Kompromiss bei Tonsorten mit unterschiedlichen Temperaturbedürfnissen möglich?

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Resa
Beiträge: 10
Registriert: Dienstag 8. Oktober 2024, 22:31

Kompromiss bei Tonsorten mit unterschiedlichen Temperaturbedürfnissen möglich?

Beitrag von Resa »

Hallo liebes Forum,
Ich habe heute im Fachhandel verschiedene Tonsorten gekauft. Alles auf Bestellung. Als ich zum Abholen dort war, hatte ich noch Fragen zur Gießmasse und mir wurde dann kurzerhand zu einem anderen Produkt geraten. Ich hatte extra noch gefragt, ob es sich mit der Brenntemperatur mit den anderen Tonsorten, die ich alle passend zueinander ausgewählt hatte, vertragen würde.

Zu Hause dann die Erkenntnis, es gibt leider keine Passung, das ausgetauschte Produkt sintert erst bei 1300 Grad. Das übersteigt sogar die Maximaltemperatur der anderen Tonsorten. Ich wollte außerdem so ca. bei 1240 Grad Brennen.
Ärgerlich, ich kann nicht einfach hinfahren und den Sack wieder umtauschen, dafür ist es zu weit.

Daher nun die Frage ob es einen Kompromiss für meine Massen gibt? Was passiert, wenn ich die hochbrennende Gießmasse eben einfach nicht vollständig sintern lasse?
Also ich weiß, sintern bedeutet nicht, dass plötzlich ein Schalter von Null auf Hundert umgelegt ist, und der Scherben ist dann eben einfach noch mehr fähig Wasser aufzunehmen. Aber ich kann mit den Zahlen nichts anfangen. Im Datenblatt steht bei der von mir gewünschten Temperatur der Richtwert von ca 10%. Bei den kompletten 1300 Grad wären es nur noch 2%. Aber was bedeutet das in der Praxis. Ist 10% schon noch irgendwie benutzbar, oder schon eine große Einschränkung bei Gebrauchskeramik?

Könnte ich alles zusammen schrühen und dann eben nur für den Glattbrand trennen? Aber dann brauche ich dafür ja eventuell unterschiedliche Glasuren...
Gibt es eine gute Lösung für das Problem? :(

Mein Ofen brennt auch nur bis 1320 Grad. Da sind mir 1300 eigentlich auch zu viel. Das ist doch schon nicht mehr in der "Komfortzone" des Ofens, oder?

Vielen lieben Dank für eure Ideen!
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Tongrube
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Registriert: Freitag 16. September 2022, 11:46
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Re: Kompromiss bei Tonsorten mit unterschiedlichen Temperaturbedürfnissen möglich?

Beitrag von Tongrube »

Hallo Resa,

dagegen die Sachen zusammen zu schrühen spricht aus meiner Sicht nichts. Da Du für den Glattbrand eh weniger in den Ofen bekommst, könntest Du für die Glattbrände also in der Tat zwei verschiedene Temperaturen fahren und mit Deiner Gießmasse zumindest bis 1280, 1290°C hoch gehen und evtl. die Haltezeit etwas verlängern.

Wenn ich das Einschieben darf: ich würde dir empfehlen, bei solchen Überlegungen anzufangen, in Kegeln zu denken. Die Fixierung auf eine Temperatur bei keramischen Brennpozessen im deutschsprachigen Raum (dem Mutterland des armen Hermann Seger...) finde ich inzwischen regelrecht merkwürdig.

Es mag in dem Bereich Glasuren geben, die diese Spreizung der Temperatursummen (zwischen "1240°C" (wie schnell erreicht und für wie lange gehalten?) und "1290°C" (dito)) mitmachen, also bei beiden Glattbrandvarianten brav sind.

Aber: auch wenn ich es grundsätzlich gut finde, dass Du versuchst, mit den entstandenen Widrigkeiten zurecht zu kommen, bin ich der Ansicht, dass Du es Dir unnötig schwer machst.
Wenn ich es zu entscheiden hätte, würde ich ernsthaft eine ganz andere Alternative in Betracht ziehen: den Sack Gießmasse abschreiben und den Kauf - wenn es für eine Reklamation bzw. einen Umtausch wirklich zu weit ist - unter "Lehrgeld" verbuchen. Meine persönlichen Erfahrungen mit dem Keramikbedarfshandel sind mit "gemischt" recht freundlich umschrieben. Fachpersonal scheint auch da inzwischen schwierig zu bekommen zu sein. Besser macht man sich selbst schlau.

Ich weiß aber nicht, wo Du warst (das spielt hier ja auch eine untergeordnete Rolle). Vielleicht tue ich den Leuten also schrecklich unrecht und sie haben sich etwas dabei gedacht: hast Du mal angerufen und gefragt, warum sie Dir das so empfohlen haben?

Viel Glück und schöne Grüße!

