shino-glasur und glasuren aus dem pulverbett

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aino
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shino-glasur und glasuren aus dem pulverbett

Beitrag von aino »

hallo!
ich suche tipps bzw. rezepte oder literaturempfehlungen für shino- glasur und für die pulverbett-technik. aino
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ralf burger
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pulverbett

Beitrag von ralf burger »

Hallo aino,
bei unseren Seminaren ist ein Seminar zum Thema Shinoglasuren, das wäre bestimmt interessant.

Allerdings würde mich interessieren, was " pulverbett-technik " ist?
Habe bisher zumindest nichts dergleichen gehört.

ciao
Ralf
aino
Beiträge: 4
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pulverbett

Beitrag von aino »

hallo ralf,
ich weiß nicht, ob "pulverbett" die richtige bezeichnung ist, auf jeden fall gibt es eine technik, bei der der scherben in ein glasurpulver eingegraben wird, so dass sich ohne auflagefläche rundherum eine glasurschicht bildet.

das shino-seminar wäre sicher interessant - leider bin ich knapp bei kasse und ich habe ein kleines kind, so dass ich beim allenexperimentieren bleiben muss. bleibt meine frage: wo findet man denn so raffinierte rezepte?
ich bin bildende künstlerin und grabe mich gerade in die keramischen techniken ein. im moment interessieren mich grenzübergänge von glas und keramik. ich glaube, da fällt auch die quarzkeramik rein. kannst du mir dazu was sagen?
so long, aino

p.s. habe heute dieses forum entdeckt. spitzenmäßig!!
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Martin Fricke
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Beitrag von Martin Fricke »

Hallo Eino und Ralf,

es gibt bei Quarzkeramik ein solches Verfahren, nicht die Schweizer, nein - die alten Ägypter haben es erfunden. An der Uni Kassel wurde interdisziplinär zur Kieselkeramik geforscht (Prof. Ralf Busz, Guido Sengle) und in der Zeitschrift 'Neue Keramik' wurden im Rahmen der Reihe Kieselkeramik mindestens 6 Beiträge veröffentlicht, darunter z.B. auch ein Artikel: Anflugglasuren im Zementationspulver (Ausgabe Mai / Juni 2003). Im Internet wird man unter entsprechenden Suchbegriffen sich er auch weiterführende Hinweise finden, und Herr Sengle ist sicher auch gern bereit, weiter zu helfen.

Frohe Weihnachten
Martin
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ralf burger
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Shino im Pulverbett

Beitrag von ralf burger »

Hallo,
nun aber doch mein Einwand.
Diese zwei Glasurtypen unterscheiden sich "geringfügig", nicht nur das die Shinoglasur eine Japanische, und diese Quarzkeramik, aus Ägypten stammt, und im eigentlichen Sinne keine Glasur ist und auch die Pulverschicht keine Glasur darstellt.

Zum Thema Agyptisch Blau und Quarzglasuren wollte ich ein Seminar organisieren, aber das Thema ist weiter als dass es so einfach wäre, es in kurzer Zeit, - ein Wochenende - zu vermitteln, bzw, so zu gestalten, dass man dabei auch selbst praktische Erfahrungen ernten kann. ( und eigene Experimente können hier unheimlich Zeit kosten, denke ich)
Auch der Bereich der Shinoglasuren geht natürlich weiter, als es bei dem Seminar mit Günter angeschnitten wird, hier ist das aber auch nur ein Punkt, und es geht je schlieslich mehr um Günters Weg zu diesen Glasuren (Shino Oxenblut Seladon), der für sich schon so interessant ist.

Bei Literatur zum Thema Shino, würde ich an Buchhandlung Ecker in Höhr-Grenzhausen verweisen, einfach anrufen, ich denke "da werden sie geholfen". Kieselkeramik ist da wahrscheinlich schwieriger. Das Buch das zur ersten großen Ausstellung herauskam ist so viel ich weiß schon länger nicht mehr kaufbar. Aber vielleicht weiß da jemand anderes mehr.

ciao
Ralf
Gustav

Shino-Glasur und Pulverbett

Beitrag von Gustav »

zur Shino-Glasur:

Sie wurde in Tajimi, Japan, aus einem örtlichen feldspatartigen Gestein entwickelt. Die Glasur wurde chemisch analysiert, und es zeigte sich, dass es kein Feldspat sein konnte, sondern ein Gestein, das aus Nephelin entstanden war. Somit liegt es nahe, die Shino-Glasur aus Nephelinsyenit herzustellen. Davon gibt es zwar verschiedene Vorkommen, aber das Ergebnis ist immer ähnlich. Ich habe Versuche mit dem Nephelinsyenit vom Nordkap gemacht, der leichter schmilzt als der aus Kanada.
Shino hat drei Eigenschaften: 1.die sahnig-weiße Farbe (zumeist begnügt man sich damit), 2. rote Anflüge in dem Weiß und 3. kurze Risse.
Der Analyse der Tajimi-Glasur zu folgen, d.h. danach eine Glasur zusammen zu stellen, erwies sich als weniger günstig , als die Glasur einfach aus Nephelinsyenit aufzubauen und seine Schmelzbarkeit auf die Steinzeugtemperatur einzustellen. Das beste Ergebnis bei 1280°C war eine Glasur aus 70% Nephelinsyenit, 30% Kaolin und 3% Kochsalz. Auf den rohen Scherben dick aufgetragen. Die Glasur war weißer bei dickerem Auftrag: bis 3mm. Roh gebrannt im Elektroofen bei 1280°C mit 60 min Haltezeit.
Das ist also das Weiß.
Die Glasur zeigte auf dem Ton 1109 (mit Spots) nicht die typischen Risse, nur auf dem Ton 11sg bei 1mm dickem Auftrag. Die Risse sind also vom Ton und vom Auftrag abhängig.
Die roten Anflüge ergeben sich durch das hinzugefügte Kochsalz. Es ist wasserlöslich, gelangt in den Scherben und mobiliert dort das Eisen, das an die Onberfläche wandert, wie man es vom Eisenfuß bei ungeschlämmten Aschenglasuren kennt. Wenn das Eisen im Scherben an die Oberfläche transportiert wird, kann es die Glasur durchdringen. Deshalb darf sie nicht zu dick sein (1mm !).

Zum Pulverbett:

Diese Methode stammt aus dem Vorderen Orient und wird heute noch im Iran zur Herstellung von blauen Eselsperlen angewandt. Der Hinweis auf die Veröffentlichungen in der Neuen Keramik ist richtig. Diese gehen auf Ägypten zurück. Es handelt sich immer um eine mit Kupfer blau gefärbte Glasur. Den gleichen Effekt mit einer aufgebrachten Glasur erzielen zu wollen ist insofern sehr schwierig, weil die Glasur so leichtflüssig ist, dass sie immer abläuft. Deshalb ist das Glasieren im Pulverbett viel problemloser. Das Verfahren nennt man Zementation (der Ausdruck stammt aus einem analogen Verfahren in der Metallurgie). Das Zementationspulver, in das man die vollständig getrocknete Keramik einbettet, wird im Original unter Verwendung einer Pflanzenasche hergestellt. Die Keramiker in Kassel haben es mit unseren Rohstoffen geschafft mit einer Mischung aus: 20,5% kalzinierter Soda, 35,5% Quarzpulver und 44% Kalkstein; dazu zur Färbung 2% Kupferchlorid. Die Keramik wird in einem Topf in das Pulver eingelegt und damit auch zugedeckt. Es wird nei 1000°C gebrannt. Die fertige blau Keramik löst sich danach von selbst aus dem Pulver, ohne dass dieses an der Glasur klebt.
vanessa
Beiträge: 117
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Beitrag von vanessa »

hallo gustav,
danke für deinen überschaubaren beitrag zu diesem sonst sehr kompliziert wirkenden thema.
nun werd ichs doch auch nochmal versuchen.
aber wie ist das denn mit dem kochsalz eigentlich ,muß ich da nicht angst um meine heizspiralen haben? oder kommts sowiso in die kapsel?
oder schadets vielleicht garnichts?


na jedenfalls handelt es sich beim shino um die von mir und sicher einigen anderen am meisten verehrte glasur überhaupt. nicht weil es schwierig ist sie zu bekommen ,sondern weil sie einfach das schönste kleid ist mit dem sich ein gefäß schmücken kann. finde ich. diese glasur hat einfach alles.

und die eselsperlen reizen einfach ungeheuer ,eine tolle technik .und wenn man die erstmal raus hat ,wer weiß ,was sich davon so alles ableiten läßt!

ich bin ganz aufgeregt deswegen...

liebe grüße sendet vanessa.


achso ,wegen der seminare ,liebe aino ,mir gehts da ähnlich ,allzugern würd ich auch mal zu einem seminar fahren ,aber das ist echt nur was für reiche leute. vermutlich keine keramik-und andere künstler.
als ich noch in der lehre war hab ich mal an einem seminar teilgenommen ,da hat aber zum geburtstag die familie zusammengelegt für den für lehrlinge halbierten preis.aber nun ,wos ums überleben geht ,ists garnicht mehr drin.
schade eigentlich.

wir schaffen das aber auch so.so!
liebe grüße an dich von
vanessa.
Maren

shino-Glasur und Glasuren aus dem Pulverbett

Beitrag von Maren »

Lieber Gustav,

ich wüßte ja auch allzu gerne, ob Dein Rezept im Elektroofen anwendbar ist?

