Bollhagens Erfolgsgeschichte fußt auf zerstörtem Lebenswerk?
Bollhagens Erfolgsgeschichte fußt auf zerstörtem Lebenswerk?
Hedwig Bollhagens Erfolgsgeschichte fußt auf dem zerstörten Lebenswerk von Margarete Heymann-Loebenstein?
(Auszüge des Berichts von Andrea Everwien, ARD Kontraste 7.2.08,
basierend auf langjährigen Recherchen von Kulturhistorikerin Ursula Hudson-Wiedenmann.ö)
Zitat:"Hedwig Bollhagen gilt als Deutschlands berühmteste Keramikkünstlerin. Die Kanzlerin verehrt sie. Ihr Lebenswerk - eine Erfolgsgeschichte, auch zu DDR-Zeiten. Doch der Aufstieg der Hedwig Bollhagen hat eine Kehrseite, an die sich ihre Bewunderer nicht erinnern wollen. Ihr Aufstieg begann in der NS-Zeit: Die Vorbesitzerin ihrer Keramikfabrik, die Jüdin Margarete Heymann-Loebenstein wurde 1934 von NS-Funktionären gezwungen, ihre Firma zu verkaufen. Übernommen hat die Fabrik Hedwig Bollhagen. Sie muss von der so genannten Arisierung gewusst haben und profitierte von den Erfolgen der Frau, die als verfolgte Jüdin ins Exil gehen musste. Sie produzierte sogar deren Designs bis in die 60er Jahr hinein. Hedwig Bollhagen aber leugnete die Kehrseite ihrer Vergangenheit ein Leben lang...."
Und heute nun wird wohl in einem ihr zu Ehren geplanten Museum in Potsdam dieses Unrecht bewußt weiter totgeschwiegen und soll auch zukünftig weiterhin totgeschwiegen werden.
Die zuständige Dezernentin Elke von Kuick-Frenz (SPD), Bau und Stadtentwicklung Potsdam, will diese traurigen Vorwürfe/Tatsachen(?) nicht prüfen und ggf. in der neuen Bollhagen-Ausstellung berücksichtigen.
Mit von der Schweige-Partie diesmal sogar die höchste Würdenträgerin unserer schönen Republik: Angela Merkel, sie übernahm 2007 die Schirmherrschaft über die erste große Bollhagen-Ausstellung in Potsdam, und schweigt dazu.
Lothar de Maiziere, Bollhagens Anwalt, dementiert.
SPD Kulturstaatsminister Neumann bezeichnet sie als eine der bedeutendsten Keramikkünstlerinnen des 20. Jahrhunderts (Na,na,na! der Autor) und schweigt dazu. Will aber trotzdem demnächst in Hamburg als Bürgermeister gewählt werden.
Ich finde, diese traurige Keramiker-Geschichte stinkt zum Himmel, und sollte schleunigst geklärt werden.
Siehe auch:
http://www.rbb-online.de/_/kontraste/be ... 35642.html
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... 931/63369/
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... 261/63369/
(Auszüge des Berichts von Andrea Everwien, ARD Kontraste 7.2.08,
basierend auf langjährigen Recherchen von Kulturhistorikerin Ursula Hudson-Wiedenmann.ö)
Zitat:"Hedwig Bollhagen gilt als Deutschlands berühmteste Keramikkünstlerin. Die Kanzlerin verehrt sie. Ihr Lebenswerk - eine Erfolgsgeschichte, auch zu DDR-Zeiten. Doch der Aufstieg der Hedwig Bollhagen hat eine Kehrseite, an die sich ihre Bewunderer nicht erinnern wollen. Ihr Aufstieg begann in der NS-Zeit: Die Vorbesitzerin ihrer Keramikfabrik, die Jüdin Margarete Heymann-Loebenstein wurde 1934 von NS-Funktionären gezwungen, ihre Firma zu verkaufen. Übernommen hat die Fabrik Hedwig Bollhagen. Sie muss von der so genannten Arisierung gewusst haben und profitierte von den Erfolgen der Frau, die als verfolgte Jüdin ins Exil gehen musste. Sie produzierte sogar deren Designs bis in die 60er Jahr hinein. Hedwig Bollhagen aber leugnete die Kehrseite ihrer Vergangenheit ein Leben lang...."
Und heute nun wird wohl in einem ihr zu Ehren geplanten Museum in Potsdam dieses Unrecht bewußt weiter totgeschwiegen und soll auch zukünftig weiterhin totgeschwiegen werden.
Die zuständige Dezernentin Elke von Kuick-Frenz (SPD), Bau und Stadtentwicklung Potsdam, will diese traurigen Vorwürfe/Tatsachen(?) nicht prüfen und ggf. in der neuen Bollhagen-Ausstellung berücksichtigen.
Mit von der Schweige-Partie diesmal sogar die höchste Würdenträgerin unserer schönen Republik: Angela Merkel, sie übernahm 2007 die Schirmherrschaft über die erste große Bollhagen-Ausstellung in Potsdam, und schweigt dazu.
Lothar de Maiziere, Bollhagens Anwalt, dementiert.
SPD Kulturstaatsminister Neumann bezeichnet sie als eine der bedeutendsten Keramikkünstlerinnen des 20. Jahrhunderts (Na,na,na! der Autor) und schweigt dazu. Will aber trotzdem demnächst in Hamburg als Bürgermeister gewählt werden.
Ich finde, diese traurige Keramiker-Geschichte stinkt zum Himmel, und sollte schleunigst geklärt werden.
Siehe auch:
http://www.rbb-online.de/_/kontraste/be ... 35642.html
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... 931/63369/
http://www.maerkischeallgemeine.de/cms/ ... 261/63369/
Zuletzt geändert von Nick am Dienstag 12. Februar 2008, 02:48, insgesamt 1-mal geändert.
Wenn solch massive Anschuldigungen erhoben werden, dann bitte ich um die Quellen!!! Nicht: irgend jemand hat nach langjährigen Recherchen im Fernsehen (im Fernsehen kann jeder Dödel Schwachsinn verbreiten, auch in den öffentlich-rechtlichen!) was behauptet....
Wenn du das also so wichtig findest, dann durchforste bitte das Internet nach Quellen und veröffentliche sie hier, das kannst du ja; nur Gerüchte verbreiten ist nicht erlaubt!
Günter
Wenn du das also so wichtig findest, dann durchforste bitte das Internet nach Quellen und veröffentliche sie hier, das kannst du ja; nur Gerüchte verbreiten ist nicht erlaubt!
Günter
Egal wie man dazu steht und ob man es glauben will, hier jedenfalls der Link zur Zusammenfassung des Kontraste-Beitrages (Googles erster Eintrag):
http://www.rbb-online.de/_/kontraste/be ... 35642.html
Gruß,
Wolfgang
PS: Günter, locker bleiben.
http://www.rbb-online.de/_/kontraste/be ... 35642.html
Gruß,
Wolfgang
PS: Günter, locker bleiben.
Harry! Danke! Ist der Günter immer so xxx ?Harry hat geschrieben:... Ich finds den krassen Hammer! ABER: so kannst wahrscheinlich ganz Germany durchwühlen und in jeder noch so kleinen Ecke so eine Geschichte finden. Schlimm ist eher die Reaktion der sogenannten Obrigkeit....♦
Harry
PS: diese Keramik hat dennoch nie mein Herz berührt
Wieso denn bloß dein"aber"? So machst du's dir leichter, oder!
Und wenn unser Kulturstaatsminister Naumann sie tatsächlich für die (Zitat) "bedeutendste deutsche Keramikkünstlerin des letzten Jahrhunderts" hält, dann sagt das viel über Herrn Naumanns bedeutende Nicht-Kompetenz in dieser Branche, was Ihn aber nicht am Schön-Reden hindert.
Und der will Bürgermeister von Hamburg werden!
Nachtrag: ...übrigens, noch eine interessante Sendung dazu:
http://www.rbb-online.de/_/includes/mul ... 04475.html
Zuletzt geändert von Nick am Freitag 15. Februar 2008, 00:32, insgesamt 1-mal geändert.
Hallo Nick,
das hat nichts mit leichter machen zu tun.
Fakt ist aber doch (wie Harry auch schreibt), daß es solcher Geschichten an allen möglichen Ecken gibt.
Außerdem, ganz ehrlich, sehe ich einen signifikanten Unterschied zwischen Vergangenheitsbewältigung und Dauerschuldgefühl.
Zur Vergangenheitsbewältigung: Das ist ein so komplizierter Prozeß, daß wir (als Deutsche) das noch immer nicht geschafft haben. Dazu gehört für mich nämlich eine Analyse, wie es zu solchen Situationen kommen konnte und zweitens eine Ableitung, wie man sowas aktiv in Zukunft vermeiden kann. Beides ist in D nicht hinreichend passiert. Wahrscheinlich ist der zeitliche Abstand noch zu klein. So nach 200-300 Jahren kann man objektiver analysieren.
