber um so größeren Dank für den Hinweis: ich hätte mich voll auf die Angabe von Witgert verlassen und hatte meine Brennkurve darauf ausgelegt. Da werde ich vor dem Brand wohl bei Witgert lieber nochmal nachfragen.
Schöne Grüße
Tongrube

Edit:
Das ging schnell: 1260°C plus 30min Haltezeit sind lt. Witgert für den Ton (Witgert 11 ohne Schamotte) optimal.
Könnte der Verzug andere Gründe haben? Lange Aufheizzeit wg. älterer Spiralen? Ist das Thermoelement noch verlässlich?
Ich werde auf jeden Fall Kegel verwenden, um die Brände zu kontrollieren: Temperatur ist nur die halbe Information und ich verstehe inzwischen echt nicht mehr, warum im deutschsprachigen Raum kaum Kegelangaben zu finden sind.
Soweit ich das verstanden zu haben meine, könnte die Ursache auch noch bei Formgebung und/oder Trocknung liegen: dort entstandene Spannungen im Scherben können sich wohl tatsächlich auch erst im Glattbrand zeigen. Bitte nicht falsch verstehen: Du machst das sicher schon ewig und weist das alles - aber vielleicht lesen das ja auch andere Anfänger und denen hilft es vielleicht.
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