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Abluftsystem

Verfasst: Montag 16. November 2009, 11:37
von Clay
Liebes Forum,

es geht um ein Abluftsystem, daß ich an einen Toplader von Nabertherm anbringen möchte und zwar mit einem Bypass und einem Alu-Flexschlauch. Hat jemand damit Erfahrung, was braucht man noch, um das anzubringen?
Darf der Stutzen einfach angebohrt werden?
Und weil es flexibel sein soll, zum Rein- und rausstecken in den Kamin, frage ich mich, wie man bei einem flexiblen Rohr die ganzen Aufstiegswinkel beachten kann? Kann man es in Halterungen stecken, können die zu heiß werden?? Braucht man Abstand von der Wand?
Für jeden Hinweis dankbar!

C.

abluft....

Verfasst: Montag 16. November 2009, 12:54
von minna
Hallo,
Wir haben auch zwei große Toplader,und wir leiten nix ab,im gegenteil,es ist schön warm in der Werkstatt,und wenn es riechen sollte mache ich die Fenster auf!Und wieso meinst du das tuen zu müssen????lg minna

Verfasst: Montag 16. November 2009, 13:55
von nicht mehr angemeldet
Vielleicht um gesund zu bleiben?
Manche Glasurbestandteile verdampfen bei höheren Temperaturen. Wenn man sich während des Brandes im selben Raum aufhält, atmet man die Dämpfe ein. Aber nicht nur das - mit der Zeit bildet sich im Raum ein Niederschlag an feinsten Stäuben, die man auch dann einatmet, wenn nicht gebrannt wird. Und der ist ist nicht nur ungesund, sondern schlimmer. Beispielsweise Mangan (Braunstein) - es verdampft bei höheren Temperaturen, und scheint parkinsonähnliche Erkrankungen auszulösen.
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=31630
Die Erkrankung ist in den USA beobachtet worden bei Keramikern, die häufig mit MnO haltigen Glasuren gearbeitet haben.
Soviel zur gemütlichen Wärme und Fenster auf - nix für ungut, während meiner Lehre früher war das bei mir auch Gang und Gäbe - aber Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Ich jedenfalls möchte noch ein paar Jährchen gesund bleiben, am besten bis zur Rente mit 75 :lol:
Gruß, Ulrike

Verfasst: Montag 16. November 2009, 16:13
von fegora
Hallo Minna,
selbst die Dämpfe beim Schrühbrand sind so agressiv, dass da wo sie in größeren Mengen anfallen (z.B. Tunnelofen) V4A Edelstahbleche zerfressen werden und klares Glas angegriffen und milchig wird.
In NRW darf z.B. kein Ofen mehr an Schulen und Kindergärten aufgestellt werden, der nicht über eine Abluftleitung bis über das höchste Fenster verfügt.
Also Vorsicht ist angesagt - sonst machst Du bald statt Fenster auf die Kiste zu.
Beste Grüße
fegora

Verfasst: Mittwoch 18. November 2009, 17:40
von nicht mehr angemeldet
Hallo Clay,
dazu gabs hier schon mal was
http://forum.kalkspatz.de/viewtopic.php ... ba5a60690c
@ Harry
kenne ich nur von Anbietern aus Amiland, Skutt und L&L Kilns, die haben sowas. Wird wohl nicht ganz billig sein. Allerdings ist der Wechselkurs zur Zeit günstig ...
Dort (mal googeln) gibt es auch Skizzen und Fotos zum Einbau (kiln vent) mit Erklärung, allerdings in Englisch.
Gruß, Ulrike

Verfasst: Mittwoch 18. November 2009, 18:43
von Chrisu
Servus,
das schockt mich jetzt schon mit den Dämpfen. Ich dachte nicht, dass das so wild ist, ehrlich. Meine Abluftrohre führen durch den halben (Keller-)Raum und sind nur zusammengesteckt. Das reicht doch wohl, oder? Und der Ofen selbst ist auch nicht ganz dicht...
Ui, da bin ich gleich ganz besorgt...
Chrisu

Verfasst: Mittwoch 18. November 2009, 20:09
von nicht mehr angemeldet
@Chrisu
Na, du hast doch aber immerhin Abluftrohre ... dann isses doch gut ... erst mal tief durchatmen ...

Ulrike

Verfasst: Mittwoch 18. November 2009, 21:44
von keramikart
Hallo,
Wir haben auch zwei große Toplader,und wir leiten nix ab,im gegenteil,es ist schön warm in der Werkstatt,und wenn es riechen sollte mache ich die Fenster auf!Und wieso meinst du das tuen zu müssen????lg minna
Ich glaube es nicht! Hat denn hier Niemand eine Vorstellung wie giftig die Abluft der Brennöfen ist?? Das lernt Frau/Mann doch schon im 1 Lehrjahr!!!
Kopfschüttel harryb

Verfasst: Donnerstag 19. November 2009, 17:46
von whoopie
keramikart hat geschrieben: Ich glaube es nicht! Hat denn hier Niemand eine Vorstellung wie giftig die Abluft der Brennöfen ist?? Das lernt Frau/Mann doch schon im 1 Lehrjahr!!!
Kopfschüttel harryb
Ok, ich hab keine Keramikerausbildung - leider... aber ich lerne immer gern dazu. Was ich mich jetzt frage, was ist dann mit den ganzen Topladern, die gar keine Möglichkeit für die Anbringung eines Abluftsystems haben... meiner hat z.B. keinen Bypass. Ok, während dem Brannd hält sich in der Regel keiner im Raum auf (geschlossener Kellerraum, nachts) und Fenster ist offen und die Tür zu. Aber nachdenklich macht mich das Ganze ja schon.