Das mit dem Dauerschuldgefühl ist ein bequemer Ausweg aus der mangelhaften Situation von oben. Wir wollen uns nicht damit beschäftigen, da fühlen wir uns halt schuldig. Aber bitteschön kollektiv, dann tut es nicht so weh. Die meisten waren zum Ende des Krieges noch gar nicht auf der Welt, fühlen sich aber persönlich schuldig. Wohlgemerkt, nicht verantwortlich (darüber kann man trefflich diskutieren), sondern schuldig.
Wen verwundert es da, daß -auch- die Politiker lieber die Augen verschließen und das Thema vermeiden?
Und daß ein Kulturstaatsminister keine Ahnung von Keramik hat ist klar. Hätte er was Gescheites gelernt, dann wäre er jetzt ja nicht Kulturstaatsminister.
Gruß,
Wolfgang
das hat nichts mit leichter machen zu tun.
Fakt ist aber doch (wie Harry auch schreibt), daß es solcher Geschichten an allen möglichen Ecken gibt.
Außerdem, ganz ehrlich, sehe ich einen signifikanten Unterschied zwischen Vergangenheitsbewältigung und Dauerschuldgefühl.
Zur Vergangenheitsbewältigung: Das ist ein so komplizierter Prozeß, daß wir (als Deutsche) das noch immer nicht geschafft haben. Dazu gehört für mich nämlich eine Analyse, wie es zu solchen Situationen kommen konnte und zweitens eine Ableitung, wie man sowas aktiv in Zukunft vermeiden kann. Beides ist in D nicht hinreichend passiert. Wahrscheinlich ist der zeitliche Abstand noch zu klein. So nach 200-300 Jahren kann man objektiver analysieren.
Das mit dem Dauerschuldgefühl ist ein bequemer Ausweg aus der mangelhaften Situation von oben. Wir wollen uns nicht damit beschäftigen, da fühlen wir uns halt schuldig. Aber bitteschön kollektiv, dann tut es nicht so weh. Die meisten waren zum Ende des Krieges noch gar nicht auf der Welt, fühlen sich aber persönlich schuldig. Wohlgemerkt, nicht verantwortlich (darüber kann man trefflich diskutieren), sondern schuldig.
Wen verwundert es da, daß -auch- die Politiker lieber die Augen verschließen und das Thema vermeiden?
Und daß ein Kulturstaatsminister keine Ahnung von Keramik hat ist klar. Hätte er was Gescheites gelernt, dann wäre er jetzt ja nicht Kulturstaatsminister.
Gruß,
Wolfgang
jetzt muss ich den günther mal in schutz nehmen. der muss so reagieren, wenn er für das forum verantwortlich ist. er wird nämlich zur kasse gebeten, sollten hier beleidigungen verbreitet werden.
zum fall, mag ich nicht viel sagen. keine ahnung, wie ich in der zeit damals generell reagiert hätte (ohne mein wissen heute)?
man kann auch heute keramikwerkstätten übernehmen. legal.
aber selbst etwas erfolgreiches fortführen, muss man erstmal bringen. soweit das keramische...
das leute später ihre rolle in der ns-zeit verschwiegen - ist ja auch kein einzelfall. ich sag nur grass...
ist gut, wenn historiker nicht ruhen und unbekannte wahrheiten ans licht bringen. ganz egal wie wir das finden, oder damit umgehen können (oder nicht).
zum fall, mag ich nicht viel sagen. keine ahnung, wie ich in der zeit damals generell reagiert hätte (ohne mein wissen heute)?
man kann auch heute keramikwerkstätten übernehmen. legal.
aber selbst etwas erfolgreiches fortführen, muss man erstmal bringen. soweit das keramische...
das leute später ihre rolle in der ns-zeit verschwiegen - ist ja auch kein einzelfall. ich sag nur grass...
ist gut, wenn historiker nicht ruhen und unbekannte wahrheiten ans licht bringen. ganz egal wie wir das finden, oder damit umgehen können (oder nicht).
Sicher wahr, aber was ändert das denn für den Umgang mit den schikanierten, zwangsenteigneten Opfern. was ist die Aufgabe der Nachfolgegeneration und von denen, die davon finanziell profitiert haben?? Für mich eigendlich klar.wolle hat geschrieben: Fakt ist aber doch (wie Harry auch schreibt), daß es solcher Geschichten an allen möglichen Ecken gibt.
Du hast was vergessen:Versuch von Wiedergutmachung und Schadenersatz, das gehört doch wohl auch dazu. Und Ermittlung des Sachverhaltes, dann evtl. Bestrafung der Schuldigen. Wie's dazu kam, ist ja relativ in unserem Fall recht gut dokumentiert, siehe den Beitrag der Kunsthistorikerin. (Link) Nämlich Rassismus, Hetze, Denunziation, Erpressung, Vertreibung, usw.wolle hat geschrieben:Außerdem, ganz ehrlich, sehe ich einen signifikanten Unterschied zwischen Vergangenheitsbewältigung und Dauerschuldgefühl.
Zur Vergangenheitsbewältigung: Das ist ein so komplizierter Prozeß, daß wir (als Deutsche) das noch immer nicht geschafft haben. Dazu gehört für mich nämlich eine Analyse, wie es zu solchen Situationen kommen konnte und zweitens eine Ableitung, wie man sowas aktiv in Zukunft vermeiden kann. Beides ist in D nicht hinreichend passiert.
wolle hat geschrieben:Das mit dem Dauerschuldgefühl ist ein bequemer Ausweg aus der mangelhaften Situation von oben. Wir wollen uns nicht damit beschäftigen, da fühlen wir uns halt schuldig.
Das soll bequem sein? Also ich fühle mich nicht schuldig, wieso auch, aber ich denke, das die Nazi-Opfer auch heute noch Gerechtigkeit fordern sollen, jederzeit.
Das sollt besonders Frau Merkel unterstützen, und nicht versuchen, die netten Töpfe der Bollhagener Werkstatt mit der netten NS-Vergangenheit gleichzusetzen, aus falsch verstandener Solidarität mit "ihrer" berühmten Ost-Topferin.
Gruß,Nick
-
- Beiträge: 80
- Registriert: Donnerstag 19. Juli 2007, 12:03
Hallo,
mir geht es wie Pit, ich weiss nicht, wie ich gehandelt hätte zu dieser Zeit (ohne mein heutiges Wissen). Für HB war das eben die Gelegenheit, sich ihren Lebenstraum zu erfüllen, dass sie es später verleugnet hat, nun ja...
Aber wie heisst es:". .. wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein."
Für die Geschädigte und ihre Nachkommen ist es sicher ein harter Schlag, dass es bis heute unter den Teppich gekehrt wird. Andererseits kann man auch nicht unbegrenzt lange (nach dem Ereignis) auf Schadenersatz klagen- die Sache ist jetzt über 70 Jahre her, es hat mind. 2 Staatsformen seitdem gegeben. Und die Betroffene selbst lebt ja wahrscheinlich nicht mehr. Wenn dann die Angehörigen so auf Entschädigung pochen, bekomme ich ein ungutes Gefühl.
Ich finde den Bericht in Ordnung und auch dass die Geschichte offiziell wird. Die Förderer sollten öffentlich zu der Vergangenheit der HB-Werkstätten stehen (sich z.B. bei der Familie entschuldigen.) Aber was passiert ist, ist passiert, daran würden keine noch so hohen Entschädigungszahlungen etwas ändern.
Katrin
mir geht es wie Pit, ich weiss nicht, wie ich gehandelt hätte zu dieser Zeit (ohne mein heutiges Wissen). Für HB war das eben die Gelegenheit, sich ihren Lebenstraum zu erfüllen, dass sie es später verleugnet hat, nun ja...
Aber wie heisst es:". .. wer ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein."
Für die Geschädigte und ihre Nachkommen ist es sicher ein harter Schlag, dass es bis heute unter den Teppich gekehrt wird. Andererseits kann man auch nicht unbegrenzt lange (nach dem Ereignis) auf Schadenersatz klagen- die Sache ist jetzt über 70 Jahre her, es hat mind. 2 Staatsformen seitdem gegeben. Und die Betroffene selbst lebt ja wahrscheinlich nicht mehr. Wenn dann die Angehörigen so auf Entschädigung pochen, bekomme ich ein ungutes Gefühl.
Ich finde den Bericht in Ordnung und auch dass die Geschichte offiziell wird. Die Förderer sollten öffentlich zu der Vergangenheit der HB-Werkstätten stehen (sich z.B. bei der Familie entschuldigen.) Aber was passiert ist, ist passiert, daran würden keine noch so hohen Entschädigungszahlungen etwas ändern.
Katrin
Zuletzt geändert von Katrin 306 am Dienstag 12. Februar 2008, 19:25, insgesamt 1-mal geändert.
Es sind ja immer mehrere Autoren und Meinungen, die man auch in der Historie nachlesen kann. Der derzeitige Artikel ist eher zurückhaltend formuliert, enthält aber die Fakten....wolle hat geschrieben:Hallo Milan,
den Wiki hatte ich auch gesehen, aber Wiki ist halt immer nur so objektiv, wie der Author.
