rauhe Ränder

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polaX
Beiträge: 119
Registriert: Donnerstag 26. April 2007, 18:22

Re: rauhe Ränder

Beitrag von polaX »

Hallo Pedi,
man hat ja einen Vorteil beim Schrühen, wenn man die Vorgänge wie Entgasung von Kohlenstoff etc. vorweg nimmt, dann braucht man darauf keine Rücksicht zu nehmen beim Glattbrand...es ist also nicht nur wegen des besseren Handhabens beim Glasieren.
es gibt auch neben dem Quarzsprung ( der erst wirklich beim Glattbrand gefährlich ist) ein paar neuralgische Temp. punkte beim Brennen, das ist eben auch so um die 900°C wg. Entgasung von organischen Materialuien, die in der Masse sind, oder auch von 1050-1150, wo das Eisen sich umwandelt...da können Fehler passieren, man hat z.Bsp. Teekannen, die beim Füllen platzen, der Scherben ist schwarz/hell, da konnte z.Bsp. Kohlenstoff nicht entweichen, der Scherben wurde bevor er entweichen konnte dicht gebrannt. Das kann man beim sorgfältigen Schrühen vermeiden....
So, ich hoffe ich habe jetzt alles noch richtig in Erinnerung, aber der Unterricht damals war richtig gut und praxisbezogen....
Das hilft Dir zwar nichts gegen die rauhen Ränder, aber da hast Du ja schon gute Tips bekommen..
Herzl. Grüße Pola
Sabine W.
Beiträge: 53
Registriert: Montag 10. Oktober 2005, 16:03

Re: rauhe Ränder

Beitrag von Sabine W. »

Hallo Petra,

ich kenne das Problem mit den rauhen Ränder auch und drehe überwiegend mit unschamottiertem Ton. Tritt bei mir immer auf, wenn die Glasur auf dem Rand sehr dünn liegt, also bei fast allen Stücken, wobei ich auch sehr "kantenbetont" drehe, was das Ablaufen/Verdampfen der Glasur von den Rändern sicher begünstigt. Als Gegenmaßnahme mache ich mir die Mühe, bei allen Stücke zunächst die Böden/Standringe mit einem Korundschleifstein (den pinkfarbenen, den's bei Jäger gibt) zu schleifen und dann alle Standringe (bzw. Böden), Ränderkanten innen und außen und auch alle Henkelkanten mit Metallschleifpapier zu schleifen (180er Körnung und Textilrücken). Dauert immer 'ne halbe Ewigkeit, bis ich einen Glasurbrand fertig geschliffen habe, und man muß sehr aufpassen, nicht auf glänzend glasierte Flächen zu kommen, aber für mich ist das der einzige Weg, damit sich die Stücke rundherum gut anfühlen und auch keine "Möbelzerkratzer" sind. Woher genau diese olle Rauhigkeit nach dem Glasurbrand kommt, ist mir auch unklar, ich vermute als Ursache die Modifikationsänderungen der Quarzes, da Glätten mit Ziegenleder nach dem Abdrehen meiner Erfahrung nach nicht dagegen und nach dem Schrühbrand noch alles paletti ist...

Viele Grüße
Sabine
milo
Beiträge: 16
Registriert: Dienstag 18. Januar 2011, 15:50

Re: rauhe Ränder

Beitrag von milo »

Hallo Sabine
Verstehe ich das richtig.........Du schleifst an Deinen Henkeln nach dem Schrühen die Kanten und Deine Böden /Standringe?
Wenn dem so ist,fände ich einen Technikwechsel von Nöten.
Das Verdichten der Böden geschieht eigentlich im lederharten Zustand.................ist nach dem Brand dann auch "Arsch" glatt.
Bei der Herstellung der Henkel drauf achten das die "Kanten" beim ziehen immer schön durch den Handballen laufen.............dadurch erhält der Henkel eine weiche Rundung an den Seiten.Das eigentliche Profil sollte am Ende(Henkel im Querschnitt),in der Tendenz wie ein Mund aussehen.
Mit besten Grüßen
Milo
Pedi
Beiträge: 28
Registriert: Montag 3. September 2007, 12:24
Wohnort: Hamburg

Re: rauhe Ränder

Beitrag von Pedi »

Hallo zusammen
vielen Dank für all die vielen hilfreichen Tipps !

Den "Fahrradschlauch" habe ich gleich gestern Abend ausprobiert und siehe da - noch nie einen so tollen glatten Rand gehabt :-)
Sie waren auch vorher nicht total körnig - aber wohl doch nicht glatt genug. Mit dem Stück Fahrradschlauch werden sie perfekt! Dann noch den Rand etwas dicker glasieren und ich bin jetzt gespannt auf den nächsten Glattbrand.
Aber erst der Schrühbrand - den ich jetzt nach den ganzen Diskussionen höher brennen lasse (über 900 und nicht mehr bei 850°)

Ich werde vom Ergebnis berichten

Liebe Grüße
Pedi
Kasimir
Beiträge: 7
Registriert: Mittwoch 8. Juni 2011, 17:58

Re: rauhe Ränder

Beitrag von Kasimir »

Hallo alle zusammen,
das war eine sehr interessante Diskussion über den Brand und über die Ränder! (Viel interessanter und lehrreicher als einige letzte Streitgespräche!) Auch der letzte Beitrag von heute von Ulrike über ihren letzten schnellen Porzellanbrand hat mit der Brenn -und Abkühlkurve zu tun.
Ich habe das, was ich weiB, bei französischen Töpfern und aus Büchern gelernt: es gibt hier in Frankreich keine richtigen Keramikschulen wie in Deutschland.
Also: Schrühbrand für Steinzeug bis 960 °C ( kein Halten) . Die Temperaturkurve : bis 600°C 100 °C pro Stunde, dann 200°C pro Stunde.
Glattbrand : 200°C( es gibt Töpfer, die noch schneller brennen!) pro Stunde bis 1050°C dann 50 °C pro Stunde bis 1280/90 °C. Aber ich habe festgestellt, dass meine groBen Teller oder Schalen sehr anfällig sind, des öfteren sind sie beim Öffnen in 2 oder 3 Stücke geplatzt, ( ohne verlaufene Glasur an den Rändern) .
Wenn ich die Diskussion richtig verstanden habe, kann ich versuchen, dieses Problem mit einem langsameren Temperaturanstieg beim Glattbrand zu lösen. Ich werde es beim nächsten Brand probieren.
Um auf die schnelle Abkühlung von Ulrike zurückzukommen : ich habe gelernt, dass man schnell nur oberhalb von 800°C ( Sturzkühlung)abkühlen kann, dann aber , um das Zerplatzen zu verhindern, alle ¨Öffnungen des Ofens wieder schlieBen muss. Aber dies Sturzkühlung hat direkte Effekte auf die Glasur, ihren Glanz , und gibt manchmal metallische Effekte.
Bis bald, Kasimir
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