Alte Glasuren 2

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elisabetk
Beiträge: 3
Registriert: Donnerstag 19. November 2015, 18:01

Alte Glasuren 2

Beitrag von elisabetk »

Hallo,
ich habe ein ähnliches Problem wir Fritz. Meine Glasuren sind mittlerweile ca. 20 Jahre alt. In der Zeit habe ich sie nur 3-4 mal benutzt, dann aufgerührt und gesiebt. Ich kann mich erinnern, dass ich auch so festes Grisselzeug im Sieb hatte, das ich weggeschmissen habe. Ich brenne bei 1160°C auf weißem und manchmal rotem Steinzeugton. Jetzt habe ich zunehmend Probleme mit den Glasuren. Schon beim Glasieren blättern sie leicht ab, vor allem wenn sie dick liegen oder zwei Schichten übereinander liegen. Das kommt bei zweimaligem Tauchen vor, aber auch wenn ich zwei Glasuren kombiniere.
Auch nach dem Brand gibt es an vielen Stellen Ablösungen, meist an Unterseiten, bis hin zu einem ausgeprägten nicht gewollten Schlangenhauteffekt bei einer weißen Glasur.
Ansonsten sind die Glasuren recht gut eingestellt, setzten sich nicht zu sehr ab und lassen sich gut aufrühren.

Gibt es eine einfache Abhilfe? :roll:

Würde mich sehr über Tipps und HInweise freuen.
Elisabeth
nicht mehr angemeldet

Re: Alte Glasuren 2

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Hallo Elisabeth,

wenn die Ablösungen nach dem Brand in etwa so aussehen:

Bild

hast du vermutlich einen Teil der ursprünglich in der Glasur enthaltenen, löslichen und mit der Zeit auskristallisierten Alkalien entsorgt.
Da du wohl kaum wissen wirst, wieviel du davon durch den Ausguss gespült hast, ist eine einfache Abhilfe schwierig.
Helfen würde jedenfalls ein paar % einer Alkalifritte zuzusetzen (KEINE Borfritte, Nabofritte, das ist wichtig - kein B2O3), auch gegen den ungewollten Schlangenhauteffekt dürfte das helfen.
Wieviel aber genau, das lässt sich eigentlich nur durch Tests ermitteln, indem du zur TROCKENEN Glasur 2% ... <% zugibst und das senkrecht stehend brennst. Du kannst nicht einfach auf gut Glück was davon reinrühren - wenn du nämlich zuviel erwischst, läuft die Glasur dir ab während des Brandes und backt an der Platte fest.
Der Aufwand lohnt sich nur bei größeren Mengen.
Ein Zusatz von Glasurkleber wie CMC ist sicher auch sinnvoll.
Gruß, Ulrike
fritz-rs

Re: Alte Glasuren 2

Beitrag von fritz-rs »

Meine Erfahrungen mit den alten Glasuren sind teils positiv, zum Teil aber auch ähnlich den beschriebenen.
Glasuren, bei denen viel im Sieb hängen blieb, habe ich entsorgt, weil sie sich, wie Ulrike erklärte, verhalten haben.

Inzwischen mixe ich nur noch neue Glasuren zusammen und habe auch damit neue Eindrücke bekommen, da ich z.Zt. nur noch mit Gas brenne.
Es ist schon interessant, die Unterschiede zwischen oxidierendem und reduzierendem Brennen nach nur 2-3 Stunden Brand einschl. Abkühlen aus dem kleinen Probeofen holen und beurteilen zu können.

Die Versuche, die Temperaturen ( im großen Gasofen) im Bereich der einzelnen Lagen mit PTCR-Ringen zu kontrollieren, hat sich nicht als brauchbar erwiesen. Die Abweichungen in den einzelnen Lagen hängen zwar vom Besatz ab, waren aber nur rel. gering. Gegenüber 2 Thermoelementen zeigten sich Abweichungen von ca -50°C und 82° im Probeofen. Ich vermute, daß mein schnelles Aufheizen ab 700°auf 1290° zu diesen Differenzen beiträgt. Weiß jemand, ob Oxidation und Reduktion auch einen Beitrag zu diesen Fehlanzeigen liefern?

