Winzige Bläschen in der Glasur

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thomasb
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von thomasb »

So, jetzt hab ich nochmal zwei Glasuren gebastelt. Eine mit Feldspat und Kreide und eine mit Feldspat und Wollastonit.

Ergebnis: die gleichen Bläschen.

Ich glaube langsam irgendwie nicht mehr daran, dass es ein Problem der Glasurchemie ist. Da ich meine Pröbchen mit dem Stabmixer verrührt habe, vermute ich, dass dadurch die Bläschen entstanden sind. Ich frage mich zwar, wie die den Brand überstehen können, aber eine andere Erklärung habe ich aktuell leider nicht mehr.

Macht das sonst noch jemand auch so und hat evtl. Erfahrungen damit? Irgendwie höre ich schon eure Hände gegen die Stirn klatschen :lol:

Ich mische jetzt nochmal eine Probe "normal" und siebe sie danach auch...

Hier mal einer der Glasurversätze aus meinen Tests. Vielleicht fällt ja noch jemandem etwas anderes auf:

30 Kali-Feldspat
25 Quarz
20 Kaolin
15 Kreide
10 Ferro Fritte 3134
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leckerpott
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von leckerpott »

Ich kann fast garantieren, dass das nichts mit dem Stabmixer zu tun hat. Ich mache alle meine Proben mit dem Stabmixer und müsste das dann bei mir ja auch sehen.
Außerdem funktioniert das nicht so: da werden sich nicht aufgrund der Mischmethode Sauerstoff zwischen den Glasurrohstoffen "einsetzen" und dir Bläschen machen, wo du keine willst.

Ich vermute weiterhin, dass das auch nichts mit ausgasen per se zu tun hat. Du hast hier eine Glasur, die du relativ niedrig brennst, die relativ hoch an SiO2 und Al2O3 ist, d.h. dass viel Energie aufgewendet werden muss, um die Glasur zu schmelzen. Du hast nun 0,13 B2O3 (Bor) in der Glasur durch die Fritte, das ist zwar nicht wenig, aber eventuell halt zu wenig. Ich würde den nächsten Test mit mehr Fritte machen, wenn du nicht höher brennen willst. Für mich sieht die Glasur auch weiterhin zu dick aus. Die Glasur wird im Prozess des Schmelzens gestört und erkaltet, bevor eine glatte Glasfläche entstehen kann. Laborfürdesign hatte da ja auch paar Vorschläge gemacht zu der Konsistenz der Schmelze, da könntest du noch unterschiedliche SiO2 und Al2O3 Level (niedrigere) versuchen. Ich sehe auch keinen Grund eine so dicke Schicht Glasur zu verwenden.
Ich habe die Glasur mal bei glazy eingetippt, um zu sehen, wie sie chemisch aufgebaut ist und wieviel Bor enthalten ist.
kalkspatzGlasur.JPG
Ich arbeite nicht viel mit Glasuren in diesem Bereich der Stull Mappe, aber das sieht für mich von den Parametern in Ordnung aus.

Was man immer machen kann: Temperatur im Ofen checken, ob die Endtemperatur tatsächlich erreicht wird. Wenn ja, mit mehr Fritte arbeiten.
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reinerlie
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von reinerlie »

Versuche es doch mal mit der:

Odyssey Clear Cone 6 (habe ich aber schon problemlos bis Cone 9 gebrannt, auch reduzierend)

30 Nephelin Syenit
30 Quarz
20 3134
10 Kaolin, Grolleg
10 Kreide

Wenn da was bläselt, kann es meiner Meinung noch nur aus dem Ton kommen. Vielleicht nicht hoch genug und vor allem nicht langsam genug geschrüht, bzw. auch zu kurze Haltezeit.

PS: statt 3134 nehme ich lieber Gerstley Borat
thomasb
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von thomasb »

Gut zu wissen, dass du das auch mit dem Stabmixer machst und keine Probleme damit hast.

Der gezeigte Ausschnitt der Glasur ist zwar relativ dick, aber ich teste immer gleich. 3s tauchen, trocknen lassen, obere Hälfte nochmal 3s tauchen. Im dünneren Bereich sind die Bläschen genauso zu sehen. Und sooo dick ist die Glasur gar nicht aufgetragen. Ich kann mir nicht so richtig vorstellen, dass es an der Viskosität liegen soll. Die Glasur sieht nicht unterbrannt aus, glänzt an allen Stellen auf dem Testplättchen und seitlich hat sich eine kleine Wulst gebildet, die leicht gelaufen ist. Ich hatte auch noch eine Test-Tasse mit glasiert, die ich überlappend glasiert habe und die Überlappungen sind ineinander verschmolzen. Die höheren SiO2 und Al2O3 Werte habe ich deshalb, weil die Glasur mit weniger davon Haarrisse bekommen hatte. Die Bläschen waren aber die gleichen.