Gruß,
Wolfgang
Urteilen möchte ich darüber eigentlich selbst nicht so gern, wo ich doch nicht wirklich dabei war. Aber die Arbeit von HB finde ich persönlich nicht besonders herausragend und "bedeutungsvoll".
Gruß Milan
[img]http://www.milan-keramik.de/L.jpg[/img]
www.milan-keramik.de
www.milan-keramik.de
Ich habe mir diesen Fernsehbeitrag durchgelesen und möchte dazu nur sagen: DAS IST KEINE QUELLE. Dort werden nur Schnipsel von Behauptungen und Statements einer "Expertin" wiedergegeben, wie das halt im TV so üblich ist. Es ist nicht mehr als eine Fernsehsendung, eine Tertiärquelle, und wer seine Informationen nur aus diesem Medium bezieht, ist selber schuld.
Und wenn irgendjemand den Fernsehbeitrag wirklich bis zum Schluß gelesen hat: die Schlußbemerkung "Die Fakten liegen doch auf dem Tisch: ... – ganz einfach, die Bewertung" spricht Bände. Das Fernsehen sagts euch, weiteres Denken nicht erforderlich und wie immer gibts es genügend Schafe, die das begierig wiederkäuen - alles ist ja schön in 30-Sekunden-Häppchen aufbereitet, was soll ich da noch die Reste meines Gehirns einschalten....
Das Leben und die Welt ist nur "einfach" wenn man es auf die fetten Überschriften gewisser Blättchen reduziert. Oder sichs als Fernsehschnipsel reinzieht.
Es gibt einen schönen alten Spruch: "dein Fernseher lügt!"
Versucht euch das doch mal wirklich und wahrhaftig vorzustellen....
Und um weiteren Bemerkungen vorzubeugen:
- HB-Keramik finde ich bedeutungslos
- diesen Fall finde ich persönlich auch bedeutungslos- und wie andere schon schrieben: wer ist völlig sicher, daß er NIEMALS so etwas machen würde wie die Bollhagen?
- es geht mir nicht um die Fakten eines "Fall Bollhagen", es geht mir um den Gestus, mit dem dieser Thread begonnen wurde
- "1984" von Orwell könnte man auch mal wieder lesen
Yours Günter (der wirklich und wahrhaftig für die Inhalte dieses Forums rechtlich den Kopf hinhalten muß)
Und wenn irgendjemand den Fernsehbeitrag wirklich bis zum Schluß gelesen hat: die Schlußbemerkung "Die Fakten liegen doch auf dem Tisch: ... – ganz einfach, die Bewertung" spricht Bände. Das Fernsehen sagts euch, weiteres Denken nicht erforderlich und wie immer gibts es genügend Schafe, die das begierig wiederkäuen - alles ist ja schön in 30-Sekunden-Häppchen aufbereitet, was soll ich da noch die Reste meines Gehirns einschalten....
Das Leben und die Welt ist nur "einfach" wenn man es auf die fetten Überschriften gewisser Blättchen reduziert. Oder sichs als Fernsehschnipsel reinzieht.
Es gibt einen schönen alten Spruch: "dein Fernseher lügt!"
Versucht euch das doch mal wirklich und wahrhaftig vorzustellen....
Und um weiteren Bemerkungen vorzubeugen:
- HB-Keramik finde ich bedeutungslos
- diesen Fall finde ich persönlich auch bedeutungslos- und wie andere schon schrieben: wer ist völlig sicher, daß er NIEMALS so etwas machen würde wie die Bollhagen?
- es geht mir nicht um die Fakten eines "Fall Bollhagen", es geht mir um den Gestus, mit dem dieser Thread begonnen wurde
- "1984" von Orwell könnte man auch mal wieder lesen
Yours Günter (der wirklich und wahrhaftig für die Inhalte dieses Forums rechtlich den Kopf hinhalten muß)
Hallo, Günter.
Ich finde Deinen Kommentar inhaltlich und besonders im Ton mal wieder ziemlich daneben, er ist außerdem schlicht beleidigend!
Wenn ich mich von Dir z.B. als Schaf bezeichnet sehe, das wiederkäut...
Mahlzeit!
Und Du bist hier also der Maßstab gebende, verantwortliche Admin?
Na Super!
Wie konnte das passieren, wollte sonst keiner?
Woanders würdest DU wohl eher zur Ordnung gerufen, und nicht ich!
Günter! Wenn eine Kunsthistorikerin für Dich keine Expertin in solchen Fragen ist, wer denn bitte dann?
Nebenbei:
Deine unfreundliche, Schreibe hier im Forum ist nicht gerade eine Werbung für den Verein, und anscheinend kommen auch kaum noch Beiträge, außer zu diesem , oder irre ich mich da?
Das sollte Dich das eigentlich freuen!
Aber Du: hast Panik!
Ich finde die Bollhagen-Geschichte, ob wahr, unwahr, oder was auch immer jedenfalls sehr wichtig! Besonders natürlich für uns als Keramiker, logisch!
Ja, auch bei uns Töpfervolk und sogar im Osten gibt's eine braune Vergangenheit, (und Gegenwart) wer hätte das gedacht! Bloß im Osten wurde sie bisher leider dank Erich H. & Co. kaum erwähnt und bearbeitet!
Und anscheinend alle Ost-Politiker, egal ob aus SPD oder CDU, wollen "ihrer" Tante Hedwig ein Museums-Denkmal setzen, der "größten deutschen Keramikkünstlerin des letzten Jahrhunderts".
(die übrigens laut WIKIPEDIA so gut wie niemals ausstellte, merkwürdig, oder?)
Das allein kotzt mich schon erheblich an, Leute.
Aber ihr hier,...
Es weht so ein laues Lüftchen, hier! Was ist los?
Ich war übrigens ca. 20 Jahre Mitglied, und meinen bescheidener Vorschlag, das Forum hier gelegentlich etwas zu modernisieren, kommentiertest Du, Günter, dann u.a. als"Gemecker", usw.
Du hast durch Deine hier wieder deutlich werdende Art meinen, inzwischen bereits vollzogenen Entschluss, aus dem Kalkspatz auszutreten jedenfalls sehr erleichtert!
Ob Du hier auf diese Art Menschen zum Mitmachen in Forum und Kalkspatz gewinnen kannst, bezweifle ich doch stark.
Doch!
... genervt und mal wieder von hier enttäuscht: Nick.
Ich finde Deinen Kommentar inhaltlich und besonders im Ton mal wieder ziemlich daneben, er ist außerdem schlicht beleidigend!
Wenn ich mich von Dir z.B. als Schaf bezeichnet sehe, das wiederkäut...
Mahlzeit!
Und Du bist hier also der Maßstab gebende, verantwortliche Admin?
Na Super!
Wie konnte das passieren, wollte sonst keiner?
Woanders würdest DU wohl eher zur Ordnung gerufen, und nicht ich!
Günter! Wenn eine Kunsthistorikerin für Dich keine Expertin in solchen Fragen ist, wer denn bitte dann?
Nebenbei:
Deine unfreundliche, Schreibe hier im Forum ist nicht gerade eine Werbung für den Verein, und anscheinend kommen auch kaum noch Beiträge, außer zu diesem , oder irre ich mich da?
Das sollte Dich das eigentlich freuen!
Aber Du: hast Panik!
Ich finde die Bollhagen-Geschichte, ob wahr, unwahr, oder was auch immer jedenfalls sehr wichtig! Besonders natürlich für uns als Keramiker, logisch!
Ja, auch bei uns Töpfervolk und sogar im Osten gibt's eine braune Vergangenheit, (und Gegenwart) wer hätte das gedacht! Bloß im Osten wurde sie bisher leider dank Erich H. & Co. kaum erwähnt und bearbeitet!
Und anscheinend alle Ost-Politiker, egal ob aus SPD oder CDU, wollen "ihrer" Tante Hedwig ein Museums-Denkmal setzen, der "größten deutschen Keramikkünstlerin des letzten Jahrhunderts".
(die übrigens laut WIKIPEDIA so gut wie niemals ausstellte, merkwürdig, oder?)
Das allein kotzt mich schon erheblich an, Leute.
Aber ihr hier,...
Es weht so ein laues Lüftchen, hier! Was ist los?
Ich war übrigens ca. 20 Jahre Mitglied, und meinen bescheidener Vorschlag, das Forum hier gelegentlich etwas zu modernisieren, kommentiertest Du, Günter, dann u.a. als"Gemecker", usw.
Du hast durch Deine hier wieder deutlich werdende Art meinen, inzwischen bereits vollzogenen Entschluss, aus dem Kalkspatz auszutreten jedenfalls sehr erleichtert!
Ob Du hier auf diese Art Menschen zum Mitmachen in Forum und Kalkspatz gewinnen kannst, bezweifle ich doch stark.
Doch!
