Engoben selbst herstellen

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Rena339
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Registriert: Mittwoch 23. Juni 2021, 10:04
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Engoben selbst herstellen

Beitrag von Rena339 »

Liebe Leute vom Kalkspatz Forum, ich bin Anfängerin und beschäftige mich gerade mit den Engoben in Verbindung mit Metalloxiden, es gibt dazu ja reichlich verschiede Infos. Leider sind diese Infos meistens wenig erläutert und führen bei mir dazu dass viele Fragen offen bleiben.
Ich arbeite Zurzeit mit eine Spotmasse von Witgert, WMS 2502, Brennbereich liegt von 1000 bis 1280 Grad Und sintert bei 1250 Grad.

Manchesmal stosse ich auf die Information, man soll möglichst die selbe Tonmasse verwenden, um eine Engobe selbst herzustellen, andere Male finde ich Rezepte die für Steinzeug formuliert wurden. Angebotene Pulver-Engoben haben einen recht niedrigen Brennbereich (zumindest die farbigen die ich gefunden habe).
Meine Tonmasse ist ja leicht und fein schamottiert und hat auch Spots. Könnte ich diese einfach mit einem Glasur-Sieb durchsieben und dann mit Oxiden anmischen? Oder wird dadurch die Trocken/Brenn-schwindung zu sehr beeinflusst?

Ich kann mich ja nicht darauf verlassen, dass die Engobe mit meinem Ton kompatibel ist wenn ich sie in Pulverform kaufe?
Gebt ihr Glasurleim oder andere Hilfsmittel zu euren Engoben?

Kann ich zum Beispiel aus meinem Buch einfach ein Rezept übernehmen mit 50 Teilen BallClay und 50 Teilen Kaolin? In dem Buch wird garnicht erwähnt, dass die Engobe dem verwendeten Ton angepasst werden sollte.

Vielleicht könntet ihr mir dabei helfen ein wenig Orientierung mit all diesen Informationen zu bekommen.
Ich bin dankbar für eure Tipps !
Liebe Grüsse
Rena
Zuletzt geändert von Rena339 am Donnerstag 27. Januar 2022, 19:52, insgesamt 2-mal geändert.
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Bertram
Beiträge: 86
Registriert: Sonntag 28. Juni 2020, 22:26

Re: Engoben selbst herstellen

Beitrag von Bertram »

Zu viele Fragen, deren Beantwortung dich wohl nicht immer weiter bringt. Genau wie es wohl schon durch deine angelesenen Informationen gekommen ist. Mehr Info - mehr Verwirrung. Mach doch einfach! Wenn ein Fehler auftritt, dann kümmere dich. Spricht doch nichts gegen Experimente in Schnapsglasgröße.
Das Feld Engobe ist weit. In der Berufsschule hieß es: farbiger Überzug aus Ton. Und da passt so vieles hinein.

Ich rate: Mach es nicht kompliziert und halte es günstig. Da gehört auch der Faktor Zeit dazu. Drehton komplett trocknen, einweichen, durchsieben... Ein Haufen Arbeit, statt einfach einen mageren Ton in Pulverform zu nehmen. Oder eben Kaolin und Ballclay. Je nach Budget halt...
Allein vom Faktor Schwindung aus betrachtet, ist eine nicht so "fette" Masse wohl besser.
Je nach dem was man herstellen will und wann engobiert werden soll, mischt man auch mal Dinge in die Engobe. Ich zB 15% meiner transparenten Glasur, die ich nach dem Rohbrand dann verwende. Auch Farbkörper und Oxide magern die Engobe.

1000 Wege sind möglich. Allgemeine Angaben sind hier schwer. Da musst du schon eher dein Ziel nennen (Temperatur, Farbe usw usw). Dann kann man hier konkreter werden. Aber ist der Weg nicht auch schon etwas vom Ziel?
Rena339
Beiträge: 3
Registriert: Mittwoch 23. Juni 2021, 10:04
Wohnort: Österreich

Re: Engoben selbst herstellen

Beitrag von Rena339 »

Vielen Dank für deine Antwort Bertram, nach Recherchen fühle ich mich meistens echt fast blinder als zuvor… :|
Das heisst ich muss einfach durch trial und error gescheiter werden…

ich werde meine Teile übrigens bei 950 Grad schrühen und im Glasurbrand auf 1250 Grad mit einer halbe Stunde Haltezeit brennen,
da ich Ess und Trink-Geschirr anfertige.

