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Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Donnerstag 9. Februar 2012, 13:00
von martin.burberg
Ich benutze unter anderem die Jägermasse 32. Jetzt sind mir vor kurzem beim Schrühbrand zunächst einige Eßteller und neuerdings auch Frühstücksteller gerissen, und zwar komplett mitten durch. Das Problem ist neu, früher hatte ich das nicht. Hat sonst noch jemand ähnliche Erfahrungen?
Gruß, Martin

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Donnerstag 9. Februar 2012, 20:56
von pöttchen
ich hatte das problem auch schon mal. ist allerdings bestimmt schon gut zwei jahre her. hab die haltezeit beim schrühbrand verlängert und dann wars gut.

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Freitag 10. Februar 2012, 08:29
von martin.burberg
Hallo Pöttchen,
wie kann das denn zusammenhängen? Also ich schrühe bei 950 Grad und halte 15 Minuten. Aufheizzeit 5,5 Stunden bis 600, dann volle Lotte.
Im Herbst muß sich der Versatz der 32er Masse leicht geändert haben, da die Farbe des rohen Tones deutlich heller wurde.
Gruß, Martin

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Freitag 10. Februar 2012, 11:57
von polaX
Ich habe gelernt, daß eine Haltezeit von 30 min. beim Schrühen absolut notwendig ist, damit alle Prozesse beendet sind, wie z.B. Entweichen von Gasen, Verbrennen von organischen Bestandteilen...und auch mind. bis 650°C langsam heizen, denn bei 600°C sind noch wichtige Prozesse im Gang....sonst kann man sich das Schrühen sparen...und ich weiß, daß so in Fachschule und der FH gebrannt wird...
Das ist gerade bei so einem absichtlich verunreinigtem Ton wichtig...
Gruß pola

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Sonntag 12. Februar 2012, 17:58
von martin.burberg
Jäger hat sich sehr kooperativ verhalten. Bei einem Telefongespräch bot mir ein Mitarbeiter an, mir eine Probestange zementfeinen 32er zu schicken. Der Versatz hat sich allerdings - entgegen meiner Vermutung - nicht geändert.
Martin

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Sonntag 12. Februar 2012, 18:04
von martin.burberg
@polax: Dass es organische Bestandteile geben soll, die erst bei 950° C verbrennen, wundert mich jetzt doch...
Habe bis vor einem Jahr nur bis 900 Grad geschrüht, dann tauchten Probleme mit Nadelstichen auf, die ich durch den höheren Schrühbrand lösen konnte.
Aber davon abgesehen, ob 900 oder 950 mit 15 Minuten oder 30 Minuten Haltezeit, das kann ja nichts mit Rissen zu tun haben, oder liege ich da falsch?
Gruß, Martin

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Sonntag 12. Februar 2012, 19:17
von fegora
Hallo,
1.) Welche Form haben denn die Risse: gerde, gebogen oder S- förmig?

2.) An der Bruchkante kann man (wenn man kann) sehen ob die Risse beim Aufheizen oder Abkühlen entstanden sind.

3.) Risse durch Verunreinigungen sind eher unwahrscheinlich.

4.) Wenn die Risse nicht durch Brenn- oder Trockenfehler entstanden sind können Sie durch Texturen aus der Vakuumpresse entstehen.

Gruß
fegora

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Montag 13. Februar 2012, 09:07
von martin.burberg
@fegora
Die Risse sind ziemlich gerade bis leicht S-förmig und gehen über den gesamten Boden der Teller. Aber wie gesagt tauchen sie schon beim Schrühbrand auf, deswegen kann man nicht sagen, ob es Aufheiz- oder Kühlrisse sind. Textur vom Tonschneider kann man auch eher ausschließen, weil der Ton gut durchgeschlagen wird, er ist nämlich nicht entlüftet.
Gruß, Martin

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Montag 13. Februar 2012, 19:24
von charlie
Ich hatte 2002 mit der Jäger Tonmasse 31/FS, die ich für 50 cm große Objekte benutzt hatte,
ebenfalls S förmige Rissprobleme im Bodenbereich.
Mir wurde damals vom einem Mitarbeiter der Firma Carl Jäger, Herr Theis, weiter geholfen.
Herr Theis empfahl folgende Brennkurve
0 - 650 ° C mit einem Temperaturanstieg von 60°C/Stunde
danach bis 1180°C mit einem Temperaturanstieg von 120°C/Stunde.
Des Weiteren schickte mir Herr Theis Fotokopien aus einem Fachbuch, worin Risse in Keramik behandelt wurden.

Nachdem ich die Brennkurve abgestimmt und eine intensivere Trocknung des Rohlings durchgeführt hatte,
hatten sich die Probleme erledigt.

