Brenntemperaturen

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vinzenzia
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Brenntemperaturen

Beitrag von vinzenzia »

Hallo,
ich seit kurzer Zeit habe ich einen neuen Nabertherm TOP 100. mit der Bedienung bin ich bereits vertraut und kann die Brennprogramme auf dem Controller eingeben. Ich habe sich schon vier Brände vorgenommen. Da ich bisher das Brennen nicht selbst besorgt habe, bin ich nicht sehr gut informiert, wie ich am besten die Programme gestalte. Ich brenne in der Regel sehr dicke Tonplastiken, mit einem Ton von 40%?Schamotte, Körnung 0 - 2 mm.
Das Programm, das ich eingestellt habe, war erstens
0-120° in 180 Minuten dann
120-350° ebenfalls in 180 Minuten, dann
350-650° in 120 Minuten, und zum Schluss
650-1230° in 40 Minuten.
Bei diesem Brand ist mir eine Plastik an einer etwas schwierigen Stelle geplatzt. :( Ich muss dazu sagen, dass ich in der Vergangenheit schon öfter mit voreingestellten Programmen in einem großen Nabertherm Frontlader gebrannt habe und niemals etwas schief gegangen ist. Ich habe schon 30 Jahre Erfahrung im Arbeiten mit Ton, bin also alles andere als eine Anfängerin. Daher frage ich jetzt hier an und hoffe, dass ich gute Infos bekomme. Eine Spezialistin bei Keramik-Kraft sagte mir, dass ich sofort hoch brennen könnte und nicht zwei Brände machen müsste. Es geht mir vor allem darum: Wie brenne ich so schonend und effizient wie möglich?
Gruß
vinzenzia 8)
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fegora
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Re: Brenntemperaturen

Beitrag von fegora »

Hallo Vinzenzia,
das Abplatzen/ Explodieren geschieht im Bereich bis 140°C.
Da Du sehr dicke Plastiken produzierst hier die Zeit deutlich verlängern - 360 Minuten und mehr (ausprobieren).
Dabei seitliches und oberes Lüftungsloch offen lassen.
Zur Kontrolle: Spiegel gelegentlich vor oberes Lüftungsloch halten - erst wenn dieser nicht mehr beschlägt ist die für das Abplatzen/ Explodieren verantwortliche Feuchtigkeit vollständig entfernt.

Dann weiter wie von Dir beschrieben.

VG
fegora
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Re: Brenntemperaturen

Beitrag von fegora »

Hier nochmal etwas ausführlicher:

Brennprobleme haben fast immer etwas mit dem falschen Brennen zu tun.
Also: Wenn Du der Meinung bist das Deine Sachen so trocken sind, dass Du sie brennen kannst solltest Du trotzdem die folgenden Hinweise beachten und dann ist es ziemlich egal welchen Ton und wie Du Ihn zusammen klopfst:
Aus 40 jähriger Erfahrung folgende Ratschläge für das zerstörungsfreie Brennen dickwandiger bis massiver Teile:
Die gründlich getrockneten Teile in den Ofen einsetzen. Unten ausgehöhlte Gegenstände auf Füßchen setzen.
Be- und Entlüftungslöcher des Ofens öffnen.
Immer ein Trockenprogramm fahren: In ca. 4 - 8 Stunden langsam und kontinuierlich ansteigend auf 140°C aufheizen, damit das Restwasser Zeit zum Austreten hat - auch in gut getrockneten Teilen ist noch ca. 2% Wasser!
Wenn schneller aufgeheizt wird passiert folgendes: Das Wasser verdampft, geht zum Teil durch die Poren nach außen und zum Teil in die Lufteinschlüsse. Wasser vertausendfacht sein Volumen beim Verdampfen und der Teil des Wasserdampfs der in die Lufteinschlüsse geht bringt die Stücke dann zum Abplatzen oder Explodieren.
Am Entlüftungsloch mit einem Spiegel durch davor halten kontrollieren ob noch Feuchtigkeit austritt - wenn ja solange die Temperatur halten bis der Spiegel klar bleibt.
Dann Ofen Stopfen unten zu machen und oben auf lassen.
Daran anschließend in ca.10 Stunden auf 650°C aufheizen und anschließend mit voller Leistung bis zur Endtemperatur.
Angegebene Zeiten sind Richtwerte.

Funktioniert bestens.
Mit einer Einschränkung: Nicht sorgfältig angearbeitete Stücke (aufgerauht, geschlickert) fallen auch dann noch ab.

Mein dänischer Lehrer hat mal dazu gesagt:
Mother earth is dictating you!
Und das bezieht sich auch auf die Zeit die man sich bei der Arbeit mit Ton nehmen muß.
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vinzenzia
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Re: Brenntemperaturen

Beitrag von vinzenzia »

Danke für die guten Tipps, ich werde das ausprobieren. Hört sich gut an... :D
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vinzenzia
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Re: Brenntemperaturen

Beitrag von vinzenzia »

Hallo fegora,

gerade habe ich den Ofen nach Deinen tollen Vorschlägen programmiert. Das alles scheint mir super logisch und stimmig. Jetzt habe ich noch eine Frage zum Hochheizen am Ende. Nabertherm schlägt vor in 20 Minuten von 650 auf 1250 Grad aufzuheizen. Ich habe die Zeit mal verdoppelt, weil mir 20 Minuten doch sehr kurz vorkommen. Hat diese Zeit einen Einfluss auf das Brennergebins? :idea: :roll:

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Re: Brenntemperaturen

Beitrag von fegora »

Hallo Vinzenzia,
bei den 20 Minuten muss es sich um die Haltezeit handeln. Das ist die Zeit in welcher der Ofen um die Endtemperatur pendelt um so eine Vergleichmäßigung der Temperatur an allen Stellen des Besatzes zu erreichen.
Ein Aufheizen ab 650°C in 20 Minuten um 580°C ist schlichtweg unmöglich.

Ab 650°C wird in der Regel mit Volllast bis zum Erreichen der eingestellten Endtemperatur aufgeheizt und daran anschließend "gependelt" (siehe vorstehendes):

Um was für einen Regler handelt es sich bei Deinem Ofen?
B400?

VG
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Re: Brenntemperaturen

Beitrag von vinzenzia »

Hallo fegora,

entschuldige, wenn ich so lange nichts mehr von mir hören ließ. Ich war im Ausland unterwegs und habe danach noch eine Ausstellung ausgerichtet......also viel zu tun. Ich bin froh, dass ich Dich gefunden habe und Deine Tipps habe ich bereits in mein Ofenprogramm eingearbeitet und zwei Köpfe mit Erfolg gebrannt.

Mit Haltezeiten habe ich aber noch nicht gearbeitet.....das interessiert mich noch. Mein Controller ist: B 400. Ich habe das schnelle Hochheizen beobachtet, aber noch nicht ganz genau.....

Gruß
vinzenzia
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Re: Brenntemperaturen

Beitrag von fegora »

Hallo Vinzenzia,
hast Du eine Bedienungsanleitung vom B400?
Wenn Du diese mal an meine Adresse
fegora@posteo.de
schickst, kann ich Dr bestimmt bei der programmierung helfen.
VG
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Re: Brenntemperaturen

Beitrag von vinzenzia »

Hallo fedora,
es ist zwar schon 5 Jahre her, aber ich möchte mich noch bei Dir bedanken für Deine guten Tipps. Ich habe. ihr ein super Brennprogramm zusammengestellt und es ist fast nichts mehr kaputt gegangen. Hoffentlich gibt es Dich noch hier bei kalkspates!
Liebe Grüße vinzenzia :D
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Re: Brenntemperaturen

Beitrag von fegora »

Hallo Vinzentia,
es freut mich sehr, dass meine Tips Dir so gut geholfen haben.
Wie Du siehst gibt es mich noch - allerdings mit 75 Jahren im wohlverdienten? Ruhestand.
Dir weiter viel Erfolg und "Allzeit Gut Brand"
fegora
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