Die Farben sollen relativ natürlich wirken aber auch nicht zu abgeschwächt, von opak bis semitransparent decken. Ich werde dazu verschiedene Metalloxide verwenden. Schwarz, braun, grün/türkis, ocker und rot sind mal die angepeilten Ergebnisse. Die Objekte möchte ich dann mit einem Pinsel dekorieren. Danach folgt eine matte transparente Glasur.

Ich habe auch gelesen man könnte die Bodenringe von Spotmassen mit Engobe beschichten damit die Spots nicht an den Ofenplatten festbacken. Leider ist mir das öfter schon passiert, trotz mit Trennmittel beschichteten Untergrund.

Wie sicher ist denn deiner Meinung nach der Auftrag von Oxiden auf noch ungebrannter Glasur für Geschirr ?
Ich habe dazu ein Video gefunden https://youtu.be/7HPfVjS7w5I das ich auch sehr interessant fand.

Falls du noch etwas hinzufügen möchtest bin ich ganz Ohr :wink:

Liebe Grüsse
Rena
Töpfermobil
Beiträge: 46
Registriert: Mittwoch 25. Januar 2017, 23:21

Re: Engoben selbst herstellen

Beitrag von Töpfermobil »

Liebe Rena,

das Engobe-Thema ist genau mein Ding, bin ein Riesenfan davon. Überhaupt von Schlicker. Deshalb hier meine Tipps:

Nimm den Schlicker, der beim Drehen entsteht, siebe oder schlage ihn mit dem Schneebesen (reicht bei unschamottiertem Ton).
Diesen feinen Schlicker verdünnst du nach Bedarf mit Wasser (je nach Anwendung muss die Konsistenz unterschiedlich sein, das sind eher Erfahrungswerte aber keine allzu große Kunst). Wichtig ist, dass die Schamotte raus ist, sofern welche drin war. Sonst) kannst du damit eigentlich nur tauchen/gießen und eine ganz glatte Oberfläche hat's wahrscheinlich auch nicht. Beim Polieren z. B. würdest du die Krümel teilweise herausarbeiten und die kratzen immer wieder die Oberfläche auf. Better not.

Dann färbst du mit Farbkörpern ein. Auch das sind Erfahrungswerte, mehr noch als bei der Konsistenz. Deshalb musst du da einfach ausprobieren. Die benötigte Menge an FK variiert nach Farbe und gewünschtem Farbton. Die FK sind untereinander mischbar. Nicht 1:1 wie im Tuschekasten, wegen der Chemie darin. Grüner FK z. B. ist oft problematisch. Aber idR ist es einfach, schöne und eigene Farbtöne herzustellen. Grün z. B. würde ich selber aus Gelb und Blau mischen und dann gucken. Beachte, dass die Farbtöne ähnlich Wandfarbe feucht dunkler sind, getrocknet aufhellen aber dann mit Glasur drüber wieder dunkler erscheinen. Es ist im Vorwege schwer, ganz genau vorherzusagen, wie der Farbton beschaffen sein wird. Da musst du wirklich einfach herumprobieren. Und Notizen machen!

Gekaufte Engoben nutze ich selbst nicht, sehe keinen Sinn darin. Hängt davon ab, wie unterschiedlich du brennst. Mir genügt der Schlicker eines weißen Drehtons vollkommen. (Bzw. Porzellan.) So passt die Engobe immer genau zu deinem generellen Arbeitston (sofern du hauptsächlich einen weißen nutzt). Probleme gab es bei bislang bei Grün und einmal auch bei Gelb (Praseodym oder wie das heißt). Das ist das etwas, wo herumgetüftelt werden kann.
Die Engobe ist auch deckend auf dunklem Ton. Und den Möglichkeiten sind keine Grenzen gesetzt!

