Abformen mit Gips

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Gun
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Abformen mit Gips

Beitrag von Gun »

Hallo zusammen,

ich bin ein Töpferneuling und habe eine Frage zu einer Gipsform.

Ich habe einen Gegenstand grob erklärt in Form eines Kopfes, auch etwa so groß abgeformt und zwar mit Silikon, ging recht gut und problemlos. Dann habe ich eine positivform aus Gips hergestellt und entsprechend bearbeitet, hat auch gut geklappt ....... und nun kommt mein Problem: Wie behandle ich am besten die Oberfläche um nun eine Negativform aus Gips herzustellen und diese vom Positiv lösen zu können, Gips auf Gips. Mit Latex oder Öl oder Wachs?
Die Negativform soll aus zweit Teilen bestehen.

MfG
Gunar
Abrasol
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Beitrag von Abrasol »

Hi Gun,

Also ich nehme mittlerweile eine Mischung aus Schlicker (sehr flüssiger Ton) und schlichtem Spülmittel. Wenn du eine sehr glatte Oberfläche haben willst, empfiehlt sich auch flüssige Schmierseife. Wobei Vaseline eine Alternative wäre - hierbei allerdings können feine Streifen in der Struktur entstehen.

Wenn du Schmierseife (oder andere Seifen) als Trennmittel benutzt, musst du aber die Gibsform nach dem Öffnen (und vor dem Trocknen) sehr gründlich und mehrfach mit Essig auswaschen (Malerpinsel z.B.), da die Seife die Poren der Gipsform zusetzt und das "Ansaugen" (Wasseraufnahme) doch sehr hemmt. Natürlich nur einmalig vor der "Inbetriebnahme". Nicht vergessen die Gießformen vor Gebrauch komplett austrocknen zu lassen, da es sonst ewig dauert bevor die Gußstücke antrocknen, und du sie entnehmen kannst.

PS1:Glaube es gibt auch spezielle Trennmittel im Handel.

PS2: Bedenke den Unterschied zwischen Silikon- und Gipsformen, - bei letzteren kannst du dir nur minimale Hinterschneidungen erlauben. Bei einer zweiteiligen Gießform mußt du zudem die Symetrie genau treffen. Manchmal lohnt sich dann (besonders für Nichtprofis) eine dreiteilige Form zu erstellen :wink:
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Pit
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Beitrag von Pit »

ich sehe auch das problem, das du evl. winzige unterschneidungen an dem gipsmodell hast (nennt man untergriffig). bei gips auf gips, bekommst du die form dann nicht auf. egal welches trennmittel. hättest du noch den kopf in positiv aus silikon, wäre das bestimmt besser.

früher nahm man schelllack um gips abzudichten. so lief das auch noch ende der 80er (zumindest in der DDR). so hat man richtig mutterformen und modelle hergestellt. für unseren bereich, wo man nur mit kleinen stückzahlen arbeitet reichen einfachere mittel. ich nehme einfachen spraydosen-lack aus dem baumarkt, um den gips zu isolieren. der gips darunter sollte aber trocken sein (mache es meist mit geschrühten modellen). und dann benutze ich unmittelbar vor dem abguß noch trenn-emulsion. gibts im keramikzubehörhandel. aber einfaches baby-öl sollte es auch tun.
von auswaschen mit essig halte ich allerdings nichts. habe es nie gemacht und nie gebraucht. aber das problem ist ja noch gar nicht aktuell :shock:

weist du schon, wie du die form trennst? sprengform? oder gießt du 2 formenteile nacheinander?
Gun
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Beitrag von Gun »

Hallo zusammen,

danke für die Tip`s, ich wollte die Teile nacheinander gießen, mit Hinterschneidungen sollte es keine Probleme geben, ich hab das Ding hin und hergedreht, eigentlich sollte es klappen...... aber was ist schon eigentlich???
Ich werd das mal so probieren, Farbe raufsprühen und sehen was passiert, die Müllabfuhr kommt ja alle 14 Tage, von daher kein Problem. :lol:

Und das bringt mich direkt zu meiner nächsten Fräge........ und zwar die Trocknung des Gipsteiles.
Das Positiv ist nun schon mehrere Tage..... ich meine 14 Tage alt und fühlt sich noch sehr feucht an, ich habe schon mal so mit 100°C ne weile nachgeholfen, aber so richtig glücklich bin ich nicht damit, kann man an Gips mal mit höherer Temperatur rangehen ohne das etwas passiert oder gibt´s ne andere Möglichkeit????

MfG
Gunar
Abrasol
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Beitrag von Abrasol »

Gun hat geschrieben: mit Hinterschneidungen sollte es keine Probleme geben, ich hab das Ding hin und hergedreht, eigentlich sollte es klappen...... aber was ist schon eigentlich???
Hat dein Kopf keine Ohren? Ich frag jetzt mal so spontan...
Gun hat geschrieben:Gips mal mit höherer Temperatur rangehen ohne das etwas passiert oder gibt´s ne andere Möglichkeit????
Pass auf, Gips "verglüht" bei zu hohen Temperaturen und dann ist die Gießform unbrauchbar, da sie dann zerbröselt.