Gruß Fritz
Tonzirkel
Beiträge: 42
Registriert: Sonntag 15. April 2012, 21:05
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Re: Alte Glasuren 2

Beitrag von Tonzirkel »

Hallo Elisabeth!
elisabetk hat geschrieben:Gibt es eine einfache Abhilfe? :roll:
Benutze zum Ansetzen der Glasuren möglichst demineralisiertes Wasser, oder Leitungswasser was gefiltert wurde ( Brittafilter oder anderer Anbieter).

Dieses festes Grisselzeug kann man in einem Babyflaschenwärmer wieder lösen und der Glasur danach wieder zugeben.

Viele Grüße M.
VG M.
fritz-rs

Re: Alte Glasuren 2

Beitrag von fritz-rs »

Ich habe heute, zu den gestern oxidierend gebrannten Glasuren, die reduzierende Variante geschaffen
Die Unterschiede sind schon beachtlich.

Auf den Fotos sind links die reduzierend , auf der rechten die oxidierend gebrannten Glasuren zu sehen.

Den kleinen Nur-Faser-Probeofen werde ich noch einmal mit einer dritten Fasermatte aufbauen.
Da nicht mehr als diese 3 Teile Platz hatten, wird er leicht größer.

Beide Brände wurden mit 1290°C im Schnelldurchgang gefahren.

Gruß Fritz

Ich stelle gerade fest, daß mein Beitrag am Thema "Alte Glasuren" vorbeiläuft.
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nicht mehr angemeldet

Re: Alte Glasuren 2

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Naja ...
hier der Übersicht halber Fritz` früherer Thread:

alte Glasuren

Allen eine frohe Adventszeit mit schwunghaftem Verkauf/Kauf auf demineralisierten Weihnachtsmärkten!

:lol:
elisabetk
Beiträge: 3
Registriert: Donnerstag 19. November 2015, 18:01

Re: Alte Glasuren 2

Beitrag von elisabetk »

Glasurfehler.jpg
Hallo Ulrike,
vielen Dank für Deine ausführliche Antwort. Es sind allerdings keine abgeplatzten Stellen mir scharfkantigen Rändern wie auf Deinem Foto. Die Ränder der Löcher sind weich und angeschmolzen (siehe beiliegendes Foto), d.h. der Fehler tritt entweder schon beim Glasieren auf, was ich auch in vielen Fällen beobachten kann oder in einer frühen Brennphase. Ich versuche das mal mit der Alkalifritte. Allerdings kann ich jetzt nicht den ganzen 10 l Eimer Glasur erst trocknen und wiegen. Muss mal überlegen, wie da am besten vorgehe. Vielleicht 1-2 l Glasur abnehmen und damit dann erst mal experimentieren........
Herzliche Grüße
Elisabeth

Ulrike hat geschrieben:Hallo Elisabeth,

wenn die Ablösungen nach dem Brand in etwa so aussehen:

Bild

hast du vermutlich einen Teil der ursprünglich in der Glasur enthaltenen, löslichen und mit der Zeit auskristallisierten Alkalien entsorgt.
Da du wohl kaum wissen wirst, wieviel du davon durch den Ausguss gespült hast, ist eine einfache Abhilfe schwierig.
Helfen würde jedenfalls ein paar % einer Alkalifritte zuzusetzen (KEINE Borfritte, Nabofritte, das ist wichtig - kein B2O3), auch gegen den ungewollten Schlangenhauteffekt dürfte das helfen.
Wieviel aber genau, das lässt sich eigentlich nur durch Tests ermitteln, indem du zur TROCKENEN Glasur 2% ... <% zugibst und das senkrecht stehend brennst. Du kannst nicht einfach auf gut Glück was davon reinrühren - wenn du nämlich zuviel erwischst, läuft die Glasur dir ab während des Brandes und backt an der Platte fest.
Der Aufwand lohnt sich nur bei größeren Mengen.
Ein Zusatz von Glasurkleber wie CMC ist sicher auch sinnvoll.
Gruß, Ulrike
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nicht mehr angemeldet

