Sicherer Versand von Keramikskulpturen

Maschinen, Werkzeuge, Tone etc.
Maria Ortiz Gil
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Re: Sicherer Versand von Keramikskulpturen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Auch wenn man mit dem Empfänger nicht befreundet ist, sollte man ein Foto des Schadens verlangen und am Besten noch die kaputte Ware zurück bekommen. Das Rückporto muss man natürlich bezahlen, denn der Kunde kann ja nix dafür und ärgert sich seinerseits auch, dass er nicht bekommt was er haben wollte.
Das lohnt sich kaum, wenn es um eine Tasse oder ähnlich geht, aber bei einer Skulptur würde ich das zerbrochene Stück zurück haben wollen, um es eventuell einer Versicherung vorlegen zu können.
Allerdings habe ich damit nicht immer wirklich gute Erfahrungen gemacht. Ein Mal sollte ich der Versicherung der Spedition beweisen, dass ich die Keramik nicht schon absichtlich zerbrochen eingepackt hätte!!! Auf meine Frage wie das gehen sollte, meinte die vollkommen unrealistisch, ich müsse vor den Augen des Abholers einpacken! Als ob der Zeit hätte zu zu schauen, wie ich ein kompliziertes Stück verpacke. Ich bin darauf hin zu einem Rechtsanwalt gegangen, der aber meinte, für einen Warenwert von 1200 Euro lohne es sich nicht zu streiten. Der hat mir dann für diese 5 Minütige Beratung noch mal 80 Euro in Rechnung gestellt.
Ich weiß zwar, warum ich nicht Rechtsanwältin, sondern Keramikerin geworden bin, aber etwas neidisch war ich schon. Die Spedition hat sich jedenfalls nachhaltig geweigert zu bezahlen. Ich habe mir eine andere gesucht.
carboncookie
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Re: Sicherer Versand von Keramikskulpturen

Beitrag von carboncookie »

Das ist wirklich mehr als ärgerlich!

Ich kenne Keramiker, die beim Packen aufwändiger Ware ein Video drehen um für den Fall der Fälle zumindest etwas in der Hand zu haben. Eine Kollegin hat direkt bei ihrer Packstation eine stationäre Kamera genau für diesen Zweck montiert. Das ist natürlich extrem aufwändig und lohnt sich kaum für Tassen und Co. Aber für größere Werkstücke wie Skulpturen etc wäre es vielleicht eine Option. Die andere Frage ist halt, ob es im Streitfall überhaupt etwas bringt, oder ob dann halt ein anderes Schlupfloch gefunden wird. Die besagte Kollegin musste zum Glück noch nie auf ihre Videos zurück greifen.
hille
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Re: Sicherer Versand von Keramikskulpturen

Beitrag von hille »

DHL schreibt, dass die Ware *ausreichend* sicher verpackt sein muss. Da sich *ausreichend* nicht näher definieren lässt, sind sie damit eigentlich immer raus aus der Verantwortung. Geht etwas kaputt, dann war die Verpackung eben nicht *ausreichend*. Erschwerend kommt hinzu, dass nur der Empfänger, also in dem Fall der Kunde, eine beschädigte Sendung reklamieren kann. Die wird dann weiter zu einer Stelle bei DHL geschickt, die die Verpackung und Ware begutachtet und dann entscheidet. Es ist ziemlich klar, worauf die Entscheidung hinausläuft... Man muss also den Kunden bemühen und am Ende ist es sowieso sinnlos.

Deine Objekte sind von der Form her extrem bruchgefährdet. Da hast du dir wirklich das Allerschwierigste ausgesucht. Das, was physikalisch passiert, ist, dass bei einem Sturz Energie freigesetzt wird. Kann man diese Energie gut ableiten, dann passiert nichts. Aber eben nur dann. Eine vollständig ausgepolsterte, große Verpackung verteilt diese zerstörerische Energie gut. Je schwerer das Paket im Verhältnis zur Größe und je größer die Fallhöhe, umso mehr Energie wirkt auf die Keramik und bringt sie im schlechten Fall dazu, zu brechen. Und wenn sie lang und dünn ist, wie deine Arbeiten, dann bricht sie viel eher, als wenn es eine Kugelform ist. Es kann also wirklich sein, dass es bei diesen Arbeiten wirklich keinen Zweck hat. Du kannst es nochmal mit Chips im Innenkarton und dickerer Hülle drumherum versuchen, aber ich befürchte, auch dann wird es ein Glückspiel bleiben.