LG,
Silvia

Verfasst: Donnerstag 19. November 2009, 19:34
von nicht mehr angemeldet
Ja, es ist wirklich nicht ungefährlich.
David Shaner ist 2002 an den Folgen einer solch andauernden Vergiftung gestorben.
Wem der Name nichts sagt:
http://www.frieze.com/shows/review/david_shaner
Und ich hab es jetzt doch nochmal rausgesucht, Anleitung, Erklärung, Fotos, Skizzen, leider nur Englisch:
http://www.hotkilns.com/ventsure-instruct.pdf
Und hier noch was aus meiner Linksamlung, Selbstbau von William Melstrom:
http://www.handspiral.com/kiln_vent.htm

Verfasst: Freitag 20. November 2009, 13:35
von nicht mehr angemeldet
Ist vielleicht besser, wenn ich mal kurz das wichtigste aus dem PDF zusammenfasse, hab gerade was Zeit:

Die OSHA (US Arbeitsschutz) hat Standardwerte festgesetzt für kurzzeitige und langdauernde Belastung durch freiwerdende Gase, die schon im Schrühbrand, aber auch im Glattbrand, abhängig von der verwendeten Masse und Glasur, überschritten werden können.

Zur Bypass Collection Box:
Die Luftzufuhr lässt sich regulieren durch einen Schieber (Foto auf Seite 3, Slide Adjustment).
Man sollte nicht mehr Luft zuführen als nötig, um Energie zu sparen.
Es wird empfohlen zunächst eine Einstellung "halb offen" auszuprobieren. Die benötigte Menge an Lutzufuhr ist abhängig von der Ofengröße, der Beladung des Ofens, von Verunreinigungen in der Masse, Zusammensetzung der Glasuren, der Länge der Ableitungsrohre und davon, ob sie mit oder ohne Knick verlegt wurden.
Um es genau auszutesten sollte man so vorgehen:
Bei leerem Ofen (vom Strom getrennt!) den Schieber ganz schließen und die Absaugung einschalten (dann wird die größtmögliche Luftmenge aus dem Ofeninnern abgesaugt).
Ein Stück Papier anzünden, ausblasen und das qualmende Papier an die Ritze halten zwischen geschlossenen Deckel und Wandung.
Wenn der Rauch durch die Ritzen eingesogen wird, den Bypass öffnen, um die Luftzufuhr zu vermindern, bis der Rauch nicht mehr eingesogen wird. Dann den Schieber nur ein klein wenig mehr schließen, bis zu dem Punkt, wo der Rauch kaum merklich noch eingezogen wird.
Den Ofen aufheizen bis 100° Fahrenheit = 40° Celsius und das Ganze überprüfen.
Man kann auch ein Streichholz anzünden und die Flamme bei laufender Absaugung an eine Ritze halten. Die Flamme sollte sich leicht in Richtung Ritze/Ofeninneres bewegen.

Dadurch, dass die abgeleiteten Gase unterhalb des Ofens im Bypass mit Frischluft vermengt werden, steigt die Temperatur in den Rohren nicht über 65 °.
Die meisten Öfen haben so viele Undichtigkeiten (Deckel, Tür, Ritzen zwischen Segmenten), dass die Luftzufuhr ausreicht.
Das System kann an fast allen Öfen angebracht werden:
Man muss dazu einige kleine Löcher in den Boden bohren + 4 Löcher um die Bypass Collection Box darunter zu befestigen.
Aufpassen, dass man dabei keine Spiralen erwischt.
Das Gebläse des Systems schafft 110 - 146 cubic feet pro Minute.
http://www.asknumbers.com/CubicFeetToCu ... meter.aspx
Und nicht vergessen, der Großteil dieser Luft kommt nicht aus dem Ofen, sondern aus der Collector Box.
Die austretende Luft ist nicht heißer als 65° Celsius = 150° Fahrenheit.
Die Absaugung zieht mehr Luftmoleküle bei niedrigeren Temperaturen, als bei großer Hitze. Das hängt damit zusammen, dass die Luftdichte abnimmt, je höher die Temperatur steigt. Daher wird bei höheren Temperaturen weniger Luft und folglich Hitze gezogen, als bei niedrigen. Somit kann man die Anlage auch einsetzen um schneller abzukühlen.

Die Abluftöffnung so platzieren, dass die Gase nicht durch ein geöffnetes Fenster wieder in den Raum zurück kommen können.
Es sollten keine Pflanzen ganz in der Nähe stehen, sie könnten sonst durch die Gase geschädigt werden und eingehen.
Die Ableitung regelmäßig auf Korrosion und Undichtigkeit überprüfen, vor allem, wenn man einen Ton verwendet mit hohem Anteil an Schwefel, Phosphor und Fluor.

William Melstrom verwendet in seinem Selbstbau als Diffuser-Box (Bypass Collection Box) eine unlackierte verzinkte Elektro- Abzweigdose 6x6x6 Zoll (6 Zoll= 152.4mm), von der er den Deckel entfernt hat.
http://www.handspiral.com/images/Forum/DiffuserBox.jpg

Und keine Panik ...
Der verstorbene David Shaner hat mit Glasuren gearbeitet, die 20 - 30 % MnO, Braunstein enthielten.
Ich habe allerdings auch eine schwarze Glasur mit 20% MnO und zusätzlich noch Chrom, das verdampft auch und ist genauso übel.
Mit schwarzen und chromgrünen Glasuren besser vorsichtig sein ... :roll: