Tonformen vor der Brennen gut austrocknen lassen ...

Diese Rubrik ist für alle die noch ganz neu zum Thema Ton gekommen sind und Hilfe bei den absoluten Basisthemen benötigen.
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Eusebia
Beiträge: 12
Registriert: Freitag 18. März 2022, 07:59

Tonformen vor der Brennen gut austrocknen lassen ...

Beitrag von Eusebia »

... geht das auch im Ofen ?
Einige Zeit (Stunden) bei 30, 40 oder 50 Grad ?

Ich habe nur kleine Formen, ca. 100 bis 250g Ton, dünne Wände (bis 1cm), nichts Massives.
Man soll den geformten Ton ja gut austrocknen lassen, in einem kühlen Raum, 10 bis 14 Tage ?

Kann ich diese Zeit abkürzen, zB wenn ich nach drei, vier oder fünf Tagen
(wenn der Ton deutlich heller geworden ist) die Formen im Ofen trockne?
Oder zerbröselt meine Form dann oder zerschmilzt oder explodiert oder ... was weiss ich ?

Hintergrund:
Ich habe von Ton und Töpfern keine Ahnung, mein Material ist Glas.
Und dafür brauch ich Negativformen (zB aus Ton), um darin das Glas zur gewünschten Positivform zu verschmelzen (Fusing, Pate de verre).
Und da ich ein ungeduldiger Mensch bin (gaaanz schlecht für die Arbeit mit Glas), möchte ich mir wenigstens die "Vor-Arbeitszeit" verkürzen,
d.h., wenn ich Formen aus Ton modelliere, dann sollen sie, bitteschön, recht schnell 'einsatzbereit' sein :)
dann will ich nicht noch 14 Tage warten müssen, bis die Tonformen ausgetrocknet sind.

Es dauert dann ja eh alles noch seine Zeit ... die Tonformen brennen ... das Glas einschmelzen ...

Also, was sagen die Profis hier zu meiner Idee, die Tonformen im Ofen zu trocknen ?
Geht oder geht nicht ?
Danke für Eure Tipps hier!
sames
Beiträge: 89
Registriert: Donnerstag 1. Dezember 2011, 11:05

Re: Tonformen vor der Brennen gut austrocknen lassen ...

Beitrag von sames »

hallo, auch beim keramik machen ist ungeduldig sein, gaaanz schlecht :wink: aber ich denke wenn die tonformen so klein und dünn gearbeitet sind leg sie 2 tage einfach auf einen heizkörper, da sparst energie ( in diesen zeiten gar nicht schlecht)und dann kannst sie schrühen. viel erfolg
mimei
Beiträge: 56
Registriert: Samstag 6. Juli 2013, 22:49
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Re: Tonformen vor der Brennen gut austrocknen lassen ...

Beitrag von mimei »

guten abend
soforn die formen von der groesse her passen , kann man sie ratzfatz in der mikrowelle trocknen - dauert ca. 10 minuten
noch ein nettes wochenende
friedemann
Eusebia
Beiträge: 12
Registriert: Freitag 18. März 2022, 07:59

Re: Tonformen vor der Brennen gut austrocknen lassen ...

Beitrag von Eusebia »

Vielen Dank für die Tipps, die werde ich beide mal ausprobieren.
hille
Beiträge: 1222
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Tonformen vor der Brennen gut austrocknen lassen ...

Beitrag von hille »

Und vergiss das, dass die Formen in einem kühlen Raum trocknen sollen, ich weiß ja nicht, wer dir das erzählt hat. Warm und trocken und luftig, da geht das schnell (also z.B. neben der Heizung), ab dem Frühjahr auch gerne draußen bei Sonne und Wind. Eben nur nicht, wenn sie ganz frisch sind, aber wenn sie anfangen, hell zu werden, dann kann eigentlich nichts mehr passieren.
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1135
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Tonformen vor der Brennen gut austrocknen lassen ...

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Mit Sonne und Wind wäre ich vorsichtig, falls es um Sachen geht, die sich nicht verziehen dürfen.
Eusebia
Beiträge: 12
Registriert: Freitag 18. März 2022, 07:59

Re: Tonformen vor der Brennen gut austrocknen lassen ...

Beitrag von Eusebia »

Ja, die Tonformen sollen sich nicht verziehen (deswegen ist mir "Sonne+Wind" auch nicht geheuer).

Der Tipp mit der Mikrowelle war so 50/50 ...
dh eine Form hat die 10 Min in der MW überstanden (und ist jetzt wohl ziemlich trocken),
eine zweite Form ist nach ca. 3 Min explodiert ... da war vermutlich noch zuviel Feuchtigkeit im Ton
(ziemlich doof, weil es schon recht viel Arbeit war, sie zu gestalten).

Gibt es eigentlich ein "Feuchtigkeitsmessgerät" (oder so etwas) ?
Die nächste Frage wäre dann, wieviel Rest-Feuchtigkeit darf zum Schrühbrand noch im Ton sein ?
Vermutlich ziemlich wenig ?

So was lernt man/frau vermutlich in der Ausbildung/im Studium ?
hille
Beiträge: 1222
Registriert: Donnerstag 24. August 2006, 10:29

Re: Tonformen vor der Brennen gut austrocknen lassen ...

