Müssen Glasuren von einem Labor geprüft werden?

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Aphavexelte
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Registriert: Sonntag 10. April 2022, 09:06

Re: Müssen Glasuren von einem Labor geprüft werden?

Beitrag von Aphavexelte »

Ono hat geschrieben: Sonntag 24. November 2024, 00:50 Ist das Ernst gemeint?
Natürlich enthalten meine Glasuren Aluminiumoxid als Bestandteil von Feldspat und Kaolin, aber die anderen Metalloxide brauche ich in der Tat nicht. Ohne Aluminiumoxid kann man ja schlecht töpfern und im Gegensatz zu freiem Aluminium ist es ja auch nicht gesundheitsschädlich, da sich das Aluminium im Körper nicht aus der Molekularstruktur löst. Backen ohne Mehl mag ja vielleicht noch gehen, aber Töpfern ohne Aluminiumoxid geht nicht!
Übrigens soll es sehr ungesund sein, wenn man ultrafein gemahlene Heilerde einnimmt, da es dabei passieren kann, dass die Molekularbestandteile des Aluminiumoxids aufgebrochen werden und tatsächlich freies Aluminium in den Körper gelangt. Und von Aluminium in Impfungen will ich hier mal lieber nicht anfangen...
Das ist aber ganz offensichtlich kein Problem, was Töpfer betrifft. Meinen Kaolin oder Feldspat würde ich unbesorgt mit dem Löffel essen, wenn das etwas besser schmecken würde.
Vor komischen Glasuren mit denen komische Sachen passieren schützt leider keine Verordnung, aber so lange da keine ungesunden Bestandteile drin sind, ist das am Ende Geschmackssache (schlimmstenfalls im wahrsten Sinne des Wortes). Was der eine noch als tolle Patina bezeichnet, werden andere schon sehr "unsymphatisch" finden. Einige der teuersten japanischen Teeschalen verändern sich sehr stark mit dem Gebrauch und im Allgemeinen wird das dort sehr geschätzt (und stellt dann sogar eine Wertsteigerung da). Falls jemand sowas an nichts ahnende deutsche Hausfrauen und -männer verkauft, sollte das aber wohl sehr gut kommuniziert werden.
Es gibt leider keinen Schutz für dumme Weihnachtsmarktendverbraucher, dass ihnen nicht jemand was mit fragwürdiger Qualität verkauft, da hilft auch kein Ordnungsamt, aber die meisten Töpfer haben doch wohl ein Bestreben, eine Qualität herzustellen, was dann jemand auch nochmal kaufen möchte. Sonst wird das wohl nicht lange dauern mit dem beruflichen Werdegang. Ich habe da glücklicherweise so gutes Feedback, dass ich schon lange nicht mehr auf einem Markt war.
Okay, das nächste mal mit Ironie-Button…

Es ist immer erhellend zu lesen, wenn jemand Endverbraucher*innen als dumm bezeichnet….
Dass sich z.B. Shino-Glasuren bei intensivem Gebrauch mit Tee verfärben u verändern wissen und schätzen viele japanische Endverbraucher*innen, die ja seit Jahrhunderten damit zu tun haben und den Umstand kennen. Oder auch Sammler*innen, die sich mit der Materie auseinandersetzen.

Ob Du die Ingredienzien Deiner Glasuren essen würdest ist Deine Sache (aber bitte bloß nicht zuviel Kali-Feldspat! Kaliumüberdosierung kann zu Lungenversagen und Herzrhythmusstörungen führen…).
Hier geht es darum sicherzustellen, dass Endverbraucher*innen, so sie nicht dezidiert nach einem wie von Dir beschriebenen Spezialprodukt suchen, sich auf Sicherheit und Funktionalität des Produktes verlassen können (und das, ohne Kenntnisse um Glasurchemie..).

Wenn ich Tassen kaufe und diese craqueln nach Kontakt mit heißer Flüssigkeit, tausche ich sie um. Wenn eine Salatschüssel nach kurzem Gebrauch innen matt u./od. rau wird oder sich dauerhaft verfärbt, tausche ich sie um.
Außer es wird vor dem Kauf klar kommuniziert, dass die Oberfläche sich bei Gebrauch dahingehend verändert. Dann habe ich Gelegenheit vom Kauf Abstand zu nehmen und erspare mir und den Keramiker*innen den Umtausch.

In einem Punkt hast Du natürlich Recht. Die Verordnungen decken nicht alles ab. Einiges liegt bei den Produzent*innen und deren verantwortungsvollem Umgang damit.
Wien, 19 Uhr, Fönsturm - die Glasur sitzt!
Keramikfriend
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Re: Müssen Glasuren von einem Labor geprüft werden?

