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Gussform-Technik

Verfasst: Dienstag 16. Februar 2016, 18:33
von Wolf
Hallo,

ich bin zwar schon eine Weile "hier dabei", aber oft über Monate nicht im Forum.
Um mich für die Informationen (und den Zuspruch) zu bedanken, die ich hier bekommen habe, will ich gerne versuchen, von meiner Gussform-herstell-Technik zu erzählen, die ich "erfunden" habe.

Dazu eine möglichst knappe Einleitung:

Um das Positiv für ein Gefäß herzustellen nutze ich Luftballons (oder Ähnliches), die ich über Gestelle aus Sperrholz, Draht oder Kunststoff ziehe.

Um das "interessant" zu machen, versuche ich, ein paar Bilder hier ein zu stellen:
LotusTasse72.jpg
das Erste hat geklappt :D


Hier eines von dem "Gestell" um einen Ballon darüber zu ziehen.
SakeflascheForm72.jpg
Das Einstellen hier braucht 'ne Menge Zeit bei meiner Arbeitsweise :oops: , deshalb mache ich jetzt schon wieder Schluss (für heute), hoffe aber, bald wieder weiter zu kommen ....
SkeflascheGummi72.jpg
Von dieser, mit Gummi überzogenen Form mache ich eine Gips-Negativ-Form und habe so die Gussform.

Was mich so begeistert ist, dass ich keine Arbeit damit habe, das Positiv fein zu bearbeiten. Ballon drüber (was oft sehr knifflig ist) und fertig. Sogar beste Voraussetzungen für den Gipsabdruck sind das, weil am Gumm nichts (oder wenig) hängen bleibt. Ich brauche nichtmal groß isolieren.

Was für mich diese Methode so einfach macht ist meine vielseitige werkstatt, in der ich ein "Grund-Gestell" wie das gezeigte relativ einfach präzise herstellen kann, weil ich eine Metalldrehbank und einen Teilapparat zur Verfügung habe.
Ich habe aber auch mit anderen Methoden "Grundgestelle" hergestellt:

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Dienstag 16. Februar 2016, 19:31
von Wolf
jetzt ging kein Bild mehr rein ...
mal sehen:
WeißwurstGummi72.jpg
Hier habe ich den Ballon mit Gips gefüllt, ihn eingeschnürt, Gummi abgenommen, als "Füße" (das spätere Gefäß sieht man von unten) kleine Drahtbügel eingesetzt und wieder mit Gummi umhüllt ...

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Dienstag 16. Februar 2016, 22:03
von Wolf
und eine Weitere Version ...
Wenn man es weiß, sieht man es sofort, 6 gebogene Drahtbügel, rund, auf einer Scheibe angeordnet.
Messingdraht72.jpg

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Dienstag 16. Februar 2016, 22:24
von Wolf
und jetzt kommt noch ein Clou (der nichts mehr mit Kalkspatzen zu tun hat, aber ich meine, es passt trotzdem):

Diese Arbeits-Methode habe ich früher schon auf ganz anderen Gebieten angewandt.

Zum Beispiel bei einem Eck-Schrank:
cocon72.jpg
(auch ein Holzgestell, praktisch ein regal, überzogen mit Stoff, mit vielen Lagen Papier kaschiert.

oder:

Eine Lampe:
(im Prinzip dieselbe Technik wie beim Schrank)

PapermoonSchwarz72a.jpg
Man kann also bei mir den Schrank zur Tasse kaufen, passend zur Stehlampe :wink:

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Mittwoch 17. Februar 2016, 07:54
von jasminlucia
Sehr, sehr cool! Danke fürs Zeigen

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Mittwoch 17. Februar 2016, 08:45
von whoopie
Sehr interessante Technik.... nur frage ich mich gerade, wie Du den Ballon jeweils über das "Gestell" bekommst? :shock:
Die Ergebnisse sehen aber sehr sehr cool aus. Danke für s Zeigen.