Beitrag von hille »

Wenn der Ton anfängt, weiß zu werden, dann verzieht er sich nicht mehr. Vorher ist die Hauptgefahr, dass der Ton außen zu schnell trocknet, innen aber noch sehr feucht ist, diese Feuchtigkeit nicht mehr raus kann und sich dadurch Risse bilden. Aber wie gesagt, wenn er weiß wird, sehe ich da keinerlei Risiko mehr.
In der Mikrowelle passiert ja folgendes, die Wassermoleküle fangen an zu Schwingen, reiben aneinander und erzeugen damit Wärme. Der Ton erhitzt sich also superschnell und da sehe ich nicht viel Unterschied zu anderen Verfahren, wo noch feuchter Ton schnell erhitzt wird, er macht das, was dir passiert ist, er explodiert.

Wenn der Ton so weit getrocknet ist, wie er unter normalen Raumbedingungen trocknet, dann ist es ausreichend. Wenn man das beruflich macht, dann hat man es einfach im Gefühl. Ich kenne niemanden, der ein Feuchtemessgerät benutzen würde. Es gibt auch keine für Töpfer, es gibt nur die, womit man Feuchtigkeit z.B. in Hauswänden misst. Wenn man noch nicht genug Erfahrung hat, dann muss man eben auf Nummer sicher gehen und ab dem Moment, wo man selber sagen würde, das ist jetzt aber trocken, noch ein paar Tage draufpacken.

Es gibt übrigens auch noch die Möglichkeit, eine Wasserdampfkontrolle zu machen, nachdem man ein Trocknungsprogramm im Ofen gemacht hat (mit Glasplatte oder Spiegel kontrollieren, ob noch Wasserdampft in der warmen Luft ist). Aber wenn es nicht unbedingt aus terminlichen Gründen nötig ist, dann ist das alles unnötiger Energieverbrauch und risikobehaftet. Ich habe immer die Erfahrung gemacht, wenn ich was erzwingen wollte, dann hat sich das gerächt und ich hatte im Endeffekt nichts gewonnen.
Ursula28
Beiträge: 517
Registriert: Montag 10. März 2014, 17:03

Re: Tonformen vor der Brennen gut austrocknen lassen ...

Beitrag von Ursula28 »

Hallo, Ton ist ein Schichtmineral. Wenn trockene Glasplatten übereinander geschichtet werden haben diese keinen Zusammenhalt. Sind die Glasplatten feucht wirken Adhäsionskräfte und halten die Platten Schichtweise zusammen. Das gleiche wirkt beim Ton. Das vorhandene Kapilarnetz hält die Tonmineralteilchen zusammen. Wenn nun ein Gefäß Lederhart ist, ist das Kapilarnetz noch vorhanden. Wenn nun beim Trocknen das Kapilarnetz durch zu schnelles trocknen abreißt kann es zu Rissen kommen. Dagegen kann man sogar frisch gedrehte Gefäße sofort in einen Ofen 100° und mehr geben. Solange das Kapilarnetz noch vorhanden ist kann das Wasser beim Trocknen nach außen gelangen. Ist das Kapilarnetz abgerissen bleibt Feuchtigkeit im Ton und es kommt zu Rissen. Gruß Ursula
Maria Ortiz Gil
Beiträge: 1135
Registriert: Dienstag 1. März 2016, 13:14

Re: Tonformen vor der Brennen gut austrocknen lassen ...

Beitrag von Maria Ortiz Gil »

Eine nicht wissenschaftliche Möglichkeit zu prüfen ob sich der Ton noch feucht anfühlt ist, dass man sich das Stück an die Wange hält.

Vielleicht ist es sinnvoll noch mal an den Anfang des Threads zu gehen: Thema Geduld.
Meiner Erfahrung nach zahlt sich eine Zwangstrocknung oft nicht aus, siehe explodiertes Teil in der Mikrowelle und alle Arbeit war umsonst. Es gibt nunmal Abläufe, die ihre Zeit brauchen, das ist wie beim Essen kochen.
Mit ein Wenig Planung gewinnt man Sicherheit und minimiert man den Stress, um so schöner (und erfolgreicher) wird das Arbeiten.
Eusebia
Beiträge: 12
Registriert: Freitag 18. März 2022, 07:59

Re: Tonformen vor der Brennen gut austrocknen lassen ...

Beitrag von Eusebia »

Maria Ortiz Gil hat geschrieben: Montag 21. März 2022, 07:28 ...
Vielleicht ist es sinnvoll noch mal an den Anfang des Threads zu gehen: Thema Geduld.
...
Es gibt nunmal Abläufe, die ihre Zeit brauchen, das ist wie beim Essen kochen.
...
Tja, dann ist das wohl der beste Weg ...

Ich hatte gehofft, von Euch Profis hier Tipps zu bekommen, wie man die Trocknungszeit der Tonform abkürzen könnte,
doch es bestätigt sich wohl auch hier wieder das Lied der Puhdys: "Jegliches hat seine Zeit ..."
(kommt wohl ursprünglich aus der Bibel ?)

Aber trotzdem: Vielen Dank für Eure Tipps, Erklärungen, Aufklärungen !

Nachsatz: Das mit dem Kochen ist ein passender Hinweis, denn ich koche auch sehr gern und habe da inzwischen gelernt, dass manches einfach seine Zeit braucht.
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