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Risse ...

Verfasst: Dienstag 11. Oktober 2011, 15:41
von nicht mehr angemeldet
Hallo zusammen,
nach dem Lesen eurer Beiträge zum Thema "Rauhe Ränder - Risse/neuralgische Punkte beim Brennen" möchte ich euch mal fragen, was ihr dazu meint:
Ich habe kürzlich unter großem Zeitdruck einen Porzellanbrand (Southern Ice) gemacht, den ich deshalb schneller hochgefahren habe als gewöhnlich. Alles vorher geschrüht bei 1040°.
Erst ab 630° mit Vollast hoch, dann aber bis 1270° in kapp 3 Stunden.
Und dann erheblich schneller abgekühlt: Klappen auf und Schnellkühlung an, ab 500°.
Danach zeigten sich Risse an etlichen Stücken, glatt und scharfkantig, es war keine Glasur hineingeflossen. Ein (nicht so großer) Teller war quer durch die Mitte gesprungen, was man erst beim Herausnehmen merkte, im Ofen wirkte er noch völlig intakt, das Ganze sah aus wie ein Kühlriss.
Einige Risse klafften aber auch weit auseinander, so wie hier:

Bild

Hab ich zu früh angefangen zu kühlen - ich dachte unterhalb des Quarzsprungs ist das Risiko nicht mehr so groß -? Oder zu schnell hoch? Oder beides?
Ich weiß, dass bei 260° die Cristobalit-Umwandlung stattfindet, die man berücksichtigen muss. Aber ich habe schon öfter bei 300° angefangen zu kühlen, ohne Probleme, ohne Risse. Deshalb versteh ich es nicht. Allerdings sonst auch nur mit 150°/Stunde hochgeheizt ... es ist das erste Mal, dass sowas auftritt.
Die Arbeiten aus Porzellan Paperclay (mische ich selbst) sind allesamt heil geblieben. Und es war auch nicht ein bestimmter Bereich im Ofen betroffen, die gesprungenen Teile standen oben, unten und in der Mitte.
Das Kühlsystem ist das hier:
http://www.carl-jaeger.de/Brennofen/KE_ ... mal_11.JPG
Die Zuluft wird durch einen Ventilator von unten in den Ofen geführt und geht oben durch den Abluftschlauch raus

Liebe Leute, habt ihr eine Erklärung für mich?
Und ab wann würdet ihr frühestens anfangen zu kühlen?

Grüße in die Runde!
Ulrike

Re: Risse ...

Verfasst: Dienstag 11. Oktober 2011, 19:26
von pola
Hallo Ulrike.
Die "Glasurfreien" Risse sprechen dafür, daß du zu früh den Ofen aufgemacht hast. Sieht schon nach Spannungsriss aus. Allerdings ist das ja so eine "Diagnose durch die Hose"...Ich öffne meinen Ofen meist erst bei 100°C/150°C. Ist auch besser für den Ofen. Ich arbeite mit der gleichen Masse und die Aufheizzeit ist schon ok. Sind nur Teller und Schalen gesprungen oder auch andere Stücke?
Herzliche Grüße von Ines.

Re: Risse ...

Verfasst: Dienstag 11. Oktober 2011, 20:28
von nicht mehr angemeldet
Hallo Ines,
aufgemacht hab ich ihn ja auch erst bei 60°, halt nur schnellgekühlt ab 500° bis dahin, mit dem Dingen mit Ventilator unterm Ofen...
Und ja, es waren überwiegend flache Stücke, die gesprungen sind. Tja, Versuch macht kluch, ich werds nicht wieder tun. Nur wüsste ich gern, wieso es ab 300° geht ohne Risse und bei 500°nicht
wie das wohl bei 400° ist?

Re: Risse ...

Verfasst: Dienstag 11. Oktober 2011, 20:43
von cheval
Ich glaube, daß vor allem auch die flachen Teile springen, liegt daran, daß die Brennplatten die Wärme wesentlich länger/besser speichern als der "restliche" Ofen - sprich, deine Temperaturfühler zeigen zwar eine Ofentemperatur von sagen wir mal 50 Grad, aber die Brennplatten haben noch ca.100 (oder mehr, je nach dem)
also bekommen die Stücke mit großer Bodenauflage von unten noch ordentlich Temperatur und du machst die Ofentür auf, oben wirds kalt und zack, vorbei. Wie bei kaltes Wasser in heiße Kaffeekanne.

