Probleme mit Giesston

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
bergelfe

Probleme mit Giesston

Beitrag von bergelfe »

Hallo!
bräuchte mal einen guten Rat! Bin ein Töpferneuling und völlig überraschend zu 3 Säcken Giesston von Duncan gekommen. Die Dame konnte mir leider keinen Rat mehr geben, hat sie auch schon lange nicht mehr benutzt. Hab das Pulver nun angerührt und bekomme die fertige Rohform nun nicht ,oder sehr schlecht aus den Formen? muss man da was beifügen? oder kann das Pulver schon zu alt sein? :? zum Teil bröselt der Ton in der Form. Hab mich bei einem Keramiker erkundet und der hat mir Natronwasserglas mitgegeben soll das mal probieren,hat keine Erfahrung mit Giesstonen, aber nun funktioniert gar nichts mehr. Der Ton löst sich nur noch in Schichten und fast gar nicht mehr aus der Form. :cry: wäre um einen guten rat sehr dankbar
liebe grüße aus tirol
atelierdgt
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Beitrag von atelierdgt »

Hi!
Ganz simple Tipp - Kaolin in ein Stofftaschentuch und die Form "pudern" vor dem Gießen- haben wir früher in meiner Lehrwerkstatt gemacht.

Lieben Gruß Connie
wolle
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Beitrag von wolle »

Hallo Bergelfe,
Ist der Verflüssiger bereits in der Gießtonmasse? Oder hast Du den so zugegeben? Ohne Verflüssiger wird das eher nix.

Gruß,
Wolfgang
bergelfe

Beitrag von bergelfe »

Hallo Wolle! ich habe nur ein wenig von dem natronwasserglas zugegeben. weiß eigentlich gar nicht genau was das ist. wurde mir erklärt, das sei, daß sich der ton nicht so schnell absetzt. aber mir kommt so vor, der ton setzt sich genauso schnell ab. nur die giessmasse bekomme ich nun gar nicht mehr aus der form und sie bekommt auch sofort risse beim trocknen, und sie blättert richtig zwischen den schichten, obwohl ich die masse zügig und ohne unterbrechung gegossen habe. :cry: grüsse aus tirol
Dornrose
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Beitrag von Dornrose »

Deine Beschreibungen erinnern mich an meine Gießmasseversuche vor 16 Jahren, Knochenporzellan, o Gott :shock: :shock: :shock: , sah genau so aus. Da deine Masse aber richtiger Gießton ist, kanns an dem nicht liegen. Ton wird auch nicht schlecht.

Wasserglas ist ein Natronsilikat, das als Verflüssiger wirkt. Einfach gesagt, erhöht so ein Verflüssiger die Gleitfähigkeit der Tonteilchen untereinander, was besser rutscht, gießt sich leichter und braucht ergo weniger Wasser.
Wie viel genau hast du davon zugesetzt? Man braucht nur sehr geringe Mengen, 0,2-0,4% des Trockengewichts, um eine Verflüssigung zu erreichen. Immer zuerst ins Anmachwasser mischen, dann das Massepulver dazu.

Dabei ist die Frage von Wolle auch wichtig, ob evtl schon Verflüssiger in der Massemischung drin ist, denn ein Zuviel an Verflüssiger kann den Effekt wieder umkehren.

Wie viel % Wasser gibst du zu? 33-40% (bezogen auf das Tontrockengewicht) sollten ausreichen. Wenn du mehr brauchst, um den Ton gießfähig zu bekommen, stimmt was nicht.

Ich selbst habe ehrlich gesagt nie mit Wasserglas als Verflüssiger gearbeitet, sondern immer "Formsil" oder "SP neu" genommen, das gibts im Töpferbedarf, wobei SP neu die Gipsformen stärker angreift.
Vorsicht übrigens mit Verflüssigern: sie sind allesamt stark reizend, Haut- und Augenkontakt vermeiden!
wolle
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Beitrag von wolle »

Noch ne Frage, wie dick ist die Tonschicht in der Form und wie lange wartest Du?
Normalerweise nimmt man sehr wenig Wasser wie Dornrose schon geschrieben hat, damit man wenig Schwindung hat, wenn die Gipsform das Wasser entzieht. Wenn man lange genug wartet, dannn löst sich der Ton von selbst aus der Form.