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Mittwoch 17. Februar 2016, 08:56
von KerstinZ
Sieht interessant aus. Und ich will auch wissen, wie du den Ballon über das Gestell bekommst! Ich bin ab und an mal in der Verlegenheit Papierröllchen in Luftballons stecken zu müssen. Das ist so eine fummelige Angelegenheit.

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Mittwoch 17. Februar 2016, 10:27
von Wolf
freut mich.

"Ballon drüber":
Man braucht für jede Größe und Form einen entsprechenden Ballon.
Das muss passen und ist auch dann oft eine ziemlich "schnappige" Arbeit, die die Fingermuskeln beansprucht und bei mir bisher oft mehrere Ballons braucht, bis dann einer drüber sitzt.

Ich habe in manchen Fällen die "oberste" Stelle des Ballons mit einer weichen Unterlage mit einer Schraubzwinge an der obersten Stelle der Form festegeklemmt, damit ich wenigstens irgendwo einen "festen Punkt" habe eine Seite drübergezogen und dann mit der dritten Hand an der anderen Seite gezerrt.
Davon gibt es keine Bilder, weil ich meist allein arbeite.
Witzigerweise gibt es oft einen Punkt, wo das Teil dann wie von selber drüberrutscht. Das finde ich immer sehr befriedigend. :wink:

Es gibt Ballons, die wurden extra dafür entwickelt, dass man Geschenke hinein tun kann.
http://www.ballongeschenk-online.de/Ges ... Luftballon (Beispiel)

In manchen Fällen habe ich auch Präservative (ohne Reservoir) benutzt.

ach ... ein vielleicht wichtiges Detail: ich schneide den "Schniepel" fast immer vorher ab. (also das Teil, wo die Luft reingepustet wird)


Was mein Patent auf diese Methode betrifft:

ich habe (und will) keines.
ich freue mich, wenn ich den Eindruck habe, "meine" Techniken werden weiter entwickelt, unter anderem deswegen, weil ich oft sehen kann, dass ich selbst mit meinen Ideen auf denen Anderer aufbaue.
Mein Pappa war Marionettenbauer und hat das Kaschieren mit Papier für seine Figurenköpfe benutzt, (die leicht sein sollten, wegen der Gewichtsverteilung).
http://www.harrosiegel.de/
Daraus hat sich bei mir die "Leichtmöbel-Technik" entwickelt.

Da ich es zu meinem Bedauern (bisher) in meinem Leben nicht hinbekommen habe, soviel Geld mit dieser Arbeit zu verdienen, dass es sich lohnt, mache ich die Sache sowieso nur "aus Spaß" und habe deswegen auch keine Sorge, irgendwelche Marktvorteile zu verlieren.
Abgesehen davon, dass bei jedem wieder was anderes rauskommt.


Fehlerkorrektur von weiter Oben:
Der Schrank ist kein Eck-Schrank. Ich wollte ein anderes Bild einstellen und hatte den Text schon vorbereitet

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Mittwoch 17. Februar 2016, 11:34
von Wolf
Te72.jpg
und, wenn ich schon dabei bin:

Noch einen Trick, den ich versucht habe:

Die Innenseite der Gefäße hat ja entsprechend der Außenform vertiefungen, die ich gerne vermeiden möchte, um sie besser spülbar zu halten.

Dafür habe ich, direkt nach dem Ausgießen wiederum einen Lufballon (ohne den Schniepel abzuschneiden) innen eingesetzt und aufgeblasen, bis er die Innenseite ausgefüllt hat.
Ausfüllballon.jpg
Darauf bin ich aus abstrakten Gründen besonders stolz, weil der Ballon auf verschiedene Weise für völlig verschiedene Zwecke eingestzt wird.

Davon bin ich aber wieder abgegangen, weil die Ergebnisse zu oft fehlerhaft waren (Lufteinschlüsse und sowas).

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Mittwoch 17. Februar 2016, 13:12
von Wolf
3Salate72.jpg
bin grade in Schwung:

andere "Gestell-Technik" (3 Kugeln), dieselbe Ballon-Methode. Der Durchmesser der großen ist Schüssel so, dass sie grade in den Ofen reingeht: 450 mm

Bisher ist keine von denen zersprungen.