Ich hatte da mal ein unschönes Erlebniss mit wirklich gut getrockneter Schrühware, ich hatte es aber dann eilig und hab das Zeug in meinen, laut Temperaturfühler 30 Grad warmen Ofen gesetzt (was ja normalerweise kein Problem geben dürfte) die Brennplatten waren aber, vom Brand zuvor noch wesentlich heißer - Ich hab dann meinen Ofen hübsch aussaugen dürfen :oooch:

Re: Risse ...

Verfasst: Mittwoch 12. Oktober 2011, 08:43
von fegora
Hallo Ulrike,
wie Harry schon sagte: Schnell war noch nie gut in der Keramik.
Aber: wenn ich mir den Riß auf dem Foto genau ansehe ist das m.E. nach ein Aufheizriß. Auch wenn keine Glasur dazwischen geflossen ist - die Rißkanten gehen ganz leicht nach innen. Vielleicht suchst Du ja auf der falschen Seite der Brennkurve.
Schick mal ein besseres Foto.
Gruß
fegora

Re: Risse ...

Verfasst: Mittwoch 12. Oktober 2011, 14:35
von nicht mehr angemeldet
Dank euch schon mal für alle Antworten ... :)

@cheval
Du hast recht mit den Brennplatten, ich denke drüber nach ...
Allerdings habe ich den Ofen erst geöffnet bei 60°, und das hat noch nie Probleme gemacht. Die Risse müssen sich vorher gebildet haben - entweder durch zu schnelles Aufheizen oder zu frühes Kühlen, oder vielleicht sogar beides?

pola schrieb aber, dass sie mit der gleichen Masse arbeitet und die Aufheizzeit okay wäre ...

@Harry Cool
Ach, so ungeduldig bin ich gar nicht. Ich hätte halt sonst einfach den Ofen nicht mehr fertig gekriegt.
Zu deiner Nebenfrage:
Ich hab das Ding, weil es damit leichter wird, bestimmte Ergebnisse zu erreichen:

so z.B. nicht ... Bild sondern so ... Bild

Ich kenne Leute, die dafür Ofentür oder Deckel einen Spalt weit öffnen. Ich hab das auch mal gemacht und die Isolierung in der Zwischendecke (Keller, altes Haus, ich vermute Styropor oder so was) fing gottserbärmlich an zu stinken. Nee, dafür bin ich nich cool genug ... in der Nacht habe ich dann von sich ausbreitenden Schwelbränden geträumt ...
Für den Ofen ist das auch nicht gut.
Da ich das Ding aber habe, nutze ich es auch ab und zu, wenns mal schnellschnell gehen muss :green:

@fegora
Ich krieg leider kein besseres Foto hin:

Bild

Der Riss ist scharfkantig und glatt, klafft aber sehr weit auseinander. Die Risse an den anderen Stücken sahen nicht so aus, mehr wie gesprungen ... die sind aber schon in der Tonne gelandet.
Und ja, ich frage mich auch, auf welcher Seite der Brennkurve der Fehler liegt.
Nicht um es abzustellen, ist in dem Fall ja nicht das Problem, sondern um es zu verstehen.
Wenn ich das täte, wäre ich variabler in der Wahl meiner Brennkurve ..

Gruß, Ulrike

Re: Risse ...

Verfasst: Mittwoch 12. Oktober 2011, 15:58
von nicht mehr angemeldet
Ergänzung:

(Beim Bügeln) hab ich nachgedacht über chevals Beitrag
cheval hat geschrieben:Ich glaube, daß vor allem auch die flachen Teile springen, liegt daran, daß die Brennplatten die Wärme wesentlich länger/besser speichern als der "restliche" Ofen - sprich, deine Temperaturfühler zeigen zwar eine Ofentemperatur von sagen wir mal 50 Grad, aber die Brennplatten haben noch ca.100 (oder mehr, je nach dem)
also bekommen die Stücke mit großer Bodenauflage von unten noch ordentlich Temperatur ....
Ist irgendwie logisch, hatte aber an so was überhaupt nicht gedacht.
Ich hab die Schnellkühlung gestartet bei 500°. Weil ich dachte unterhalb des Quarzsprung kann nicht viel passieren. Wenn aber die Platten nun heißer sind, sagen wir mal was über 600° ...
Das würde das Ganze erklären .. und auch, wieso es bei Schnellkühlung ab 300° ohne Probleme geht.
Ich glaub, das isses :daumen:
Wenn es stimmt, würde das bedeuten, dass ich ruhig so schnell hochheizen kann und bei Bedarf schnellkühlen ab, sagen wir mal 400° bis 450° - da dürfte dann eigentlich nix mehr passieren.
Herzlichen Dank, cheval, und an euch alle!
Ulrike :D