Historischer Bierkrug

Alte Schätze, historische Techniken und Fragen nach dem "Wie war das damals?"
cheval
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Re: brauche dringend Hilfe, bitte...

Beitrag von cheval »

Na also, da hättest du vom ersten post an doch gleich ganz andere Antworten bekommen :wink:

Also Steingut, eingedreht (im Westerwald wurden bis in die 1980 Jahre diese typischen "Relief" - Erzeugnisse in Gips- oder Holzmodeln eingedreht, im Akkord.)
Steingut wahrscheinlich auch deshalb, weil es einfacher, schneller und billiger zu bearbeiten/herzustellen ist und war, auch im Westerwald (Dieser Krug wird durchs viele Gold teuer aussehend gemacht)
Heutzutage ist es meist Pressware, weniger Guß..man darf da nicht unbedingt von "elektrolytgeschwängerten Gießentenmafiazeiten" ausgehen. :green:

Dann beige (oder auch Marzy&Remy elfenbeinfarbig) glasiert,
dann Aufglasur bemalt (und der Maler war a furchtbar "gschlamperts Christkindl" )
und anschließend noch sehr großzügig vergoldet, sieht man leider nicht mehr viel davon, da der Krug eben wohl viel benutzt und dadurch sehr abgegriffen wurde.
Ein Aktionator würde sagen : Schönes, ansprechendes Stück, durch die Designermarke gut einzuorden - zeitlich wie sonstige, leider keine A-Ware.

Museologie hört sich echt interessant an, was es nicht alles gibt, auf was spezialisiert man sich da im Studium? :shock: :wink:
Zuletzt geändert von cheval am Samstag 27. September 2014, 23:47, insgesamt 1-mal geändert.
emden
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Re: brauche dringend Hilfe, bitte...

Beitrag von emden »

Da sich die Diskussion wieder meiner nicht hilfreichen ersten Einschätzung nähert, möchte ich folgendes noch zu bedenken geben. Wenn der Korpus eingedreht ist, dann ist das Relief nur außen zu sehen, innen ist der Krug dann völlig glatt.
Bei Gießware nicht. Guck halt mal rein und mach dich übers Gießen kundig.
Der Fuß des Gefäßes ist montiert. ich bin kein Industriekeramiker, aber ich glaube , daß weder beim Gießen, noch beim Eindrehen das Gefäß in einem Stück hergestellt werden kann. Der Henkel ist ja auch extra gefertigt und der ist gegossen oder auch in einer Pressform hergestellt.
cheval
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Re: brauche dringend Hilfe, bitte...

Beitrag von cheval »

emden hat geschrieben:Da sich die Diskussion wieder meiner nicht hilfreichen ersten Einschätzung nähert, möchte ich folgendes noch zu bedenken geben. Wenn der Korpus eingedreht ist, dann ist das Relief nur außen zu sehen, innen ist der Krug dann völlig glatt.
Bei Gießware nicht. Guck halt mal rein und mach dich übers Gießen kundig.
Der Fuß des Gefäßes ist montiert. ich bin kein Industriekeramiker, aber ich glaube , daß weder beim Gießen, noch beim Eindrehen das Gefäß in einem Stück hergestellt werden kann. Der Henkel ist ja auch extra gefertigt und der ist gegossen oder auch in einer Pressform hergestellt.
Nein, sorry, der nähern wir uns nicht wirklich.
Ich denke, deine erste Einschätzung beruhte auf das erste Foto, ohne sichere Zeitangabe, kaum etwas vom Bild zu sehen..usw. Ohne nähere Info würde ich dir da unter Umständen Recht geben, bezüglich : Guß, Abziehbild..
Aber du solltest jetzt vielleicht bei jeder weiteren Beurteilung die Fertigungszeit des Kruges (und ja, das Teil ist tatsächlich mindestens 100 Jahre alt) die Firma und den Designer berücksichtigen. Diese großen Westerwälder Werkstätten haben eben größenteils eingedreht.
Gußware, wie man das aus der Porzellanfertigung oder auch Heute kennt, war mehr als selten.
Sowohl beim Eindrehen, als auch beim Gießen könntest du den Krug aus einem Stück fertigen. Beim Eindrehen benötigt es einen dementsprechenden Zentrierdorn, beim Gießen eine etwas aufwändigere Form (die sich kein Mensch freiwillig antut).
Es könnte tatsächlich montiert sein, aber auch dann ist das Unterteil dazu höchstwahrscheinlich eingedreht (Fertigungszeit, Westerwald 1890-1910)

Heute ist sowas meist Preßware, jeder echte Keferloher(is ja gerade Oktoberfest) ist Preßware.

Der Henkel ist gepreßt oder gegossen (da gehe ich völlig mit dir konform) und anschließend montiert.
Nix für ungut :)
DumDiDum
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Registriert: Sonntag 21. September 2014, 11:38

Re: brauche dringend Hilfe, bitte...

Beitrag von DumDiDum »

Danke, danke für die tollen Beschreibungen, die sind wirklich sehr hilfreich. :daumen:
Also das Innere ist völlig glatt, und das passt ja auch wieder zum Eingedrehten.
Im Studiengang kann man sich beispielsweise auf die Museumspädagogik oder eher auf die Ausstellungsplanung konzentrieren, mit entsprechenden Wahlpflichtfächern. Das kommt aber bei mir erst noch. :o
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag! :)
Liebe Grüße
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