Blasenbildung von Engobe und Unterglasuren

[Maudi]

Hallo Kalkspatzen,
ich bräuchte dringend eure Hilfe! Ich habe aus dem "Witgert W 9 Extra Schwarz" Medaillons gefertigt, die einen Durchmesser von 10- 15 cm haben und deren Dicke ca. 0,4 cm beträgt. Auf die lederhart getrockneten Scherben habe ich dann 2 mal weiße Engobe von Botz auftragen, habe die von mir gewünschten Motive dann mit einer Sgraffittonadel eingeritzt und dann die Bereiche, die ich farbig gestalten wollte mit wasserverdünnter Engobe (auch von Botz) ausgemalt. Dann habe ich alles bei 850 Grad geschrüht (Festprogramm meines alten Brennofens). Alle Motive kamen blasig aus dem Schrühbrand. Dasselbe Procedere habe ich dann mit den Unterglasuren von Botz gemacht und auch diese kamen blasig aus dem Schrühbrand. Auch nach dem Auftrag der farblosen Glasur und dem Glasurbrand bei 1040 Grad blieben diese Blasen. Ich weiß nicht mehr weiter und hoffe so sehr, von euch eine Rückmeldung zu erhalten.
Herzlichst Wiesje....die mit ihrem Latein am Ende ist

[Bertram]

Man hört hier und da immer wieder, dass bestimmte Tone für manche Anwendungen nicht passen.
Wenn etwas nicht funktioniert - ändere etwas. Es wird dir hier niemand ein Rezept senden können/wollen.
Wenn man mal den Brand ausschließt, bleiben Engobe und Ton. Die Kombination passt nicht. Also eines oder gar beide Komponenten ändern. Erst wenn sich ein Fehlermuster zeigt, könnte man mehr dazu sagen. Sage dem schwarzen Witgert Ton Bye bye und versuche halt den von g&s zB. Oder den von Jäger... Und wenn du irgendwo noch weißen Gießton stehen hast, mach halt mal zum Test selber eine weiße Engobe. Über Kreuz sind da schon wieder neue Varianten möglich.
Engobe bringe ich gern auf trockenen Ton auf. Zumindest wenn es nur Teilabschnitte sind. Gerade auf schwarzem Ton soll es ja deckend sein. Das geht bei lederhartem Ton schwieriger, weil die Engobe langsamer trocknet. So kann ich leichter 2 Lagen Engobe aufpinseln. Man könnte auch nach dem schrühen engobieren. In manchen Fällen mache ich das auch.
Es gibt viele Wege. Finde Deinen durch probieren und gib nicht nach einem Fehler auf. Hinter all den Keramiken auf einem Töpfermarkt steckt viel mehr Hirnschmalz, als sich manch Laie vorstellt. Wenn du dein Problem löst, hast du dann ein Betriebsgeheimnis.

[Maudi]

Hallo Bertram,
ich danke dir von Herzen für deine ausführliche Antwort. Als Nicht- Profi kommt man ganz schnell an seine eigenen Grenzen, die aufgrund vieler Wissens- und Erfahrungsdefizite deutlich werden . Du hast alles so gut erklärt. Ich werde mir einen anderen, schwarzbrennenden Ton besorgen und weiter ausprobieren. Aufgeben ist keine Option. Herzlichen Dank für deine Hilfe
Herzlichst Wiesje

[Maria Ortiz Gil]

Hallo Maudi,

fast gar keine Anwendungen funktionieren auf Anhieb, es sei denn, es ist ein wundersamer Zufall, dass die Rohstoffe zusammenpassen, oder es wird vom Händler bereits auf einander abgestimmt angeboten, oder langjährige Erfahrung bringt einen dazu abschätzen zu können was gehen KÖNNTE.
Die Komponenten in einer Rezeptur sind so mannigfaltig beeinflussbar, dass zur Sicherheit IMMER erst Proben gemacht werden müssen.

Natürlich geschieht es oft, dass aus Unwissenheit die allerbesten Stücke, die man mit viel Hingabe als erstes gemacht hat, mit irgendwelchen Oberflächengestaltungen, die man sich so schön vorgestellt hatte, in Wirklichkeit versaut. Nimmt dieses erste Scheitern als gutes Lehrstück für die Zukunft. Man sollte Immer erst auf unwichtigen Stücken ausprobieren, ob die Technik klappt. Keramiker die professionell arbeiten, müssen das genauso machen wenn sie etwas Neues ausprobieren.

Eine weiße Engobe braucht man nicht als solche teuer zu kaufen, sie lässt sich super einfach aus weißem Ton- und/oder Porzellanschlicker herstellen
Je dunkler ein Ton ist, desto größer der Anteil an Metallixiden, die alles was darüber gelegt wird stark beeinflussen.
Schönen Gruß
Maria

[Maria Ortiz Gil]

Sollte heißen: Metalloxiden

[Maudi]

Liebe Maria,
ich danke auch dir für deine aufbauenden Worte. Ich musste schmunzeln, als ich deine Zeilen las. Denn es war genauso, wie du es beschrieben hast. Stundenlanges, sorgfältiges Vorarbeiten, liebevolles Einritzen und besonnene Farbgebung und direkt alles in den Ofen . Steigende Spannung kurz vor dem Ausräumen des Ofens und dann diese große Enttäuschung . Ich habe noch einen ganz langen Weg vor mir, der immer wieder Stolperfallen bereithält. Ich habe mir heute direkt den mir von Bertram vorgeschlagenen Ton bestellt und probiere es weiter aus.
Ganz herzlichen Dank für deine Hilfe!
Maudi