Die Frage ist nicht so einfach zu beantworten, wie man meinen könnte.
Das Problem hat zwei Komponenten: Erstens, die cones bestehen aus einer Mischung von Aluminiumoxid und Silizium, wie dein Ton auch. Sie erweichen nicht bei einer bestimmten Temperatur, sondern nachdem sie eine bestimmte Menge Hitze absorbiert haben. Das ist wie beim Lammbraten, der wird entweder bei 180°C nach 60 Minuten gar oder bei 80°C nach 4 Stunden. Je nachdem wie deine Brennkurve verläuft, fallen die cones früher oder später. Entscheidend sind dabei die letzen ca. 120°C vor der Falltemperatur. Wird dieser letzte Abschnitt von deinem Ofen in 2 Stunden absolviert, also mit 60°C/h, dann fallen die Kegel z.B. bei 1220°C. Sind die Spiralen in deinem Ofen alt oder unterdimensioniert, dann braucht dein Ofen vielleicht vier Stunden für die Letzten 120°C. Dann sind die Kegel bei Erreichen der 1220°C schon völlig flach geschmolzen. Dazu kommt noch die Haltezeit. 25min. Haltezeit bei Höchsttemperatur machen aus einem cone 6 Brand einen cone 7 Brand.
Das zweite Problem ist die Anzeige auf deinem Digitalcontroller. Wenn du da 1220°C eintippst, dann hast du das Gefühl, die Spiralen würden den Innenraum auf genau 1220°C erhitzen. Aber viele Öfen haben nur einen Temperaturfühler. Vielleicht hat es genau an der Spitze dieses Fühlers 1220°C, aber oben und unten oder an der Tür etc. kann die Temperatur massiv abweichen. bei Topladern ohne Bodenheizung ist es oben oft einen halben Kegel kühler. In meinem Frontlader ist es am Boden und vorne an der beheizten Tür fast einen ganzen Kegel heißer, wenn der Ofen dicht besetzt ist. Ausserdem kann dein Temperaturfühler dir sonstwas erzählen. Je höher die Temperatur, je älter der Fühler, desto ungenauer die Messung. Deine eingetippten 1220°C sind in einem anderen Ofen vielleicht 1240°C, vielleicht 1230°C.
Es gibt nur eine Möglichkeit hier vorzugehen. Wenn dein Ofen ein Schauloch hat, mach dir vier cone Packs aus cone 5, cone 6 und cone 7. Positioniere sie so, dass sie sich gegenseitig nicht beim Fallen behindern. Stelle ein Pack auf den Boden, eins so nahe an den Temperaturfühler wie möglich ohne diesen zuzustellen, eins direkt vors Schauloch, eins ganz nach oben. Stelle 1220°C und 10min Haltezeit ein. Wenn du eine längere Haltezeit willst, dann geh mit der Temperatur etwas runter. Je nach Steuerung programmiere die Brennkurve so, dass der Ofen ab 1080°C mit 60/h heizt. Starte den Brand und warte bis 1080°C erreicht sind. Schreib dir die Uhrzeit in dein Brandbuch und mach dir ab jetzt die Mühe WIRKLICH jede halbe Stunde nach der Temperatur zu schauen. Du musst kontrollieren, ob dein Ofen es auch schafft die 1220°C mit 60°C/h zu erreichen. Ab 1200°C zieh den Stopfen aus dem Schauloch und schau durch ein Quarzglas oder einen Schweisserhelm hinein. Hast du das nicht, kannst du die Kegel auch so erkennen, ist aber schlecht für die Augen wegen der Infrarotstrahlen. Wenn du die Kegel gut positioniert hast kannst du ihre Umrisse erkennen. Mach dir ne Skizze, wie sie bei welcher Temperatur aussehen. Schau immer wieder rein, bis dein cone 6 perfekt gebogen ist. Notiere die Temperatur und Uhrzeit, aber lass den Ofen laufen bis das Programm durch ist. Mein cone 6 fällt bei ca. 1220°C und 10 min Haltezeit, ich habe die Orton cones von Keramik Kraft. Sollte dein Ofen sich ausschalten bevor der cone 6 gefallen ist, dann lass ihn abkühlen und schau dir an, was passiert ist. Lass dich dabei nicht täuschen. Ist die Spitze des Kegel zum Beispiel noch einen halben Zentimeter über der Platte, dann fehlen nur ein paar Grad oder ein paar Minuten. Andersrum, wenn die Spitze einmal die Ofenplatte berührt, kann man ihn nicht mehr richtig lesen. Du könntest 20°C drüber sein und da der Cone sich quasi abstützt, würde er sich kaum verändern. Schau dir alle Packs im Ofen an und du wirst wissen, wo es am kühlsten, wo am heissesten ist. Jetzt weisst du auf jeden Fall ob du nächstes mal eine niedrigere Temperatur einstellen musst, oder eine höhere.
hat dein Ofen kein Schauloch, dann mach es wie oben aber warte den Brand ab und schau dann nach den Kegeln. Korrigiere die Temperatur hoch oder runter, es kann sein, dass du zwei, drei Brände brauchst um den sweet spot zu treffen. Ausserdem, es muss nicht auf das Grad genau sein, das relativ langsame Aufheizen ab 1080°C und die Haltezeit geben den Glasuren genug Zeit zu schmelzen. 10 Grad hoch oder runter haben auf die meisten Glasuren keinen katastrophalen Effekt, da sie ein Schmelzintervall, keine Schmelztemperatur haben.
Heb dir die Notizen zu deiner Brennkurve sehr gut auf, mal dir am besten ein kleines Diagramm, mit Zeit auf der x Achse und Temp auf der Y Achse. Alle paar Brände wiederhole das Beobachten. Du kannst so sehen, ob deine Spiralen altern oder irgendwas nicht stimmt.
Was auch gut zu wissen ist, wenn du auf dem Weg nach unten extra Haltezeiten hast oder langsam abkühlst, dann hat das ab ca. 1000°C keinen Einfluss mehr auf die Kegel. Ich halte meine Glasuren oft bei 830°C für ein oder zwei Stunden, das ist den Kegeln egal.
Egal welchen Ofen du hast, er wird so seine Macken haben, die musst du kennenlernen. Wie schnell er heizen kann, wie schnell er auskühlt etc. Die Zahlen, die andere Leute dir sagen, bedeuten nur bedingt etwas. Ich hab zB ganz am Anfang immer 1240°C eingestellt, weil ich dachte, das sei cone 6. Und hab eine 30min Haltezeit draufgetan, weil BSZ so die Proben aus dem Katalog brennt. Meine Glasurexperimente haben immer Resultate gebracht... mal etwas unerwartet, aber heh das ist ja normal. Nach über einem halben Jahr hab ich endlich mal Kegel in meinen "neuen" Ofen gestellt. Resultat: meine 1240°C mit 30min Haltezeit haben Kegel 8 völlig flach auf die Platte geschmolzen... da wusste ich dann auch, warum meine Schüsseln öfter mal ein Ei im Brand bekommen haben.
Viel Spass!