Glasur deckt unterschiedlich

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
hollekubi
Beiträge: 14
Registriert: Dienstag 19. Juni 2007, 20:09

Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von hollekubi »

Hallo, ich bin schon länger beim töpfern als Hobby dabei. Habe aber immer wieder Probleme dass die Glasuren nach dem Brand nicht so sind wie es sein sollte. Bei meiner aktuellen Problemtasse ( Foto anbei) ist es so , dass innen die Glasur gut geworden ist und aussen ist es großflächig eher braun/ grün und nicht Pazifik wie es sein sollte . Woran kann es liegen?
Glasur: Pazifik von Botz bei 1250 Grad gebrannt.
Vielen Dank!
Andrea
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Dreckspatz
Beiträge: 96
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Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von Dreckspatz »

Hallo
Wieviel Glasur Schichten hast du aussen? Ich verwende auch pazifik von botz,brauche aber 3 Schichten für eine "anständige" Farbe und brenne nur 1220,weil meine Tone schon bei 1200 sintern und ich deshalb nicht höher brennen muss .

LG chris
hollekubi
Beiträge: 14
Registriert: Dienstag 19. Juni 2007, 20:09

Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von hollekubi »

Ich glaub ich hatte nur 2 Schichten.....aber innen und aussen gleich ....deswegen verwundert mich der Unterschied .
Mir fiel noch ein, dass ich den Schrühbrand immer recht hoch mache, da ich auch immer mal Gartenkeramik dabei habe und die frostfest haben will. Der Ton nimmt dann aber die Glasuren nicht so gut an !?
Andrea
Maria Ortiz Gil
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Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo hollekubi,

Die Glasur liegt an den braunen Stellen eindeutig zu dünn auf. Wenn du genau hinschaust siehst du auch, dass es im inneren der Tasse ebenfalls solche Stellen gibt, nur fallen die weniger auf, weil man nicht von der Seite draufschauen kann.
Ich empfehle dir, die Glasur mit einem weichen, stets vollen Pinsel nass in nass auf zu tupfen und nicht zu streichen, da man beim streichen die Glasurkörnchen an den noch feuchten Stellen wieder abfegt. Bevor du weitere Schichten auftupfst, sollte die jeweils darunter liegende so trocken sein, dass du sie anfassen kannst, ohne dass an den Fingern etwas hängen bleibt.

Dass höher geschrühte Ware weniger Glasur annimmt kommt daher, dass sie weniger oder gar kein Wasser mehr aufnimmt. Das Glasur Wasser rutscht dann einfach mit den Glasurkörnchen am Scherben herab. Dagegen hilft die Sachen zu erhitzen, so dass das Wasser sofort verdunstet und dass Glasurpulver auf der Oberfläche bleibt. 150° sind genug.

Und was allgemein hilft ist genaues hinschauen was der Pinsel macht und gleichmäßiges arbeiten. Das scheint dir noch etwas schwer zu fallen.

Schönen Gruß,
Maria
hollekubi
Beiträge: 14
Registriert: Dienstag 19. Juni 2007, 20:09

Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von hollekubi »

Danke für Eure schnellen Antworten und die guten Hinweise!
Ich werde weiter üben!
Liebe Grüße
Andrea!
leckerpott
Beiträge: 158
Registriert: Dienstag 21. Mai 2019, 10:19
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Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von leckerpott »

Warum schrühst du so hoch? Ist das dann der einzige Brand für die Gartenkeramik?
https://leckerpott.de
Ursula28
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Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von Ursula28 »

Hallo Andrea, es ist keine gute Idee den Schrühbrand höher als 1000°C zu brennen. ich Schrühe bei 940°C. Außerdem scheint mir, dass die Glasur erst in dicker Lage Blau wird. Wenn ich mir die Bilder bei Bootz anschaue, scheint es mir, als ob Dein Ofen nicht hoch genug brennt. Stell doch bitte mal Seegerkegel ( https://de.wikipedia.org/wiki/Segerkegel ) mit in den Brand um das zu überprüfen.
Gruß Ursula
hollekubi
Beiträge: 14
Registriert: Dienstag 19. Juni 2007, 20:09

Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von hollekubi »

@leckerpott ....soweit ich weiß , muss Ton so hoch gebrannt werden, wenn er im Winter draussen ist!? Die meisten werden aber auch noch glasiert und dann nochmal gebrannt. Meinst du es würde reichen , wenn ich den Glasurbrand dann so hoch fahre für die Gartenkeramik?
LG Andrea
hollekubi
Beiträge: 14
Registriert: Dienstag 19. Juni 2007, 20:09

Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von hollekubi »

@Ursula....ja mein Ofen ist nicht mehr der Neueste und hatte hier und da schon Macken.....sollte ich wirklich mal überprüfen.
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Tongrube
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Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von Tongrube »

Hallo hollekubi,

da ich selbst Anfänger bin, bin ich ein bisschen zwiegespalten, zu antworten, denn das hat immer ein bisschen was von: der Einäugige führt den Blinden - aber mir wurde hier schon sehr nett geholfen und ich möchte mich gern revanchieren.

Auch mit einem Schrühbrand bei 1000°C bekommst Du Keramik nicht dicht gebrannt, was meinem Verständnis nach die Voraussetzung für winterfeste Gartenkeramik ist. Du musst also in jedem Falle so hoch brennen, dass der von Dir verwendete (Steinzeug-)Ton dicht brennt (bin mir bei dem, was Du schreibst, nicht ganz sicher, ob Dir das klar ist). Es gibt Tonmassen, die dass schon etwas unter 1200°C tun aber es muss Steinzeug sein. Die Glasur spielt dabei eine untergeordnete Rolle und ist eigentlich "nur" zur Zierde da oder vielleicht besser: Gestaltungselement.
Irdenware oder Steingut, die niedriger gebrannt werden, bleiben porös und auch mit einer Glasur versehen werden sie nicht komplett dicht (unglasierter Fuß, feinste Risse, die ggf. auch erst mit der Zeit entstehen) und damit auch nicht frostfest.