... genervt und mal wieder von hier enttäuscht: Nick.
Inzwischen gibt es auch einen längeren Artikel des Kunsthistorikers Dieter Högermann zu diesem Thema.
Der Autor (geb. 1934) ist Kunsthistoriker und war rund 25 Jahre an einem Berliner Museum tätig. Er ist Spezialist für deutsches Design des 20. Jhd. und Autor zahlreicher Texte (z.B. Kataloge des Bröhan-Museums/Berlin) und Artikeln (z. B. als freier Autor für das Sammler-Journal). Im vergangenen Jahr veröffentlichte er ein Buch "Gute Formen bei Tisch" das zu der von ihm initiierten Ausstellung über Hans-Wilhelm Seitz erschien.
Der Aufsatz ist ziemlich lang, darum als eigener Beitrag folgend. Ich möchte nur auf zwei Passagen eher am Schluß aufmerksam machen, die die Argumentation der Frau Wiedenmann in etwas anderem Licht erscheinen lassen:
Günter
Der Autor (geb. 1934) ist Kunsthistoriker und war rund 25 Jahre an einem Berliner Museum tätig. Er ist Spezialist für deutsches Design des 20. Jhd. und Autor zahlreicher Texte (z.B. Kataloge des Bröhan-Museums/Berlin) und Artikeln (z. B. als freier Autor für das Sammler-Journal). Im vergangenen Jahr veröffentlichte er ein Buch "Gute Formen bei Tisch" das zu der von ihm initiierten Ausstellung über Hans-Wilhelm Seitz erschien.
Der Aufsatz ist ziemlich lang, darum als eigener Beitrag folgend. Ich möchte nur auf zwei Passagen eher am Schluß aufmerksam machen, die die Argumentation der Frau Wiedenmann in etwas anderem Licht erscheinen lassen:
Ich möchte nochmal wiederholen: zu einer ernsthaften Auseinandersetzung gehört auch der Willen, "die andere Seite zu hören" und ihre Argumente in Erwägung zu ziehen. Herr Högermann ist nun eindeutig "pro-Bollhaben" , aber er hat sich wirklich die QUELLEN angeschaut und nicht bloß Fernsehen geglotzt. Ich bitte darum, wenn euch diese Sache ernsthaft interessiert, den Artikel aufmerksam zu lesen und in die Meinungsbildung einzubeziehen."Die Haël-Werkstätten seien ein „florierender Betrieb“ gewesen, hätten bis zuletzt „volle Auftragsbücher“ gehabt, die Bilanzverluste der Jahre 1931/32 seien nicht „existenzbedrohlich“ gewesen. ◄
Frau Hudson-Wiedenmann sah das auch schon mal anders, so z.B. in: Grenzen Überschreiten. Frauen, Kunst und Exil, Würzburg, Vlg. Königshausen & Neumann 2005, S. 53: „infolge wirtschaftlicher Schwierigkeiten, aber auch wegen gezielter Maßnahmen der Nazis gegenüber jüdischen Unternehmern“. Die wirtschaftlichen Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Der Haël-Jahresumsatz fiel
von 696 980 RM 1928 auf 112 095 RM 1932. Der Bilanzgewinn belief sich 1928 auf 38 717 RM, 1930 war die Bilanz noch ausgeglichen, 1931 schlug ein Verlust von 24 177 RM, 1932 von 22 283 RM zu Buche.
Der „wahre Wert“ der Haël-Werkstätten sei weit höher gewesen als der schließlich von Dr. Heinrich Schild gezahlte „Spottpreis" von 45 000 RM.
Der Beauftragte Frau Heymann-Loebensteins forderte anfangs 60 000 RM, der spätere Bollhagen- Kompagnon Dr. Schild bot 35 000 RM. Nach langen Verhandlungen lagen die Parteien bei einer Forderung von 50 000 RM und einem Gebot von 45 000 RM noch 5000 RM auseinander. Mehr zu zahlen war Dr. Schild nicht willens oder fähig, bei der politisch bedingten prekären Situation der anderen Seite hielt er das wohl auch nicht für nötig. Am 26. April 1934 wurde der Kaufvertrag vor dem Notar von Margarete Heymann-Loebenstein und Dr. Heinrich Schild unterzeichnet. Auf einen Ausgleich in Höhe von 55 000 DM für die Differenz von 5000 RM einigten sich die Jewish Claims Conference und Frau Bollhagens Rechtsanwalt Lothar de Maiziere bei der Reprivatisierung 1992. Frau Hudson-Wiedenmanns Argument für den „wahren Wert“ ist ein Kaufangebot in Höhe von 300 000 RM, das Frau Heymann-Loebenstein als „zu niedrig“ abgelehnt habe, es liegt nahe anzunehmen, daß es nach dem Unfalltod der Brüder Loebenstein 1928 gemacht wurde, vor der Weltwirtschaftskrise. Für das 1931 in Konkurs gegangene, mit 300 Beschäftigten mehr als dreimal so große Veltener Werk der Steingutfabriken Velten-Vordamm mit einem riesigen Betriebsgelände wurden 150 000 RM gezahlt. "
Günter
Artikel des Kunsthistorikers Dieter Högermann
Medienkampagne gegen Hedwig Bollhagen
Braun, die Farbe der Verwesung, wählten die Nazis zu ihrer Farbe. Der giftige Brodem hat sich bis heute nicht verzogen und benebelt noch immer jene armen Irren im Geiste, die stolz sind
ein Deutscher zu sein. Daß die Juden, die am meisten gelitten haben, den Schuldigen unter den Deutschen energisch nachspüren, versteht sich von selbst. Untaten werden zwar gern im Kollektiv begangen, doch jeder Täter ist ein Individuum und für seine Verbrechen persönlich verantwortlich.
Die HB-Werkstätten für Keramik hatten, kein Geheimnis, eine jüdische Vorgängerin:
die Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik. Eine mit der Tochter Margarete Heymann-Loebensteins, der Gründerin der Haël-Werkstätten, befreundete Kulturwissenschaftlerin hat – sechs Jahre nach dem Tode Hedwig Bollhagens – den Kauf der Haël-Werkstätten im Frühjahr 1934 mit dem bösen Etikett >Arisierung< versehen und in Zeitungen und Fernsehen eine Kampagne gegen die allseits beliebte Keramikerin inszeniert.
Voller Polemik verbreitet Frau Hudson-Wiedenmann die Story von der Profiteurin Hedwig Bollhagen, die weit unter Wert die „florierenden“ Haël-Werkstätten in ihren Besitz gebracht habe. Sie versteht es, Fakten und Behauptungen, Halbwahrheiten und Unterstellungen
zu einer auf den ersten Blick glaubhaften Beweiskette zu verknüpfen und hat damit bei
einigen Zeitungs- und Fernsehredaktionen, denen es mehr um spektakuläre Meldungen
als um objektive Berichterstattung zu gehen scheint, Gehör gefunden.
Frau Hudson-Wiedenmann hat Hedwig Bollhagen in Marwitz noch persönlich kennengelernt, die hochbetagte Keramikerin skizzierte ihr drei um 1960 in den HB-Werkstätten noch produzierte Stücke aus dem Haël-Sortiment auf ein Blatt Papier, darunter wohl der Gießer aus der Geschirrserie >Norma<, abgebildet zum Bollhagen-Beitrag des Autors für die Zeitschrift >Sammler-Journal<, November-Ausg. 2007 S. 84-91.
Seit Jahresbeginn zieht Frau Hudson-Wiedenmann mutig gegen den „Mythos HB" zu Felde
und will verhindern, daß die „Saga Bollhagen“ von einer untadelig tüchtigen Künstlerin, an
der da eifrig „gesponnen“ wird – selbst die Bundeskanzlerin macht mit – auf immer und ewig
in den deutschen Märchenschatz eingeht. In den Zeitungen liest man, Margarete Heymann-Loebensteins Schaffen werde „seit Jahrzehnten totgeschwiegen“ – dabei werden ihre Keramiken gesammelt und ausgestellt – seit Jahrzehnten. Und für das Begleitbuch zur Potsdamer Jubiläums-Ausstellung 2007 >Hedwig Bollhagen – Ein Leben für die Keramik< schrieb Frau Hudson-Wiedenmann höchstpersönlich den Beitrag über Margarete Heymann-Loebenstein.
Alles Geschehen wird schneller Geschichte als uns lieb ist, wir wüßten lieber, wie die Zukunft wird. Wir wissen es nicht. Kluge Köpfe sinnieren darüber bei jedem Jahreswechsel und irren oft. Die Chefredakteure der großen deutschen Tageszeitungen, allesamt in jüdischem Besitz, hielten zu Beginn des Jahres 1933 die nationalsozialistische Gefahr übereinstimmend für gebannt. Als der Reichspräsident Hindenburg wider alles Erwarten Hitler zum Reichskanzler ernannte, glaubten alle, der Spuk werde kein Jahr dauern. Daß es zwölf Jahre wurden, daß es zum bürokratisch organisierten und industriell betriebenen Massenmord in den Gaskammern kam, wessen Phantasie war so pervertiert, daß er sich das hätte vorstellen können?
