Terra Sigilata und Sulfate (Exkurs zu den Römern)

Alte Schätze, historische Techniken und Fragen nach dem "Wie war das damals?"
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dieschnegge
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Terra Sigilata und Sulfate (Exkurs zu den Römern)

Beitrag von dieschnegge »

Hallo,

hab eine Frage zu Terra Sigilata und Sulfaten. Hab erst an einem Rakuworkshop teilgenommen und wir haben unsere Objekte mit den benannten Flüssigkeiten bearbeitet und diese dann in der Tonne gebrannt (mit Holz). Kann man so behandelte Schrühware auch in einem normalen Elektro-Töpferofen brennen :?: ? Und wenn ja, bei welcher Temperatur? Freu mich über Eure Tips. Herzlichen Dank schon mal von der schnegge... :roll:
cheval
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Beitrag von cheval »

*seufz*
Es leben die neumodischen Typenbezeichnungen für irgendwas..

Ich nehme an du meinst sowas:
http://www.keramikbedarf.ch/michel/kata ... irect=True

Mit Anwendungsbeschreibung und Temperaturangabe.
(Hört sich sehr nach "Redox" an)

Ich war jetzt zuerst sehr verwirrt "Terra sigillata" ist die heute gebräuchliche Bezeichnung für die Haupt-Töpferwaren der alten Römer
Am Besten du googelst mal einfach danach :wink:
Ein bischen "Keramikgeschichte" schadet ja nie.

Auch Sulfate sind nicht einfach "eine Flüssigkeit"
http://www.seilnacht.com/Lexikon/Sulfate.htm

Und natürlich kannst du, was auch immer, auch im E-Ofen brennen, das Oberflächen/Farb/Allgemein-Glasurergebnis wird nur ein (sehr) anderes sein als im Holzbrand.
hille
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Beitrag von hille »

@ cheval: Die römische Terra Sigillata heißt so, weil sie mit selbiger überzogen ist. :wink:

@ schnegge: Terra Sigillata kannst du als Glanzengobe im E-Ofen mitbrennen. Wenn du sie schön poliert hat und die Farbe gut ist, dann bekommst du dort auch ein schönes Ergebnis, welches auch ziemlich dicht ist. Eben wie bei den Römern. :wink: Du darfst nur nicht so hoch brennen, je höher die Brenntemperatur, umso mehr geht der Glanz verloren. Würde nicht höher als 1080° gehen. Von den Sulfaten würde ich die Finger lassen, das ist außerhalb vom Rakubereich gestalterisch uninteressant und dann sind sie ja auch bei der Verarbeitung nicht ohne.
cheval
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Beitrag von cheval »

hille hat geschrieben:@ cheval: Die römische Terra Sigillata heißt so, weil sie mit selbiger überzogen ist. :wink:
*Aua*
entschuldige, aber diese Aussage im Keramikerforum tut weh. :shock:

"Terra Sigillata" heißt so, weil die alten Römer ihr Geschirr so verzierten. Sigillata kommt von sigillatus=mit Figuren verziert.
Die Römer machten das im großen Stil, fast schon "Fabrik-mäßig" eingedreht/überdreht zum Teil auch mit Rollsiegeln, Stempeln, Punzen und dergleichen.
Das ist auch der Grund, warum man diese Keramik relativ gut und sicher datieren kann.
Die einfachere "Legionärs-Ware" ist "typisch" engobiert und poliert.

Aber die Römer hatten kein "Glasurprodukt" in dem Sinn, das sie "Terra Sigillata" nannten oder dergleichen.
Das ist wohl eher ein Produkt der heutig gutbeworbenen Fertigglasuren/Engoben der keramischen Industrie.

Nix für ungut :wink:
Tante Edith hat noch einen link gefunden:
http://www.novaesium.de/glossar/terra-sigillata.htm
hille
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Beitrag von hille »

Also, so einfach ist das nicht, TS als Produkt der Keramischen Industrie.
Man kann sie schließlich auch selber herstellen und die ersten "modernen" Anwender dieser, um weitere Wortklaubereien beiseite zu lassen, Glanzengobe, haben genau das gemacht.
Fertig zu kaufen gibt es sie erst seit sehr, sehr kurzem.

Technisch gesehen benutzt man dasselbe wie die Römer, wie auch immer die es genannt haben mögen. Und natürlich haben die sie nicht überall draufgepappt. Aber sie hatten Glanzengobe.
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