Beitrag von Keramikfriend »

Darf das Thema bis zu Ende gedacht werden???
Hallo liebes Forum,
die Diskussion zur Glasurprüfung/Konformitätserklärung für das Herstellen/Vertreiben von lebensmitteltauglicher Keramik erhitzt doch manches Gemüt. Weil auch ich hier den Amtsschimmel wiehern höre, möchte ich folgendes zu bedenken geben.
Mehrfach wurde ja geäußert, dass diese Laborprüfung für einen kleinen Keramikbetrieb/Hoppywerkstatt inhaltlich sinnlos ist, da die Laborbefunde bei wechselnden Brennbedingungen, Besatzverhältnisse, Anflüge...) nicht ohne weiteres auf die nicht geprüften Keramiken übertragen werden können.
Dass die Verwendung von Blei und Cadmium gesundheitliche Risiken darstellen und deshalb Grenzwerte definiert werden, ist vollkommen in Ordnung. Darüber hinaus wäre allerdings die Liste lang für weitere Glasurrohstoffe, die ebenso Erwähnung finden könnten. Entscheidend ist wohl, inwieweit vermeintlich stabile Glasuren ihre Eigenschaften durch Kontakt mit Säuren/Laugen (Lebensmittel, Spülmittel) verändern, um für den Benutzer ein gesundheitliches Risiko darzustellen. Wie auch schon diskutiert, werden diese Risiken auch sehr subjektiv unterschiedlich bewertet.
Das amtliche Einfordern eines Laborberichtes unter den oben genannten "Produktionsbedingungen" mag ja für die Auftragslage der Labore gut sein und vielleicht auch als Alibi-Dokument. Eine Garantie für schadstoffarme(freie) Keramik für Lebensmittel kann wohl nur der Keramiker geben, der mit besten Wissen und Gewissen Keramik herstellt und dabei hervorragend mit der Glasurchemie vertraut ist.
Nicht auszudenken: Ansonsten dürften bei derartigen Gesetze/Verordnungen nur noch die (Groß)betriebe Keramik für Lebensmittel herstellen, wo die gesamte Produktionskette mit einer kontinuierlichen Qualitätsüberwachung begleitet wird.
Ono
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Re: Müssen Glasuren von einem Labor geprüft werden?

Beitrag von Ono »

Vielleicht an dieser Stelle nochmal ein paar Tips für die blutigen Anfänger zur Qualitätssicherung, die sich für mich bewährt haben:
Erstmal wähle ich von den neuen Teststücken nach Aussehen die Glasuren aus, die für mich in Frage kommen. Dann sind meist schon nicht mehr so viele übrig. Als nächstes male ich mit einem schwarzen Filzstift darauf (Nicht-Permanent) und lasse das kurz antrocknen. Wenn sich das mit einem feuchten Schwamm problemlos und rückstandslos abwischen lässt, kratze ich mit einem Metallgegenstand darauf herum (Löffel, Schlüssel, etc.). Im besten Fall entstehen dabei gar keine Spuren und falls es nur ganz leichte Spuren gibt, kommt wieder der feuchte Schwamm zum Einsatz. Lässt sich das auch problemlos wegwischen, ist das noch im grünen Bereich. Was dann noch übrigbleibt, kommt in den Essigtest. Die Glasur so in Haushaltsessig legen, dass etwa die Hälfte der Fläche im Essig liegt und 24 Stunden stehen lassen. Dann Abspülen und begutachten. Lässt sich auch nur der kleinste Unterschied erkennen, weg damit. Als nächstes gibt es dann noch den Küchentest. Einen Kaffee- oder Teebecher und einen Teller machen und mal ein paar Wochen selbst benutzen. Dann sollten eigentlich die letzten Zweifel beseitigt sein. Es soll ja auch Töpfer geben, die acht verschiedene Glasuren auf einen Teller machen, und ihn dann als Versuchsteller nehmen...
Für glänzende Steinzeugglasuren ist das vermutlich etwas übertrieben und lässt sich auch abkürzen, aber wer mit Glasurzusammensetzungen noch nicht so vertraut ist, kann da bei dem Essigtest auch mal eine Überraschung erleben.
Da ich viel matte Glasuren mache und die auch an Restaurants verkaufe, ist das rigorose Prüfen der Glasuren aber extrem wichtig. Das würde sonst Ärger geben. Die gekauften Fertigglasuren, die ich früher mal probiert habe, sind übrigens für meine Ansprüche alle durchgefallen. Ich dachte, da gibt es vielleicht eine gute Mattglasur, die sich auch für Geschirr verwenden lässt, aber ich habe nichts gefunden. So hoch scheinen da die Ansprüche bei der Glasurentwicklung auch nicht zu sein.
Der Besteckabrieb lässt sich bei matten Glasuren sehr schwer kompett vermeiden, aber auch das ist möglich. Von einem Wiederverkäufer weiß ich, dass es dazu sogar schon Kundenbeschwerden bei Rosenthal Porzellan gab. Die haben auf Anfrage gemeint, dass das am billigen Besteck liegt (war wohl kein Silber??), und man solle das mit Emaille-Politur reinigen.
Das eigene Interesse des Töpfers ist ja nicht nur das reine Gewissen, sondern auch wirtschaftlich ist es ja nicht nachhaltig, wenn man Mist verkauft.
Auf einem Weihnachtsmarkt kommt man ja vielleicht noch bis zum 24. Dezember durch, aber danach ist es dann vorbei mit der Karriere.
Es wäre auch schön, wenn nicht allzu viele schwarze Schafe den Ruf des Töpferhandwerks mit minderwertigem Zeug ruinieren.
Und falls tatsächlich immer noch jemand meint, unbedingt Blei oder Kadmium für seine Glasuren zu brauchen, sollte ein Labortest eigentlich das Minimum sein. Für Anfänger und Hobbytöpfer sollte sich das verbieten und schon der Selbsterhaltungstrieb dafür sorgen, Giftstoffe aus der Werkstatt rauszuhalten, wenn man nicht sehr genau weiß, was man tut.
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