Viel Spaß beim Ausprobieren! 😉
Zuletzt geändert von Töpfermobil am Donnerstag 3. Februar 2022, 03:42, insgesamt 1-mal geändert.
Töpfermobil
Beiträge: 46
Registriert: Mittwoch 25. Januar 2017, 23:21

Re: Engoben selbst herstellen

Beitrag von Töpfermobil »

Nachtrag:
Mit Oxiden direkt habe ich bislang nicht eingefärbt (Engobe). Da sind die Reaktionen sicher nochmal ganz anders, zumindest untereinander und auch mit Glasur darauf.

Bzgl. der Spots-Masse ist es sicher einfacher, weißen Drehton mit gleichem Brennbereich zu besorgen. Die Spots kommen durch eine deckende Engobe (logischerweise) nicht durch! Also könntest du ohnehin die zu engobierenden Stücke aus ganz weißem unschamottierten Ton fertigen.

Um ein opakes Erscheinungsbild zu bekommen, würde ich einfach noch mehr mit Wasser verdünnen.

Einfach, einfach, einfach... Du merkst schon, ich bin begeistert. 😅
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1012
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Engoben selbst herstellen

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Hallo töpfermobil,

die Spots kommen bei hoher Temperatur durchaus durch die Engobe.

Schönen Gruß,
Maria
Ursula28
Beiträge: 443
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Engoben selbst herstellen

Beitrag von Ursula28 »

Engobe ist ein mit Wasser aufgeschlämmter Ton ( eine Masse ), d.h. dünnflüssiger Schlicker , der etwa die Konsistenz wie Sahne hat. Sie dient dazu, die Oberflächen meiner Gefäße z.B. zu veredeln und ihnen auch eine andere Farbe , als die Arbeitsmasse zu geben.
Die natürliche Farbskala der Engobemn entspricht der Farben unserer in der Natur vorkommenden Massen. Wenn ich jedoch andere farbige Engoben herstellen möchte, nehme ich als Grundlage eine weiße Masse, oder weiße Engobe , der ich Metalloxide oder Farbkörper hinzufüge.
Für eine Blaue Engobe verwende ich z.B. Kobaltoxid (z.B. 1,0% bis 3,0 %), Kobaltkarbonat oder einen Blauen Farbkörper ( dabei ist zu beachten, dass dieser mit der Brenntemperatur der weisen Massen übereinstimmt )
Die Gefäße können im lederharten, sowie im geschrühten Zustand engobiert werden. Wichtig dabei ist jedoch, dass die Engobe die gleiche oder eine geringfügig größere Schwindung hat, als die Arbeitsmasse; damit sie sich wie eine Haut um das Gefäß legen kann und dabei nur gering unter Spannung auf dem Gefäß liegt.
Eine nicht gut sitzende Engobe kann z.B. abplatzen. Dann muss ich herausfinden, ob die Schwindung der Engobe zu groß oder zu klein ist.
Das kann ich feststellen, in dem ich ein dünnes Plättchen aus meiner Arbeitsmasse mit Engobe überziehe und dann brenne.
Mein probeplättchen kann sich nach dem Brenne konvex oder konkav gekrümmt haben.
1.) a = dünnes Plättchen vor dem Brennen
b = Engobe vor dem Brennen
2.) konkave Krümmung :
Engobe hat eine zu große Schwindung
3.) konvexe Krümmung :
Engobe hat eine zu kleine Schwindung

Je nach Schwindung muß ich der Engobe entweder fette oder magere Masse zufügen.
Beispiel: Bei zu großer Schwindung muß ich die Engobe magern, indem ich ihr z.B. Quarzmehl oder Mageres Tonmehl hinzufüge.
Oder, wenn ich die Schwindung vergrößern möchte, muß ich fettes Tonmehl hinzugeben, b.z.w. weniger Quarzmehl.

Andere Bezeichnungen für Engobe sind z.B. :
Überzugsmasse – Behautmasse – Schlicker ( Schlickermalerei )

Engobe Bericht06.jpg
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