ich interessiere mich sehr für den Beruf des Keramikers und überlege eine zweite Ausbildung zu machen. Bevor ich diesen Schritt wage, möchte ich mich ausreichend darüber informieren und bin vor allem über eure Erfahrungen aus der Praxis gespannt, ich habe mich schon informiert und finde vor allem eure Meinungen als Profis sehr spannend und wichtig.
Ich wusste leider nicht in welchem Bereich ich das Thema posten sollte, deshalb bitte bei Bedarf verschieben

Vielleicht hier etwas über meine Person:
Ich habe schon ein paar Stationen hinter mir (bin 24 Jahre), meine erste Ausbildung fand beim Notar als Notarfachangestellte statt, weil ich mir zu dem Zeitpunkt nicht im Klaren war, was ich genau machen möchte und bin auf Zufall darauf gestoßen (der Standardsatz aus meinem Umfeld: du bist doch gut in Deutsch, geh doch ins Büro da hast du immer Arbeit...)
In der Ausbildung war schon klar, dass das nicht mein Lebensweg sein soll, die Ausbildung habe ich abgeschlossen mit dem Gedanken mich danach umorientieren zu können. Heutzutage ist es meiner Meinung nach wichtig überhaupt eine Ausbildung zu haben, Abbruch kam für mich nicht in Frage.
Danach hat es mich für ein Jahr als Freiwillige in ein Entwicklungsland gezogen, tolle Erfahrungen durfte ich machen aber die Frage nach meiner beruflichen Zukunft blieb ungebeantwortet. Wieder zurück in Deutschland schliderte ich mal wieder in ein anderes Feld rein, ich ließ mir auch zu wenig Zeit (3 Wochen nach Rückkehr wieder ins Ausland) und ging in ein Hotel als Empfangsdame. Das hat nicht gut funktioniert, die Arbeitumstände waren katastrophal also wieder zurück in die Heimat.
Da ich nicht ins Büro zurück wollte und der Alltag im Hotel doch sehr abwechslungsreich war, entschied ich mich dabei zu bleiben. So führte mich mein Weg in ein Monster von einem Hotel an einem von Deutschlands Flughäfen, zog vom Land in die Großstadt.
Auch hier wieder eine Fülle von Erfahrungen, von unterirdischen Arbeitsumständen mal abgesehen. Ich habe gelernt was es heißt hart zu arbeiten und an die persönlichen Grenzen zu gehen.
Deshalb entschied ich mich nach knapp 1,5 Jahren zurück ins Büro zu gehen, hauptsache raus aus der gnadenlosen Hotellerie.
Nun bin ich wieder bei den Papiertigern, noch nicht sehr lange aber dafür habe ich um so schneller festgestellt, warum ich einst aus diesem Feld weggegangen bin.
Ich habe bei meiner beruflichen Selbstfindung Zeit benötigt und meine Erfahrungen gemacht. Im Nachhinein verstehe ich nicht einmal, wieso ich genau in diese Berufsfelder gegangen bin.
Ich stamme aus einer Handwerkerfamilie, war schon immer mehr an Kunst und handwerklichem Gestalten interessiert und liebe es. Wenn ich die 8,5 Stunden (wird oft mehr) im Büro hinter mich gebracht habe freue ich mich darauf nach Hause zu gehen und mich kreativ auszutoben, vom stricken bis zum malen alles dabei. Es gab selten eine Tätigkeit, die ich so genoßen habe als das kreative Arbeiten mit den Händen.
Generell sollte ich vielleicht erklären, wie es zu den wechselnden Tätigkeiten kam. Ich habe mich oft in meinem Freundeskreis über dieses Thema Berufsfindung unterhalten, für mich fühlt es sich an, dass unsere Generation aus einer Fülle von Möglichkeiten schöpfen und dementsprechend tausende Entscheidungen fällen kann wie man sein Leben gestaltet.
Da ist das Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität, auf der anderen Seite Identifikation mit dem eigenen Beruf und Freude an der Ausübung. Mir wurde immer gesagt, wenn ich in der Schule über den Gedanken ins Kunsthandwerk zu gehen geäußert habe "Kunst kannst du als Hobby machen, lern einen stabilen Beruf alles andere ist brotloser Erwerb".
Mittlerweile denke ich anders. Ich habe mit und für Leute gearbeitet, die ein hohes Gehalt beziehen und in meinem Auslandsjahr die Ärmsten der Armen kennen gelernt. Ich war nie ein Mensch, der viel auf materielles Wert gelegt hat, für mich muss es kein teures Auto oder eine Hugo Boss Uhr sein (als Beispiel). Ich bin mit meiner kleinen feinen Wohnung glücklich, spare ein wenig um mal in Urlaub zu fahren, unternehme mal was mit Freunden und muss nicht jeden Monat shoppen gehen (was nicht heißen soll, dass ich nicht gerne Sachen kaufe

Ich habe hier einen Thread gelesen "von Keramik leben können" und mich interessiert, wie ihr für euch die Frage "davon leben können" definiert.
Einer hat geschrieben, dass er ca 2000 Euro zur Verfügung hat, was ich als gar nicht schlecht empfinde. Ich lebe in einer der teuersten Städte Deutschlands, verdiene fast dasselbe und mein Beruf gefällt mir absolut nicht, es macht mich unglücklich.
Ich habe natürlich schon von den Herausforderungen und Möglichkeiten als Keramiker gelesen:
als Geselle, Selbstständigkeit mit oder ohne Laden, Kurse geben oder auf Märkte fahren, Online Vertrieb usw.
Beschäftigt ihr euch viel mit Marketing in eigener Sache (eher für die Selbstständigen unter euch)?
Soll heißen eigene Website, Facebook Seite, Zusammenarbeit mit anderen Institutionen z.B. im pädagogischen Bereich usw.
Für mein Empfinden sieht es wohl so aus, als ob es kein leichtes Dasein als Keramiker ist (mein Vater ist ja auch selbstständiger Handwerker und ich kenne die Sorgen und Ängste über den Broterwerb) aber es trotzdem verschiedene Möglichkeiten gibt tätigt zu werden. Ich denke, wenn man diesen Beruf ausübt sollte man neben der kreativen Leidenschaft auch Spaß am Umgang mit Menschen haben, da man ja mit seinen Kunden in Kontakt kommt, oder wie seht ihr das?
Dass man viel und hart arbeiten muss, kann ich mir vorstellen. Ich denke bin ich schon etwas erfahren darin:
Als ich im Hotel war, habe ich zeitweise über Monate hinweg 10-Tage-Wochen gehabt mit 12 Stunden Schicht (da freut man sich, wenn man 8 Stunden -im Stehen- gestresste Gäste eincheckt, nicht mal auf Toilette gehen kann weil die Gäste in der Warteschlange um so verärgerter sind wenn man kurz weggeht und knapp vor Feierabend 100 von zustätzlichen Gästen eingebucht werden, weil ein Flieger nicht mehr startet. D.h. weiter einchecken, danach Bankett aufbauen...ebenfalls körperlich und mental sehr anstrengend)
Ich bin wirklich kein Mensch, der Arbeit und Leistungseinsatz scheut, Unterforderung empfinde ich als schlimmer, aber liege ich so falsch, wenn ich meine Arbeit dann wenigstens gerne machen möchte?
Bevor ich mich für eine Zweitausbildung entscheide, möchte ich mich genügend mit allen Punkten auseinander gesetzt haben und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr mir eure Erfahrungen und Meinungen zu dem Thema mitteilt und mich ggfs. korrigiert, wenn ich hier und da komplett realitätsfern denke

(Entschuldigt den langen Text
