Die 1,99 Euro Tassen stammen aus einer gewiss zum Grossteil mechanisierten und automatisierten Produktion. Wenn die österreichische Porzellanindustrie vor 35 Jahren schon erste Automaten z.B für das teilweise elektrostatische Spritzglasieren einsetzte und 1972 bereits eine erste Taktstrasse für das automatische Giessen von einfachen Waschtischen, also solche ohne Unterschneidungen (mit Ausnahme des Abhebens der gegossenen Produkte) im Werk Wilhelmsburg betrieb dann läßt sich schon vorstellen dass, wenn schon nicht alle, doch die meisten Arbeitsabschnitte in der Herstellung heute von Robotern durchgeführt werden. Die Steuerung der Glasierroboter im Jahr 1972 erfolgte durch Lochstreifen bzw Magnetbänder - Dinge also, die im "digitalen Zeitalter" uns schmunzeln lassen.
Jene Porzellanwerke die die Automatisierung nicht mitmachten blieben irgendwann "auf der Strecke", so wie es in den 80ern erkennbar war.
Selbst renommierte Porzellanwerke wie die Wiener Porzellanmanufaktur Augarten
http://www.augarten.at/ hatten mit ernsten wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu kämpfen und waren vor wenigen Jahren kurz vor dem Aus wurden aber dann doch wieder unterstützt mit Mitteln aus öffentlicher oder halböffentlicher "Hand".
Die billige Tasse, unser Supermarktprodukt, ist oft von überraschender Qualität was die mechanischen und ästethischen Eigenschaften betrifft.
Aber wir dürfen eben nicht vergessen daß nur eine riesige Stückzahl eine solche Produktion ermöglicht. Auch sind nur bestimmte, meist konische Formen billig produzierbar.
Hier sollte der Keramiker mit seiner Einzelstückproduktion oder kleiner Serienfertigung einhaken und Abstand nehmen von allen Formen welche aus plastischen Massen mit einteiligen Formen (sei es Gips oder Metall) hergestellt werden könnten.
Große Gefahr freilich gibt es auch durch gegossene Ware und wieweit das Spritzgußverfahren in der keramischen Industrie heute eingesetzt wird weiss ich leider nicht.
Die Phrase "ach, das ist aber teuer" höre ich in meinem Laden immer wieder und ihr doch auch...oder ?
Wir müssen eingestehen, selbst dem Kunden gegenüber, daß wir preislich mit Industrieware nicht konkurrieren können. Deswegen sollten wir nicht dem Versuch unterliegen ein industrielles Produkt zu kopieren.
Wir Töpfer sind in gewissen Maß
lebende Museen in denen eine Formgebungsart, die auf der Töpferscheibe, weiterpflegt wird. Wenn wir uns selbst in dieser Rolle gefallen und die wirtschaftlichen Nachteile (Margarine statt Butter) in Kauf nehmen haben wir die richtige Einstellung welche über vieles hinweghelfen kann.