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Donnerstag 18. Februar 2016, 08:33
von hille
Es ist toll zu sehen, welche Formgebungsideen du als Nichtkeramiker entwickelst! Eine ganz andere Herangehensweise und die Ergebnisse, Chapeau! :)
Eigentlich wäre es gut, wenn man regelmäßig in andere Gestaltungsbereiche reinschnuppern könnte und schauen, was kann man sich da abgucken. Ohne das bleibt es normalerweise dabei, dass ein Keramiker eben wie ein Keramiker denkt, was ja grundsätzlich nicht verkehrt ist, aber oft nicht besonders innovativ.
In diesem Sinne vielen Dank für's Zeigen! :daumen:

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Donnerstag 18. Februar 2016, 11:15
von Wolf
Letztes Jahr habe ich mir eine Drehscheibe besorgt.
Die steht momentan rum, weil es mir bei meinen (wenigen) Versuchen bisher nicht gelungen ist, damit ein brauchbares Ergebnis zu bekommen.

Das Ton-Drehen gehört für mich zu den "herzerwärmendsten" Techniken. Noch mehr als das Drechseln von Holz, was auch bereits "diese Weichheit" ausstrahlt und einen "gewissen Zauber" hat (während der Arbeit), aber beim Ton kann man sich nicht so leicht weh tun :D

Bisher habe ich mir alle Techniken eigentlich selbst erarbeitet, aber an der Scheibe überlege ich, doch Mal einen Kurs zu machen ...

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Donnerstag 18. Februar 2016, 11:45
von Fotomanni
Wolf hat geschrieben:Bisher habe ich mir alle Techniken eigentlich selbst erarbeitet, aber an der Scheibe überlege ich, doch Mal einen Kurs zu machen ...
Man kann alles aus Büchern lernen :lol:

Aber ein Drehkurs ist Gold wert. Gerade auch zur Motivierung wenn man am Anfang zu viele Drehleichen produziert wie ich das so gut kann.

Und die zweite gute Quelle sind YouTube Videos.

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Donnerstag 18. Februar 2016, 11:58
von Wolf
"Eigentlich wäre es gut, wenn man regelmäßig in andere Gestaltungsbereiche reinschnuppern könnte"

Das finde ich so klasse am Internet und speziell an den Foren.
Die Möglichkeiten, Arbeiten von den "Besten der Besten" so einfach daheim auf den Bildschirm holen zu können, finde ich eine Bereicherung, die garnicht zu überschätzen ist.
ch kenne es aber auch, dass ich mich eher entmutigt fühle, weil es so viele Leute gibt, die so super "Sachen" machen ... wozu soll ich mich da noch anstrengen :(

Viel Jahe meines Lebens habe ich damit zugebracht, für Techniken, Werkzeuge und Materialien Adressen zu sammeln. Wie oft bin ich an Grenzen gestoßen, weil jemand seine Informationen nicht rausrücken wollte.
Und heutzutage klicke ich nur ein paar Mal auf die Tasten und finde meistens, was ich suche.

Natürlich ist es verständlich, wenn jemand seine Betriebsgeheimnisse behalten will, aber es ist einfach eine Wonne, wenn die Kreativität sich ohne finanziell bedingte Bremsen entfalten kann ... und ich finde, dass das Internet diese Tendenz unterstützt.

Neben den finanziellen Bremsen gibt es natürlich auch noch "Konkurenz", "Stolz" und solcherlei Emotionen, die einen "flüssigen Austausch" behindern können.
Mein Eindruck ist: Mit "Großzügigkeit" gewinnt man mehr, als man verlieren kann. (aber ich lebe auch nicht vom Töpfern)

Re: Gussform-Technik

Verfasst: Donnerstag 18. Februar 2016, 13:06
von sames
danke,das du uns an deinen tollen geglückten experimenten teilhaben lässt.
deine gefässe sind zum niederknien.
liebe grüsse aus wien
sames