Es ist für die hohen Temperaturen bei Steinzeug aber nicht notwendig, auch den Schrühbrand schon besonders heiß durchzuführen. Manche Töpfer lassen ihn sogar ganz weg fallen und glasieren den ungebrannten (grünen) Scherben und brennen im "Einbrand" direkt bis zur gewünschten Glattbrandtemperatur. Das hat aber seine eigenen Tücken und ich selbst werde das erst versuchen, wenn ich meine, genügend Erfahrung mit dem bei den meisten Hobbyisten wohl üblichen Verfahren mit zwei Bränden gesammelt zu haben.

Die Fa. Jäger schreibt, der Scherben habe (wohl im Großen und Ganzen) nach einer Schrühbrandtemperatur von 900°C seine größte Porosität. Wenn das stimmt, würde es bedeuten, dass so gebrannter Ton am meisten Wasser aufnehmen kann, was wiederum bedeutet, dass dann die Glasurbestandteile am besten haften bleiben. Etwas höher gebrannt ist der Scherben aber unempfindlicher [edit: und es werden bestimmte Glasurfehler vermieden] und ich vermute, dass deshalb viele etwas höher, Richtung 950°C brennen (zu den Temperaturen kommt noch eine gewisse Haltezeit, Brennverläufe sind aber wieder ein eigenes Thema).
Bei 1000°C wird bei den meisten Tonmassen schon das Sintern (die Verglasung) einsetzen, weswegen der Scherben nach einem so hohen Schrühbrand bereits deutlich weniger Wasser aufnimmt, was ein Grund für die von Dir beschriebenen Probleme sein kann.

So, ich hoffe, es verdrehen jetzt nich alle die Augen aufgrund meines hier präsentierten Halbwissens. Grundsätzlich mein Rat von Anfänger zu Anfänger: Töpfern ist bei näherem hinsehen eine hochkomplexe Angelegenheit. Man kann sicher auch ohne viel Theorie viel Spaß haben, aber wenn man ein bisschen was hin bekommen möchte, lohnt es sich ganz sicher, sich etwas Hintergrundwissen anzueignen. Es gibt dazu tolle Bücher und wenn Dein Englisch ganz gut ist, eine fantastische Reihe auf youtube: die Serie "Understanding Pottery" des "Potters Round Table" mit Phil Berneburg (leider letztes Jahr verstorben): wissenschaftlich fundierte Grundlagen einfach erklärt und völlig kostenlos.
www.youtube.com/playlist?list=PLS6Mrdpt53RyauAg8bGN-7HtqIokbwUKF
hollekubi
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Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von hollekubi »

Danke Tongrube für Deine ausführliche Antwort. Bin immer bereit mein Wissen zu erweitern. Mein Englisch reicht aber für die You Tube Ausführungen leider nicht aus 🥴.
Ja, ich hatte schon überlegt für die Gartenkeramik dann Steinzeugmasse zu nehmen.
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Tongrube
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Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von Tongrube »

Mir gefällt das Buch "Ton und Glasur verstehen und anwenden" von Daniel Rhodes und Robin Hopper sehr gut. Für den Preis von zwei Hubeln Ton kann man daraus eine Menge lernen und immer mal wieder nachschlagen. Gibt es sonst vielleicht auch in der örtlichen Bibliothek. Ganz sicher per Fernleihe (die bei meiner örtlichen drei Euro kostet). Oder freundlich die Anschaffung empfehlen, das könnte auch klappen ;-).

Viel Spaß und viel Erfolg noch!
www.youtube.com/playlist?list=PLS6Mrdpt53RyauAg8bGN-7HtqIokbwUKF
Maria Ortiz Gil
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Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo Tongrube,

auch ich danke dir für den ausführlichen Beitrag, indem du alles so schön erklärt hast und auch alles richtig gesagt ist, denn das erspart mir wiederum, zum x-ten mal diese Töpferbinsenweisheiten hin zu schreiben!
Es zwingt mich zwar keiner, ich tue es sonst halt “für die Sache“ und weil ich als Rentnerin genug Zeit dafür habe, mich mit den blutigsten Anfängerproblemen zu befassen, und ich freue mich sehr, wenn noch andere sich die Mühe machen, diese Basis-Zusammenhänge zu erklären.

Schönen Gruß
Maria
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Tongrube
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Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von Tongrube »

Das freut mich! Ging mir genau darum :-).
Für mich ist der Teil noch spannend und wenn man es anderen erklärt, merkt man es sich nochmal besser, finde ich.
www.youtube.com/playlist?list=PLS6Mrdpt53RyauAg8bGN-7HtqIokbwUKF
madame Alexis
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Registriert: Mittwoch 9. März 2005, 17:06

Re: Glasur deckt unterschiedlich

Beitrag von madame Alexis »

Hallo,
Kurz aus meiner Praxis: ich schrühe bei 850° und brenne bei 1240° glatt. Ich mache auch Gartenkeramik, (Steinzeugton von Sibelco) und hatte noch nie Probleme mit Frost. Es kommt immer auf die Glattbrandtemperatur an. Ist die so hoch, das dein Ton dicht ist, ist alles gut.
Grüße,
Alex
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