Bevor ich anfing, meine Keramik zu versenden, habe ich empfindliche Raku Stücke 2. Wahl so verpackt, wie ich es für gut hielt und dann aus dem 2. Stock geworfen, um die Belastungen zu simulieren, die auf so ein Paket zukommen. Wenn es dann noch heil war, dann war die Verpackung ausreichend. Als Verpackungsmaterial hatte ich lange Luftpolsterfolie und Verpackungschips. Jetzt gibt es gestanztes Papier auf Rollen, das ist für nicht so gefährdete Sachen super. Außerdem habe ich mir dieses Jahr eine Kartonschreddermaschine gekauft, die ist super. Gebrauchte Kartons gibt es ja gratis und der Schredder polstert extrem gut. Allerdings ist er schwerer als die Chips. Und die Maschine war nicht billig, aber da Verpackungschips auch extrem teuer geworden sind, wird sie sich doch schnell amortisieren.
Maria Ortiz Gil
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Re: Sicherer Versand von Keramikskulpturen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Wir hatten mal in der Werkstattgemeinschaft zu der ich gehörte (Berlin) einen Schredder organisiert, der sah aus wie direkt aus der kurz zuvor aufgelösten Stasi-Zentrale, eine Monstrum aus Gusseisen, das einen Höllen Lärm machte. Aber man konnte damit zeimlich schnell große Mengen von Papier und Pappe schreddern. Das Rohmaterial an Karton bekamen wir von einem Musikinstrumenten-Laden gegenüber und einer benachbarten Versicherung, die hatten damals - vor dem Einzug der Computer - noch solche meterlangen, gefalzten Ausdrucke, wer das noch kennt. Kurze Schredderstreifen haben nämlich den Nachteil, dass sie nicht bauschen, sondern sich flach in den Karton legen, so dass der viel zu schwer wird. Aber Diese Schreddermaschine hatte auch den schrecklichen Nachteil, dass sie beim Schneiden feinsten Papierfaserstaub produziert hat, der nicht nur in unseren Lungen landete, sondern auch auf den Sachen im Schrühlager, so das wir es dann auf ein mal mit Glasurabrollern zu tun hatten. Was für ein Theater, bis wir da drauf gekommen sind, woran das lag....!
Also vorsicht beim Schreddern, wahrscheinlich ist es gut eine Feinstaubmaske zu tragen.
Wir haben diesen Schredder dann weg gegeben und sind schließlich auf professionelle Chips umgestiegen. Da gab es eine Firma, die sich die Styroporpolsterungen der Verpackungen von den Kaufhäusern geholt hat und diese mittels einer speziellen Maschine mit heißen Drähten zu sehr guten Chips zersägt hat. Diese waren super gut, weil sie kantig waren und sich gut miteinander verhakelt haben. Diese glatten, runden, leicht gebogenen Chips, die aussehen, als ob man sie essen könnte, können nämlich eventuell durch Rütteln verrutschen und am Ende schwimmen sie oben im Paket, während unten drin. die Scherben liegen.
Ach ja, auch das Packen ist leider eine ganze Wissenschaft. Es macht immer wieder Probleme und falls man vor hat sein Geschäft auf Versand auf zu bauen, kann ich nur raten, sich nicht auf Karton-Spontanfunde usw zu verlassen, sondern professionelles Material an zu schaffen, bzw. fertigen zu lassen und diese Ausgabe in die Keramikpreise ein zu kalkulieren.
Das schließt ja nicht aus, dass man sich um recyceltes Zeug bemüht.
bergi
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Re: Sicherer Versand von Keramikskulpturen

Beitrag von bergi »

Nochmal ganz herzlichen Dank - ich bin begeistert über eure Hilfsbereitschaft und interessanten Erfahrungen!
Ja, diese Formen sind schon ein Spezialfall… und es kann ja auch nicht sein, dass es jedesmal eine Zitterpartie wird beim Versand.
Ich zögere noch mit der Luftpolsterfolie - ob das wirklich besser ist als etwas „Körniges“ in einer geschlossenen Innenverpackung…
Insgesamt kommt es natürlich auch sehr auf die Stärke der einzelnen Bereiche an. Lang und relativ dick bricht nach meiner Erfahrung weniger leicht als kurz und dünn.

Die Idee mit einer Art Außengerüst, gepolsterte Latten, hatte ich auch schon… aber wie gesagt, die Brüche liegen zum Teil an ganz unvorhersehbaren Stellen (zB bricht ein Zipfelchen außen ab), da kann es kaum an der Hebelwirkung der Gesamtform liegen bzw würde man diese Teile damit eher nicht erfassen.