Mit Wasserglas als Verflüssiger habe ich schon bei der Terra Sigilliata-Herstellung keine guten Erfahrungen gemacht. Nimm einen der beiden von Dornrose genannten Produkte.
Der Ton selbst sollte nicht kaputt gehen können. Wenn der Verflüssiger allerdings schon dabei ist (amerikanische Gießtonpulver) weiß ich es nicht.

Beschreibe doch einfach mal, wie Du vorgehst, Schritt für Schritt.
Wie Du den Ton ansetzt, wie Du gießt und wie Du das Teil aus der Form holst.


Gruß,
Wolfgang
adelfos
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Re: Probleme mit Giesston

Beitrag von adelfos »

bergelfe hat geschrieben:Hallo!
bräuchte mal einen guten Rat! Bin ein Töpferneuling und völlig überraschend zu 3 Säcken Giesston von Duncan gekommen. Die Dame konnte mir leider keinen Rat mehr geben, hat sie auch schon lange nicht mehr benutzt. Hab das Pulver nun angerührt und bekomme die fertige Rohform nun nicht ,oder sehr schlecht aus den Formen? muss man da was beifügen? oder kann das Pulver schon zu alt sein? :? zum Teil bröselt der Ton in der Form. Hab mich bei einem Keramiker erkundet und der hat mir Natronwasserglas mitgegeben soll das mal probieren,hat keine Erfahrung mit Giesstonen, aber nun funktioniert gar nichts mehr. Der Ton löst sich nur noch in Schichten und fast gar nicht mehr aus der Form. :cry: wäre um einen guten rat sehr dankbar
liebe grüße aus tirol
Hallo aus Tinos nach Tirroll!
Bist Dir sicher dass dieses Duncan-Product wirklich Gießton ist?
Deine Beschreibung hat mich etwas daran zweifeln lassen. Tone verlieren im Verlauf der Zeit ihre Plastizität nämlich nicht. Deswegen ist das Zerbröseln recht eigenartig. Das machen unplastische Materialien.

Dass Wasserglas die Situation der Schlämme veränderte ist klar, wahrscheinlich wurde auch des Guten zuviel beigegeben :)

Bei einer Googleanfrage mit 'casting slip Duncan' habe ich keinen Gießton gefunden. Aber Gips für Gießformenherstellung, Pinsel, Farbkörper, Spinelle, Glasuren, auch Flüssigglasuren, streichfähige Glasuren uvam.

Was steht denn auf den Säcken drauf? Irgendeine Produktbeschreibung wird es dort ja wohl schon geben denn mit den Angaben bisher läßt sich außer gscheitem BlaBla nix sagen.
Bernhard, [url=https://clayart.gr]TINOS CERAMICS[/url]
anouk
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Beitrag von anouk »

Guten morgen,

das wasser welches benutzt wird ist sehr wichtig, (bevorzuge eventuel regenwasser). Wasser soll auf keinem fall mehr als 25 grad warm sein.

anouk
adelfos
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Beitrag von adelfos »

anouk hat geschrieben:Guten morgen,

das wasser welches benutzt wird ist sehr wichtig, (bevorzuge eventuel regenwasser). Wasser soll auf keinem fall mehr als 25 grad warm sein.

anouk
Man lernt nicht aus!
Denke dass die Tiroler recht gutes Wasser haben und kaum Wasserhaerten ueber 25 kennen. Auch das mit der Temperatur erklaer mir mal bitte.
Bernhard, [url=https://clayart.gr]TINOS CERAMICS[/url]
bergelfe

Beitrag von bergelfe »