Beim Brand ist der Segerkegel 9 gefallen. Soweit ich weiß, braucht man da eigentlich überhaupt kein Bor mehr, oder? Ich hab das eigentlich nur mit rein, weil ich beim Glasieren oft etwas schusselig bin und man sonst jeden Fehler sieht.

Ich hatte auch noch ein ähnliches Rezept mitgetestet, das deutlich mehr Bor enthält und dort habe ich zwar etwas weniger Blasen, aber größere und es sieht auch so aus, als wären sie nach oben hin aufgeplatzt, denn sie hinterlassen eine scharfe Kante unten (siehe Foto). Die Kante spürt man auch beim drüberstreichen. Fühlt sich ein bisschen wie Bartstoppeln an.

Kann es am Schrühbrand liegen? Ich schrühe bei 960° mit 30 Minuten Haltezeit. Aber dann hätte ich ja auch Probleme mit gekauften Glasuren...

Ich muss dazu sagen, dass ich die Fotos alle mit einem Makro-Objektiv gemacht habe, um die Fehler sichbar zu machen. Mit bloßem Auge sehen die Glasuren eigentlich gut aus. Ich hab zur Veranschaulichung noch ein Foto angehängt. Nicht, dass das Problem überschätzt wird.

Im Grunde geht es mir auch gar nicht um die Transparentglasur, sondern eben um das ähnliche Rezept mit mehr Bor (geht ich die Richtung Floating Blue). Da nur dort eben ähnliche Effekte in geringerem Umfang auftreten, möchte ich versuchen, aus der Transparent-Version zu lernen, woher die Bläschen kommen.
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thomasb
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von thomasb »

Achso, was ich noch dazu sagen wollte: Zirkonsilikat scheint zu helfen. Ich hatte einige Proben mit Zirkonsilikat dabei und dort hatte ich deutlich weniger Bläschen. Hilft das was?
tutti
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von tutti »

Hallo,
Ich habe sehr interessiert eure Beiträge gelesen, da ich ein ähnliches Problem mit einer Glasur habe.
Ich habe allerdings mal gelernt, dass man bei einem Ausstausch von Rohstoffen die chemische Zusammensetzung des Rohstoffes und das Molekulargewicht des einzelnen Rohstoffe beachten muss.
Errechnet ihr die Glasur neu, oder ist es ein try und error Versuch mit "ähnlichen" Rohstoffen?
Grüße Renate
thomasb
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von thomasb »

Hallo Renate,
ich rechne die Glasur immer neu. Alles andere fühlt sich für mich nach Blindflug an. Aber andere fahren mit ausprobieren besser. Wahrscheinlich entgeht mir durch meinen Ansatz auch das ein oder andere schöne Rezept.
leckerpott
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von leckerpott »

Ah, ok. Gut, dass du das noch mal erwähnst mit den Makroaufnahmen, weil ich schon die ganze Zeit dachte, dass es so dick sein muss weil die Bläschen in unterschiedlichen Ebenen zu sehen sind. Ich bin keine Expertin in transparenten Glasuren, aber ich glaube die kommen häufiger vor und werden ignoriert, gerade an etwas dicker glasierten Stellen, wie Tropfen.

Zu dem Bor: den braucht man je nach Zusammensetzung der Glasur auch bei Segerkegel 9, ich benutze teilweise bis zu 0,15 B2O3 sogar bei SK 11.

Wenn du die Schmelze und die Dicke der Glasur nicht verändern willst, bleibt nicht viel übrig aus meiner Sicht. Schrühbrandtemperatur kannst du sicher versuchen, führt aber auch nur dazu, dass der Scherben dichter wird und weniger Wasser absorbiert wird. Da kann man auch mehr Wasser in den Glasurschlicker machen. Ich schrühe bei 940 Grad und habe früher höher geschrüht und sehe keinen Unterschied. Viele Probleme werden auf die Schrühtemperatur geschoben, ich sehe da noch keinen Zusammenhang. Aber wenn es am Ende funktioniert, ist es ja auch ok. Wenn du das unbedingt lösen willst, kannst du alle Rohstoffe austauschen und durchprobieren, die du halt da hast- alle Feldspäte ein mal durch, alle Kaolin oder Tonquellen. Für meine matte Glasur, die ich seit 4 Jahren weiter entwickele, hat das viele Erkenntnisse gebracht. Gerade das Austauschen vom Erdalkalimetall bringt sehr krasse Unterschiede in der Oberfläche der Glasur. Oder du gehst noch mal zu Punkt 0 und suchst nach einer anderen Ausgangsglasur.