Der Holocaust an den Juden ist und bleibt, nichts vermag das Geschehen zu relativieren, Schmach und Schande sondergleichen für das Land eines Gotthold Ephraim Lessing.
Die Sachlage ist so klar und eindeutig, daß es sich erübrigt, jedem vagen Anschein des geringsten Verdachtes der Verwicklung nachzugehen und Menschen, deren Leben an ihrer Redlichkeit keinen Zweifel zuläßt, noch nach ihrem Tode zu beschuldigen.
Nicht jeder Erwerb eines in Liquidation befindlichen jüdischen Betriebs 1933/34 hat mit Arisierung zu tun. Zwar war sie ein Kernpunkt des NSDAP-Programms, wurde aber erst
in den späten 30er Jahren rigoros und staatlich organisiert durchgesetzt. Drastisches Fanal
war die Plünderung und Verwüstung jüdischer Läden und Unternehmen in der Reichskristall-nacht am 9. November 1938. Seit 1.1.1939 durften Juden keine Betriebe, keine Läden, keine Werkstätten mehr haben, keinen Beruf mehr ausüben, keiner selbständigen Tätigkeit mehr nachgehen. Wessen sie fähig waren, hatten die Nazis bereits zu Genüge demonstriert, als aus den Haël-Werkstätten im April 1934 die HB-Werkstätten wurden. Man durfte das Schlimmste befürchten, konnte aber immer noch hoffen, daß es nicht so komme. Dem Führer bedingungs-los ergeben waren Partei und SA noch nicht.
Von einer jüdischen Freundin, der Bildhauerin Nora Herz, erfuhr Hedwig Bollhagen, fernab Berlins in Frechen bei Köln als >Erste Malerin< in einer Steinzeugfabrik mit kleiner Kunst-abteilung tätig, daß die Haël-Werkstätten zum Verkauf standen. Wer wird Nora Herz unter-stellen wollen, dabei an Arisierung gedacht zu haben. Hedwig Bollhagen lag der Gedanke daran ebenso fern. Künstler sind kreative Menschen und wollen sich verwirklichen. Warum hätte sie Bedenken haben sollen, einen seit einem halben Jahr stilliegenden und in Liquidation befindlichen Betrieb zu erwerben in einer Zeit, als Insolvenzen an der Tagesordnung waren. Denn die schlimmsten Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise stellten sich erst in den frühen 30er Jahren ein.
Hedwig Bollhagen hatte nicht das Kapital für den Kauf der Haël-Werkstätten. Sie konnte
Dr. Heinrich Schild, mit der Hannoveraner Familie der Bollhagens seit langem befreundet und nicht unbemittelt oder jedenfalls in der Lage, das nötige Geld zu beschaffen, dafür gewinnen, sich um den Kauf der Haël-Werkstätten zu bemühen und die Geschäftsführung zu übernehmen. Er wird von Frau Hudson-Wiedenmann als „Gleichschaltungsbeauftragter des deutschen Handwerks“ bezeichnet. Das ist ein hochtrabend daherkommender Titel, wohl ohne viel Substanz. Sich darunter etwas vorzustellen fällt schwer.
Wo Ideen, Informationen, Meinungen verbreitet werden, in erster Linie in Presse und Rundfunk, wurde gleichgeschaltet, was war im Handwerk gleichzuschalten? Wie viele andere Angehörige des Mittelstandes trat Dr. Schild 1932, dem Jahr der größten Wahlerfolge der NSDAP, der Partei bei, Karriere machte er allerdings erst nach dem Kriege: er wurde 1953 Bundestags-abgeordneter der in Niedersachsen regional starken Deutschen Partei, die sich 1960 der CDU anschloß, bis 1969 amtierte er als Landrat im Oberbergischen Kreis.
Zu Drohungen und Aufrufen zum Boykott jüdischer Läden kam es bald nach der Macht-ergreifung, von einer systematischen Arisierungspolitik kann noch keine Rede sein. Die Nazis hatten zunächst einmal damit zu tun, die Macht zu sichern und zu konsolidieren. Anlaß zur Schließung der Haël-Werkstätten wurde die Denunziation der Inhaberin als Staatsfeindin aus dem eigenen engeren Mitarbeiterkreis. Mit Folgen, die Margarete Heymann-Loebenstein ernstnahm und ernstnehmen mußte. In neuerdings aufgefundenen Dokumenten der NSDAP-Ortsgruppenleitung Velten ist die Rede „von ihrer evtl. Inhaftierung“. Da war das Personal
schon entlassen und der Betrieb geschlossen, sie hatte sich erst einmal auf die dänische Insel Bornholm in Sicherheit gebracht.
Die Bundeskanzlerin nannte bei ihrem Besuch der Potsdamer Ausstellung Hedwig Bollhagen eine „mutige Frau“ und lieferte der Berliner Zeitung damit eine Schlagzeile: >Warum denn mutig?< titelt deren Redakteurin. Nun denn: Als sich der Freidreher Schmidtchen in Marwitz 1937 weigerte, eine Arbeit der Bildhauerin Nora Herz zu brennen, „dieser Jüdin", reagierte Hedwig Bollhagen mit sofortiger Kündigung – fristlos. War das nicht auch eine mutige Ent-scheidung zu einer Zeit, als die Nazis nach den Olympischen Spielen in Berlin alle zuvor noch geübte Mäßigung aufgaben und keinerlei Bedenken mehr hatten, ihre gespenstischen Ideen offen umzusetzen?
Mit dem Potsdamer Museum ist im übrigen keine Bollhagen-Gedenkstätte geplant, vielmehr soll der einzige zu wesentlichen Teilen erhalten gebliebene Produkt- und Archivbestand eines der letzten Betriebe der deutschen Steingutindustrie, zudem eines der künstlerisch interessantesten dieser wirtschaftlich einst so bedeutenden Branche, bewahrt werden. Renommierte Künstler wie der >entartete< Maler Charles Crodel, der von Hedwig Bollhagen sehr geschätzt wurde – von den Nazis seines Lehramtes an der Kunstschule Burg Giebichenstein wie fast das gesamte Kollegium 1933 sofort enthoben und mit besonderem Eifer verfolgt – und der Schweizer Bau-häusler Werner Burri weilten immer wieder in Marwitz und sind im keramischen Nachlaß mit etlichen Arbeiten vertreten, gleichfalls DDR-Keramiker, die in den HB-Werkstätten lernten und arbeiteten.
Zu bedenken ist auch: Das Hedwig-Bollhagen-Museum wird aufgrund der Stiftung des archivalischen und keramischen Nachlasses Hedwig Bollhagens durch deren Erben errichtet.
Und ein Museum kann, aufgrund welcher glücklichen oder tragischen Umstände auch immer, nur bewahren und zeigen, was geschaffen wurde und was vorhanden ist. Ob Margarete Heymann-Marks das Potential zu einer großen Keramikerin hatte und ihr Lebensschicksal sie daran hinderte es auszuschöpfen, ist eine müßige Frage. Die Bauhaus-Keramikerin Marguerite Friedlaender-Wildenhain und die ungarische Künstlerin Eva Stricker-Zeisel hatten das gleiche Schicksal, warum sie erfolgreicher waren, wer vermöchte das zu sagen?
Die Welt, in der wir leben, besteht nicht aus Gipfeln und Niederungen, endlos erstrecken sich um uns die weiten Ebenen der Normalität, sie müssen kultiviert werden. Dazu hat Hedwig Bollhagen ein gutes Stück beigetragen, indem sie den >Töppen<, dem Alltagshausrat des bürgerlichen Haushalts, einfache Formen gab und sie mit zeitgemäßen schlichten Dekoren bekleidete. Damit schuf sie eine akzeptable Alternative zu den üblichen Geschmackslosigkeiten in altväterischer Tracht oder modernistischem Gewand. Diese Leistung rechtfertigt ein Museum für sie, auch – da kann man Frau Hudson-Wiedenmann zustimmen – wenn sie kein „Einzel-phänomen“ war. Kein Künstler ist das.
Dieter Högermann, Berlin, den 29.2.08
Einseitige Berichte und Kommentare, die vorbehaltlos die Informationen von Frau Hudson-Wiedenmann übernehmen, veröffentlichten die Märkische Allgemeine am 16./17. Juni 2007, die Berliner Zeitung am 12./13. Januar 2008, die Potsdamer Neuesten Nachrichten am 9. Februar 2008, Deutschland-Radio sendete am 4. Januar 2008 ein Feature >Margarethe Loebenstein und Hedwig Bollhagen< von Rose-marie Mieder und Gislinde Schwarz, Radio Berlin-Brandenburg zeigte am 31. Januar 2008 einen Fernsehbeitrag der Redaktion >Klartext<, den die ARD am 7. Februar in der Sendereihe >Kontraste< bundesweit in redigierter Fassung wiederholte.