Das mit dem Kartonschredder klingt gut… wenn ich mal in die Großproduktion einsteige, wird einer angeschafft ;)

Und definitiv: die Idee mit dem 2. Stock werde ich aufgreifen. Man kann dieses Thema nicht über Kundenkontakt „erforschen“.
hille
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Re: Sicherer Versand von Keramikskulpturen

Beitrag von hille »

Man kann den geschredderten Karton als Verpackungsmaterial auch fertig kaufen. Liegt preislich etwa bei dem, was Verpackungschips kosten. Die meiner Meinung nach besten Verpackungschips sind Flo Pak green, dafür wird angeblich auch nur Rest- und Recycling Material verwendet. Und sie sind antistatisch, das finde ich auch immer wichtig, sonst hängt der Kram überall.
leckerpott
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Re: Sicherer Versand von Keramikskulpturen

Beitrag von leckerpott »

Ich hätte ja immer gedacht, wenn sich absolut nichts in dem Paket bewegen kann ( Schütteltest) und alle kanten der Keramik geschützt sind, dann kann da nicht viel passieren. Ich versende aber auch keine Skulpturen. Ich kann nur beitragen, wie ich auf Nummer sicher gehe: ich sammel auch alle möglichen kartons und Verpackungsbeilagen. Wenn ich mal was großes in einem sehr dicken karton geliefert bekomme, dann zerschneide ich den dreifach gewellten Karton in Streifen. Der ist unglaublich stabil und hat auch Raum zum Eindellen. Das zerschneiden ist nicht sehr einfach, ich nehme dafür ein elektrisches Messer. Das macht zwar viel Dreck und Arbeit, hält dann aber auch für ne Weile. Wenn ich dann verpacke nehme ich diese Streifen( die sind beist so 10-20 cm breit und 1-2 meter lang, je nach karton halt) und lege die im kreuz um meine keramik, also erst einen Strefen und mach den mit Klebeband fest und dann noch einen Streifen diagonal dazu. Ich achte darauf dass keine Kanten mehr angeschlagen werden können. Dann befülle ich den Karton, so dass da kein bisschen Raum mehr außenrum ist. Wenn ich den verschlossenen Karton rüttel‘ und schüttel, dann darf sich nichts innen bewegen. Genügend Abstand zum einmal drum herum füllen sollte auch sein.

Du machst das ja sehr ähnlich mit der Pappe, ich würde dir aber noch um das Päckchen, was du zeigst, eine weitere Schicht Pappstreifen empfehlen, die auch so dick sind, dass sie sich garnicht so biegen lassen, da kriegt man max. nen Knick rein. Ich hoffe das war verständlich.
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bergi
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Re: Sicherer Versand von Keramikskulpturen

Beitrag von bergi »

Danke, ja - das wäre für mich zumindest das Einfachste, was das Material betrifft. Straff in Zwiebeltechnik noch einige Schichten Pappe drum kleben, bis sich das Ganze einer Kugelform nähert.
tuxpert
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Re: Sicherer Versand von Keramikskulpturen

Beitrag von tuxpert »

Hallo,
Umweltmäßig sehr problematisch, aber optimal verpackt bekommst du solche komplexen Werke wenn du im Karton zwei Plastiktüten mit Bauschaum aufschäumst während das Stück in der Mitte liegt. Wenn du in youtube nach "expanding foam packaging" suchst, bekommst du einen Eindruck was ich meine. Wie gesagt leider umweltmäßig als sehr schlecht zu bewerten - aber so ziemlich das non plus ultra wenn es um Bruchsicherheit geht.
MfG,
tuxpert
bergi
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Re: Sicherer Versand von Keramikskulpturen

Beitrag von bergi »

Danke tuxbert - GERADE wollte ich nach der Option „Bauschaum“ fragen.
Meinst du, da bricht dann nichts mehr, wenn der Schaum das Objekt eng umschließt?
Ich bin da inzwischen schon so verunsichert, dass ich es für möglich hielte, dass ein Bruch einfach durch die Schockwelle entsteht… und dass da der relativ „harte“ Schaum vielleicht noch schlechter abschneidet als der weichere Karton etc.?

Klar, umwelttechnisch überhaupt nicht schön… andererseits ist eine Retoure und noch mal töpfern unterm Strich wohl noch schlechter.
BG
Stefan
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