Ich habe mal ein paar transparente Glasuren für meinen schwarzen Ton gesucht und war überrascht, wie wenig man dazu findet, wenn man etwas mehr will als ein Rezept. Da ging es mir primär darum, dass es nicht braun werden soll- aber mein Ansatz war: ich nehme die 5 Rezepte, zu denen ich am meisten Infos finde, teste die in kleinen Mengen und sehe dann, was mir am besten gefällt. Da könnte man ja auch spezifisch nach Bläschen screenen. Ich kann mal bei meinen schwarzen Testtiles schauen, wie da der Bläschenfaktor ist. Kommt halt drauf an, wie weit du ausholen willst.
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von leckerpott »

Ach, und zu deiner Frage, Renate: ich berechne das immer, Materialien 1 zu 1 auszutauschen, weil sie die gleiche Funktion haben, ist für mich pures Chaos, kommt für mich nicht in Frage. Dann weiß man ja garnicht, ob eine funktionale Glasur rauskommt. Ich benutze ja einen Glasurcalculator, weil ich dann sehen kann, ob meine Kriterien für eine gute Glasur getroffen werden. Aber da gehts wohl schon in Richtung Arbeitsphilosophie😉, da steht jedem eine eigene zu.
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thomasb
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von thomasb »

reinerlie hat geschrieben: Samstag 29. Oktober 2022, 16:28 Odyssey Clear Cone 6 (habe ich aber schon problemlos bis Cone 9 gebrannt, auch reduzierend)
Danke für das Rezept! Werde ich beim nächsten mal mit testen.

Ich habe jetzt nochmal mein Geschirr angeschaut, auf dem ich die 1290 von Jäger verwendet habe (bei 1250°C) und siehe da: die hat auch Bläschen. sowohl auf dunklem Ton als auch auf Porzellan. Ein bisschen weniger als meine selbstgebastelte, aber trotzdem. Außerdem habe ich noch einen Artikel bei digitalfire zum Thema gefunden: https://digitalfire.com/glossary/glaze+bubbles

Das scheint wirklich weit verbreitet zu sein bei Transparentglasuren. Bei gefärbten Glasuren sieht man die Bläschen wohl einfach nicht.

Ich spiele einfach noch ein bisschen mit der Viskosität und evtl. einer höheren Brenntemperatur. Drop-and-soak wäre vielleicht eine Lösung, aber das kann meine Steuerung leider nicht. 600 Euro für eine neue Steuerung ist mir doch zu arg und am Ende hilft es ja evtl. auch nicht.

Besten Dank an alle für die tollen Tipps! Jetzt weiß ich, in welche Richtung ich weiter probieren muss.
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von leckerpott »

Das ist doch ein toller Artikel von digitalfire. Ich würde dem kalzinierten Kaolin auch ne Chance geben. Ich würde nur nicht 1 zu 1 austauschen, es gibt da paar Regeln zu beachten, wieviel unkalzinierten Ton man in ner Glasur braucht für die Suspension und das man etwas weniger kalziniertes Kaolin verwenden muss in absolutem Gewicht, weil ja das gebundene Wasser raus ist oder so. Da findet sich bestimmt auch noch was in der Weite des Internets.

Ansonsten mache ich auch einen Ausgleichssoak bei 1200 und dann bei 1290, weil mein Ofen zum Beispiel immer sehr ungleichmäßig gebrannt hat. 600 € hat die Steuerung nicht gekostet, die tc 88 kriegt man auch für 400 € oder gebraucht vielleicht. Nicht, dass 400 € wenig Geld sind, aber ich habe dadurch langfristig keine unterbrannten Pötte mehr unten im Ofen und das hat sich dann schon gelohnt, wenn man mich fragt. Nur um die Bläschen raus zu kriegen und bei ungewissen Outcome- da würde ich das Geld jetzt auch nicht ausgeben.
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thomasb
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von thomasb »

Huch, die TC88 kannte ich gar nicht. Auf der Rohde Seite ist die nächstbessere die 507. Kann die 88 auch Haltezeiten auf dem Weg nach unten?
leckerpott
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von leckerpott »

ja, scheint mir so. Der Controller ist zwar nicht sehr intuitiv programmierbar aber mit ein bisschen tüfteln geht da alles. In der Anleitung steht „Die Brennkurve kann völlig frei mit mehrfachem Aufheizen, Halten und Abkühlen eingestellt werden.“
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Re: Winzige Bläschen in der Glasur

Beitrag von leckerpott »

Ob die für Rohde geeignet sind, weiß ich allerdings nicht. Ich hatte beim Keramikhändler für meinen Ofen spezifisch vorher angefragt mit Seriennummer und allem. Also das würde ich aufjedenfall vorher checken.
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