Die vorgebrachten Behauptungen erfordern einige Entgegnungen und Anmerkungen:
► Die Haël-Werkstätten seien ein „florierender Betrieb“ gewesen, hätten bis zuletzt „volle Auftrags-bücher“ gehabt, die Bilanzverluste der Jahre 1931/32 seien nicht „existenzbedrohlich“ gewesen. ◄
Frau Hudson-Wiedenmann sah das auch schon mal anders, so z.B. in: Grenzen Überschreiten. Frauen, Kunst und Exil, Würzburg, Vlg. Königshausen & Neumann 2005, S. 53: „infolge wirtschaftlicher Schwierigkeiten, aber auch wegen gezielter Maßnahmen der Nazis gegenüber jüdischen Unter-nehmern“. Die wirtschaftlichen Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Der Haël-Jahresumsatz fiel
von 696 980 RM 1928 auf 112 095 RM 1932. Der Bilanzgewinn belief sich 1928 auf 38 717 RM,
1930 war die Bilanz noch ausgeglichen, 1931 schlug ein Verlust von 24 177 RM, 1932 von 22 283 RM
zu Buche. (Hedwig Bollhagen – Ein Leben für die Keramik, Bonn 2007, S. 166 und S. 168 ff.). –
Auch stellt sich die Frage: Wie kann ein Betrieb „florieren“, wenn es allen anderen schlecht geht?
Nicht die Auftragsbücher, die Lager werden voll gewesen sein.
► Der „wahre Wert“ der Haël-Werkstätten sei weit höher gewesen als der schließlich von Dr. Heinrich Schild gezahlte „Spottpreis" von 45 000 RM. ◄
Der Beauftragte Frau Heymann-Loebensteins forderte anfangs 60 000 RM, der spätere Bollhagen- Kompagnon Dr. Schild bot 35 000 RM. Nach langen Verhandlungen lagen die Parteien bei einer Forderung von 50 000 RM und einem Gebot von 45 000 RM noch 5000 RM auseinander. Mehr zu zahlen war Dr. Schild nicht willens oder fähig, bei der politisch bedingten prekären Situation der anderen Seite hielt er das wohl auch nicht für nötig. Am 26. April 1934 wurde der Kaufvertrag vor dem Notar von Margarete Heymann-Loebenstein und Dr. Heinrich Schild unterzeichnet. Auf einen Ausgleich in Höhe
von 55 000 DM für die Differenz von 5000 RM einigten sich die Jewish Claims Conference und Frau Bollhagens Rechtsanwalt Lothar de Maiziere bei der Reprivatisierung 1992. Frau Hudson-Wiedenmanns Argument für den „wahren Wert“ ist ein Kaufangebot in Höhe von 300 000 RM, das Frau Heymann-Loebenstein als „zu niedrig“ abgelehnt habe, es liegt nahe anzunehmen, daß es nach dem Unfalltod
der Brüder Loebenstein 1928 gemacht wurde, vor der Weltwirtschaftskrise. Für das 1931 in Konkurs gegangene, mit 300 Beschäftigten mehr als dreimal so große Veltener Werk der Steingutfabriken Velten-Vordamm mit einem riesigen Betriebsgelände wurden 150 000 RM gezahlt.
► >Neue Archivfunde: Forscher für Umdenken bei Hedwig Bollhagen-Museum< melden die Potsdamer Neuesten Nachrichten am 9. Februar 2008. Es habe einen „Großauftrag des SS-Reichsführers“ zur Fertigung von „Keramik für die Wehrmacht“ an die HB-Werkstätten gegeben, es seien „auf Anordnung des Reichsführers SS Eßnäpfe, Schüsseln und Schüsselsätze angefertigt“ worden. ◄
Was soll denn daran neu sein, was „die Geschichte der Werkstätten während des Zweiten Weltkriegs
in einem anderen Licht erscheinen“ lassen? Solche Bescheinigungen wurden „inflationär verwendet“, räumt ein Mitarbeiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam immerhin ein. So war es. Betriebe, die nicht nachweisen konnten, >kriegswichtig< zu sein, mußten schließen, und wer halbwegs >kriegsverwendungsfähig< war, mußte an die Front. Die >Betriebsführer< waren ziemlich findig: die Porzellanmanufaktur Fürstenberg beispielsweise deklarierte Vasen zu >Einmachhäfen< um, ließen sie
sich doch mit Obst oder Marmelade füllen und mit Celluphanpapier verschließen. Mit der Zunahme der
Luftangriffe verbesserte sich die prekäre Situation der keramischen Betriebe: der Bedarf an Geschirr
für >Fliegergeschädigte< nahm ständig zu.
► Sicher im Gefühl einen Trumpf auszuspielen schreibt die Redakteurin der Berliner Zeitung dem Autor: Hedwig Bollhagen „hat aber auch Zwangsarbeiter beschäftigt, wie ich höre. Und deswegen möchte ich beharren auf meinem Einspruch – mutig war sie ganz bestimmt nicht.“ ◄
Ja, Sie haben recht, Frau Redakteurin, und wie ich lese (in den Potsdamer Neuesten Nachrichten
vom 9. Februar 2008) erhielten die HB-Werkstätten im Januar 1944 vom Reichsführer SS sogar eine >Sonderbescheinigung<, „mit der Bollhagen Unterstützung bei der Zuteilung von Arbeitskräften und Rohstoffen erwirken konnte.“ Nein, was für eine schlimme Person, diese Bollhagen, beschäftigte sie
doch – wie damals jeder Betrieb, jeder Landwirt – Zwangsarbeiter. Und war den rassisch minderwertigen >Ostarbeiterinnen< auch noch bei der verbotenen Fortpflanzung behilflich: sie ließ eine Hebamme kommen und sorgte „für die medizinische Betreuung einer schwangeren Polin, deren Sohn Roman 1943 in Marwitz das Licht der Welt erblickte“ (Hedwig Bollhagen – Ein Leben für die Keramik, Bonn 2007,
S. 173).
Nun kommt endlich, Frau Hudson-Wiedenmann sei Dank, alles ans Licht.
Die Wissenschaft wird tätig, wie gut daß wir sie haben, sie wird recherchieren und eruieren was war, analysieren und verifizieren was geschah, wird debattieren, resümieren und konstatieren wer wen wie wann und wozu instrumentalisierte und dann messerscharf schließen, daß nicht sein kann was nicht
sein darf.
Erst nachdem er dies geschrieben hat, erfährt der Autor, daß auch Hedwig Bollhagen Christian Morgenstern zu zitieren pflegte. Man sehe ihm nach, daß es ihn freut. Und – auch das sei gesagt – es darf kein Verdrängen und kein Vergessen geben – Frau Hudson-Wiedenmann zwingt uns wieder einmal darüber nachzudenken, wie es geschehen konnte, daß ein Volk, welches doch der Kultur nicht unfähig war, im Sumpf der Barbarei versank. Wir sind es den Opfern schuldig. Und den Generationen, die nach
uns kommen. Um einer menschenwürdigen Zukunft willen.
Braun, die Farbe der Verwesung, wählten die Nazis zu ihrer Farbe. Der giftige Brodem hat sich bis heute nicht verzogen und benebelt noch immer jene armen Irren im Geiste, die stolz sind
ein Deutscher zu sein. Daß die Juden, die am meisten gelitten haben, den Schuldigen unter den Deutschen energisch nachspüren, versteht sich von selbst. Untaten werden zwar gern im Kollektiv begangen, doch jeder Täter ist ein Individuum und für seine Verbrechen persönlich verantwortlich.
Die HB-Werkstätten für Keramik hatten, kein Geheimnis, eine jüdische Vorgängerin:
die Haël-Werkstätten für künstlerische Keramik. Eine mit der Tochter Margarete Heymann-Loebensteins, der Gründerin der Haël-Werkstätten, befreundete Kulturwissenschaftlerin hat – sechs Jahre nach dem Tode Hedwig Bollhagens – den Kauf der Haël-Werkstätten im Frühjahr 1934 mit dem bösen Etikett >Arisierung< versehen und in Zeitungen und Fernsehen eine Kampagne gegen die allseits beliebte Keramikerin inszeniert.
Voller Polemik verbreitet Frau Hudson-Wiedenmann die Story von der Profiteurin Hedwig Bollhagen, die weit unter Wert die „florierenden“ Haël-Werkstätten in ihren Besitz gebracht habe. Sie versteht es, Fakten und Behauptungen, Halbwahrheiten und Unterstellungen
zu einer auf den ersten Blick glaubhaften Beweiskette zu verknüpfen und hat damit bei
einigen Zeitungs- und Fernsehredaktionen, denen es mehr um spektakuläre Meldungen
als um objektive Berichterstattung zu gehen scheint, Gehör gefunden.