Liebe Grüße

Maren
Urban

shino im E-Ofen

Beitrag von Urban »

Hallo Gustav,
du schreibst von der Shino bzw. einem rezept (vielen dank dafür an dieser Stelle) für die Anwendung im E-Ofen. hast du Erfahrungen mit dem Kochsalz-Anteil im E-Ofen? Ist der nicht schädlich? Oder verhält er sich anders als das "freie" Salz?
kann ich das Salz auch weglassen (unter verzicht auf den roten Anflug) und trotzdem eine gute shino bekommen?

Vielen Dank für deine Antwort schon mal
Gruß Urban
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Tongrube
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Re: Shino-Glasur und Pulverbett

Beitrag von Tongrube »

Hallo zusammen,

von allen Beiträgen (auch in englischer Sprache übrigens) zum Thema "Shino", die ich im Netz finden konnte, fand ich den obigen Beitrag von user "Gustav" hier im Forum am interessantesten:
Gustav hat geschrieben: Dienstag 10. August 2004, 21:19 zur Shino-Glasur:
Sie wurde in Tajimi, Japan, aus einem örtlichen feldspatartigen Gestein entwickelt....
Das beste Ergebnis bei 1280°C war eine Glasur aus 70% Nephelinsyenit, 30% Kaolin und 3% Kochsalz... Roh gebrannt im Elektroofen bei 1280°C mit 60 min Haltezeit....
Dafür möchte ich mich auf diesem Wege sehr herzlich bedanken!

Für mich als Anfänger bleiben allerdings ein paar Fragezeichen. Wäre jemand, der sich besser auskennt, evtl. so freundlich, mir ein bisschen weiter zu helfen?

Verstehe ich das richtig, dass ein Brand ohne Kapsel im Elektroofen, also in (rein) oxidierender Atmosphäre gemeint ist? Das wäre ja spannend!
Einige user fragten damals, ob das Kochsalz in der Glasur dem E-Ofen schaden könne: warum sollte es das? Weil es wie beim Salzbrand zerfällt und (u.a.) Salzsäure(dämpfe) bilden kann? Und falls ja: wäre das bei der geringen Menge tatsächlich etwas, was mir Sorgen machen muss? Beim Salzbrand werden nach meinem Stand des Halbwissens doch ganz andere Mengen eingebracht, oder?
Wenn ich das richtig verstehe, ist ein Einbrand gemeint, glasiert wird der "rohe" also grüne Scherben, richtig? Was ändert sich, wenn ich die Glasur auf den geschrühten Scherben aufbringe? Ist da zB das Eisen weniger mobil womit der erwünschte "Eisenfuß" wegfiele?

Über Erklärungen, Hinweise oder Tips zum Thema (auch Hilfe zur Selbsthilfe) würde ich mich sehr freuen.

Schöne Grüße

Tongrube
www.youtube.com/playlist?list=PLS6Mrdpt53RyauAg8bGN-7HtqIokbwUKF
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Tongrube
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Registriert: Freitag 16. September 2022, 11:46
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Re: shino-glasur und glasuren aus dem pulverbett

Beitrag von Tongrube »

Nur Versuch macht kluch:

Shino-Rezept von Gustav [Weiss?] oben, Elektroofen, oxidierend gebrannt, Zieltemperatur und Haltezeit ebenfalls wie oben, Glasur aber auf geschrühte Scherben aufgebracht.
Kleiner Pokal und Testkacheln: Wittgert 11 ohne Schamotte. Der kleine Pokal ist außen mit rotbrennendem Tonschlicker bemalt (Wittgert 10).
Chawan- und Yunomiversuch rechts aus Rakumasse P1361 von BSZ.
20230225_122204_resized.jpg
Mit den rötlichen Anflügen hätte ich garnicht gerechnet. Hatte ich ähnlich aber auch bei anderen Glasuren (teils andere weiße Glasuren, teils Ascheglasuren), die ich parallel gebrannt habe. Darunter war auch eine Temmoku mit 9% rotem Eisenoxid. Kann das daran liegen (über die Ofenatmosphäre) - oder ist das Eisen hier aus dem Ton nach oben gewandert (was der Kochsalzzuschlag ja bewirken soll)?
20230225_122453_resized.jpg
Hier nochmal ein Detail (kleiner Pokal innen). Der Ton ist weißbrennend, die Glasur enthält nur Nephelin Syenit, Kaolin und etwas Kochsalz.
20230225_122545_resized.jpg
Spannen!
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