Da mir und andere diese Seiten aus dem Buch weitergeholfen haben, bin ich bereit diese weiter zu geben.
Bei Bedarf können diese Seiten mit einer PN bei mir angefordert werden.
Der Versandt kann nur als Brief erfolgen, da die Datei fürs Internet zu groß ist.

Gruß Charlie

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Montag 13. Februar 2012, 22:00
von emden
Bei der Beachtung aller Ratschläge würden Brennkurven entstehen, die im normalen Produktionsprozess völlig illusorisch, bzw. nicht bezahlbar sind. Bei einem Temperaturanstieg von 60 grad pro stunde auf 650 grad wären schon 11 Stunden Brennzeit verbraucht und erst die energetisch leichteste Verbrauchsphase absolviert.Solche Kurven kann ich mir bei großen Stücken, oder aufwendigen Arbeioten vorstellen, aber nicht zum normalen Produzieren von Keramik, die ihren Töpfer ernähren soll. Im Labor haben die Herren Techniker Laborbedingungen, keine Werkstattbedingungen.Ich kann meine Ware doch nicht stundenlang "biosaunieren".
Ich habe die Masse 32f vor etwa 6 Wochen zum ersten mal verdreht, auch Teller Q 26 cm, beim Drehen Boden gut verdichtet, 16o Grad pro std. auf 6oo Grad dann 940 Grad, keinerlei Probleme. Ton kam aus der Tüte, ungeschlagen.

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Mittwoch 15. Februar 2012, 15:29
von polaX
Wenns ums wirtschaftliche Arbeiten geht, würde man wohl auch eher zu hellen Steinzeugmassen greifen und gedrehte Ware roh glasieren...
Aber nicht alle hier machen Geschirr...
Bei Einzelstücken aus farbigen Steinzeug muß man vielleicht eben eine andere Kurve fahren..
@martin:es geht nicht so sehr ums verbrennen sondern ums entgasen, und es gibt bestandteile, die das erst bei dieser temperatur machen, deswegen die haltezeit. ich müsste nochmal meine unterlagen rauskramen...
dann kann ich das nochmal nachlesen...gruß pola

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Mittwoch 15. Februar 2012, 17:59
von hille
Aber der 32er ist doch eine klassische Geschirrmasse und ich vermute doch stark, daß Martin solches daraus gemacht hat.
Ich finde den 32er aber grundsätzlich auch etwas zickig und wenn er nicht eine Zeitlang gelagert hat, ist er auch verdamnmt kurz. Deswegen, und weil er mir pur doch zu stark gesprenkelt ist, nehme ich nur noch eine Mischung aus 32er und 9er halbe-halbe. Falls sich sonst keine Lösung ergibt, Martin, wäre das vielleicht noch eine Möglichkeit.
Aber ärgerlich ist es schon, wenn etwas immer geklappt hat und plötzlich nicht mehr. Ich hab mir auch im Herbst frischen 32er gekauft, aber noch nicht damit gearbeitet. Bin mal gespannt...

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Donnerstag 16. Februar 2012, 11:58
von martin.burberg
@charlie, für 50cm große Objekte würde ich eher mindestens einen GS nehmen. Aber wie heißt denn das Fachbuch, vielleicht habe ich es ja auch?
@polax, genau wg. der Entgasung habe ich vor ca. 1 Jahr die Schrühtemperatur auf 950 C erhöht und seitdem keine Probleme mehr gehabt.
@hille, du hast recht. Teller - wie das ursprüngliche Thema ja hieß - sind nun mal Gebrauchsgeschirr, und bisher hatte ich keine Probleme damit.
Schönen Dank für eure Antworten.
Jetzt werde ich erstmal die 20 Kg 32SF, die mir Herr Theis von Jäger geschickt hat, komplett zu Tellern verarbeiten. Ich halte euch auf dem Laufenden.
Gruß, Martin

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Donnerstag 16. Februar 2012, 15:38
von charlie
Bei den von mir genannten Werkstücken handelte es sich um auf der Scheibe gedrehte Keramik.
Das Buch, aus dem die kopierten Seiten die ich von der Firma Jäger erhielt, kenne ich nicht.
Hier könnte Herr Theis, mit dem ich damals sprach, Auskunft geben.


Gruß Charlie.

Re: Probleme mit Jägerton 32

Verfasst: Dienstag 16. April 2013, 11:30
von martin.burberg
Schon wieder: 14 Eßteller von ca. 30 Stück mitten durch! 32FS-Masse, gut geschlagen, gut gedreht, gut getrocknet und aufrecht in den Schrühbrand. Hat vielleicht sonst noch jemand einen Tipp?
Gruß, Martin