Re: Alte Glasuren 2

Beitrag von nicht mehr angemeldet »

Guten Abend Elisabeth,

da das anders aussieht und die Sache mit der Alkalifritte aufwendig ist, würde ich zuerst mal Glasurleim zugeben - vielleicht hilft das schon. Hier eine Anleitung:

CMC

Das kannst du problemlos mit einer kleinen Menge und Pi mal Daumen machen.
Wenn das nicht hilft, kannst du es mit Bittersalz versuchen, das bekommst du im Drogeriemarkt und ist nicht teuer.
So wie im früheren Thread beschrieben:
Ulrike hat geschrieben: ... dann ist anzunehmen, dass ein Teil der in Glasur enhaltenen Alkalien in Lösung gegangen ist und somit ähnlich wirkt wie ein Verflüssigungsmittel. Dem kannst du abhelfen, wenn du etwas zugibst, das den PH Wert korrigiert. Ich habe gute Erfahrungen mit Bittersalz (Magnesiumsulfat MgSO4)
Am besten funktioniert das, wenn du dir zunächst eine gesättigte Lösung davon herstellst:
In warmes Wasser soviel hineingeben (Stabmixer), bis alles gelöst ist und das Wasser wieder klar wird. Dann einen weiteren Löffel dazugeben, warten bis die Lösung wieder klar wird, und so weiter - bis du merkst, dass auch bei längerem Warten kaum noch was in Lösung geht. Von diesem gelösten Konzentrat reichen je nach Glasurmenge ein bis ein paar Löffel - wirkt sofort, du siehst es - um die Glasur wieder dick und sämig werden zu lassen.
Nur zur Sicherheit - abgeschwämmelt hattest du die Stücke vorm Glasieren? Falls nämlich nicht, könnte auch das der Grund sein.

Ich drücke die Daumen, dass es klappt!
Ulrike
elisabetk
Beiträge: 3
Registriert: Donnerstag 19. November 2015, 18:01

Re: Alte Glasuren 2

Beitrag von elisabetk »

Hallo,
war länger nicht im Forum, habe aber inzwischen ein paar Tests gemacht: Durch die Zugabe von Bittersalz ändert sich das Glasuverhalten kaum, hat auch beim Brennen keinen Effekt.

Die Zugabe von Alkalifritte wirkt auf jeden Fall, die Glasur schmilzt wieder besser aus. Da ist die Menge sehr entscheidend. Wenn ich zuviel zugebe, wird die eigentlich seidenmatte Glasur transparent. Es sieht also tatsächlich so aus, als ob sich im Laufe der Jahre die Alkalien trotz Zugabe in gefritteter Form aus der Glasur gelöst haben. Diese wurde dann wohl aus Versehen von mir entfernt: a) mit Flüssigkeitsüberschuss (dann eben nicht nur Wasser, wie ich dachte), den ich ab und zu abgezogen hatte, b) in Form von harten kristalisierten Rückständen, die bei Sieben übrigblieben.

d.h. ich bin jetzt dabei, auszutesten, wieviele dieser Alkalien ich wieder ersetzen muss. Ich ganz schön aufwändig, aber bei einer Glasur schon mehr oder weniger geglückt :D . Allerdings blättert die Glasur in ungebrannten Zustand immer noch etwas ab - und natürlich entstaube ich die Stücke vor dem Glasieren, wenn sie nicht direkt aus dem Schrühbrand kommen :roll:

Und in Zukunft werde ich versuchen, keine Flüssigkeit wegzuschütten und kristalisierte Rückstände vermahlen wieder zuzugeben, so dass der Alkaliengehalt der Glasuren gleich bleibt.

Vielen Dank an Alle für die Tipps. Das hat mich doch zu einigen Versuchen inspiriert und mir geholfen :daumen:

Liebe Grüße
Elisabeth
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