Winzige Bläschen in der Glasur

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thomasb
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Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von thomasb »

Hallo zusammen,

ich spiele gerade etwas mit einem Glasurrezept (transparent) und habe tierische Probleme mit Lufteinschlüssen (siehe Fotos).

Verschiedene Brennkurven von 1210-1250 bei 10-30 Minuten Haltezeit habe ich schon versucht. Ich nehme an, dass eine meiner Zutaten bei der Zieltemperatur kräftig ausgast und durch das schnelle Abkühlen ohne Abkühlrampe die Bläschen eingefroren werden.

Auf digitalfire und Konsorten habe ich gelesen, dass eine Haltezeit beim Abkühlen helfen könnte, z.B. schnelles Fallen auf 100° unter der Zieltemperatur und dann dort 30-40 Minuten halten. Dadurch soll das Ausgasen beendet werden, die Glasurschmelze aber immer noch flüssig genug sein, um die Blasen zu heilen. Meine Ofensteuerung kann leider keine Haltezeit beim Abkühlen, nur eine Abkühlrampe ab Zieltemperatur würde gehen. Könnte ich vielleicht bis 1250 heizen, 10 Minuten halten, dann z.B. mit 100°/h nach unten gehen und nach zwei Stunden manuell abschalten?

Ich vermute, der Übeltäter ist die Kreide. Könnte das solche Ausmaße annehmen? Im Rezept sind 15% Kreide. Bei den anderen Zutaten kann ich es mir nicht vorstellen. Es sind noch Nephelinsyenit, Quarz, Kaolin und Ferro Fritte 3134 drin. Ich könnte das Rezept ändern und statt Kreide z.B. Wollastonit nehmen und entsprechend den Quarzanteil senken. Was meint ihr? Könnte es an der Kreide liegen?

Ich habe noch ein anderes Rezept mit den gleichen Zutaten aber mehr Fritte (also höherer Bor-Anteil) und dort ist es lange nicht so schlimm mit den Bläschen, aber auch noch vorhanden. Mein Grundrezept mit Rutil oder mit Zirkonsilikat ergibt auch deutlich weniger Bläschen, ich nehme an, weil die Viskosität abnimmt und die Blasen besser entweichen können.

LG Tom
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madame Alexis
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von madame Alexis »

Hmm, die Oberfläche scheint ganz glatt zu sein, ich finde diese Glasur so wie sie ist richtig gut. ;-)

Ansonsten würde ich eher den Nephelin Syenit verdächtigen, ab 1200 Grad sollte man den nicht mehr verwenden.
thomasb
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 26. März 2019, 22:27

Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von thomasb »

Danke für deine Antwort! Ja, die Glasur ist super schön, aber eigentlich wollte ich sie ohne Bläschen ;-) Und vor allem wüsste ich gern, woher die kommen und wie ich sie loswerde.

Bist du dir mit den 1200 Grad sicher? Sowohl im Matthes als auch im High-Fire Buch von John Britt sind Rezepte für SK 9-10, die teils aus 50-80% Nephelin Syenit bestehen. In meiner Glasur sind ja nur 20% drin.
madame Alexis
Beiträge: 251
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von madame Alexis »

Ja, ich hab das mal so gelernt. Für Glasuren unter 1200 nimmst du Nephelin Syenit, ab 1200 Feldspäte. Unter 1200 ist es den Feldspäten zu kalt, ab 1200 wird es dem Nephelin zu heiß. Ich verwend eine Glasur mit recht viel Nephelin Syenit, für 1180. Ich hab den für höhere Temperaturen aber noch nie getestet.
Ich habe auch eine Feldspat Glasur für 1250, da ist Kreide drin. Mit Blasen hatte ich noch nie Probleme...Übrigens kann ich da die Kreide einfach 1:1 durch Kalkspat ersetzten, das macht im Ergebnis keinen Unterschied. Wäre vielleicht für dich mal ein einfacher Versuch.