Tongrube

PS: die Prozentangaben bezeichnen die Wasseraufnahmefähigkeit des Scherbens nach dem Brand. Und da das Teil im Ofen nicht festkleben soll, ist zumindest die Standfläche ja immer unglasiert, so dass das auch bei glasierten Stücken praktische Relevanz hat. Da kenne ich mich noch nicht so aus aber aus dem Bauch heraus wären mir 10% für (spülmaschinenfähige...?) Gebrauchskeramik eindeutig zu viel...
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Ono
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Re: Kompromiss bei Tonsorten mit unterschiedlichen Temperaturbedürfnissen möglich?

Beitrag von Ono »

10% Wasseraufnahme ist schon recht viel. Das saugt sich dann in der Spülmaschine voll. Dann musst du es im Backofen trocknen, wenn du nicht riskieren willst, dass es schimmelt. Mir ist sogar mal ein Holzregal geschimmelt, wo so ein Teil draufstand. Und selbst wenn du keine Spülmaschine nutzt, muss man dann konsequent aufpassen, dass da nicht so lange Wasser drin steht, da die Glasur sehr wahrscheinlich auch nicht wasserdicht ist. Benutzerfreundliches Gebrauchsgeschirr ist etwas anderes.
Das "Lehrgeld" ist manchmal billiger, als sich dann jahrelang zu ärgern. Aber 2 verschiedene Glasurbrandtemperaturen sind durchaus machbar und 2 verschiedene Glasuren ja auch nicht unmöglich. Auf die Dauer bildet sich vermutlich die Lieblingstemperatur heraus. Natürlich braucht man vielleicht etwas früher mal frische Heizdrähte bei so hohen Temperaturen, aber 1290° mit etwas längerer Haltezeit sollte machbar sein und die gewünschte Sinterung erreichen.
Maria Ortiz Gil
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Re: Kompromiss bei Tonsorten mit unterschiedlichen Temperaturbedürfnissen möglich?

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Also, ich würde niemals die Brenntemperatur nach einem Werkstoff einrichten, den ich nur versehentlich oder nach falscher Beratung gekauft habe. Es lohnt sich doch der ganze Entwicklungsaufwand bis du passende Glasuren, Haltezeit usw herausgefunden hast und das Theater mit unterschiedlichen Brenntemperaturen nicht, nur weil du den falschen Sack bekommen hast. Vergiss den, und konzentriere dich lieber auf deine ursprüngliche Absicht. Vielleicht kannst du den Gießton wieder verkaufen oder für etwas ganz anderes verwenden, zB als Engobe-Grundlage. 1290 Grad ist bei Steinzeug nicht unbedingt nötig, da tun es such 50 Grad weniger, und schließlich ist das ja auch ein sehr hoher Energieverbrauch, es sei denn die kommt bei dir einfach so aus der Steckdose.
Resa
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Registriert: Dienstag 8. Oktober 2024, 22:31

Re: Kompromiss bei Tonsorten mit unterschiedlichen Temperaturbedürfnissen möglich?

Beitrag von Resa »

Danke für eure Einschätzungen. Vor allem, dass die Teile dann quasi sogar zu Schimmel führen können hätte ich nicht gedacht. Ihr bestätigt meine Befürchtung, dass es keinen wirklich sinnvollen Kompromiss gibt. Und so viele unpraktisch Teile zu haben wäre natürlich Unsinn und die Brennenergie nicht wert.
Ich habe zwar noch keine Lieblingstemperatur, aber so hoch zu brennen hatte ich eigentlich für mich eh ausgeschlossen. Ich möchte auch nicht so nah an die Maximaltemperatur des Ofens, das ist es mir auch nicht wert.
Es ist halt ein ganzer 25 kg Sack. Den kann ich ja nicht hier bis zum Rest meines Lebens im Keller horten. Ich werde dort mal anrufen und anklingen lassen, dass die Beratung nicht so gelungen war. Vielleicht lässt sich der Händler ja drauf ein, dass ich den Sack dann eben erst in einigen Wochen zurückgebe.
Ich ärgere mich sehr, weil ich vorab sehr viel Zeit für die Auswahl investiert habe. Diesen Gießton hatte ich für mich ausgeschlossen, aber den Namen dazu hatte ich mir dann natürlich nicht gemerkt.
Als ich nach der Brenntemperatur gefragt hatte und ob dann alles zusammen passen würde habe ich nur: "Das lassen Sie mal unsere Sorge sein" als Antwort bekommen 😄 mal sehen wie sie nun damit umgehen wollen.
Aber stimmt eine Dame wollte mir auch schon eine zu kleine Platte für meinen Ofen verkaufen. Wahrscheinlich muss man beim Einkauf dort etwas vorsichtig mit der Beratung sein.
Yaki
Beiträge: 136
Registriert: Donnerstag 7. Januar 2016, 13:09

Re: Kompromiss bei Tonsorten mit unterschiedlichen Temperaturbedürfnissen möglich?

Beitrag von Yaki »

Irgendetwas passt hier doch nicht. Es wäre sinnvoll, wenn du uns erst einmal mitteilst, um welche Gießmasse es sich handelt. Eine Gießmasse, die erst bei 1300°C sintert, kann ich mir nicht vorstellen. Oder es handelt sich um Porzellangießmasse.
Sorry, falls ich etwas falsch verstanden habe.
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