Tonflöte/Okarina selber machen

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Fraxinus
Beiträge: 42
Registriert: Samstag 15. November 2014, 09:58

Tonflöte/Okarina selber machen

Beitrag von Fraxinus »

Liebe Kalkspatzen,

nachdem die Suchfunktion keine Ergebnisse erbracht hat, frage ich in die Runde.
Hat von euch jemand Erfahrung mit der Herstellung von Tonflöten und/oder Okarinas?
Das Ausarbeiten des Mundstückes (Labium), so dass überhaupt ein "Ton" entsteht, ist nach ersten Versuchen wesentlich schwietriger, als ich erwartet hatte.
Vielleicht hat jemand einen Tipp dazu?

Besten Dank und schöne Grüße
hille
Beiträge: 1194
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Tonflöte/Okarina selber machen

Beitrag von hille »

Ja, ich hab schon große Mengen Tonklumpen zum Pfeifen gebracht. Aber wie erklär ich nur am besten, worauf es ankommt?
Also, zuerst stichst du unterm Mundstück das runde Loch. Dann den Kanal, durch den man bläst. Dafür nehme ich als Werkzeug ein ganz dünnes Metallblatt (ich hab ein Sägeblatt für eine kleine Metallsäge dafür genommen, wo ich auf einer Seite den Rand, wo das Sägeblatt eingespannt wird, abgeknipst habe). Damit steche ich schräg durch den Ton am Mundstück und idealerweise treffe ich in so einem Winkel auf das runde Loch, dass ich da am unteren Ende noch ein kleines bisschen wegnehme. Dann sieht es schon sehr ähnlich wie bei einer Blockflöte aus. Beim Zurückziehen muss man total aufpassen, dass bloß keine kleinen Krümel im Luftkanal hängen bleiben, dann pfeift es nicht. Und dass der schön dünn bleibt. Dann kann man die Pfeife ausprobieren, ob sie's auch tut.
Falls du jetzt *Häh????* denkst, weil ich es wirklich schwierig zu beschreiben finde, dann kann ich mal gucken, ob ich ein Foto hier poste.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Tonflöte/Okarina selber machen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Einfach ist es nicht, wie eben alles andere auch nicht einfach ist. Aber ich probier auch mal eine Beschreibung.
Erst mal modelliert man an einen Hohlkörper einen massiven Stutzen, durch den man später bläst, das ist bei den Ocarinas in Vogelform traditioneller Weise das Schwänzchen. Dann Macht man an der Stelle, wo der Stutzen in den Hohlkörper übergeht, aber NICHT in den Hohlkörper, quer zur späteren Blasrichtung einen einigermaßen tiefen Schnitt.

Etwa zwei Zentimeter von diesem Schnitt in Richtung Hohlkörper, macht man einen zweiten Schnitt parallel zum ersten, aber nicht senkrecht runter, sondern so schräg auf den ersten zu, dass beide zusammen kommen und dadurch so etwas ähnliches wie der Schnitz einer (hohlen) Orange raus fällt. Wichtig ist, dass die Wand des Hohlkörpers dick genug ist, damit beim zweiten Schnitt auf der Innenseite eine scharfe Kante entsteht, an der sich später der Luftstrom brechen kann. Ist der Ton noch zu weich, bleibt das Messer kleben und diese scharfe Kante franst aus, dann funktioniert es nicht. Man muss wie immer die richtige Konsistenz treffen…, durch probieren.

Dann macht man den von Hille beschriebenen Luftgang, in den man später hineinbläst so, dass er eben genau auf diese scharfe Kante trifft. Ich habe das immer mit einem Schaschlik-Stäbchen gemacht, weil man mit der rausguckenden Spitze besser auf die scharfe Kante zielen kann. Das Blasloch war also rund. Das Stäbchen verdrängt Ton, der dann auf der Innenseite des Lochs hängenbleibt. Versucht man den gleich weg zu machen, verstopft man das Loch eher wieder, deshalb habe ich es erst mal etwas antrocknen lassen und dann weg geschnitten.

Wie auch immer man das macht, ist es ein ziemliches Gefummel. Die Abstände müssen stimmen. Es gibt bestimmt eine physikalische Formel dafür, aber er sollte die haben? Eins ist schon mal gut: wenn es im weichen oder lederharten Zustand pfeift, tut es das auch nach dem Brand, so fern man nix vorher verbeult hat, aber vom Rumprobieren hat man nachher lauter Ton zwischen den Zähnen und mit etwas Übung einen Ton in der Luft
Fraxinus
Beiträge: 42
Registriert: Samstag 15. November 2014, 09:58

Re: Tonflöte/Okarina selber machen

Beitrag von Fraxinus »

Danke euch, hille und Maria, vielmals für die mühevolle und schwierige Erläuterung.

Das Probieren geht weiter und noch immer tönt es nicht. Immerhin ist mir nun klar, um wieviel dünner ich den Luftkanal ausarbeiten muss- der war vorher wohl zu dick und auch nicht rund. Den Tipp mit dem Sägeblatt werde ich übernehmen.
Ein Foto könnte evtl. auch weiterhelfen, sofern es nicht zu viel Arbeit macht- danke in jedem Fall.
Ich werde es weiter versuchen...
Wo/wie habt ihr das eigentlich gelernt?

Besten Dank und schöne Grüße
hille
Beiträge: 1194
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Tonflöte/Okarina selber machen

Beitrag von hille »

Ich hab's mir mit Rumprobieren selber beigebracht. Hatte natürlich eine Okarina zum Abgucken. Aber ich erinnere mich noch gut, anfangs hab ich gedacht, kann ja nicht so schwer sein. Und dann machte es immer nur *pfff*. Hab auch einen Nachmittag gebraucht, bis ich den Dreh raushatte.
Hab noch ein Bild gefunden

Bild
okarina.jpg
Das große Loch, das in den Resonanzkörper führt, muss nicht rund sein. Ist aber am einfachsten, weil wohl jeder von uns einen Lochstecher hat. Und die Kerbe oben, da, wo man reinbläst, auf dem Foto, lass dich davon nicht irritieren, das lag am Vogel. Die machte das Tönen eher schwieriger.
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Günter
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Re: Tonflöte/Okarina selber machen

Beitrag von Günter »

Hallo, ich habe die PDF einer kleinen illustrierten Anleitung für Okarina-Bau. Einfach mal an kalkspatz@gmx.de und ich schick sie dir.
Herzlichst Günter
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Tonflöte/Okarina selber machen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Ich weiß nicht mehr genau wann und von wem ich das gelernt habe, aber es muss noch vor meiner Lehrzeit (ca 1975) gewesen sein, da hatte ich erst so eine Art Praktikum gemacht bei Leuten, die Irdenware hergestellt haben.
Man muss wirklich lange fummeln und dabei kommt es auf winzige Unterschiede an. Ich meine, dass der Abstand vom Ausgang des Luftkanals zu der Kante die den Luftstrom teilt entscheidend ist und vielleicht auch die Länge des Luftkanals. Das muss im richtigen Verhältnis zum Hohlraum stehen. Am besten wird es sein, wenn man sich an einer fertigen Ocarina orientiert.
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