Wenn eine Glasur zu 80 % aus Nepsyn besteht, und sonst keine Flußmittel drin sind, kann sie auch funktionieren, Dann schmilzt der Nephelin (ich mag ihn nicht mit NS abkürzen...) eben allein, ähnlich wie eine Lehmglasur. Möglicherweise brauchts bei dir weniger Fritte. Von Fritten hab ich aber keine Ahnung.

Bei den Amis muss man auch immer ein bißchen aufpassen, unser Nsyenit kommt aus Skandinavien und hat sicherlich eine etwas andere Zusammensetzung als zB. der kanadische.

Beste Grüße,
Alex
thomasb
Beiträge: 81
Registriert: Dienstag 26. März 2019, 22:27

Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von thomasb »

Ganz lieben Dank für deine Hilfe! Dann teste ich beim nächsten Mal eine Glasur mit Feldspat statt Nephelinsyenit und noch eine mit Kalkspat statt Kreide. Dann müsste ich ja rausfinden, wer mir in die Glasur pupst ;-)

Danke auch für den Hinweis, dass unser Nephelinsyenit aus Skandinavien kommt! Ich hab die chemischen Analysen verglichen und der Unterschied sollte sich in meiner Glasur eigentlich nicht auswirken.
Ursula28
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Thomas,
was hast du denn mit der Glasur vor?
a) Einfärben?
b) mit Engobe dekorieren?
Gruß Ursula
thomasb
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von thomasb »

Idealerweise beides eigentlich. Ich will sie transparent über Engobe verwenden aber auch transparent und eingefärbt als Geschirrglasur verwenden.

Warum die Frage? Bieten sich für die beiden Zwecke unterschiedliche Zutaten an? Bisher benutze ich die 1290 von Jäger für diese Zwecke und im Grunde funktioniert die auch für beides auch gut.
Ursula28
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Thomas,
ruf mich doch bitte mal an. 064044662
Gruß Ursula
thomasb
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Registriert: Dienstag 26. März 2019, 22:27

Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von thomasb »

Sehr gerne Ursula. Ich melde mich morgen Vormittag bei dir.

Dankeschön für die Hilfe!
leckerpott
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von leckerpott »

Hallo Zusammen,

ich würde hier auch noch einen zusätzlichen Punkt in die Runde schmeißen: die Glasurauftragsdicke ist beim Schmelzverhalten auch zu berücksichtigen. Bei einem nächsten Brand würde ich mal einen kleinen Teil der Glasur weiter verdünnen. Je dicker die Schicht um so höher ist die Energie, die zum kompletten Schmelzen der Schicht benötigt wird. Meine Vermutung ist, dass die Glasur zu wenig Energie und auch Zeit zum Ausschmelzen hat. Ich würde die Haltezeit auf 20 oder auch 30 Minuten erhöhen. Dass man Nephelin Syenit im Hochtemperaturbereich nicht benutzen kann, habe ich noch nie gehört und kann ich auch nicht bestätigen. Ich habe das auch schon bei Segerkegel 11 erfolgreich benutzt. Am Ende muss man die Gesamtchemie einer Glasur berücksichtigen, woher die chemischen Bestandteile kommen ist ziemlich egal (außer es gibt Verunreinigungen in einem Material und in dem anderen nicht oder so). Natürlich ist jedem überlassen Nephelin Syenit zu benutzen oder eben nicht.

Ich bin gespannt ob das wirklich an der Kreide liegt, aber um das zu bestätigen ist ein Austausch gegen Kalkspat sicherlich der richtige Weg. Ich vermute du kannst genau diese Glasur in dünner und heißer ebenfalls glatt ausgeschmolzen bekommen.
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madame Alexis
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von madame Alexis »

Hallo,

Ja, genau, es kommt auf die Gesamtchemie an. Daher ist es auch schwierig, eine Aussage über eine Glasur zu treffen, wenn man den Versatz nicht kennt.
Ich setze Nephelin Syenit ein, um seidenmatte Glasuren zu erzeugen. Über 1200 (so hab ich s eben gelernt) schmilzt er zu stark und kann zu Problemen führen, daher sollte man lieber auf Feldspäte zurückgreifen. Daher hab ich den Nephelin nie für den Hochbrand benutzt. Aber ich werde das mal testen. :daumen:
Laborfuerdesign
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von Laborfuerdesign »