14 Tage ist sehr lang, hast du auch den richtigen "Formgips" genommen und kein Stuck? Als erstes brauchst du den geeigneten, schnellbindenden Gips. Dann hilft natürlich eine Kombination aus Wärme und Ventilation. Ein "Schacht" aus Sperrholz (auf Maß) - notfalls tut's auch ein länglicher Karton, mit einem kleinen 1kw Heitzlüfter an einem Ende wirken Wunder. ;-)
Abrasol
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Beitrag von Abrasol »

@Pit,
von auswaschen mit essig halte ich allerdings nichts. habe es nie gemacht und nie gebraucht. aber das problem ist ja noch gar nicht aktuell
Das wurde schon Mal angezweifelt und diskutiert.
Doch, wer Seife als Trennmittel benutzt tut besser daran die Formenteile (wegen den verstopften Poren im Gips) mit Essig ausspülen, ich habe das selbst länderübergreifend beobachtet, in Italien und sogar hier in Thailand. Das Prinzip ist einfach, Säure neutralisiert Lauge. Wer keine Seife benutzt, braucht's natürlich nicht, das ist dann wiederum keine Frage... :?
Carstens
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Gips

Beitrag von Carstens »

Hallo Gipser,

Gips geht ab 60° kaputt. Zumindest ist das auf meinen Formengips zutreffend. Er zerbröselt. Wenn er nass ist, verträgt er mehr Wärme, da
die Verdunstungskälte dabei eine Rolle spielt.

Wichtig ist, dass Gips richtig angemacht wird. Nur, wenn das Gips-Wasser-
Verhältnis stimmt, gibt es top Ergebnisse. Bei Gießformen daher wichtig,
damit sie gleichmäßig saugen und eine lange Nutzbarkeit haben.
Profis machen den Gipsansatz automatisch unter Vakuum. Das ist
optimal. Profis können das auch aus dem Gefühl. Wasser in den Eimer
und Gips rein, bis sich ein kleiner Berg knapp über dem Wasserspiegel
gebildet hat, oder ähnlich. Ich verwende eine Waage. Seitdem ich wiege,
habe ich deutlich bessere Ergebnisse.

Gips ist nicht Gips. Es mag auch andere geben. Empfehlen kann ich
"Almod 60" oder "Supraduro" von BPB Formula aus dem Südharz.
Ich meine, der ist auch bei Jäger und Wolbring erhältlich. Der erstere
hat einen kleineren Trieb. Der drückt beim Abbinden nicht gleich feine
Teile vom abzugießenden Teil weg. Nur bei Gipsmodellen wichtig.
Auch professionelle Einrichter im Westerwald arbeiten mit diesen Gipsen.
Man kann sich im Internet über das Wasser-Gips-Verhältnis und andere
Werte informieren. Für Einrichtungen gibt es auch noch einen Hartgips.
Den kann man zur Hälfte zusetzen (Heliodur-K).

Nach meiner Erfahrung ist Schellack immer noch der Isolierstoff von Gips
schlechthin. Man kann Schellack auch unmittelbar nach dem Guss verwenden. Es gibt verschiedene Sorten im Handel. Der flüssige von OBI
und Co. oder den trockenen Blätterschellack. Den gibt es im besseren
Farbenhandel. Etwa 10 cm davon in eine Saftflasche mit großem Deckel
gebröselt und mit Spiritus aufgegossen braucht es ca. 2 Tage zum lösen.
Das ist dann die Stammlösung und kann mittels Spiritus weiter verdünnt
werden. Der Schellack wird in mehreren Schichten auf den zu isolierenden
Gips aufgepinselt. Er sollte so dünn sein, dass er keine Schicht auf dem
Gips bildet, sondern etwas einzieht. Im Regelfall reicht 5x bis sich eine
glänzende und dichte Schicht gebildet hat. Dann kann die Trennemulsion
aufgetragen werden. Da gibt es verschiedene Mittelchen. Ich habe etliche
durch und verwende wieder Flüssigseife mit 20% Speiseöl. Mit dickem
Pinsel satt auftragen und mit ausgequetschtem Pinsel alle Flüssigkeit
wieder abnehmen, bis nur ein Film verbleibt. Wo Flüssigkeit verbleibt,
kann kein Gips hin. Wo die Form nicht dicht war oder nicht richtig getrennt,
wird sie saugen. Dann verbleibt eine mehlige Schicht auf der abzugießenden Form und die fehlt natürlich auf der anderen Seite.

Will man Kunststoff gegen Gips gießen, kann man das Polierwachs von
Reckli verwenden. Auch hier, wie beim Schellack mehrfach das Gipsteil
einpinseln. Ein Tip, das Polierwachs kann man mit Testbenzin (Apotheke)
verdünnen. Zum Isolieren von Kunststoff gegen Kunststoff und andere
nichtsaugende Materialien, wie zB. dämmende beschichtete Platten,
eignet sich Formenwachs, ebenfalls von Reckli.

mfg
carstens
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