Frau Hudson-Wiedenmann hat Hedwig Bollhagen in Marwitz noch persönlich kennengelernt, die hochbetagte Keramikerin skizzierte ihr drei um 1960 in den HB-Werkstätten noch produzierte Stücke aus dem Haël-Sortiment auf ein Blatt Papier, darunter wohl der Gießer aus der Geschirrserie >Norma<, abgebildet zum Bollhagen-Beitrag des Autors für die Zeitschrift >Sammler-Journal<, November-Ausg. 2007 S. 84-91.
Seit Jahresbeginn zieht Frau Hudson-Wiedenmann mutig gegen den „Mythos HB" zu Felde
und will verhindern, daß die „Saga Bollhagen“ von einer untadelig tüchtigen Künstlerin, an
der da eifrig „gesponnen“ wird – selbst die Bundeskanzlerin macht mit – auf immer und ewig
in den deutschen Märchenschatz eingeht. In den Zeitungen liest man, Margarete Heymann-Loebensteins Schaffen werde „seit Jahrzehnten totgeschwiegen“ – dabei werden ihre Keramiken gesammelt und ausgestellt – seit Jahrzehnten. Und für das Begleitbuch zur Potsdamer Jubiläums-Ausstellung 2007 >Hedwig Bollhagen – Ein Leben für die Keramik< schrieb Frau Hudson-Wiedenmann höchstpersönlich den Beitrag über Margarete Heymann-Loebenstein.
Alles Geschehen wird schneller Geschichte als uns lieb ist, wir wüßten lieber, wie die Zukunft wird. Wir wissen es nicht. Kluge Köpfe sinnieren darüber bei jedem Jahreswechsel und irren oft. Die Chefredakteure der großen deutschen Tageszeitungen, allesamt in jüdischem Besitz, hielten zu Beginn des Jahres 1933 die nationalsozialistische Gefahr übereinstimmend für gebannt. Als der Reichspräsident Hindenburg wider alles Erwarten Hitler zum Reichskanzler ernannte, glaubten alle, der Spuk werde kein Jahr dauern. Daß es zwölf Jahre wurden, daß es zum bürokratisch organisierten und industriell betriebenen Massenmord in den Gaskammern kam, wessen Phantasie war so pervertiert, daß er sich das hätte vorstellen können?
Der Holocaust an den Juden ist und bleibt, nichts vermag das Geschehen zu relativieren, Schmach und Schande sondergleichen für das Land eines Gotthold Ephraim Lessing.
Die Sachlage ist so klar und eindeutig, daß es sich erübrigt, jedem vagen Anschein des geringsten Verdachtes der Verwicklung nachzugehen und Menschen, deren Leben an ihrer Redlichkeit keinen Zweifel zuläßt, noch nach ihrem Tode zu beschuldigen.
Nicht jeder Erwerb eines in Liquidation befindlichen jüdischen Betriebs 1933/34 hat mit Arisierung zu tun. Zwar war sie ein Kernpunkt des NSDAP-Programms, wurde aber erst
in den späten 30er Jahren rigoros und staatlich organisiert durchgesetzt. Drastisches Fanal
war die Plünderung und Verwüstung jüdischer Läden und Unternehmen in der Reichskristall-nacht am 9. November 1938. Seit 1.1.1939 durften Juden keine Betriebe, keine Läden, keine Werkstätten mehr haben, keinen Beruf mehr ausüben, keiner selbständigen Tätigkeit mehr nachgehen. Wessen sie fähig waren, hatten die Nazis bereits zu Genüge demonstriert, als aus den Haël-Werkstätten im April 1934 die HB-Werkstätten wurden. Man durfte das Schlimmste befürchten, konnte aber immer noch hoffen, daß es nicht so komme. Dem Führer bedingungs-los ergeben waren Partei und SA noch nicht.
Von einer jüdischen Freundin, der Bildhauerin Nora Herz, erfuhr Hedwig Bollhagen, fernab Berlins in Frechen bei Köln als >Erste Malerin< in einer Steinzeugfabrik mit kleiner Kunst-abteilung tätig, daß die Haël-Werkstätten zum Verkauf standen. Wer wird Nora Herz unter-stellen wollen, dabei an Arisierung gedacht zu haben. Hedwig Bollhagen lag der Gedanke daran ebenso fern. Künstler sind kreative Menschen und wollen sich verwirklichen. Warum hätte sie Bedenken haben sollen, einen seit einem halben Jahr stilliegenden und in Liquidation befindlichen Betrieb zu erwerben in einer Zeit, als Insolvenzen an der Tagesordnung waren. Denn die schlimmsten Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise stellten sich erst in den frühen 30er Jahren ein.
Hedwig Bollhagen hatte nicht das Kapital für den Kauf der Haël-Werkstätten. Sie konnte
Dr. Heinrich Schild, mit der Hannoveraner Familie der Bollhagens seit langem befreundet und nicht unbemittelt oder jedenfalls in der Lage, das nötige Geld zu beschaffen, dafür gewinnen, sich um den Kauf der Haël-Werkstätten zu bemühen und die Geschäftsführung zu übernehmen. Er wird von Frau Hudson-Wiedenmann als „Gleichschaltungsbeauftragter des deutschen Handwerks“ bezeichnet. Das ist ein hochtrabend daherkommender Titel, wohl ohne viel Substanz. Sich darunter etwas vorzustellen fällt schwer.
Wo Ideen, Informationen, Meinungen verbreitet werden, in erster Linie in Presse und Rundfunk, wurde gleichgeschaltet, was war im Handwerk gleichzuschalten? Wie viele andere Angehörige des Mittelstandes trat Dr. Schild 1932, dem Jahr der größten Wahlerfolge der NSDAP, der Partei bei, Karriere machte er allerdings erst nach dem Kriege: er wurde 1953 Bundestags-abgeordneter der in Niedersachsen regional starken Deutschen Partei, die sich 1960 der CDU anschloß, bis 1969 amtierte er als Landrat im Oberbergischen Kreis.
Zu Drohungen und Aufrufen zum Boykott jüdischer Läden kam es bald nach der Macht-ergreifung, von einer systematischen Arisierungspolitik kann noch keine Rede sein. Die Nazis hatten zunächst einmal damit zu tun, die Macht zu sichern und zu konsolidieren. Anlaß zur Schließung der Haël-Werkstätten wurde die Denunziation der Inhaberin als Staatsfeindin aus dem eigenen engeren Mitarbeiterkreis. Mit Folgen, die Margarete Heymann-Loebenstein ernstnahm und ernstnehmen mußte. In neuerdings aufgefundenen Dokumenten der NSDAP-Ortsgruppenleitung Velten ist die Rede „von ihrer evtl. Inhaftierung“. Da war das Personal
schon entlassen und der Betrieb geschlossen, sie hatte sich erst einmal auf die dänische Insel Bornholm in Sicherheit gebracht.
Die Bundeskanzlerin nannte bei ihrem Besuch der Potsdamer Ausstellung Hedwig Bollhagen eine „mutige Frau“ und lieferte der Berliner Zeitung damit eine Schlagzeile: >Warum denn mutig?< titelt deren Redakteurin. Nun denn: Als sich der Freidreher Schmidtchen in Marwitz 1937 weigerte, eine Arbeit der Bildhauerin Nora Herz zu brennen, „dieser Jüdin", reagierte Hedwig Bollhagen mit sofortiger Kündigung – fristlos. War das nicht auch eine mutige Ent-scheidung zu einer Zeit, als die Nazis nach den Olympischen Spielen in Berlin alle zuvor noch geübte Mäßigung aufgaben und keinerlei Bedenken mehr hatten, ihre gespenstischen Ideen offen umzusetzen?
Mit dem Potsdamer Museum ist im übrigen keine Bollhagen-Gedenkstätte geplant, vielmehr soll der einzige zu wesentlichen Teilen erhalten gebliebene Produkt- und Archivbestand eines der letzten Betriebe der deutschen Steingutindustrie, zudem eines der künstlerisch interessantesten dieser wirtschaftlich einst so bedeutenden Branche, bewahrt werden. Renommierte Künstler wie der >entartete< Maler Charles Crodel, der von Hedwig Bollhagen sehr geschätzt wurde – von den Nazis seines Lehramtes an der Kunstschule Burg Giebichenstein wie fast das gesamte Kollegium 1933 sofort enthoben und mit besonderem Eifer verfolgt – und der Schweizer Bau-häusler Werner Burri weilten immer wieder in Marwitz und sind im keramischen Nachlaß mit etlichen Arbeiten vertreten, gleichfalls DDR-Keramiker, die in den HB-Werkstätten lernten und arbeiteten.
Zu bedenken ist auch: Das Hedwig-Bollhagen-Museum wird aufgrund der Stiftung des archivalischen und keramischen Nachlasses Hedwig Bollhagens durch deren Erben errichtet.
Und ein Museum kann, aufgrund welcher glücklichen oder tragischen Umstände auch immer, nur bewahren und zeigen, was geschaffen wurde und was vorhanden ist. Ob Margarete Heymann-Marks das Potential zu einer großen Keramikerin hatte und ihr Lebensschicksal sie daran hinderte es auszuschöpfen, ist eine müßige Frage. Die Bauhaus-Keramikerin Marguerite Friedlaender-Wildenhain und die ungarische Künstlerin Eva Stricker-Zeisel hatten das gleiche Schicksal, warum sie erfolgreicher waren, wer vermöchte das zu sagen?