Hallo,
ein ähnliches Problem wie du, hatte ich auch neulich. Bei mir hat die Kreide erheblich zu den Blasen beigetragen. Sie spaltet sehr spät noch sehr viele Gase ab. Ich hab das Calcium in der Kreide durch welches aus Wollastonit ersetzt. Bei meinem Rezept konnte ich Kreide 1 zu 1 mit Wollastonit ersetzen und die Anmutung der Glasur hat sich nicht geändert. Was aber auch enorm hilft, ist die Viskosität der Schmelze zu senken. Das alleine hilft oft schon. Durch das viele Aluminium im Nephelin Syenit, kann die Schmelze recht steif sein. Hier bieten sich Bor und Lithium an. 1 bis 2% Lithium und ein bisschen Calcium Borat Fritte haben bei mir das Problem gelöst. Ein zweite Haltezeit etwas 80C unter der Höchsttemperatur ist auch super, kostet aber auf Dauer unnötig Strom. Das muss man ja auch bedenken. (Nicht das Lithium sehr billig wäre) :(
leckerpott
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von leckerpott »

Ok, danke für die weitere Erklärung. ☺️
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leckerpott
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von leckerpott »

Interessant, da will ich doch direkt mal ein paar Versuche zur Kreide machen, ich benutze nämlich eigentlich immer Kreide als meine Erdalkalimetall Quelle und habe jetzt kein widerkehrendes Problem mit Bläschen, aber da kommt es sicher auch auf andere Faktoren an. Der Austausch mit Wollastonit ist ja interessant, weil dadurch mehr Silicumdioxid in die Glasur kommt, was die Schmelze eigentlich ja höher machen sollte. Wenn man die Haltezeit verkürzen möchte, kann man sicher auch mit Fritte arbeiten, um ein Ausschmelzen zu garantieren. Ich habe auch mal Versuche mit unterschiedlichen Quellen für Calcium gemacht, aber das kann dauern bis ich die mal wieder rausgekramt habe.
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thomasb
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von thomasb »

Was die Auftragsdicke angeht, das hab ich zum Teil mitgetestet. Mein Testplättchen ist unten nur einmal getaucht und im oberen Bereich zwei mal. Im unteren Bereich ist das mit den Bläschen auch deutlich weniger. Vermutlich könnte man sie ganz dünn auch so verwenden, aber mit so einer zickigen Glasur kann ich nichts anfangen ;-)

Wollastonit besteht halt zur Hälfte aus SiO2. Wahrscheinlich würde es Sinn machen, den Quarzanteil in der Glasur dann etwas zu verringern, aber wenn sie trotzdem ausfließt, passt ja alles. Ich bin mir jetzt auch gar nicht mehr sicher, ob es chemisch einen nennenswerten Unterschied zwischen Kalkspat und Kreide gibt. Wikipedia sagt, Kreide besteht im Wesentlichen aus Calcit, was wohl nur ein anderer Name für Kalkspat ist und das dürfte dann alles CaCO3 sein, d.h. in meinen Bläschen ist vermutlich Kohlendioxid drin. Dementsprechend könnte Wollastonit für die Brenntemperatur der sinnvollere Rohstoff sein, wobei ich in meinen Büchern haufenweise Glasuren mit Kreide für die Temperatur sehe...

Wahrscheinlich ist es einfach eine blöde Kombination, aber ich will jetzt unbedingt rausfinden, woher das kommt :-P

Auf jeden Fall teste ich beim nächsten mal Feldspat und vielleicht hol ich mir noch ein Tütchen Wollastonit und teste das gleich mit.

Danke für deine Erfahrung! Ich hatte schon gedacht, ich bin ganz allein ;-)
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