Hallo ihr lieben! zuerst mal vielen dank für die ratschläge! :P versuche nun die fragen zu beantworten: auf den säcken steht: DUNCAN Dry Artware Casting Clay, contains Industrial Talc and free Silica Cas.,
Slip Stop has been applied to this bag. keine mischungsverhältnisse. mir wurde gesagt, bitte nicht lachen :oops: soll die masse wie pfannkuchenteig anmachen nur etwas dünner. habe das pulver zuerst und dann das wasser zugegeben und dann mit bohrmaschine und quirl gemischt. masse ist eher dünnflüssig und läuft schön in die form. lasse die masse nicht unter die einfüllöffnung sinken und warte bis sich ein rand von ca 3mm gebildet hat, je nach form. giesse den rest ab und lasse sie dann so ca 3/4 stunde bis stunde stehen und nehme dann den rohling aus der form und lasse ihn dann trocknen. habe wahrscheinlich zuviel von dem wasserglas genommen. hatte ca 8l masse habe eine verschlusskappe hinzugefügt und als sich nichts getan hat habe ich noch so einen schuss freihand :wink: dazugegeben. denke nun kann ich den rest entsorgen. zum wasser:haben hier sehr weiches wasser, und die temperatur war kalt. ich denke ich gehe wieder zu dem alten guten ton über, wenn da nicht noch 3 säcke von dem zeug wäre :wink: liebe grüsse aus tirol
lea
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giesston....

Beitrag von lea »

Hallo du......
Mir ist noch nie ein Giesston von Duncan untergekommen....wir giesen seid 30 Jahren,ich glaube eher die Dame hat dir Glasur verkauft! war dieses in braunen großen Säcken?
lg lea
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Pit
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Beitrag von Pit »

setzt sich dein Ton ab, bzw steht manchmal braunes Wasser oben? Ich kenne diese Probleme beim Ton 21W von Carl Jäger. Wenn man den mit Formsil ansetzt - kann man fast die komplette Mischung wegschmeißen. Ton und Verflüssiger vertragen sich nicht. Das lag irgendwie an humiden Säuren... Wenn man aber den 21W mit etwas mehr Wasser ansetzt und Wasserglas nimmt, funktioniert es. Wenn sich der Ton überhaupt nicht gießen lässt - mach etwas anderes daraus.Immer mal ne Hand voll in den Resterton. Engoben daraus anmischen. Zu Glasuren zugeben. Wer wird schon 3 Säcke Ton wegschmeißen? Aber zuerst brenn einfach mal ein wenig zur Probe und schau was bei rauskommt.
bergelfe

Beitrag von bergelfe »

hallo lea! das zeugs ist in grossen braunen säcken, habe aber schon mit dem pulver gegossen und gebrannt. der rohling bekommt die farbe wie bisquit porzellan so zart rosa. nur die giessmasse lässt sich sehr schlecht aus der form lösen gruss aus tirol
Dornrose
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Registriert: Donnerstag 24. April 2008, 21:36

Beitrag von Dornrose »

Hab ich das richtig verstanden, dass du deine Zutaten nicht abwiegst? :shock: Möglicherweise ist einfach zuviel Wasser in deinem Versatz.
Fang bei der Wassermenge bei 35% auf 100% Tonpulver an, verdünnen kann man die Masse nachher immer noch. Sie muss nicht sehr dünnflüssig sein.

In den Säcken ist laut Aufschrift jedenfalls Ton, mit Zusätzen von Talkum und Quarz, was den Ton magert. Mit dem Begriff "Slip Stop" kann ich irgendwie nix anfangen, da "Slip" in diesem Zusammenhang die Gießfähigkeit bezeichnet, aber "Stop"? :? Also ob da Verflüssiger drin ist oder noch nicht, kann ich nicht beurteilen. Wenn aber die Masse bei 35% Wasserzugabe noch ein ganz dicker Baatz ist, ist wohl keiner drin. Dann löse 0,3% Verflüssiger (immer bezogen aufs Trockengewicht des Tones) in weiteren 5% Wasser auf und gib das während des Quirlens dazu. Verwendest du Pulververflüssiger: die lösen sich in warmem Wasser besser, dann erst abkühlen lassen vor Zugabe zur Masse.

Immer sieben vorm Gießen.