Die Welt, in der wir leben, besteht nicht aus Gipfeln und Niederungen, endlos erstrecken sich um uns die weiten Ebenen der Normalität, sie müssen kultiviert werden. Dazu hat Hedwig Bollhagen ein gutes Stück beigetragen, indem sie den >Töppen<, dem Alltagshausrat des bürgerlichen Haushalts, einfache Formen gab und sie mit zeitgemäßen schlichten Dekoren bekleidete. Damit schuf sie eine akzeptable Alternative zu den üblichen Geschmackslosigkeiten in altväterischer Tracht oder modernistischem Gewand. Diese Leistung rechtfertigt ein Museum für sie, auch – da kann man Frau Hudson-Wiedenmann zustimmen – wenn sie kein „Einzel-phänomen“ war. Kein Künstler ist das.
Dieter Högermann, Berlin, den 29.2.08
Einseitige Berichte und Kommentare, die vorbehaltlos die Informationen von Frau Hudson-Wiedenmann übernehmen, veröffentlichten die Märkische Allgemeine am 16./17. Juni 2007, die Berliner Zeitung am 12./13. Januar 2008, die Potsdamer Neuesten Nachrichten am 9. Februar 2008, Deutschland-Radio sendete am 4. Januar 2008 ein Feature >Margarethe Loebenstein und Hedwig Bollhagen< von Rose-marie Mieder und Gislinde Schwarz, Radio Berlin-Brandenburg zeigte am 31. Januar 2008 einen Fernsehbeitrag der Redaktion >Klartext<, den die ARD am 7. Februar in der Sendereihe >Kontraste< bundesweit in redigierter Fassung wiederholte.
Die vorgebrachten Behauptungen erfordern einige Entgegnungen und Anmerkungen:
► Die Haël-Werkstätten seien ein „florierender Betrieb“ gewesen, hätten bis zuletzt „volle Auftrags-bücher“ gehabt, die Bilanzverluste der Jahre 1931/32 seien nicht „existenzbedrohlich“ gewesen. ◄
Frau Hudson-Wiedenmann sah das auch schon mal anders, so z.B. in: Grenzen Überschreiten. Frauen, Kunst und Exil, Würzburg, Vlg. Königshausen & Neumann 2005, S. 53: „infolge wirtschaftlicher Schwierigkeiten, aber auch wegen gezielter Maßnahmen der Nazis gegenüber jüdischen Unter-nehmern“. Die wirtschaftlichen Fakten sprechen eine deutliche Sprache: Der Haël-Jahresumsatz fiel
von 696 980 RM 1928 auf 112 095 RM 1932. Der Bilanzgewinn belief sich 1928 auf 38 717 RM,
1930 war die Bilanz noch ausgeglichen, 1931 schlug ein Verlust von 24 177 RM, 1932 von 22 283 RM
zu Buche. (Hedwig Bollhagen – Ein Leben für die Keramik, Bonn 2007, S. 166 und S. 168 ff.). –
Auch stellt sich die Frage: Wie kann ein Betrieb „florieren“, wenn es allen anderen schlecht geht?
Nicht die Auftragsbücher, die Lager werden voll gewesen sein.
► Der „wahre Wert“ der Haël-Werkstätten sei weit höher gewesen als der schließlich von Dr. Heinrich Schild gezahlte „Spottpreis" von 45 000 RM. ◄
Der Beauftragte Frau Heymann-Loebensteins forderte anfangs 60 000 RM, der spätere Bollhagen- Kompagnon Dr. Schild bot 35 000 RM. Nach langen Verhandlungen lagen die Parteien bei einer Forderung von 50 000 RM und einem Gebot von 45 000 RM noch 5000 RM auseinander. Mehr zu zahlen war Dr. Schild nicht willens oder fähig, bei der politisch bedingten prekären Situation der anderen Seite hielt er das wohl auch nicht für nötig. Am 26. April 1934 wurde der Kaufvertrag vor dem Notar von Margarete Heymann-Loebenstein und Dr. Heinrich Schild unterzeichnet. Auf einen Ausgleich in Höhe
von 55 000 DM für die Differenz von 5000 RM einigten sich die Jewish Claims Conference und Frau Bollhagens Rechtsanwalt Lothar de Maiziere bei der Reprivatisierung 1992. Frau Hudson-Wiedenmanns Argument für den „wahren Wert“ ist ein Kaufangebot in Höhe von 300 000 RM, das Frau Heymann-Loebenstein als „zu niedrig“ abgelehnt habe, es liegt nahe anzunehmen, daß es nach dem Unfalltod
der Brüder Loebenstein 1928 gemacht wurde, vor der Weltwirtschaftskrise. Für das 1931 in Konkurs gegangene, mit 300 Beschäftigten mehr als dreimal so große Veltener Werk der Steingutfabriken Velten-Vordamm mit einem riesigen Betriebsgelände wurden 150 000 RM gezahlt.
► >Neue Archivfunde: Forscher für Umdenken bei Hedwig Bollhagen-Museum< melden die Potsdamer Neuesten Nachrichten am 9. Februar 2008. Es habe einen „Großauftrag des SS-Reichsführers“ zur Fertigung von „Keramik für die Wehrmacht“ an die HB-Werkstätten gegeben, es seien „auf Anordnung des Reichsführers SS Eßnäpfe, Schüsseln und Schüsselsätze angefertigt“ worden. ◄
Was soll denn daran neu sein, was „die Geschichte der Werkstätten während des Zweiten Weltkriegs
in einem anderen Licht erscheinen“ lassen? Solche Bescheinigungen wurden „inflationär verwendet“, räumt ein Mitarbeiter am Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam immerhin ein. So war es. Betriebe, die nicht nachweisen konnten, >kriegswichtig< zu sein, mußten schließen, und wer halbwegs >kriegsverwendungsfähig< war, mußte an die Front. Die >Betriebsführer< waren ziemlich findig: die Porzellanmanufaktur Fürstenberg beispielsweise deklarierte Vasen zu >Einmachhäfen< um, ließen sie
sich doch mit Obst oder Marmelade füllen und mit Celluphanpapier verschließen. Mit der Zunahme der
Luftangriffe verbesserte sich die prekäre Situation der keramischen Betriebe: der Bedarf an Geschirr
für >Fliegergeschädigte< nahm ständig zu.
► Sicher im Gefühl einen Trumpf auszuspielen schreibt die Redakteurin der Berliner Zeitung dem Autor: Hedwig Bollhagen „hat aber auch Zwangsarbeiter beschäftigt, wie ich höre. Und deswegen möchte ich beharren auf meinem Einspruch – mutig war sie ganz bestimmt nicht.“ ◄
Ja, Sie haben recht, Frau Redakteurin, und wie ich lese (in den Potsdamer Neuesten Nachrichten
vom 9. Februar 2008) erhielten die HB-Werkstätten im Januar 1944 vom Reichsführer SS sogar eine >Sonderbescheinigung<, „mit der Bollhagen Unterstützung bei der Zuteilung von Arbeitskräften und Rohstoffen erwirken konnte.“ Nein, was für eine schlimme Person, diese Bollhagen, beschäftigte sie
doch – wie damals jeder Betrieb, jeder Landwirt – Zwangsarbeiter. Und war den rassisch minderwertigen >Ostarbeiterinnen< auch noch bei der verbotenen Fortpflanzung behilflich: sie ließ eine Hebamme kommen und sorgte „für die medizinische Betreuung einer schwangeren Polin, deren Sohn Roman 1943 in Marwitz das Licht der Welt erblickte“ (Hedwig Bollhagen – Ein Leben für die Keramik, Bonn 2007,
S. 173).
Nun kommt endlich, Frau Hudson-Wiedenmann sei Dank, alles ans Licht.
Die Wissenschaft wird tätig, wie gut daß wir sie haben, sie wird recherchieren und eruieren was war, analysieren und verifizieren was geschah, wird debattieren, resümieren und konstatieren wer wen wie wann und wozu instrumentalisierte und dann messerscharf schließen, daß nicht sein kann was nicht
sein darf.
Erst nachdem er dies geschrieben hat, erfährt der Autor, daß auch Hedwig Bollhagen Christian Morgenstern zu zitieren pflegte. Man sehe ihm nach, daß es ihn freut. Und – auch das sei gesagt – es darf kein Verdrängen und kein Vergessen geben – Frau Hudson-Wiedenmann zwingt uns wieder einmal darüber nachzudenken, wie es geschehen konnte, daß ein Volk, welches doch der Kultur nicht unfähig war, im Sumpf der Barbarei versank. Wir sind es den Opfern schuldig. Und den Generationen, die nach
uns kommen. Um einer menschenwürdigen Zukunft willen.