Zudem erscheint mir eine Trockenzeit von maximal einer Stunde sehr knapp. Falls die Form nicht soo zipfelig gestaltet ist, dass der Rohling sich bereits bei der geringsten Schwindung irgendwo einhängt und reißt, lass ihn ruhig mal einen halben oder ganzen Tag in der Form anziehen, dann löst er sich oft von ganz allein ab.
Ich habe vor langer Zeit mal sehr tiefe große dünnwandige Schalen in einer einteiligen offenen Form (keiner Kernform) gegossen und hatte auch das Problem, dass die Rohlinge durch die große Fläche in der Form schneller schwanden und rissen, bevor sie sich ablösten. Dann habe ich die frisch ausgegossene Form gestürzt auf ein Brett gestellt, und siehe da, am nächsten Tag stand der Rohling sauber abgelöst und ohne Risse unter der Form auf dem Brett. :D

Wenn der Rohling noch in einer Formhälfte festhängt, kann man die auch so herum vor den Bauch nehmen, dass der Rohling untendran hängt und von allen Seiten mit einem Gummihammer an die Form hauen, dann löst er sich und plumpst raus.

Nochn Tipp: die Reste kann man dem flüssigen Gießton wieder zugeben, dann muss man aber auch wieder Wasser zugeben. Dass die Masse dabei das richtige Mischungsverhältnis behält, dafür sorgt ein Dilatometer, ein kleines Gerät, das die Dichte von Flüssigkeiten misst. Gibts beim Töpferbedarf.
adelfos
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Beitrag von adelfos »

Noch ein Hallo ins Tirrollerische.

Dornrose hat das wichtigste ja schon gesagt. Noch a bissal Estragon dazu:

Scheinbar hat diese Duncanmasse einen Verflüssiger "on board". Würde keinen dazugeben und wenn dann mit der gebotenen Vorsicht und erstmals mit Proben.
Klassische Verflüssiger sind Natronwasserglas, Soda, Tannine, verschiedene Alkalisilikate wie das im Fachhandel erhältliche unter dem Namen "Formsil".
Jeder Ton / jede Masse spricht auf den einen oder anderen Verflüssiger unterschiedlich an. Meistens werden Kombinationen von Verflüssigungsmitteln verwendet, die optimale Zugabe muss empirisch ermittelt werden. Die 3 Promille vom Trockengewicht sind gewiss eine Obergrenze, denn side-effects wie Formenzerstörung, auskristallisieren von "Sodawatte" an der Formenoberfläche, Probleme beim Retuschieren, Scherbenveränderungen in Farbe und Brennverhalten sind dann zu erwarten.

Weiters hast Du einen prinzipiellen Fehler bei der Aufbereitung gemacht : immer zuerst das Wasser, dann der Ton!! Sonst dauert die Aufbereitung, das Aufschlämmen, zu lange und manche Tonstücke lassen sich oft gar nicht aufschlämmen. Heißes Wasser begünstigt das Aufschlämmen. Die Elektrolyte kommen ins Wasser und alles wird gewogen!
In der Industrie wird auch die Feuchtigkeit der Rohstoffe berücksichtigt die insbesondere bei Tonen in Abhängigkeit von der Lagerungsart, der Witterung und der Jahreszeit beträchtlich schwanken kann.

Zur Konsistenz der Gießmasse : keramische Gießmassen sind eher zäh- und nicht dünnflüssig. Praktiker verwenden neben den Messungen mit einem Auslaufrohr (Viskosimeter) und der Messung des Litergewichtes den Zeigefinger der in den Schlicker eingetaucht wird und erkennen am Ablaufen der Gießmasse vom Finger ob die Masse gut eingestellt wurde. Es darf der ablaufende Schlickerfaden nicht abreißen oder nur abtropfen.
Alles andere sieht man dann an der Innenseite des gegossenen Werkstückes - es sollen keine Schlieren oder Tropfen an der Innenseite entstehen.
Viele Gießmassen sind thixotrop, sie sind, solange in Bewegung gut fließfähig und im Stillstand dicken sie ein. In dem Fall kann man den Schlicker aus der Form vor dem Abgießen noch vorsichtig umrühren damit die Werkstückinnenseite schlieren- und tropfenfrei wird.
Bild
Ach ja, mit dem Dilatometer hat Dornrose ein klein wenig danebengegriffen. So ein thermomechanisches Laborzeug wird für die meisten Keramiker wohl unerschwinglich sein :D
Bernhard, [url=https://clayart.gr]TINOS CERAMICS[/url]
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